Udo hat geschrieben:
Eine Stelle ist mir nicht klar:
Im Dialog über die Kutsche für Jane sagt Mrs. Bennet, dass Mr. Bennet doch die Pferde auf dem Gut brauche. Darauf sagt er: "Sie werden viel öfter auf dem Gut gebraucht, als ich sie haben kann."
Darauf Lizzy: "Aber wenn Sie sie heute nehmen, nützt dies auch den Absichten meiner Mutter." Und dann kommt: "Endlich rang sie ihrem Vater die Bestätigung ab, dass die Kutschpferde nicht abkömmlich waren. Jane musste also reiten...."
Heißt das nun, dass Lizzy die Strategie ihrer Mutter unterstützt hat?? Klingt fast so - oder habe ich hier irgendwas nicht richtig verstanden?
Ich glaube, diese Stelle ist nicht richtig übersetzt, wobei mir auch einiges nicht ganz verständlich ist. Dazu muss man sich allerdings die ganze Textstelle ansehen.
Zitat:
"Dining out," said Mrs. Bennet, "that is very unlucky."
"Can I have the carriage?" said Jane.
"No, my dear, you had better go on horseback, because it seems likely to rain; and then you must stay all night."
"That would be a good scheme," said Elizabeth, "if you were sure that they would not offer to send her home."
"Oh! but the gentlemen will have Mr. Bingley's chaise to go to Meryton, and the Hursts have no horses to theirs."
"I had much rather go in the coach."
"But, my dear, your father cannot spare the horses, I am sure. They are wanted in the farm, Mr. Bennet, are they not?"
"They are wanted in the farm much oftener than I can get them."
"But if you have got them to-day," said Elizabeth, "my mother's purpose will be answered."
She did at last extort from her father an acknowledgment that the horses were engaged. Jane was therefore obliged to go on horseback, and her mother attended her to the door with many cheerful prognostics of a bad day.
Mrs. Bennet erfährt also, dass die Herren ausser Haus sind, und sofort überlegt sie sich eine Strategie, wie man dieses Manko umdrehen könnte, vermutlich noch bevor Jane nach der Kutsche fragt. Wie gesagt, es hätte sich gehört, wäre mindestens sicherer gewesen, die Strecke mit der Kutsche zurückzulegen.
Auf Janes Frage antwortet Mrs. Bennet wie aus der Pistole geschossen und ohne sich zuvor mit ihrem Gatten zu beraten. Die erste Begründung lautet ja auch nicht, dass die Pferde bereits anderweitig verplant sind, sondern, dass eine schlechte Wetterklage kommt und dass Jane dann sicher auf Netherfield übernachten müsse. Lizzys Antwort scheint mir gar nicht so ironisch zu sein, denn sie erwartet naturgemäß, dass man Jane zur Rückfahrt eher eine Kutsche anbietet und das Pferd hinten anbindet, als sie über Nacht einzuladen. Aber Mrs. Bennet hat an alles gedacht, und ich wundere mich, woher sie über alles Bescheid weiss. Erstaunlich für einen als dümmlich eingestuften Menschen, derart schnell und vernetzt denken zu können.
"Oh! Aber die Gentlemen werden (eben wegen des Wetters!) Bingleys Chaise, also geschlossenen Kutsche nach Meryton nehmen, und die Hursts haben keine Pferde für ihre eigene." Das hiesse doch aber, es befanden sich zwei Kutschen in Netherfield, aber nur genügend Pferde für eine?
Jane, der der Gedanke im Regen zu reiten nicht behagt, die sicher auch ihre neuen Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen will, usw. sagt, sie führe aber lieber mit der Kutsche. Nun bittet Mrs. Bennet sozusagen ihren Mann um Hilfe, indem sie behauptet, die Pferde würden anderweitig gebraucht. Dass man wohl eigene Reitpferde hielt und stärkere, die man vor den Karren oder die Kutsche spannen konnte, war ja noch normal. Aber hier ging es ja wohl eher um eine Abendeinladung und man hätte die Arbeit auf der Farm ja nun doch so organisieren können, dass die Pferde tagsüber bzw. morgens, wenn noch Tau auf dem Boden ist, der also feucht ist, für die Arbeit eingesetzt werden, um sie abends dann für Fahrten zur Verfügung zu haben.
Zudem gehörten die Pferde wohl Mr. Bennet, denn Mrs. Bennet sagt, der Vater könne sie nicht "erübrigen", denn sie würden auf der Farm gebraucht. Nicht eine Frage übrigens, ob man die Prioritäten, sprich die Arbeit, nicht verschieben könne.
Wenn man davon ausgeht, dass die Pferde also den Bennets gehören, wird der nächste Satz, also Bennets Antwort meist falsch übersetzt.
"Sie werden auf der Farm weitaus häufiger gebraucht, als sie mir selbst zur Verfügung stehen." Das würde bedeuten, es sind zwar seine Pferde, er muss sie aber öfter abgeben, als er sie selbst nutzen kann.
Lizzys Antwort wird sicher auch falsch übersetzt, denn sie wäre nicht logisch. Wenn die Bennets die Pferde hätten, würde das ja Mutters Absicht durchkreuzen. Demnach wäre der Satz etwas freier zu übersetzen, also z.B. so:
"Aber wenn Sie sie heute haben (Vater), wäre Mutters Vorschlag beantwortet (hinfällig)." Damit erzwang sie letztendlich von ihrem Vater die Bestätigung, dass die Pferde vergeben waren. Jane musste also zu Pferde reiten, und die Mutter begleitete sie mit vielen munteren Prognosen auf einen schlechten Tag zur Tür (oder doch eher Tor?)Das lässt darauf schliessen, dass Bennet bei dieser Auskunft lügt, um seiner Gattin nicht in den Rücken zu fallen, obwohl ihm dies zutiefst unangenehm ist.
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit