Literaturforum
Aktuelle Zeit: Montag 6. Mai 2024, 01:37

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Forumsregeln


Die Forumsregeln lesen



Ein neues Thema erstellen Dieses Thema ist gesperrt. Du kannst keine Beiträge editieren oder weitere Antworten erstellen.  [ 166 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6  Nächste
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: Sonntag 11. April 2010, 13:31 
Offline
Emsige Missionarin für Jane Austen
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Ramona hat geschrieben:
Genau!
Ich fand es auch sehr interessant, wie Mr. und Mrs. Parker über ihr altes und neues Heim plaudern. Ganz egal, wie toll es dort war (Mr. P.) bzw. ist (Mrs. P.), auf dem Hügel ist alles Besser! :ja: Und wenn´s bis hier noch nicht klar war, Mrs. Parker hat nichts zu sagen!

Ja, die arme Mrs. Parker scheint mir doch ein wenig geschlagen mit ihrem stets ach so begeisterten und mitteilungsfreudigem Mann. :/


Mein Lieblingssatz im 4. Kapitel (natürlich von Mr. Parker - sonst redet ja kaum einer :lach: ): "Wer hält den Anblick eines Kohlkopfbeetes im Oktober aus?"

_________________
"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 11. April 2010, 13:31 


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Sonntag 11. April 2010, 18:35 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 22:10
Beiträge: 210
Wohnort: irgendwo in Sachsen
Amadea hat geschrieben:
Mein Lieblingssatz im 4. Kapitel (natürlich von Mr. Parker - sonst redet ja kaum einer :lach: ): "Wer hält den Anblick eines Kohlkopfbeetes im Oktober aus?"


Der ist wirklich klasse! Da musste ich auch ausgiebig lachen. :rofl: Aber irgendwie hat er doch recht damit, oder?? :fies_sei:

_________________
"Die Liebe ist ein Stoff, den die Natur gewebt und die Fantasie bestickt hat.“ Voltaire


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 12. April 2010, 10:16 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Ramona hat geschrieben:
Aber irgendwie hat er doch recht damit, oder?? :fies_sei:

Aber sicher hat er recht damit!
Wie er auch sonst ja gar nicht so falsch liegt: Würden wir nicht alle, wenn wir am Meer Ferien machen, eine Unterkunft mit Meerblick bevorzugen? Nur ob sein eigenes Haus auch so liegen muss, ist natürlich fraglich. Interessant finde ich, dass wir einen recht genauen Überblick über Sanditon bekommen. Das ist ja nicht oft so in den Romanen von JA, dass sie die Umgebung etwas näher beschreibt.

Ramona hat geschrieben:
Was mir auch aufgefallen ist, so wird im letzten Satz Charlotte als Person aktiv. Sie darf (wenn ich mich nicht irre) das erste Mal "selbstständig" in Aktion treten. Bisher war sie zwar anwesend, aber hatte keine wirklichen Handlungen, war halt dabei. Wenn das mal nicht der Startschuss für Charlotte war und sie ab jetzt zur Hauptakteurin macht.

Das finde ich auch bemerkenswert: Vier Kapitel ohne eine aktive Heldin! Das könnte schon irgendwie auf eine ganz andere Konstruktion des Romans hindeuten als in den anderen Romanen. Vielleicht sollten tatsächlich mal die "Brüder" die Hauptrolle spielen, während Charlotte vor allem als Beobachterin auftritt? Jedenfall, wie schon mal gesagt: Wenn man nicht andere Bücher von JA kennen würde, käme man doch möglicherweise immer noch nicht auf die Idee, dass Charlotte die Hauptrolle bekommen wird...

Dass ausgerechnet ein Paar Schuhe im Schaufenster den Durchbruch der Kultur bringen sollen, fand ich auch sehr lustig - dazu würde mir noch einiges einfallen, aber das wäre wohl off topic. :wink:


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 12. April 2010, 10:54 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Udo hat geschrieben:
Interessant finde ich, dass wir einen recht genauen Überblick über Sanditon bekommen. Das ist ja nicht oft so in den Romanen von JA, dass sie die Umgebung etwas näher beschreibt.


Sie beschreibt ja durch die Augen der wahrnehmenden Hauptperson. Die sieht Sanditon zum ersten Mal - ähnlich ist es auch mit dem Haus der Tilneys in "Northanger Abbey". Auch die Umgebung von Barton, wohin die Dashwoods in S&S ziehen, wird relativ genau beschrieben.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 12. April 2010, 11:36 
Offline
Austenexperte

Registriert: Samstag 22. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 919
Zitat:
Wie er auch sonst ja gar nicht so falsch liegt: Würden wir nicht alle, wenn wir am Meer Ferien machen, eine Unterkunft mit Meerblick bevorzugen? Nur ob sein eigenes Haus auch so liegen muss, ist natürlich fraglich.


Es ist doch sehr schön ein Haus mit Meerblick zu haben (und dann auch noch so nah "am Abgrund" - da würde man heute ja doch ins Grübeln kommen- ob das Haus wohl heute noch stehen würde oder ob es schon längst ins Meer gefallen wäre :wink: ).
Als Küstenbewohnerin finde ich Sanditon sehr interessant und auch sehr aktuell. Gerade Tourismus ist hier ja sehr wichtig. JA hat da sehr gut beobachtet (für eine Frau (aus damaliger Sicht - selbstverständlich - betrachtet) schon sehr gut :wink: )


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 12. April 2010, 21:17 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Julia hat geschrieben:
Sie beschreibt ja durch die Augen der wahrnehmenden Hauptperson. Die sieht Sanditon zum ersten Mal - ähnlich ist es auch mit dem Haus der Tilneys in "Northanger Abbey". Auch die Umgebung von Barton, wohin die Dashwoods in S&S ziehen, wird relativ genau beschrieben.

Ich sag ja auch nicht, dass JA das nie macht, sondern nur, dass sie es nicht sooo oft tut. :wink: Grawe, glaube ich, erwähnt, dass Sanditon in einem Punkt Emma am nächsten komme, nämlich in der Beschränkung des Geschehens auf einen kleinen Ort. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass Sanditon genauer beschrieben wird als Highbury. Von Meryton ganz zu schweigen.


Meli hat geschrieben:
Es ist doch sehr schön ein Haus mit Meerblick zu haben (und dann auch noch so nah "am Abgrund" - da würde man heute ja doch ins Grübeln kommen- ob das Haus wohl heute noch stehen würde oder ob es schon längst ins Meer gefallen wäre :wink: ). Als Küstenbewohnerin finde ich Sanditon sehr interessant und auch sehr aktuell.

An welcher Küste wohnst Du denn? Falls es diese Pfütze ist, die man Ostsee nennt, hast Du natürlich recht. :wink: An der Nordsee ist es dagegen kein Spaß, ständig Wind und Wetter ausgesetzt zu sein. Heute ist das ja nicht so schlimm, aber vor 200 Jahren muss das übel gewesen sein.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 12. April 2010, 22:06 
Offline
Austenfrischling
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 17. Juni 2009, 00:09
Beiträge: 24
Wohnort: Hannover
Hallo zusammen,

hoffe ihr habt nichts dagegen, wenn ich noch verspätet in die Diskussion mit einsteige. Habe leider den Startschuss verpasst. :heul:

Julia hat geschrieben:
Sie beschreibt ja durch die Augen der wahrnehmenden Hauptperson. Die sieht Sanditon zum ersten Mal -


Das finde ich ne interessante Aussage. Zumal hier gerade mockiert wurde, dass die Heldin so spät erst aktiv wird. Im Grunde ist sie m.E. schon eine ganze Weile aktiv, nämlich als Beobachterin durch deren Brille wir die ganze Szenerie und auch die Leute beschrieben bekommen.

Bei keinem anderen Buch von JA habe ich das Gefühl, dass Erzähler und Charakter so sehr verwischen wie bei Sanditon (was ich bisher immer deutsch ausgesprochen hab). Es ist als wenn man beides mit der gleichen Stimme hört, finde ich.
Darum stolpere ich auch jedes Mal über den einleitenden Anfang. Der holpert für mich immer so daher wie Mr. Parkers Kuschte über den Feldweg.

Natürlich bin ich gegenüber der Hauptperson voreingenommen, aber dass sie am Ende des zweiten Kapitels als einzige auserwählt wird mit nach Sanditon zu kommen (was fast den Eindruck einer Entführung weckt), macht sie meiner Meinung nach sehr zur Kandidaten für die Hauptrolle. Immerhin hören wir von ihr noch vor der armen Clara, die ja all das Zeug für eine romantische Heldin hat.

Dasd das Werk eigentlich "die Brüder" hieß, wusste ich nicht, leuchtet aber ein. Wenn man bedenkt wie wunderbar gegensätzlich die drei Parker Brüder sind und doch wieder in ihrer übertriebenen Art vereint. :wink:

Bei den Beschreibungen des Ortes am Ende von Kapitel 4, fällt mir auf, dass das Werk sehr wie ein Theaterstück daher kommt. Überzogene Charaktere und ein minimalistisches Setting: zwei Häuser und eine Promenade am Strand.
Die genauen Beschreibungen machen es mir übrigens immer super schwer, mir das ganze wirklich vorzustellen. Irgendein von JA beschriebenes Detail will da nie mit den anderen zusammen passen. Habt ihr beim Lesen ein genaues Bild von Sanditon vor Augen?

LG Charlotte

_________________
„Ist es nicht erstaunlich, wie gut Mr. Johnson und seine Frau zusammen passen? Sie kann zehn Sätze in einem fort reden ohne einmal Luft zuholen und entbindet so ihren Mann von jeglicher Verpflichtung ihr eine Antwort geben zu müssen.“ - Versuchung & Widerstand


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 13. April 2010, 19:17 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 22:10
Beiträge: 210
Wohnort: irgendwo in Sachsen
Charlotte Cox hat geschrieben:
Hallo zusammen,

hoffe ihr habt nichts dagegen, wenn ich noch verspätet in die Diskussion mit einsteige. Habe leider den Startschuss verpasst. :heul:

Hallo Charlotte, schön das du da bist ! :patpat:

Charlotte Cox hat geschrieben:
.. Zumal hier gerade mockiert wurde, dass die Heldin so spät erst aktiv wird. Im Grunde ist sie m.E. schon eine ganze Weile aktiv, nämlich als Beobachterin durch deren Brille wir die ganze Szenerie und auch die Leute beschrieben bekommen.


Ich denke wir meinten das auch ähnlich. Klar, sie ist dabei und JA lässt uns ab einem bestimmten Zeitpunkt die Welt durch Ihre Augen entdecken. Aber das eher passiv. Sie greift nicht in das Geschehen ein. Und am Ende des Kapitels hat sich dahin gehend etwas geändert. Sie sagt jetzt nichts, gut. Aber sie wirkt das erste Mal richtig lebendig, in meinen Augen, nicht wie ein Statist.

Charlotte Cox hat geschrieben:
Bei den Beschreibungen des Ortes am Ende von Kapitel 4, fällt mir auf, dass das Werk sehr wie ein Theaterstück daher kommt. Überzogene Charaktere und ein minimalistisches Setting: zwei Häuser und eine Promenade am Strand.
Die genauen Beschreibungen machen es mir übrigens immer super schwer, mir das ganze wirklich vorzustellen. Irgendein von JA beschriebenes Detail will da nie mit den anderen zusammen passen. Habt ihr beim Lesen ein genaues Bild von Sanditon vor Augen?


JA das stimmt schon irgendwie. Alles sehr minimalistisch. Aber man muss sich vielleicht auch vor Augen führen, dass es ja erst ein Seebad werden will. Mr. Parker hatte da ja auch geäußert, dass da noch einige kleine Ferienhäuser hinzukommen sollen.
Ich muss gestehen, dass ich wundervolle Bilder sehe. Allerdings habe ich nie diese "Steilküste" bzw. den -wie es hier schon jemand bezeichnet hatte- "Abrund" vor Augen. Meine Vorstellung ist da wohl eher ostseelastig (ich liebe die Ostsee :rolleyes:) . Es spielt sich bei mir alles auf Seehöhe :lach: ab.
Vielleicht gaukeln mir meine eigenen Erinnerungen da auch was vor. Ich denke ich lese noch einmal! Sicher ist sicher..

PS: Charlotte, hab ein Problem mit meinen WEB.de-Account - Antwort kommt bald :wink:

_________________
"Die Liebe ist ein Stoff, den die Natur gewebt und die Fantasie bestickt hat.“ Voltaire


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 13. April 2010, 19:46 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Kapitel 5

Weitere Mitglieder des Parker-Clans werden eingeführt: Die beiden Miss Parker und ihr Bruder Arthur. Alle drei sind dem Tod schon mehrmals von der Schippe gesprungen und vorallem die beiden Damen kümmern sich auch um das Projekt ihres gesünderen Bruders - zwei größere Familien/Gruppen werden als Feriengäste angekündigt.


Der Brief ist ja wirklich zum Schreien komisch .... Allerdings bleibt mir nach wie vor das Lachen im Hals stecken, wenn man bedenkt, dass JA das nur wenige Wochen vor ihrem Tod geschrieben hat, als es ihr schon wirklich schlecht ging.
Die drei kränkelnden Parkers erinnern mich an eine extreme Mischung aus Mr Woodhouse und Mary Musgrove.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 13. April 2010, 20:51 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Julia hat geschrieben:
Allerdings bleibt mir nach wie vor das Lachen im Hals stecken, wenn man bedenkt, dass JA das nur wenige Wochen vor ihrem Tod geschrieben hat, als es ihr schon wirklich schlecht ging.

Ging mir auch so. Gehört schon was dazu, dass sie Diana ausgerechnet von einer Gallenkolik reden lässt. Soweit ich mich erinnere, hat JA auch vermutet (oder gehofft), sie habe eine Gallenkolik. Und dass sie kaum "vom Bett zum Sofa kriechen" konnte, dürfte in etwa auch so gewesen sein.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. April 2010, 08:11 
Offline
Austenexperte

Registriert: Samstag 22. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 919
Zitat:
An welcher Küste wohnst Du denn? Falls es diese Pfütze ist, die man Ostsee nennt, hast Du natürlich recht. An der Nordsee ist es dagegen kein Spaß, ständig Wind und Wetter ausgesetzt zu sein. Heute ist das ja nicht so schlimm, aber vor 200 Jahren muss das übel gewesen sein.


Die Ostsee ist doch keine Pfütze. :wink: Auch bei uns weht der Wind oft sehr kräftig und das Wasser tritt auch ab und zu mal über die Ufer (siehe letzten Winter!!!). Aber da ich im Land zwischen den Meeren lebe, kenne ich auch die Problematik der Westküstenbewohner.

Noch ein paar interessante Links zu Sanditon:

Vor ein paar Tagen fand auf der Seite Austenprose.com auch ein Groupread über Sanditon statt. Man findet daher ein paar sehr interessante Zusatzinformationen und Linktipps auf dieser Seite, z.B. By the seaside.
(Siehe dazu auch auf Austenonly.com : Sea-Bathing in the early 19th century)
Und es gibt auch einen Kalender zu Sanditon: Calender.
Und noch ein paar Links zum Jahr 1816:
The cold summer of 1816
Jahr ohne Sommer
Reisebericht eines Preussen über seine Englandreise aus dem Jahre 1816


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon - 5. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. April 2010, 14:14 
Offline
Emsige Missionarin für Jane Austen
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
In einem hat Mr. Parker recht: Diana muss trotz ihres Gesundheitszustandes tatsächlich eine sehr energische Frau sein. Wie sonst wäre sie imstande gewesen, den Knöchel von Mrs. Sheldon’s Kutscher geschlagene sechs Stunden lang zu massieren? :fies_sei: Das grenzt doch an Schwerstarbeit! (Okay, das war 2 Jahre vorher, aber auch da wird sie schon körperlich schwächer als andere gewesen sein.)
Solche Sätze wie „…die Beschwerden meiner beiden Schwestern bestünden zum großen Teil nur in ihrer Einbildung. Aber das stimmt nicht – oder jedenfalls nur sehr bedingt.“ ... "Ich weiß, wie schade du es findest, dass sie ihn [Arthur] so zum Kranksein erziehen.“ lassen einen natürlich hellhörig werden, inwieweit die Krankheiten zutreffend sind.

Ärzte konsultieren die Parker-Schwestern mittlerweile also nicht mehr, weil sie überzeugt sind, dass diese nichts für sie tun können. Nun gut, aber die Selbstbehandlungen bzgl. Susan's Kopfschmerzen waren auch nicht gerade erfolgreicher und wurden mehrfach umgestellt. Wo also sind die Eigenbehandlungen effektiver als die bisherigen Therapien der Ärzte? Diesen Standpunkt sollte Diana mal überdenken. Und frische Seeluft kann bei Kopfschmerzen auch nicht schaden. Aber Diana scheint das alles besser zu wissen. Der arme Arthur kann einem jedenfalls leid tun umgeben von so viel Wehwehchen. Kein Wunder, dass die abfärben.

_________________
"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon - 5. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. April 2010, 20:50 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Amadea hat geschrieben:
Diana muss trotz ihres Gesundheitszustandes tatsächlich eine sehr energische Frau sein. Wie sonst wäre sie imstande gewesen, den Knöchel von Mrs. Sheldon’s Kutscher geschlagene sechs Stunden lang zu massieren? :fies_sei:


Ich denke, diese Widersprüchlichkeiten sind ein Hinweis darauf, was von ihrem Gesundheitszustand zu halten ist. :wink: Zumindest musste ich sofort an Mary Musgrove denken, die auch erst auf dem Sofa liegt als wäre sie dem Tode nahe und eine Stunde später schon ein deftiges Mittagessen verputzt und einen Spaziergang vorschlägt.

Diana und Susan scheinen typische Hypochonder zu sein, denen vorallem eins fehlt - Aufmerksamkeit. Vielleicht konsultieren sie auch deshalb keine Ärzte mehr: Weil die ihnen beste Gesundheit bescheinigen und somit eh keine Ahnung haben? ;D


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Sanditon - 5. Kapitel
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 16:08 
Offline
Emsige Missionarin für Jane Austen
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Die 6-stündige Massage an einem Stück nehme ich der Briefeschreiberin sowieso nicht ab, denn das schafft ja selbst eine ausgebildete Masseuse nicht. :nein:

War es zu damaliger Zeit überhaupt schicklich für eine Dame, den Knöchel eines (fremden) Kutschers zu massieren? Sogar heutzutage käme ich mir dabei ein bisschen komisch vor. (Aber heutzutage gäbe es dazu natürlich auch keinen Anlass, weil sich andere Möglichkeiten böten.)

_________________
"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 19:02 
Offline
Begeistertes Missionierungsopfer
Benutzeravatar

Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 02:03
Beiträge: 1755
Mir wird Mrs Parker immer sympathischer - sie bleibt auf dem Boden der Tatsachen und kennt ihren Mann sehr gut:
"I do think the Miss Parkers carry it too far sometimes. And so do you, my love, you know. You often think they would be better if they would leave themselves more alone -- and especially Arthur. I know you think it a great pity they should give him such a turn for being ill."

Und auch Charlotte trifft es auf den Punkt, als sie den Ton de Briefes als cheerful empfindet - und das trotz des erbärmlichen Gesundheitszustandes der Schreiberin. :fies_sei:

_________________
~ Der Weg ist das Ziel ~


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 19:10 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 22:10
Beiträge: 210
Wohnort: irgendwo in Sachsen
Das war für mich wieder ein ganz typisches Austen Kapitel. Sie nimmt hier einen scheinbar nicht zu unterschätzenden Teil der Bevölkerung ins Visier :fies_sei: , nämlich die "eingebildeten Kranken".
Das tut sie mit ihrem hintergründigen Humor und es ist zum Schreien komisch. Die beiden Parker Schwestern Diana und Susann werden vorgestellt, nicht zu vergessen der jüngerer Bruder Arthur Parker. Diana, die eigentlich fast unheilbar krank ist, hat aber noch so viel Energie, halb England verrückt zu machen, um ganze ZWEI Familien für Sandition zu gewinnen. Großartige Leistung! Sie scheint mir irgendwie überdreht zu sein, ja fast übergeschäftig und das trotz der bemerkenswert schlechten Konstitution! :lach:
Ich glaube, dass was uns JA hier näherbringt, kann man auch ohne Bedenken auf die eine oder andere Person der heutigen Zeit übertragen. Sicher kennt fast jeder von uns einen solchen mehr oder minder eingebildeten Kranken.

JA bietet uns auch in diesem Kapitel den mittleren Bruder "Sidney" an. Anbieten? Nun auf mich wirkt es immer so. "Na, wie wäre es mit dem gut aussehenden, witzigen, frechen, intelligenten (hab ich jetzt etwas vergessen?, sicher die negativen Dinge, die ja auch von Mr. Parker genannt wurden) Sidney? Wer will, wer will, wer hat noch nicht?"
Entschuldigt bitte. :rolleyes:
Aber er wird von Mr. Parker ja sehr oft genannt und dann immer als toller Hecht, mit ganz kleinen Unzulänglichkeiten dargestellt. Ich glaube die Parkers lieben und verehren ihn. Und deshalb lassen sie ihm wohl auch seine "Frechheiten" durchgehen. Er scheint im Vergleich zum Rest der Familie doch relativ "normal" zu sein.
Ich glaube, auf ihn bin ich sehr neugierig.

Charlotte kam in diesem Kapitel äußerst kurz. Man fragt sich, ob wirklich sie zur Hauptfigur werden soll, bzw. ob man in dieser Geschichte überhaupt eine ganz bestimmte Person als Hauptperson bezeichnen kann. Wohl eher eine ganze Gruppe (oder doch Sanditon?) Zumindest sieht es für mich momentan danach aus.

_________________
"Die Liebe ist ein Stoff, den die Natur gewebt und die Fantasie bestickt hat.“ Voltaire


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 22:11 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Geschichte auf ein typisches Heldinnen-Schema hinausgelaufen wäre (gerade deshalb finde ich es ja so schade, dass es nur ein Fragment geblieben ist bzw. Austen überhaupt viel zu früh gestorben ist :/ ), Charlotte scheint eher so eine Art Beobachterposition inne zu haben. Sie kommt zwar später auch noch "zum Zug", aber die Handlung rotiert nicht um sie.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Freitag 16. April 2010, 09:43 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Ramona hat geschrieben:
JA bietet uns auch in diesem Kapitel den mittleren Bruder "Sidney" an. Anbieten? Nun auf mich wirkt es immer so. "Na, wie wäre es mit dem gut aussehenden, witzigen, frechen, intelligenten (hab ich jetzt etwas vergessen?, sicher die negativen Dinge, die ja auch von Mr. Parker genannt wurden) Sidney? Wer will, wer will, wer hat noch nicht?"

Dass Sidney so angepriesen wird, macht mich auch ein wenig stutzig. Der "natürliche" Gang der Dinge wäre wohl, dass am Ende Charlotte und Sidney sich "kriegen" - und nicht selten läuft es ja auch so bei JA. :wink: Aber andererseits gibt es da auch Willoughby und Wickham, die ja auch charmant, witzig und gutaussehend daherkommen, sich am Ende aber als böse Buben entpuppen. Ist Sidney vielleicht eher ein Willoughby als ein Tilney?


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Freitag 16. April 2010, 16:44 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 22:10
Beiträge: 210
Wohnort: irgendwo in Sachsen
Julia hat geschrieben:
Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Geschichte auf ein typisches Heldinnen-Schema hinausgelaufen wäre (gerade deshalb finde ich es ja so schade, dass es nur ein Fragment geblieben ist bzw. Austen überhaupt viel zu früh gestorben ist :/ ), Charlotte scheint eher so eine Art Beobachterposition inne zu haben. Sie kommt zwar später auch noch "zum Zug", aber die Handlung rotiert nicht um sie.

Das hast du richtig schön formuliert, genau so sehe ich das auch. :top:
Ich habe das Buch ja auch schon mehrfach gelesen. Ich habe aber nie aufgepasst, ab wo M. Dobs dann loslegt. Bin mal gespannt (sollten wir gemeinsam weiterlesen), ob sich daran dann etwas Wesentliches ändern wird.

Udo hat geschrieben:

Dass Sidney so angepriesen wird, macht mich auch ein wenig stutzig. Der "natürliche" Gang der Dinge wäre wohl, dass am Ende Charlotte und Sidney sich "kriegen" - und nicht selten läuft es ja auch so bei JA. :wink: Aber andererseits gibt es da auch Willoughby und Wickham, die ja auch charmant, witzig und gutaussehend daherkommen, sich am Ende aber als böse Buben entpuppen. Ist Sidney vielleicht eher ein Willoughby als ein Tilney?

Ja da bin ich auch sehr gespannt.
Obwohl es mir immer wieder schwerfällt, alles auszublenden, was ich schon weiß. :wink: Ich muss aber sagen, und vielleicht geht es euch ähnlich, dass ich das Buch sooo intensiv noch nie gelesen habe und sich dadurch durchaus neue Aspekte ergeben, die ich vorher so nicht wahrgenommen habe.
Ok, ein kleiner Seelenstriptease: Ich gestehe hiermit ein, vorher war das Buch für mich eine "kriegt Charlotte Sidney? - Geschichte :rolleyes: mit schönen Landschaftsbeschreibungen" (Bezeichnung ist vielleicht von mir etwas sehr übertrieben reduziert worden :fies_sei: ), was sich aber mittlerweile grundlegend geändert hat.

_________________
"Die Liebe ist ein Stoff, den die Natur gewebt und die Fantasie bestickt hat.“ Voltaire


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Samstag 17. April 2010, 16:34 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Charlotte Cox hat geschrieben:
Bei den Beschreibungen des Ortes am Ende von Kapitel 4, fällt mir auf, dass das Werk sehr wie ein Theaterstück daher kommt. Überzogene Charaktere und ein minimalistisches Setting: zwei Häuser und eine Promenade am Strand.

Ich frage mich, ob das daran liegt, dass Sanditon ein neuer Ort ist, im Gegensatz zu den Herrensitzen und alten Orten z.B. in Emma oder P&P. Ist das also nur ein zufälliger Umstand - oder baut JA absichtlich eine "künstliche" kleine Welt auf? Denn auch etwa in Emma ist die Handlung ja auf engem Raum begrenzt, die Figuren sind z.T. auch "überzogen" gezeichnet. Und wenn es nicht Zufall, sondern Absicht ist, fragt sich welche.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Sonntag 18. April 2010, 04:37 
Offline
Begeistertes Missionierungsopfer
Benutzeravatar

Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 02:03
Beiträge: 1755
Irgendwie hatte ich beim Lesen nie daran gedacht, dass da eine Art (Brave) New World geschaffen werden sollte. :/ :wink:

Wenn ich den original Anteil sehe, den JA schrieb, ist bei mir der Eindruck eher dahingehend, dass sie hier zwei Frauen mit gesundem Menschenverstand zeigt! :ja: :
Mrs Parker und Charlotte!
Mrs Parker mit Gegenstück Mr Parker :wink: - als Beispiel für eine Partnerschaft, die den gesunden Ausgleich findet, jeder für sich allein wäre schwierig zu ertragen. :fies_sei:
Und - wenn Sidney als eine Art Hallodri eingeführt wird - wer sonst als die auf dem Boden der Tatsachen stehende Charlotte passt da? :D

_________________
~ Der Weg ist das Ziel ~


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Sonntag 18. April 2010, 12:54 
Offline
Austenexperte
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 14. Juli 2009, 14:59
Beiträge: 926
Wohnort: Sachsen
Udo hat geschrieben:
Dass Sidney so angepriesen wird, macht mich auch ein wenig stutzig. Der "natürliche" Gang der Dinge wäre wohl, dass am Ende Charlotte und Sidney sich "kriegen" - und nicht selten läuft es ja auch so bei JA. :wink: Aber andererseits gibt es da auch Willoughby und Wickham, die ja auch charmant, witzig und gutaussehend daherkommen, sich am Ende aber als böse Buben entpuppen. Ist Sidney vielleicht eher ein Willoughby als ein Tilney?


So, aus dem Urlaub zurück und kann wieder mitreden :)

Ich glaube nicht, daß sich Sidney zu einem Willoughby/Wickham entwickeln sollte. Diese beiden werden vorher auch nicht so ausführlich eingeführt, sondern sind plötzlich im Geschehen present. Bisher hat JA den Leser eigentlich nie über den Charakter der jeweiligen Herren im Unklaren gelassen. Auch wenn die beiden W's am Anfang nicht direkt negativ erscheinen, so hat der Leser doch eine Ahnung, daß nicht Alles so strahlend positiv ist, wie es erscheint.

Ich jedenfalls glaube, daß Sidney als positiver Held geplant war und eingeführt ist/wird. Leider werden wir nicht erfahren, wie sich die beiden Hauptpersonen aufeinander zu entwickeln sollten. (obwohl ich die vollendete Variante ganz hübsch finde, aber dazu später mehr)

Elanor

_________________
[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Montag 19. April 2010, 09:11 
Offline
Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Kapitel 6

Ein Ausflug in die Bücherei bringt Charlotte die Bekanntschaft mit Lady Denham und Clara Brereton. Von beiden ist sie sehr angetan und entgegen Lady Denhams vorgetäuschtem Unwillen trinken alle gemeinsam Tee im Haus der Parkers.


Weiter oben wurde Lady Denham ja schon mit Lady Catherine aus P&P verglichen, aber ich finde spätestens hier wird deutlich, dass ihr Charakter ein paar mehr Schattierungen hat: Während Lady Catherine von JA noch als regelrechtes Stereotyp der unsympathischen Aristokratie dargestellt wurde, wird hier ausdrücklich Lady Denhams Güte und Freundlichkeit betont - neben den üblichen Schrullen (Ihre Eselsmilch ist alles was man zum Gesundsein braucht!) natürlich. :wink:

Charlottes Wahrnehmung von Mis Brereton ist eine schöne Mischung zwischen Emma und Catherine Morland, finde ich. Sie sieht das literarische Potential ihrer Situation, könnte sich ausmalen, was ihr bevorstehen müsste, ist aber selbstreflektiert genug um Phantasie und Realität zu trennen.


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 20. April 2010, 18:51 
Offline
Emsige Missionarin für Jane Austen
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 15. Oktober 2006, 16:01
Beiträge: 1158
Julia hat geschrieben:
- neben den üblichen Schrullen (Ihre Eselsmilch ist alles was man zum Gesundsein braucht!) natürlich. :wink:
Aber gibt ihr ihre erstaunlich gesunde Konstitution (in 70 Lebensjahren nur zweimal Medikamente eingenommen und so gut wie nie einen Arzt konsultiert) nicht in gewisser Weise Recht zu dieser Annahme? ;D
Schlimmer finde ich da schon den Gedankengang, dass ein paar der jungen Mädel aus dem Pensionat womöglich die Schwindsucht haben könnten, an die Lady Denham dann ihre Eselmilch verkaufen kann.

Stimmt: Lady Denham wird mit Charlottes Augen überwiegend positiv beschrieben: "Es handelte sich anscheinend bei der einen um nichts als Schutz und Güte und bei der anderen nur um Dankbarkeit und liebevolle Achtung." Die Lady und Clara bilden somit die perfekte Zweckgemeinschaft.

Ich mag diese Stelle mit der Leihbücherei. Welch hübsche Vorstellung, so lange in einem Urlaubsort zu verweilen, dass man sich sogar mehrere Bücher ausleihen kann. :schoen Ich möchte auch mal so lange auf Reisen sein können, dass ich nicht nur Postkarten schreiben, sondern auch Korrespondenz in der Urlaubsunterkunft empfangen könnte.

_________________
"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 20. April 2010, 19:16 
Offline
Austenbegeistert
Benutzeravatar

Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 22:10
Beiträge: 210
Wohnort: irgendwo in Sachsen
Julia hat geschrieben:
Weiter oben wurde Lady Denham ja schon mit Lady Catherine aus P&P verglichen, aber ich finde spätestens hier wird deutlich, dass ihr Charakter ein paar mehr Schattierungen hat: Während Lady Catherine von JA noch als regelrechtes Stereotyp der unsympathischen Aristokratie dargestellt wurde, wird hier ausdrücklich Lady Denhams Güte und Freundlichkeit betont - neben den üblichen Schrullen (Ihre Eselsmilch ist alles was man zum Gesundsein braucht!) natürlich. :wink:


Ja, das finde ich auch. Wenn ich ehrlich bin, konnte ich innerlich den Vergleich zu Lady Cathrine nicht so ganz gut heißen. Da fehlt (bis jetzt zumindest) ein gewaltiges Stück Selbstverherrlichung und Arroganz anderen gegenüber. Lady Denham hat ja durchaus auch etwas sanftere Charakterzüge (zumindest wenn sie "nett sein will" :fies_sei: ). "..strahlte sie Gutmütigkeit und Herzlichkeit aus, eine Nettigkeit und Bereitwilligkeit, mit Charlotte persönlich bekannt zu werden, und eine Wärme bei der Begrüßung ihrer alten Freunde, die das Wohlwollen spürten, das sie zu empfinden schien." Das klingt ja eigentlich ganz nett.
Selbst wenn man mal annehmen möchte, dass diese hier soeben beschriebenen Züge nicht ganz "echt" sind, fehlen sie einer Lady Cathrine gänzlich. Diese würde sich nicht einmal die Mühe machen, solche Eigenschaften "vorzutäuschen".

Es gibt auch ein paar interessante Dinge über Charlotte zu erfahren.
Sie scheint sich "ganz gut im Griff zu haben". Sie widersteht den Verlockungen der Bibliothek und gibt sich nicht einem leicht aufflackernden Kaufrausch hin. (beneidenswert :lach: ).
Sie weiß sehr genau, wie sich eine junge Dame zu benehmen hat oder welche Eigenschaften diese haben sollten (zBsp. Bescheidenheit! :rolleyes: ).
Sie scheint mir so der Typ "erst mal lange drüber nachdenken und dann handeln" zu sein (schon wieder beneidenswert! :fies_sei: ).
Und dann ist da noch die Stelle, wo Lady Denham über die zu erwartende Erhöhung der Fleischpreise philosophiert. "..Ei, ja, diese junge Dame lächelt, wie ich sehe."
Charlotte beobachtet ja alle neuen Charaktere ziemlich genau. Und sie kann sich bei der Fleischdiskussion ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sie ist also nicht auf den Kopf gefallen und findet die Situation, sicher genau wie wir, etwas überzogen und amüsiert sich im Stillen darüber und wird dabei von Lady Denham ertappt :thud: .

_________________
"Die Liebe ist ein Stoff, den die Natur gewebt und die Fantasie bestickt hat.“ Voltaire


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 20. April 2010, 21:15 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Mein Vergleich mit Lady Catherine bezog sich ja auf den Stand des betreffenden Kapitels. Hier wird sie allerdings viel positiver dargestellt. Interessant finde ich, dass sie mit der Preisdiskussion ja genau so argumentiert wie der gute Mr. Heywood im 1. Kapitel. Die alte Garde gegen das Neue (wobei die Lady ja aufs Neue setzt, jedenfalls finanziell). Ich kann mich gerade gar nicht daran erinnern, dass solche ökonomischen Diskussionen bei JA sonst wo vorkommen. Klar, ums Geld geht es öfter, aber um wirtschaftliche Prozesse? Wenn auch auf niedrigem Niveau...

Clara Brereton scheint wirklich das Zeug zur romantischen Heldin, zur verfolgten Unschuld mit Verstand, zu haben...


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Dienstag 20. April 2010, 22:29 
Offline
Austenexperte

Registriert: Samstag 22. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 919
Zitat:
Ich kann mich gerade gar nicht daran erinnern, dass solche ökonomischen Diskussionen bei JA sonst wo vorkommen. Klar, ums Geld geht es öfter, aber um wirtschaftliche Prozesse? Wenn auch auf niedrigem Niveau...

Muss sie wohl von einem ihrer Brüder gelernt haben. :wink: (Hoffentlich sollte Mr. Parker nicht pleite gehen... Richtig viel los ist in Sanditon ja nicht gerade.)


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. April 2010, 12:36 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
meli hat geschrieben:
(Hoffentlich sollte Mr. Parker nicht pleite gehen... Richtig viel los ist in Sanditon ja nicht gerade.


Ja, im Grunde dürfte es unmöglich sein, mit den paar Gästen Geld zu verdienen. Und dass im August der Ansturm beginnt, ist ja auch nicht zu erwarten. Man hat den Eindruck, dass Sanditon noch sehr in den Anfängen steckt, vielleicht die 2. Saison? Andererseits gibt es immerhin doch schon einige Kur-Gebäude.

Ich finde immer noch, dass man als unbedarfter Leser Schwierigkeiten haben könnte, sich darüber im Klaren zu werden, um wen es hier eigentlich in erster Linie geht. Das kann vielleicht eine Stärke des Buches sein, könnte aber auch eine Schwäche werden. Man könnte z.B. auf die Idee kommen zu sagen, dass das Buch nach 6 Kapiteln immer noch irgendwie unentschieden vor sich hin plätschert (auch wenn dieses Plätschern sehr nett zu lesen ist).


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. April 2010, 23:06 
Offline
Begeistertes Missionierungsopfer
Benutzeravatar

Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 02:03
Beiträge: 1755
Lady Denham mag ein wenig freundlicher sein als Lady Cahtherine de B., aber Charlotte beobachtet immerhin, dass sie eine Art self-satisfied air hat. :fies_sei:

Von Ärzten scheint sie nicht viel zu halten. Ganz abgesehen davon, dass sie selber nie einen solchen brauchte ( die Glückliche!) ist sie sicher, ihr Harry wäre noch am Leben, hätte er auf ärztlichen Rat verzichtet. :D
Lady Denham schlägt vor:....pray, let us have none of the tribe at Sanditon :lach:

Wie Udo sehe ich auch, dass man noch nicht wissen kann, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Warum z.B. werden namentlich Mitglieder der Bücherei genannt? Ich habe mich beim ersten Lesen dabei ertappt zu überlegen, wer denn davon wichtig werden könnte....

Aber so allmählich kann man sich das geruhsame Leben in Sanditon vorstellen. Gefallen hat mir z.B.die Beschreibung:
Here and there might be seen a solitary elderly man, who was forced to move early and walk for health; - gezwungen von wem? :wink: :D

_________________
~ Der Weg ist das Ziel ~


Nach oben
 Profil  
 
BeitragVerfasst: Freitag 23. April 2010, 22:27 
Offline
Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Hier im 6. Kapitel (eigentlich müssten wir ja schon im 7. sein....) wird Camilla erwähnt. Ich habs nicht gelesen. Weiß jemand, ob die Handlung irgendeine Bedeutung haben könnte? Zufällig wird JA das Buch ja nicht erwähnt haben, ihre Zeitgenossen werden es gekannt und die Anspielung verstanden haben.

Julia hat ja schon Catherine Morland erwähnt. Hier gibt es eine ziemlich eindeutige Bezugnahme auf Northanger Abbey (auch wenn das Buch erst posthum erschienen ist), glaube ich. So heißt es über Charlotte: "Nein, sie war eine sehr nüchterne junge Dame, die gerade so viel Romane las, dass sie von ihnen auf angenehme Weise unterhalten wurde, ohne auf unvernünftige Weise beeinflusst zu werden." Ich würde sagen, dass Charlotte in diesem Punkt das genaue Gegenstück zu Catherine ist, die eben nicht "nüchtern" ist und sich definitiv "auf unvernünftige Weise" von Romanen beeinflussen lässt. Die in Northanger Abbey etwas unvermittelte, flammende Parteinahme der Autorin/Erzählerin fürs Romanelesen ist hier zwar abgeschwächt, aber doch deutlich spürbar.


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Dieses Thema ist gesperrt. Du kannst keine Beiträge editieren oder weitere Antworten erstellen.  [ 166 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste


Ähnliche Beiträge

P&P 2010 (modern)
Forum: "Pride and Prejudice"
Autor: Angelika
Antworten: 52
Groupread "Stolz und Vorurteil" / Start 18.10.2008
Forum: Groupreads
Autor: Julia
Antworten: 975
Stolz und Vorurteil auf der Bühne 2010
Forum: "Pride and Prejudice"
Autor: doris-anglophil
Antworten: 217
Sanditon
Forum: Jugendwerke und Unvollendetes
Autor: Pixie
Antworten: 76
Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009
Forum: Klassiker
Autor: Julia
Antworten: 166

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, Uni, USA, Erde, Bücher

Impressum | Datenschutz