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BeitragVerfasst: Samstag 24. April 2010, 04:00 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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@ Udo
Erst ab Chapter 7 gibt es den Unterschied!! Bisher sind wir noch ganz bei Jane Austen. ;D

Camilla kenne ich leider auch nicht. :nein:
Northanger Abbey habe ich auch noch nicht genau genug studiert :wink: , um da Vergleiche ziehen zu können. Oder zu wollen. :fies_sei:

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Verfasst: Samstag 24. April 2010, 04:00 


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BeitragVerfasst: Samstag 24. April 2010, 08:41 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Ich finde immer noch, dass man als unbedarfter Leser Schwierigkeiten haben könnte, sich darüber im Klaren zu werden, um wen es hier eigentlich in erster Linie geht. Das kann vielleicht eine Stärke des Buches sein, könnte aber auch eine Schwäche werden. Man könnte z.B. auf die Idee kommen zu sagen, dass das Buch nach 6 Kapiteln immer noch irgendwie unentschieden vor sich hin plätschert.


Ich finde, dieser eher geruhsame Start, die Einführung der vielen Personen usw. deutet eher darauf hin, dass der Roman etwas Größeres werden sollte, Grawe vermutet glaube ich(?) die Länge von "Mansfield Park". Und dann darf man natürlich nicht vergessen, dass das erhaltene Manuskript nur ein erster Entwurf ist, und Jane Austen ihre Romane sicher nicht aus einem Guss und fix und fertig zu Papier gebracht hat. Da wurde sicher so einiges gestrichen und gekürzt im späteren Verlauf.

Hier gibts eine (englische) Zusammenfassung der Handlung von "Camilla". Ich sehe keinen direkten Zusammenhang, aber dazu wissen wir von "Sanditon" ja auch zu wenig. Jane Austen erwähnt das Buch allerdings in einigen ihrer Briefe und stand als 19jährige auf der Subskriptionsliste des Buches (das heißt, sie bezahlte im Voraus für das Buch, half also quasi direkt mit, dass das Buch überhaupt von Fanny Burney veröffentlicht werden konnte). Das, und dass sie das Buch fast 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung in einem geplanten Roman nochmal erwähnt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie es sehr gern mochte und es etwas Besonderes für sie war, denke ich.


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BeitragVerfasst: Samstag 24. April 2010, 08:47 
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Austenexperte

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Zitat:
Hier gibt es eine ziemlich eindeutige Bezugnahme auf Northanger Abbey (auch wenn das Buch erst posthum erschienen ist), glaube ich.

Wenn ich mich recht erinnere hat JA NA/Susan doch ins Regal gestellt und wollte es gar nicht mehr veröffentlichen. Vielleicht schon zum Zeitpunkt als sie Sanditon geschrieben hat. Dann wäre es doch logisch, wenn sie Motive aus NA "klaut", sie wird da ja sicherlich einige Stellen für Gut befunden haben, die sich zu veröffentlichen lohnten. :)


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BeitragVerfasst: Samstag 24. April 2010, 09:57 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
Ich finde, dieser eher geruhsame Start, die Einführung der vielen Personen usw. deutet eher darauf hin, dass der Roman etwas Größeres werden sollte, Grawe vermutet glaube ich(?) die Länge von "Mansfield Park".

Mindestens MP, würde ich sagen... Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halte - und werde es wohl nie sein, da es ja ein Fragment ist. Vielleicht ist das alles auch richtig spannend? So viele Leute, so verschiedene Charaktere, die z.T. möglicherweise auch ganz anders sind, als man zunächst denkt...

Zitat:
Und dann darf man natürlich nicht vergessen, dass das erhaltene Manuskript nur ein erster Entwurf ist, und Jane Austen ihre Romane sicher nicht aus einem Guss und fix und fertig zu Papier gebracht hat. Da wurde sicher so einiges gestrichen und gekürzt im späteren Verlauf.

Dafür ist der Text aber bemerkenswert gut. Man hat gar nicht das Gefühl, dass viel verändert werden müsste.

Zitat:
Das, und dass sie das Buch fast 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung in einem geplanten Roman nochmal erwähnt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie es sehr gern mochte und es etwas Besonderes für sie war, denke ich.

Irgendwo hab ich auch gelesen, dass sie Burney mochte. Ich dachte daran, ob Camilla vielleicht eine Figur ist, deren Verhalten irgendwie typisch ist - so dass man, wenn Charlotte Camilla liegen lässt, darauf schließen könnte, dass sie eben anders ist?

Meli hat geschrieben:
Dann wäre es doch logisch, wenn sie Motive aus NA "klaut", sie wird da ja sicherlich einige Stellen für Gut befunden haben, die sich zu veröffentlichen lohnten.

Ich glaube, sie hat NA schon bis zuletzt gut gefunden - das Buch schien ihr aber offenbar nicht mehr zeitgemäß, als sie es endlich vom Verleger zurück bekam. Denn da war die Hochphase der Gothic Novels wohl schon vorbei. So deuten das jedenfalls manche Biographen. Ich meine nur, dass ihr die Parallele an dieser Stelle bewusst gewesen sein dürfte, weil Catherine Morland ja fast die Prototypin der jungen Frau ist, die sich vom zu vielen Romanelesen auf Abwege bringen lässt.


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BeitragVerfasst: Sonntag 25. April 2010, 15:24 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Kapitel 7

Sir Edward Denham und seine Schwester, Gäste von Lady Denham, treten auf. Charlotte muss ihre anfänglich positiven Eindrücke nach einem aufschlussreichen Spaziergang revidieren: Lady Denham ist kleinkariert geizig und missgünstig, der auf den ersten Blick charmante Sir Edward hält sich für einen großen und geistreichen Frauenverführer und hat es offensichtlich auf Clara abgesehen.


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BeitragVerfasst: Montag 26. April 2010, 15:36 
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Austenexperte
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Besonders interessant finde ich das Gespräch zwischen Charlotte und Sir Edward während des Spaziergangs. Sir Edward scheint ja wirklich ein "reizender" Zeitgenosse zu sein :fies_sei: Herrlich was JA an Ergötzlichkeiten aus seinem Munde fließen läßt, jedem Dichter muß es doch davor grauen, von so einem Spinner zitiert zu werden :schnapp:
Ein wenig erinnert mich Charlotte in ihrer vernünftigen, überlegten Art Andere zu beobachten auch an Elizabeth, obwohl die ja auch noch recht schlagfertig und im Gespräch recht freimütig war. Charlotte behält ihre Gedanken eher für sich, läuft bis jetzt aber auch nicht Gefahr, irgendwelchen Vorurteilen auf den Leim zu gehen.
Miss Denham ist bis jetzt noch nicht so klar zu sehen, sie scheint es auch nicht ganz leicht zu haben gegenüber der mißtrauischen und recht egozentrischen Lady Denham. Vielleicht ist sie einfach nur recht kühl und reserviert gegenüber Fremden, eine Art weiblicher Darcy, aber das glaub ich eher nicht, vielleicht gibt es noch ein paar Hinweise, in welche Richtung JA mit ihr wollte.

Alles in Allem, so intensiv habe ich die ersten Kapitel von Sanditon noch nie gelesen und es ist immer mehr zu bedauern, daß wir das nie so zu Ende lesen können, wie es JA sich gedacht hat :heul:
(obwohl mir die Version von M. Dobbs ja gefällt, aber es ist eben nicht JA und mit 100%ger Sicherheit anders)

Elanor

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BeitragVerfasst: Montag 26. April 2010, 22:23 
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Na, jetzt bekommt die Lady ja doch wieder de Bourghsche Züge... Es geht munter hin und her mit den Charakterisierungen. Charlotte erkennt, dass sie sich ihr eigenes Urteil bilden muss - aber so leicht ist das nicht.
Übrigens erfahren wir hier ja erstmals sicher, dass Charlotte tatsächlich die Heldin ist. Jetzt wird sie auch richtig aktiv.  


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon - 7. Kapitel
BeitragVerfasst: Montag 26. April 2010, 23:14 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Elanor hat geschrieben:
Sir Edward scheint ja wirklich ein "reizender" Zeitgenosse zu sein :fies_sei: Herrlich was JA an Ergötzlichkeiten aus seinem Munde fließen läßt, jedem Dichter muß es doch davor grauen, von so einem Spinner zitiert zu werden :schnapp:
Allerdings! Ich gestehe, dass mich Sir Edwards Ergüsse gerade ziemlich nerven, weshalb ich mich nun nach einem langen Tag nicht mehr dazu aufraffen kann, das 7. Kapitel noch zu Ende zu lesen.


Doch diese Stelle hier ist natürlich besonders interessant und erwähnenswert (ich zitiere aus der Grawe-Übersetzung): „Ich bringe keine Entschuldigung für meine Heldin vor. Wenn es auf dieser Welt junge Damen gibt, die in ihrem Alter weniger Einbildungskraft haben und denen weniger daran liegt, Gefallen zu erregen, dann kenne ich sie nicht und will sie auch gar nicht kennen lernen.“
Hat Jane Austen jemals derart deutlich zu uns gesprochen? Liest sich das auch im Original so?

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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon - 7. Kapitel
BeitragVerfasst: Dienstag 27. April 2010, 09:22 
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Amadea hat geschrieben:
Hat Jane Austen jemals derart deutlich zu uns gesprochen?

Sie macht das ab und zu. Besonders oft in Northanger Abbey, soweit ich mich erinnere. Aber auch in den Groupreads zu S&S, P&P und Mansfield Park haben wir darüber kurz gesprochen. Dort kommt es aber nur selten vor.

Zumindest im Kleinen geht es hier ja auch um eine sozusagen literaturtheoretische Diskussion: Charlotte stellt Burns Glaubwürdigkeit, bzw. die Ehrlichkeit seiner Empfindungen und damit hier die Qualität seiner Gedichte in Frage, weil der gute Mann gern mal einen über den Durst getrunken hat. Ist das eine überzeugende Position? Ist das naiv? Oder einfach ihre persönliche Meinung? Da Sir Edward Burns so energisch verteidigt, muss man wohl annehmen, dass JA eher zu Charlottes Ansicht geneigt haben könnte...


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BeitragVerfasst: Dienstag 27. April 2010, 22:47 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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Die von Amadea zitierte Stelle ist original so:
l make no apologies for my heroine`s vanity. If there are young ladies in the world at her time of life more dull of fancy and more careless of pleasing, I know them not and never wish to know them. - also eine gute Übersetzung von Grawe. :top:

Amüsant fand ich auch, wie schnell Charlotte Sir E. durchschaut, und wie ihre erste Empfindung entschuldigt wird. Zunächst mag sie ihn, dann aber war sie....cured her of her half-hour`s fever,
:wink:
Sir E. ist reichlich unverschämt Charlotte gegenüber:
"nor can any woman be a fair judge of what a man may be propelled to say, write or do by the sovereign impulses of illimitable ardour."
Eine Elizabeth hätte darauf eine entsprechende Antwort gegeben, aber, wie Elanor schon sagte, Charlotte behält ihre Gedanken für sich bzw. lenkt vom Thema ab.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 28. April 2010, 20:57 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Bzgl. Sir Edward ist mir hier erstmals so richtig extrem aufgefallen, wie sehr JA ihre Charaktere "sprechen" lässt. Ich meine, auch in den anderen Romanen lässt die Sprache auf den Charakter schließen, aber hier: So ein geschraubtes, gespreiztes, albernes Gestopsel findet sich nirgendwo.
Allein die Wortwahl! Ich würde behaupten, da sind einige Worte dabei, die Austen nirgendwo anders verwendet hat: "(...) Such are the works which I peruse with delight and, I hope I may say, with amelioration. They hold forth the most splendid portraitures of high conceptions, unbounded views, illimitable ardour, indomitable decision. (...) Our approbation of the latter is but eleemosynary. These are the novels which enlarge the primitive capabilities of the heart; and it cannot impugn the sense or be any dereliction of the character of the most anti-puerile man, to be conversant with them."

"eelemosynary"?? :lol: Da schwirrt einem ja der Kopf (bzw. die Zunge)!

Edit:
Oh, ich merke gerade, dass dieser Teil ja schon in Kapitel 8 steht ... Naja, ist ja auch schon Mittwoch. :wink:


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BeitragVerfasst: Donnerstag 29. April 2010, 23:26 
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Ich habe Mühe, die Stelle in meiner Übersetzung zu finden - bei so vielen Vokabeln, die mir fremd sind...
Aber lustig finde ich, dass er hier ja nur extrem wortreich und blumig mehr oder weniger kitschige Liebesromane beschreibt. Charlottes trockene Antwort sagt wohl alles.
Mir fällt nur eine Austen-Figur ein, die durch ihre Ausdrucksweise ähnlich vorgeführt wird: Mr Collins.


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BeitragVerfasst: Samstag 1. Mai 2010, 08:54 
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@Julia: Wie würdest Du den Monolog am Ende von Kapitel 7 einordnen? Ist ja offenbar keine "erlebte Rede", sondern eher ein "normaler" innerer Monolog. Klingt fast etwas behäbig/simpel, da hätte sie doch auch die "erlebte Rede" anwenden können, oder?


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BeitragVerfasst: Samstag 1. Mai 2010, 11:07 
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Austenbegeistert
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Ich lese eigentlich auch mit, habe nur bisher noch nichts zur Diskussion beigetragen :nein: .

Julia hat geschrieben:
B "(...) Such are the works which I peruse with delight and, I hope I may say, with amelioration. They hold forth the most splendid portraitures of high conceptions, unbounded views, illimitable ardour, indomitable decision. (...) Our approbation of the latter is but eleemosynary. These are the novels which enlarge the primitive capabilities of the heart; and it cannot impugn the sense or be any dereliction of the character of the most anti-puerile man, to be conversant with them."


Mich würde ja sehr interessieren, wie die Stelle ins Deutsche übersetzt wurde, finde aber meine deutsche Ausgabe nicht wieder. Hat das vielleicht jemand zur Hand?

Sir Edward finde ich sehr spassig. Mir gefällt, wie er sich selbst verbal in Szene setzt und natürlich wie Jane Austen ihn charaktisiert und wie er sich selbst sieht. Das amüsiert mich insbesondere, weil ich mal Richardsons "Pamela" gelesen habe und "Lovelace" mir aus der Verfilmung von "Clarissa" ein Begriff ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie genervt Jane Austen von Richardsons Heldinnen und Bösewichten war, bzw. von der da propagierten Moral und der großen Popularität dieser Romane.


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BeitragVerfasst: Samstag 1. Mai 2010, 16:24 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Camille hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
B "(...) Such are the works which I peruse with delight and, I hope I may say, with amelioration. They hold forth the most splendid portraitures of high conceptions, unbounded views, illimitable ardour, indomitable decision. (...) Our approbation of the latter is but eleemosynary. These are the novels which enlarge the primitive capabilities of the heart; and it cannot impugn the sense or be any dereliction of the character of the most anti-puerile man, to be conversant with them."

Mich würde ja sehr interessieren, wie die Stelle ins Deutsche übersetzt wurde, finde aber meine deutsche Ausgabe nicht wieder. Hat das vielleicht jemand zur Hand?


Grawe (Reclam) übersetzt dies so:
„Das sind die Werke, in die ich mich mit Hingabe und – wie ich wohl sagen darf – mit Gefühlen der Erhebung versenke. Da bewundere ich den hohen Gedankenflug, die Tiefe der Einsicht, die Darstellung unbezähmbarer Passionen und die Unwiderruflichkeit der Entscheidungen. (…) Ernsthaft zu behaupten, dass die quitistischen und morbiden Tugenden seines Widersachers die Leser mehr fesseln als seine himmelstürmende Leidenschaft, wäre reine Pseudophilosophie. Ihm werfen wir nur ein paar Almosen hin. Das sind die Romane, die die elementare Empfindungskraft des Herzens stärken und dem Urteilsvermögen des reifen, sich seiner maskulinen Würde bewussten Mannes keinen Abbruch tun und seine charakterliche Stabilität nicht ins Wanken bringen.“


Und Elizabeth Gilbert (dtv) so:
„Solcher Art sind die Werke, in die ich mich mit Begeisterung vertiefe, und ich darf wohl sagen mit Gewinn. Sie enthalten die wunderbarsten Schilderungen hoher schöpferischer Phantasien, hemmungsloser Leidenschaft, unbändiger Entschlossenheit. (…) Es wäre Heuchelei zu versichern, man sei von der Brillanz seiner Karriere weniger gefesselt als von den zahmen, morbiden Tugenden irgendeines Gegenparts. Unser Beifall für die letzteren ist nur Mitleid. Das sind die Romane, welche die natürlichen Anlagen des Herzens entwickeln, und es kann weder den Geist anfechten, noch kann es entwürdigend für den Charakter des blasiertesten Mannes sein, sich mit ihnen vertraut zu machen.“

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BeitragVerfasst: Samstag 1. Mai 2010, 18:32 
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Ist es nicht etwas merkwürdig, dass sich Sir Edward so offensiv für den bösen Helden des Typus Lovelace erwärmt? Der Bursche hat immerhin doch einige schlimme Sachen gemacht, soweit ich weiß.

Abgesehen davon, dass ich lange mit zunehmender innerer Unruhe über die Formulierung "des reifen, sich seiner maskulinen Würde bewußten Mannes" nachgedacht habe, hat mich Sir Edwards Rede über die (für Frauen) unbegreiflichen Dimensionen der männlichen Gefühlswelt ein wenig an Captain Harville erinnert, der ja in Persuasion gegenüber Anne Elliot auch kurz die Tiefe männlichen Empfindens preist, wenn ich mich recht erinnere - und damit das Happy End quasi herbeiredet.


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BeitragVerfasst: Sonntag 2. Mai 2010, 08:40 
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Austenbegeistert
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Toll, danke Amadea! :danke:
Ist ja interessant, wie unterschiedlich die beiden Übersetzungen sind. Die von Grawe gefällt mir eindeutig besser (bis auf den Almosen-Satz), weil sie blasierter klingt und damit dem Original eher angemessen.

Udo hat geschrieben:
Ist es nicht etwas merkwürdig, dass sich Sir Edward so offensiv für den bösen Helden des Typus Lovelace erwärmt? Der Bursche hat immerhin doch einige schlimme Sachen gemacht, soweit ich weiß.

In der Tat spricht das nicht für Sir Edwards Charakter :wink: . Er sieht sich ja aber insgeheim als großen Verführer "Sir Edwards great object in life was to be seductive." Dabei ist er wohl selbst von der Lektüre verführt worden :stupid: .


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BeitragVerfasst: Sonntag 2. Mai 2010, 09:35 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich denke auch, Sir Edward soll sowas wie eine männliche Version von Catherine Morland sein: Fehlgeleitet in seinem Bild von der Welt (und sich) durch unreflektierte Lektüre. :wink: Das Motiv ist ja schon seit Don Quichotte sehr beliebt ...


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BeitragVerfasst: Sonntag 2. Mai 2010, 14:48 
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Um sich mit Lovelace zu identifizieren braucht es aber etwas mehr als unreflektierte Lektüre... :wink:
Da ich keine Lust habe, das Buch zu lesen (gibt es überhaupt eine dt. Übersetzung?), habe ich mir mal die BBC-Verfilmung (mit Sean Bean) angesehen. Ich weiß also nicht, ob das im Buch auch vorkommt, aber Clarissa sagt anfangs über Lovelace, er sei zu unaufrichtig, um lieben zu können - klingt wie Charlottes Einschätzung von Burns.

Ansonsten ist Lovelace ja tatsächlich ein übler Lustmolch, der Frauen reihenweise verführt, sie sitzen und manchmal auch sterben lässt. Grawe weist darauf hin, dass Romanfiguren wie Lovelace von den Lesern damals, also zu Richardsons Zeit Mitte des 18. Jh., durchaus als furchterregend böse empfunden wurden. Er meint, Austen würde diese Art Figuren "entmythologisieren", indem sie sie im Grunde veralbert. Auf jeden Fall kann man sich in etwa vorstellen, dass Sir Edward eben wegen der Bezüge zu Lovelace auf die Austen-Leser besonders komisch/lustig gewirkt haben könnte, weil der Kontrast so groß ist. Die Frage ist vielleicht, ob sie mit Sir Edward eine ganze Romangattung aufs Korn nimmt. Julia hat ja Catherine Morland erwähnt - die diente ja auch dazu, den Schauerroman zu verulken.


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BeitragVerfasst: Sonntag 2. Mai 2010, 16:48 
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Austenexperte

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Ich glaube nicht das JA irgendwelche Romangattungen verulkte, sondern es geht eher um die merkwürdigen Interpretationen der Leser.


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BeitragVerfasst: Sonntag 2. Mai 2010, 20:03 
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Austenbegeistert
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Hm, das stimmt mich nachdenklich.

Man darf vielleicht beim Gedanken der "Interpretation" nicht vergessen, dass die damaligen Leser das völlig anders, der Zeit entsprechend, aufgefasst haben könnten. Also nicht unbedingt so, wie wir das heute tun.

Vielleicht wollte sie ihren damaligen Lesern einfach nur vor Augen führen, was sie über derlei "Charaktere" denkt. Und durch Charlotte könnte sie ihre Meinung vielleicht öffentlich gemacht haben. "Falls ich Sie recht verstehe...ist unser Geschmack in Romanen in keiner Weise der gleiche."

In meiner dtv-Ausgabe steht zwar als erklärender Hinweis, das J.A. Samuel Richardson´s Romane sehr bewunderte, was aber ja nicht heißen muss, dass sie alle Inhalte für Gut befunden hat. Da sie ja um die Wirkung auf manch leidenschaftlichen Leser wusste (dtv).

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BeitragVerfasst: Montag 3. Mai 2010, 09:52 
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Austenexperte

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Ich für meinen Teil würde es auch etwas befremdlich finden, wenn mir jemand erklären würde, dass er Wickham oder Willoughby ganz toll fände und ihnen nachahmen wolle.

Außerdem erwähnt JA Richardson schon in der Bücherei und zwar wesentlich positiver, weil die Erinnerung an den Roman bzw. an die Heldin Charlotte daran hindert ihr ganzes Geld auszugeben.

Ich glaube kaum, dass JA Romane selber als "gefährlich" einstuft, sondern sie das Urteilsvermögen einiger Leser sehr bedenklich findet, die es nicht schaffen Realität und Fiktion zu trennen. Und an dem Bsp. in der Bücherei sieht man doch, das JA vielleicht sogar meint, dass man aus Romanen etwas lernen kann.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon, 9. Kapitel
BeitragVerfasst: Montag 3. Mai 2010, 11:57 
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meli hat geschrieben:
Außerdem erwähnt JA Richardson schon in der Bücherei und zwar wesentlich positiver, weil die Erinnerung an den Roman bzw. an die Heldin Charlotte daran hindert ihr ganzes Geld auszugeben.

War das nicht Camilla von Fanny Burney? Aber ich habe auch schon gelesen, dass JA Richardson sehr schätzte, von Sir Charles Grandison soll sie besonders angetan gewesen sein. Es war, glaube ich, auch das Lieblingsbuch ihrer Mutter (?).

Zitat:
Ich glaube kaum, dass JA Romane selber als "gefährlich" einstuft, sondern sie das Urteilsvermögen einiger Leser sehr bedenklich findet, die es nicht schaffen Realität und Fiktion zu trennen. Und an dem Bsp. in der Bücherei sieht man doch, das JA vielleicht sogar meint, dass man aus Romanen etwas lernen kann.

Gegen Romane und Romaneleser hatte sie ganz sicher nichts, da bin ich mir auch sicher. Trotzdem kann sie sich aber doch über bestimmte Romane, z.B. über düstere Schauerromane oder eben über moralisierende Heldinnengeschichten, in denen die verfolgte Tugend in den Abgrund aus Leid und Scham gestürzt wird, amüsieren? In diesem Kapitel geht es natürlich vorwiegend darum, uns zu zeigen, wie seltsam Sir Edward drauf ist - so nebenbei wischt sie den Romanen, die Sir Edward so liebt, aber doch auch eins aus.

9. Kapitel
Diana Parker tritt auf und berichtet wortreich vom Wohlbefinden ihrer mitgereisten Geschwister. Und von ihren energischen Bemühungen, Kurgäste für Sanditon zu gewinnen.


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BeitragVerfasst: Montag 3. Mai 2010, 17:03 
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Zitat:
War das nicht Camilla von Fanny Burney?


Ja, es war Camilla. :gnade:


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BeitragVerfasst: Montag 3. Mai 2010, 18:20 
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Ich finde ja schon die Beschreibung der ersten "Begegnung" mit Diana Parker einfach hinreißend :fies_sei:
Die junge, gesunde Charlotte ist nicht in der Lage, Diana Parker, die nach der Beschreibung durch Mr. Parker ja kaum gesund zu nennen ist, auch nur beim Laufen "auf Abstand" zu halten :D Schon allein die Eröffnung dieses Kapitels zeigt überdeutlich, was von den Erkrankungen der Parkersisters zu halten ist.
Diese ganze Familie scheint ein überdurchschnittliches Maß an Elan in die Wiege gelegt bekommen zu haben.
Herrlich, wie sie nun selbst von dem Bemühen berichtet, diverse Gäste nach Sanditon zu berichten. Und klasse wie JA so ganz nebenbei Charlottes Gedanken darüber erkennbar werden läßt. Man wird regelrecht in die Neugier getrieben, wie die restlichen Familienmitglieder sind und lechzt danach, sie kennenzulernen :lechz: (dabei hab ich es schon mindestens 4x gelesen :lach: )

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BeitragVerfasst: Montag 3. Mai 2010, 21:06 
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Austenbegeistert
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Ja, das Kapitel ist wirklich amüsant! :lach:

Diana Parker ist einfach sensationell. Die schwerkranke Diana, die schnellen Schrittes, ja geradezu leichtfüßig die junge Charlotte einholt, die ja ebenfalls flott unterwegs zu sein scheint... Das ist schon ein gelungener Einstieg und was dann noch folgt, ist urkomisch und auch ein wenig anstrengend. Die Erklärung, wie sie die Westindische Familie für Sanditon gewonnen hat, da schwirrte mir ganz schön der Kopf. :irre:
..eine Freundin der Freundin, und deren Freundin wiederum ist freundschaftlich verbunden mit.. "..Nur eine kurze Kette von Beziehungen, wie du siehst, und doch kein Glied zu wenig." :lach:

Treffender kann man Diana Parker wohl nicht beschreiben:
"sonderbar übertriebener Pflichteifer und "wildgewordene Betriebsamkeit"

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BeitragVerfasst: Montag 3. Mai 2010, 22:28 
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Dabei will Diana Parker nur eins sein:
Am I clear? I would be anything rather than not clear." :wink:
Charlotte charakterisiert sie wirklich treffend - in Gedanken:
"unaccountable officiousness!" "activity run mad!" :fies_sei: heißt es original. :D
Und schlagfertig finde ich sie auch, sie wird Lizzie etwas ähnlicher:"I dare say I do look surprised," .....I know what invalids both you and your sister are. Nur kommt ihre Ironie nicht an. :lach:

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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon, 10. Kapitel
BeitragVerfasst: Samstag 8. Mai 2010, 08:58 
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Zum 9. Kapitel fällt uns offenbar nichts mehr ein... :wink: Da mach ich mal weiter:

10. Kapitel:

Wir erfahren noch einiges über Diana Parker, lernen aber vor allem auch ihre Schwester und ihren Bruder kennen. Die umtriebige Diana besorgt ein Haus für Mrs. Griffith. Zwei Kutschen treffen ein, es gibt einiges Rätselraten, wer darin sein mag und wer noch kommen könnte. Arthur weiht Charlotte in die Kunst des Toastens und Kakaozubereitens ein - und belehrt sie über die gefährlichen Nebenwirkungen grünen Tees. Vor allem aber erläutert er seine verschiedenen Gebrechen.

Ich finde es hier wieder bemerkenswert, wie sehr es hier um Krankheiten und körperliche Gebrechen geht. Und heraus kommt, dass eigentlich alle Leiden, wie schwer sie auch zu sein scheinen, im Grunde nur eingebildet sind. Da kann man ja gar nicht anders, als daran zu denken, dass JA, als sie das alles geschrieben hat, wohl immer wieder starke Schmerzen durch eine undefinierbare Krankheit hatte. Nun schreibt ein Schriftsteller wohl nicht einfach auf, was ihn persönlich gerade so beschäftigt, dass es hier rein zufällig so viel ums Kranksein oder eben in-Wahrheit-nicht-krank-sein geht, mag ich aber auch nicht glauben.

So ganz üblich scheint es ansonsten damals ja auch nicht gewesen zu sein, fremden Leuten beim Tee von Schweißausbrüchen und Schlafstörungen zu erzählen. Jedenfalls habe ich das aus diesem Satz geschlossen: "Ihr Thema hatte sich nun so sehr in körperliche Vorgänge verirrt..." Wie auch immer: Ich würde vermuten, dass das für einen jungen Mann nicht das ideale Thema ist, um die Gunst einer jungen Dame zu gewinnen. Das spricht irgendwie für Arthur, finde ich: Er ist in dieser Hinsicht ganz frei von kalkulierenden Hintergedanken. Aber wahrscheinlich würde er sich sofort unsterblich in Charlotte verlieben, wenn die ihm von ihrer Migräne oder ständigen Magenproblemen erzählen würde...


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BeitragVerfasst: Samstag 8. Mai 2010, 18:42 
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Udo hat geschrieben:
Ich finde es hier wieder bemerkenswert, wie sehr es hier um Krankheiten und körperliche Gebrechen geht. Und heraus kommt, dass eigentlich alle Leiden, wie schwer sie auch zu sein scheinen, im Grunde nur eingebildet sind.

Also, ganz so weit würde ich in der Interpretation der Beschreibung der Krankheiten der Parkers nicht gehen. JA treibt hier das, was sie bei Mr. Woodhouse und Mary Musgrove schon so wunderbar ironisch darstellt noch ein bißchen weiter auf die Spitze. Die 3 Parkers scheinen mir der Inbegriff von Menschen, die sich über ihre Krankheiten definieren, aber im Gegensatz zu den beiden Vorgenannten wesentlich mehr Energie haben. So kommen mir die beiden Schwestern eher etwas hyperaktiv vor, im Gegensatz zu Arthur, der doch etwas phlegmatischer wirkt, aber alles was ihn interessiert, auch mit sehr viel Energie verfolgt.
Ich glaube nicht, daß JA alle Krankheit nur als eingebildet darstellt, denn Marianne Dashwood z.b. ist nicht nur eingebildet erkältet, auch wenn ihr Gemütszustand und die Schwere der Erkrankung schon miteinander zu tun haben. Allerdings kommen wirkliche Erkrankungen in den Romanen eher weniger vor, im Moment fallen mir nur Marianne ein und die Erkältung von Jane Bennet, ach ja, Mr. Allen noch, der seine Gicht in Bath auskurieren will. Aber JA hat im Familienumfeld genug Kranke gepflegt, um zu wissen, daß es auch wirkliche Krankheit gab. (an eingebildetem Kindbettfieber stirbt man eher selten)
Trotzdem bleibt, daß sie eingebildete Kranke aller Coleur wunderbar auf die Spitze getrieben beschreibt, und das bei ihrem eigenen Gesundheitszustand. Allen :respekt:

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
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sadly enough, this is more than true in our times


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BeitragVerfasst: Sonntag 9. Mai 2010, 11:06 
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Elanor hat geschrieben:
Ich glaube nicht, daß JA alle Krankheit nur als eingebildet darstellt, denn Marianne Dashwood z.b. ist nicht nur eingebildet erkältet, auch wenn ihr Gemütszustand und die Schwere der Erkrankung schon miteinander zu tun haben. Allerdings kommen wirkliche Erkrankungen in den Romanen eher weniger vor, im Moment fallen mir nur Marianne ein und die Erkältung von Jane Bennet, ach ja, Mr. Allen noch, der seine Gicht in Bath auskurieren will. Aber JA hat im Familienumfeld genug Kranke gepflegt, um zu wissen, daß es auch wirkliche Krankheit gab. (an eingebildetem Kindbettfieber stirbt man eher selten)


Nein, das meinte ich auch nicht. Ich habe mich nur auf dieses 10. Kapitel bezogen, wo es zwar heißt, die Damen hätten früher tatsächlich zur Kränklichkeit geneigt, seien jetzt aber eigentlich völlig gesund. Interessant finde ich die Formulierung über die Parkers: "...und bei allem, was sie taten, aber auch bei allem, was sie litten, war Eitelkeit im Spiel". Das ist psychologisch eine interessante Beobachtung, musste ich erst mal drüber nachgrübeln.

Ansonsten gibt es bei JA in der Tat einige Fälle, in denen Leute schlimm krank sind. Neben Marianne ist vor allem Tom Bertram in Mansfield Park todkrank. Beide stehen schon mit einem Bein im Jenseits. Nach ihrem Sturz vom Cobb ringt offenbar auch Louisa Musgrave in Persuasion mit dem Tode. Beschrieben oder erwähnt werden noch die tödlichen Krankheiten von Cornel Brandons Ex Eliza in S&S sowie Mrs. Tilney in Northanger Abbey. Inwieweit Mrs. Bennets schwer angegriffene Nerven als Krankheit durchgehen, ist wohl umstritten, da sie die Neigung haben, schlagartig zu gesunden. :wink:


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