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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 01:58 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Udo hat geschrieben:
Das klingt, als ob Darcy seinen Stolz aus der Unterlegenheit anderer bezieht, also auf Kosten anderer empfindet.
Also Mrs. Bennet fühlt er sich zu Recht geistig überlegen. :lach: :wink:
Er hat halt ein gesundes Selbstbewusstsein - natürlich auch dank seiner gesellschaftlichen Stellung, aber sicher nicht nur deswegen.
Udo hat geschrieben:
aus der Unterlegenheit anderer bezieht
Hm. Muss man andere nicht als unterlegen einstufen, um sich überlegen zu fühlen? Könnte man sich überhaupt stolz fühlen, wenn man alle anderen auf gleicher Stufe sähe?


Ich frage mich dagegen, ob Miss Bingley gar keinen Stolz (vor sich selbst) hat? Es ist so was von offensichtlich, wie sie um Darcys Aufmerksamkeit buhlt! Ist ihr das denn gar nicht peinlich? Sie muss doch sehen, wie das für Außenstehende aussieht. Noch dazu macht sie immer weiter, obwohl er sie ständig mit Missachtung straft.

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"To read ist to translate, for no two person's experiences are the same."
(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Montag 24. November 2008, 01:58 


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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 08:27 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Auch wenn ich mich jetzt in gefährlich unbekannte (Sprach-)Gewässer begebe, aber kann es denn nicht sein, dass "Pride" hier weniger im Sinne von "Stolz sein auf etwas, das man hat/tut/erreicht" gemeint ist, sondern mehr... Hm, wie er es eben sagt ein "sich überlegen fühlen". Nicht, dass das jetzt ein besserer Charakterzug wäre! Ich meine nur, dass es ein feiner Unterschied ist zwischen einem eher aktiven "sotlz sein auf..." und einem eher passiven "stolz sein" (ohne auf), also einer Haltung, einer Eigenschaft, wie "arrogant sein". Aber ja, vielleicht ist Darcy auch stolz auf seine geistige Überlegenheit. Es ist, wie immer bei mir, nur mein Eindruck ;D

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Diesen Beitrag widme ich Geralt


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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 08:59 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Udo hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Ich finde es viel merkwürdiger, wie Lizzy plötzlich über ihn und sich denkt. War sie nicht beleidigt, weil er sie für zu durchschnittlich hielt, um sich mit ihr zu befassen? Nun ist sie es, die ihn über sich stellt.


He, hattest Du an der entsprechenden Stelle nicht gerade bestritten, dass Darcy Lizzy beleidigt habe, weil er sie durchschnittlich fand? ;D Und dass sie ihn über sich stellt, finde ich gar nicht merkwürdig. Die sozialen Unterschiede dürften ihr wie allen Leuten dieser Zeit sehr bewußt gewesen sein.

Nein, es ist ein Unterschied zwischen beleidigt werden und beleidigt sein. Zudem darf man sich dann erst recht fragen, warum sie also beim ersten Kennenlernen wegen seiner Äusserung beleidigt war. Zumindest fängt sie wohl an sich und ihre Umwelt vermeintlich mit seinen Augen zu sehen.

Udo hat geschrieben:
Was mich an dem folgenden Spaziergang überrascht, ist, dass Caroline Darcy so offen mit der möglichen Hochzeit aufzieht. Sie ist eifersüchtig usw. schon klar. Aber mir scheint, sie geht dabei ganz schön weit. Das spricht für eine recht weitgehende Vertrautheit zwischen ihnen. Wahrscheinlich kennen sie sich ja auch schon seit Jahren. Solche Sprüche haben ja auch immer viel Selbstquälerisches. Und ungeschickt ist es auch, weil sie ihn praktisch zwingt, Lizzy zu verteidigen und eine Hochzeit wahrscheinlicher macht - über etwas, das total absurd ist, muss man nicht reden. Indem man darüber redet, rückt es in den Bereich des Möglichen.
Ich glaube, Caroline überlegt gar nicht, was sie sagt. Zu tief sitzt die Eifersucht. Geadde deshalb malt sie ihm ja ein, wie sie hofft, abschreckendes Bild von einer Zukunft, sollte er es wagen, Lizzy in Erwägung zu ziehen. Zudem erwartet sie natürlich, dass er einen solchen Gedanken brüsk von sich weist und sie, Caroline, damit bestätigt und in Sicherheit wiegt.
Darcy hätte Lizzy ja nicht zwingend verteidigen müssen, und hätte es sicher nicht getan, hätte er nicht schon seine Zuneigung entdeckt. :)

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:blume: Grüsse, Caro

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Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 11:08 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
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Amadea hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Das klingt, als ob Darcy seinen Stolz aus der Unterlegenheit anderer bezieht, also auf Kosten anderer empfindet.
Also Mrs. Bennet fühlt er sich zu Recht geistig überlegen. :lach: :wink:
Er hat halt ein gesundes Selbstbewusstsein - natürlich auch dank seiner gesellschaftlichen Stellung, aber sicher nicht nur deswegen.
Udo hat geschrieben:
aus der Unterlegenheit anderer bezieht
Hm. Muss man andere nicht als unterlegen einstufen, um sich überlegen zu fühlen? Könnte man sich überhaupt stolz fühlen, wenn man alle anderen auf gleicher Stufe sähe?

Zitat:
"Yes, vanity is a weakness indeed. But pride--where there is a real superiority of mind, pride will be always under good regulation."
"Ja, Eitelkeit ist tatsächlich eine Schwäche. Aber Stolz--wo eine wahre Überlegenheit des Geistes vorhanden ist, wird Stolz immer einer guten (gerechten?) Ordnung unterliegen."
Darcy stellt Stolz, und zwar hier echten Stolz, der sich auf Leistung und Geist gründet, über den leeren Stolz der Eitelkeit. Eitelkeit ist im Grunde nur eine andere Form von Stolz, allerdings eine nichtige und vergängliche. Eitelkeit gründet sich meist auf Aussehen, also rein äussere Aspekte; Stolz hingegen auf Dinge die man selbst, oder die Familie sich erarbeitet hat. Man kann auf eine alte Familie mit gutem Ruf stolz sein; auf Reichtum, den man sich erarbeitet hat; auf Ehrungen, die man für Leistung (z.B. Geist, Mut, Einsatz) errungen hat. Eitelkeit ist ein ganz persönlicher Stolz, der oft nicht berechtigt ist. Man will mehr sein oder scheinen, als man ist. Eitle Menschen sind auch die, die Liebesverse schreiben, ohne das Gegenüber wirklich zu kennen, die bei einem anderen auch nur die Äusserlichkeiten loben. Stolze Menschen loben eher innere Werte und Leistung, wenn sie denn wirklich vorhanden sind.
"mind" lässt sich ja nicht nur mit Verstand übersetzen, sondern mit Sinn, Seele, Psyche, Geisteshaltung. Nach Darcy kann ein überlegener Geist nicht falsch handeln, er wird immer die richtigen "Regeln" anwenden und der Realität angepasst sein. Ein wirklich überlegener Geist wird also nicht schändlich sein, denn sein Wissen um Gut und Böse wird das verhindern.

Amadea hat geschrieben:
Ich frage mich dagegen, ob Miss Bingley gar keinen Stolz (vor sich selbst) hat? Es ist so was von offensichtlich, wie sie um Darcys Aufmerksamkeit buhlt! Ist ihr das denn gar nicht peinlich?

Oh, Miss Bingley ist nicht einmal stolz, sondern schlichtweg eitel. Die "walking-Übung" soll Darcy vor Augen führen, wie damenhaft sie selbst schreitet und sich bewegt, im Gegensatz zu Lizzy. Sie kommt nicht im geringsten auf die Idee, ihm könne gefallen was er bei Lizzy sieht. Pech, mal wieder nach hinten losgegangen. :D By the way, ist es ja nicht wirklich damenhaft sich so sehr in den Vordergrund zu drängen, wie es Caroline tut. Bei den Lessons zu damenhafter Zurückhaltung hat sie offensichtlich gefehlt! :fies_sei:

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Zuletzt geändert von Caro am Montag 24. November 2008, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 15:59 
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Ich muss Darcy rechtgeben:
Wenn jemand aus gutem Grund und - mit Verstand :wink: - stolz ist - pride will be always under good regulation

Eigentlich sind Miss Bingley und Mr Darcy gute Beispiele für einerseits vanity und andererseits pride. :ja:

Darcy gesteht selber eine Schwäche ein : er ist nachtragend!
Das gipfelt dann in : My good opinion once lost is lost for ever.

Das Wortgefecht zwischen Lizzie und Darcy ist wohl zuviel für Miss Bingley :wink: , sie ist genervt, weil sie nicht in das Gespräch einbezogen wird. :D

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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 16:12 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Miranda hat geschrieben:
Darcy gesteht selber eine Schwäche ein : er ist nachtragend!
Das gipfelt dann in : My good opinion once lost is lost for ever.

Und damit beweist er Größe. Er ist ehrlich und manns genug, seine Schwächen preiszugeben. Ein Beweis mehr, für seine "good regulation". :wink:

Kann es ein, dass wir hier die dritte Gemeinsamkeit haben? :gruebel: :lach:
Lizzy kann auch nicht so schnell verzeihen und handelt nach dem Grundsatz, wenn er mich gestern nicht mochte, mag er mich heute auch nicht, und dann muss ich ihn auch nicht mögen. Beide auf ihre Art Elefanten. :D

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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 22:31 
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Miranda hat recht, Miss Bingley ist ein gutes Beispiel für Eitelkeit, Darcy für Stolz. Zum Unterschied von Eitelkeit und Stolz hat ja Mary die entscheidenden Dinge gesagt (oder kommt das noch?).... - übrigens ganz treffend, wie mir scheint.
Es ist ja manchmal schwierig, Stolz, Eitelkeit und einfache Freude an Dingen zu unterscheiden. Hat z.B. Darcy wirklich Lizzys Stolz verletzt, wie JA Lizzy sagen lässt, als er sie akzeptabel nennt? Oder geht es da nicht doch eher um ihre Eitelkeit - immerhin kann man doch wohl kaum stolz auf sein Aussehen sein, oder? Das wäre ja ganz schön eitel. ;D
Und Darcy: Sein Selbstlob wg. seiner Bibliothek scheint mir auch eine Form von Eitelkeit zu sein. Auch ein Stolz, der sich auf "geistige Überlegenheit" gründet, ist mir wie gesagt reichlich suspekt. Da schwingt neben dem Herabsetzen anderer auch viel Eigenliebe mit. Darcy ist glaube ich einfach noch nicht so weit. Er durchläuft ja wie Lizzy im Buch eine Entwicklung. Auf dem Weg zur Selbsterkenntnis spart er nicht mit Selbstkritik, das ist gut. Aber Bingley hält er vor, der würde sich nur selbst kritisieren, weil er das, was er kritisiert, in Wahrheit irgendwie gut findet. Vielleicht ist das bei Darcy nicht soo viel anders? Der stolze Recke, der ein hartes, aber ausgezeichnet begründetes Urteil fällt, von dem er dann praktisch nie mehr abweicht, weil es so treffend ist. Darcy muss noch lernen, weicher zu werden. Bei ihm reichen Selbsterkenntnis und -kritik noch nicht, er muss sich selbst wirklich ändern.

Miss Hamiltons Eindruck hat mir zu denken gegeben. Mir fällt auf, dass ich das Buch jetzt im Groupread total anders lese als beim ersten Mal vor etwas mehr als einem Jahr. Damals hat es mich vom ersten Satz an mitgerissen, der heitere Ton, die lustigen Dialoge, komischen Typen... All die Dinge, die mir jetzt so negativ auffallen, sind mir damals entweder entgangen, oder, wahrscheinlicher, sie waren mir egal - vermutlich zu recht. Kennt Ihr das Phänomen auch? Also ich werde ab jetzt versuchen, mir mein Lesevergnügen zurück zu erobern :ja:.


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BeitragVerfasst: Montag 24. November 2008, 23:06 
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Ganz sicher lese ich vieles anders, wesentlich genauer jedenfalls, seit ich an groupreads mitmache, und bin sehr froh darüber.
Das hat allerdings bisher nicht bewirken können, dass ich weniger Vergnügen habe am Lesen. ;D

Aber die Schnittstelle zwischen Eitelkeit und Stolz ist nicht immer so glatt, da geb ich Udo recht.
Nur - man muss ja sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Denn falsche Bescheidenheit erinnert mich mitunter an: "fishing for compliments" :wink:
Wenn ich eine solche Bibliothek hätte , in solch einem Raum .... :thud:

Worauf Caro hingewiesen hat - die Gemeinsamkeiten: Beide lächeln gern - in sich hinein.

Elizabeth turned away to hide a smile.

``And yours,'' he replied with a smile, ``is wilfully to misunderstand them.''

Dabei hatte Darcy doch noch an Jane auszusetzen gehabt...She smiled too much.



Tja, konsequent ist er nicht wirklich, unser Mr Darcy! :)

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BeitragVerfasst: Dienstag 25. November 2008, 08:54 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Miranda hat geschrieben:
Ganz sicher lese ich vieles anders, wesentlich genauer jedenfalls, seit ich an groupreads mitmache, und bin sehr froh darüber.
Das hat allerdings bisher nicht bewirken können, dass ich weniger Vergnügen habe am Lesen. ;D

Das kann ich voll unterschreiben. Man liest im Groupread bewusster und das finde ich persönlich schöner.

Miranda hat geschrieben:
Worauf Caro hingewiesen hat - die Gemeinsamkeiten: Beide lächeln gern - in sich hinein...
Dabei hatte Darcy doch noch an Jane auszusetzen gehabt...She smiled too much.
Tja, konsequent ist er nicht wirklich, unser Mr Darcy! :)

Ja, aber bei Jane ist es ein anderes Lächeln. Sie lächelt jeden an und das überwiegend. Sie macht da keinen Unterschied, das ist es, was ihn stört. Jane's Lächeln ist ein Jedermanns-Lächeln. :)
Spoiler: anzeigen
Das wird ja später noch eine Rolle spielen, wenn er begründet, er habe bei ihr keine besondere Affinität zu Charles festgestellt. Lizzy bezieht das auf Jane's Schüchternheit bzw. Zurückhaltung, doch es geht darum, dass Jane zu allen gleich nett und freundlich ist und immerzu lächelt.

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Zuletzt geändert von Caro am Dienstag 25. November 2008, 12:38, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Dienstag 25. November 2008, 12:19 
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Udo hat geschrieben:
Es ist ja manchmal schwierig, Stolz, Eitelkeit und einfache Freude an Dingen zu unterscheiden. Hat z.B. Darcy wirklich Lizzys Stolz verletzt, wie JA Lizzy sagen lässt, als er sie akzeptabel nennt? Oder geht es da nicht doch eher um ihre Eitelkeit - immerhin kann man doch wohl kaum stolz auf sein Aussehen sein, oder? Das wäre ja ganz schön eitel.

Das kann man aber auch anders sehen. Mit diesem Satz reduziert er ja Lizzy auf ihr Aussehen. Er denkt gar nicht darüber nach, ob sie eventuell eine interessante Tanzpartnerin ist. Und dazu wurde doch, was ich so gelesen habe, das Tanzen auch ausgibig genutzt: sich unterhalten. Und das kann doch dann schon verletzend sein. Lizzy ist mit Sicherheit eitel. Aber ich würde ihre Eitelkeit nicht bei ihrem Äußeren suchen, sondern eher bei ihrem scharfen Verstand.

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Gruß Sonja
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BeitragVerfasst: Dienstag 25. November 2008, 21:02 
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Sonja hat geschrieben:
Das kann man aber auch anders sehen. Mit diesem Satz reduziert er ja Lizzy auf ihr Aussehen. Er denkt gar nicht darüber nach, ob sie eventuell eine interessante Tanzpartnerin ist. Und dazu wurde doch, was ich so gelesen habe, das Tanzen auch ausgibig genutzt: sich unterhalten. Und das kann doch dann schon verletzend sein. Lizzy ist mit Sicherheit eitel. Aber ich würde ihre Eitelkeit nicht bei ihrem Äußeren suchen, sondern eher bei ihrem scharfen Verstand.


Schön, dass Du wieder da bist, Sonja!
Du könntest recht haben, dass man das so sehen kann. Immerhin zeigt Darcy, dass sie für ihn tatsächlich nur interessant wäre, wenn sie sehr hübsch wäre. Was nicht nur ihren Stolz verletzen und ihre Eitelkeit kränken könnte, sondern auch noch eine glatte Beleidigung wäre. ;D Und was nicht gerade für Darcys scharfen Verstand spricht, denn er sollte wissen, dass es auf das Äußere doch eigentlich gar nicht ankommt.
Was Darcys lange Liste der Fehler angeht, so ist er schon recht ehrlich. Schwache Veranlagung, zu wenig großmütig, nachtragend und Gefühle, die "nicht von jedem Windhauch umgepustet" werden. Das ist schon wieder lustig, weil er doch gerade voll dabei ist, über Lizzys Fehler großmütig hinweg zu sehen (von denen des Mr. Hurst mal ganz abgesehen) und durchaus merkt, dass seine Gefühle schwer ins Wanken geraten sind - Windstärke 8 bis 9 würde ich schätzen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 25. November 2008, 21:20 
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Kleiner Nachtrag: Ist es nicht überhaupt merkwürdig, dass er sich plötzlich hinstellt und seine Fehler runterleiert? Normalerweise zeigt man am Anfang doch eher seine Schokoladenseiten, die Fehler kommen noch früh genug ans Licht, wie Mary ja schon bemerkt hat. Darcy scheint irgendwie das Bedürfnis zu haben, sich vor Elizabeth zu offenbaren.


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BeitragVerfasst: Dienstag 25. November 2008, 21:32 
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Ganz gewiss war Darcy mit seiner Äußerung über Lizzie auf dem Ball ganz und gar nicht tolerable,
nicht gentlemanlike ,
und da war kein Stolz im Spiel, das war einfach Überheblichkeit.
Nur, wir haben ja schon festgestellt - Mr Darcy war genervt vom dörflichen Ambiente :wink: und hat daher Lizzie so abgehandelt. :/

Was das Smilen angeht - Jane lächelt sozusagen jeden an - das ist doch eigentlich höflich, oder? Darcy hat das kritisiert , Charlotte hingegen meinte, Jane hätte nicht deutlich genug ihre Sympathie gegenüber Bingley gezeigt.
Wie war das zu der Zeit - war es üblich, dass junge Damen Zuneigung oder gar Bevorzugung offen zeigten? :nixweiss:

@Udo
Darcy blieb doch gar nichts anderes übrig als Fehler einzugestehen, nachdem ihn Lizzie quasi herausgefordert hat:
I am perfectly convinced by it that Mr. Darcy has no defect. :lach:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. November 2008, 08:14 
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Miranda hat geschrieben:
Was das Smilen angeht - Jane lächelt sozusagen jeden an - das ist doch eigentlich höflich, oder? Darcy hat das kritisiert , Charlotte hingegen meinte, Jane hätte nicht deutlich genug ihre Sympathie gegenüber Bingley gezeigt.
Wie war das zu der Zeit - war es üblich, dass junge Damen Zuneigung oder gar Bevorzugung offen zeigten? :nixweiss:

Das kommt auf das Beispiel an. Was meinst du mit: die Zuneigung offen zeigen?
Im Grunde waren es fast nur das Lächeln und eine gewisse Aufmerksamkeit, aber nicht zuviel, kein starren, die man einem ausgewählten Herren zukommen lassen konnte und eben Gesprächsbereitschaft. Insofern verstehe ich schon, dass Janes ständiges Lächeln gerade diese Zuneigung milderte, dass Darcy also der Meinung war, sie könnte Carter ebensogern haben wie Bingley. Für einen Aussenstehenden zeigte sich hier kein Unterschied in der Behandlung.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. November 2008, 12:23 
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Eben das dachte ich auch - junge Damen durften nur durch ihr Lächlen ihre Zuneigung zeigen.
Nur - wie unterscheidet man dann ein höfliches, ein freundliches, ein verliebtes Lächeln? :D
Wie sollte Jane da Unterschiede zeigen , stell ich mir schwierig vor.
Jane ist ganz einfach immer "nett" - wie Mr Bingley. :)

Ich verstehe da weder Mr Darcy noch Charlotte. :nein:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. November 2008, 13:32 
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Miranda hat geschrieben:
Eben das dachte ich auch - junge Damen durften nur durch ihr Lächlen ihre Zuneigung zeigen.
Nur - wie unterscheidet man dann ein höfliches, ein freundliches, ein verliebtes Lächeln? :D
Wie sollte Jane da Unterschiede zeigen , stell ich mir schwierig vor.
Jane ist ganz einfach immer "nett" - wie Mr Bingley. :)

Ich verstehe da weder Mr Darcy noch Charlotte. :nein:

Nun ja, es gibt doch Unterschiede. Es gibt das oberflächliche und/oder kühle Lächeln, das die Augen nicht erreicht und das herzliche Lächeln. Bingley hat Jane ganz offen bevorzugt, auch wenn er mit vielen Mädchen tanzte. Zumindest ist es eindeutig dargestellt. Jane hat Bingley scheinbar in ihrem Verhalten nicht eindeutig bevorzugt.

Deshalb sagt Darcy sie lächelt zu viel (nämlich jeden an) und Charlotte, sie wäre bezüglich Charles nicht eindeutig genug gewesen.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 26. November 2008, 17:21 
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Noch einmal zu Kapitel 11:

Die Dialoge sind mir noch etwas zu kurz gekommen. :wink:

"There is, I believe, in every disposition a tendency to some particular evil, a natural defect, which not even the best education can overcome.''
Damit gibt Darcy doch zu, dass die beste Erziehung einen natural defect nicht verhindern kann. :top:
Und Lizzie kontert: "And your defect is a propensity to hate every body.'' Dabei muss sie doch mitbekommen haben, dass Darcy zumindest seinen Freund Bingley schätzt, d.h. sie will provozieren! :wink:

Und in der Antwort ist es wieder da , das Lächeln :)

"And yours,'' he replied with a smile, "is wilfully to misunderstand them.''

Diese Scharmützel machen P&P für mich so lesens- und liebenswert! ;D

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BeitragVerfasst: Donnerstag 27. November 2008, 00:14 
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Wir können gerne noch etwas bei den Dialogen bleiben... - auch wenn ich jetzt schon mal das 12. Kapitel eröffne.

12. Kapitel


Elizabeth und Jane sind gegen den Willen ihrer Mutter entschlossen, Netherfield zu verlassen und reisen ab. Darcy ist froh darüber, weil er sich zu sehr von ihr angezogen fühlt und weil er fürchtet, bei ihr irgendwelche Hoffnungen zu wecken. Deshalb zeigt er ihr vorsichtshalber am letzten Tag die kalte Schulter. Die Familie Bennet ist wieder vereint in Longbourn.


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BeitragVerfasst: Freitag 28. November 2008, 22:28 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Das Kapitel ist wohl nicht so spannend.... ;D
Immerhin geht es mit Darcy voran. "Sie zog ihn mehr an, als ihm lieb war", und es scheint ihn auch zu stören, dass Caroline unhöflich zu ihr ist. Und wir erfahren, dass er sich öfter über Caroline ärgert.
Interessant ist, finde ich, dass er ernstlich für möglich zu halten scheint, dass sie schon irgendwelche Zeichen seiner Bewunderung von ihm empfangen haben könnte. Ihm ist also bewußt, dass er eigentlich gegen seinen Willen Signale sendet - während das bei ihr noch kein Thema ist (ob und wie sehr sie ihn ggf. schon mag, ist ja bisher nur Gegenstand unserer Vermutungen, JA sagt doch explizit nichts dazu, ganz im Gegensatz zu Darcys Gefühlswelt, über die wir erstaunlich viel erfahren). Dass die beiden eine halbe Stunde miteinander allein sind, ohne ein Wort zu reden - das stelle ich mir schwierig vor. Muss man nicht allein schon aus purer Höflichkeit ein paar Worte wechseln? Darcys dürfte durch dieses Verhalten nicht eben in Elizabeths Ansehen gestiegen sein.

Wie ist denn der Stand der Dinge in Sachen Stolz und Vorurteil?
Also Darcys Stolz scheint jedenfalls in bezug auf Elizabeth ebenso zu bröckeln wie seine Vorurteile gegenüber der dusseligen Dorfbevölkerung, die ja auch von Elizabeth mit vertreten wird. Auf ihrer Seite fällt auf, dass ihre Vorurteile gegen Darcy sie nicht abhalten, munter mit ihm zu plaudern bzw. sich heiter mit ihm zu streiten. Ihr Stolz ist aber glaube ich noch leicht verletzt. Also: Darcy hat die Nase deutlich vorn, scheint mir.


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BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2008, 09:20 
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Nun ja, es ist eigentlich erstaunlich, aber Darcy scheint sich eher wenig um "pure Höflichkeit" zu kümmern. Und das, bei seiner Erziehung. Das zeigt mir, wie stolz er wirklich ist. Für ihn gelten die allgemeinen Regeln des Anstandes nicht. Daher kann er diese Bemerkung über Lizzy beim Ball machen und daher kann er sie eine halbe Stunde anschweigen. Nein, noch anders. Die Regeln des Anstandes gelten nur bei gesellschaftlich ebenbürtigen Personen. Ich glaube kaum, dass er sich so gegenüber seiner Tante oder gegenüber Caroline Bingley verhalten würde, obwohl ihm sein Verstand längst sagen muss, dass diese Beiden eigentlich viel weniger Hochachtung verdienen, als Lizzy. Auch wie er den armen Mr. Collins behandelt, ist wenig von Höflichkeit geprägt.

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BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2008, 10:35 
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Udo hat geschrieben:
Interessant ist, finde ich, dass er ernstlich für möglich zu halten scheint, dass sie schon irgendwelche Zeichen seiner Bewunderung von ihm empfangen haben könnte.
Die Äußerung hatte mich auch etwas erstaunt. Mr. Darcy scheint der Meinung zu sein, dass er für Elizabeth sichtbare Signale ausgesendet hat. Ich fand die Signale bis auf sein Kompliment zum ausgiebigem Lesen und seine Tanzaufforderung bei der Familie Lucas nicht sonderlich deutlich. Doch für Mr. Darcys Verhältnisse wird das wohl schon viel gewesen sein. :D

Den Satz an sich finde ich aber ganz besonders toll! "Er entschloss sich wohlweislich, sich kein Zeichen der Zuneigung mehr anmerken zu lassen ... und er war sich darüber im Klaren, dass sein Verhalten am letzten Tag ... wesentlich dazu beitrug..." So was einen Mann denken zu lassen! Ich weiß noch, dass dieser Satz es mir beim ersten Lesen ganz besonders angetan hatte. Spätestens hier war ich von Mr. Darcy begeistert. :hearts:

Sonja hat geschrieben:
Darcy scheint sich eher wenig um "pure Höflichkeit" zu kümmern. Und das, bei seiner Erziehung. Das zeigt mir, wie stolz er wirklich ist. Für ihn gelten die allgemeinen Regeln des Anstandes nicht.


Stimmt, Sonja. Das hast Du schön auf den Punkt gebracht. Ich glaube auch nicht, dass er sich gesellschaftlich gleichgestellten Personen gegenüber so benommen hätte. Man bedenke: nicht, dass er in dieser halben Stunde, die er mit Elizabeth alleine im Raum ist, kein einziges Wort mit ihr redet, nein, er hat sie noch nicht einmal angesehen! Das nenne ich ausgesprochen unhöflich! :beleidigt:

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Sonja hat geschrieben:
Nun ja, es ist eigentlich erstaunlich, aber Darcy scheint sich eher wenig um "pure Höflichkeit" zu kümmern. Und das, bei seiner Erziehung. Das zeigt mir, wie stolz er wirklich ist. Für ihn gelten die allgemeinen Regeln des Anstandes nicht. Daher kann er diese Bemerkung über Lizzy beim Ball machen und daher kann er sie eine halbe Stunde anschweigen. Nein, noch anders. Die Regeln des Anstandes gelten nur bei gesellschaftlich ebenbürtigen Personen.


Das stimmt sicher. Und doch scheint mir, dass sein Stolz in bezug auf Lizzy aufgeweicht ist: Immerhin gehört sie zur Dumpfbackenfraktion, trotzdem redet er mit ihr, lächelt über ihre Bemerkungen, fordert sie zum Tanz auf, möchte ihr beim Spazierengehen aufmerksam Platz machen.... Gerade weil er so stolz ist, gerade weil, wie Du schreibst, die Regeln des Anstandes für ihn nur für Gleichgestellte gelten, ist seine Aufmerksamkeit Lizzy gegenüber so bemerkenswert. Klar ist er dabei, sich zu verknallen. Aber würde er in Gefahr geraten, wenn sein Stolz noch voll intakt wäre?

Amadea hat geschrieben:
"Er entschloss sich wohlweislich, sich kein Zeichen der Zuneigung mehr anmerken zu lassen ... und er war sich darüber im Klaren, dass sein Verhalten am letzten Tag ... wesentlich dazu beitrug..." So was einen Mann denken zu lassen!


Ich ahne, was Du damit sagen willst. Aber man könnte ja auch sagen, dass sich hier auch zeigt, wie sehr er von sich überzeugt ist. Er muss sich auf seinen Status (Stolz) und vielleicht auch auf sein Aussehen (Eitelkeit) viel zu Gute halten. Caro hat wahrscheinlich recht mit ihrer Anmerkung, dass ein Mann wie Darcy häufiger mit Frauen zu tun gehabt haben dürfte, die ihm freundliche Augen gemacht haben (und dass Lizzy das nicht tut, ist ihr "Vorteil"). Deshalb kann man von ihm wohl auch nicht so viel Bescheidenheit erwarten, nicht mit seiner Wirkung auf Frauen zu rechnen.


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BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2008, 14:08 
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Udo hat geschrieben:
Immerhin gehört sie zur Dumpfbackenfraktion, trotzdem redet er mit ihr, lächelt über ihre Bemerkungen, fordert sie zum Tanz auf, möchte ihr beim Spazierengehen aufmerksam Platz machen.... Gerade weil er so stolz ist, gerade weil, wie Du schreibst, die Regeln des Anstandes für ihn nur für Gleichgestellte gelten, ist seine Aufmerksamkeit Lizzy gegenüber so bemerkenswert. Klar ist er dabei, sich zu verknallen. Aber würde er in Gefahr geraten, wenn sein Stolz noch voll intakt wäre?

Sicher, das sehe ich genauso. Das wissen wir. Aber das weiß Lizzy nicht. Und daher bemerkt sie die Signale nicht. Charlotte schon. Überhaupt halte ich Charlotte für eine sehr kluge Frau. Und es tut mir immer weh, wenn Lizzy so... Aber halt, ich verplaudere mich.

Und Aufmerksamkeit gegenüber jemandem, in den man sich gerade über beide Ohren verliebt, hat nichts mit Höflichkeit zu tun.

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BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2008, 16:42 
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Sonja hat geschrieben:
Sicher, das sehe ich genauso. Das wissen wir. Aber das weiß Lizzy nicht. Und daher bemerkt sie die Signale nicht. .... Und Aufmerksamkeit gegenüber jemandem, in den man sich gerade über beide Ohren verliebt, hat nichts mit Höflichkeit zu tun.


Da würde ich Dir vollkommen zustimmen. Mir geht es aber um den Stolz. Du hattest geschrieben, dass sein Verhalten Dir zeigt, "wie stolz er wirklich ist". Mein Eindruck ist dagegen, dass sein Verhalten auch zeigt, dass sein Stolz langsam schwindet.... Vielleicht ist das hier auch noch zu früh. Aber ohne dass beide Seiten Stolz und Vorurteil irgendwann überwinden, werden sie ja nicht wirklich voran kommen, wie wir wissen.

Was Charlotte betrifft, hatte ich glaube ich schon geschrieben, dass ich sie auch für gelegentlich unterschätzt halte. Übrigens freunde ich mich auch gerade mit Mary an. Irgendwie sind sich die beiden ein wenig ähnlich, oder?


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BeitragVerfasst: Samstag 29. November 2008, 17:41 
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Mary und Charlotte? :eek:
Also entweder unterschätze ich Mary oder du Charlotte. Wir werden sehen. ;)

Und mit seinem Stolz hatte ich gemeint, dass er so groß ist, dass er selbst seine Erziehung zur Höflichkeit überwindet (und das das setze ich einfach mal voraus, dass er zu Höflichkeit gerade gegenüber gesellschaftlich Unterlegenen erzogen wurde). Außerdem war er zu dem Zeitpunkt, als er Lissy beleidigt, noch nicht in sie verliebt. Das beginnt ja gerade erst.

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BeitragVerfasst: Sonntag 30. November 2008, 15:55 
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13. Kapitel

Mr. Bennet eröffnet seiner Familie, dass Mr. Collins (ein Vetter von Mr. Bennet) noch am selben Tage anreisen wird. Er liest einen Brief von Mr. Collins vor, in dem dieser seinen Wunsch ausdrückt, einen alten Familienzwist zu beenden und seinen Besuch ankündigt. Mr. Collins ist, da der Familienbesitz nur in männlicher Folge vererbt werden kann, der Erbe von Longbourn. Mr. Collins kommt und bemüht sich sehr um Freundlichkeit, vor allem preist er die Schönheit seiner Cousinen.


Mit Mr. Collins kommt Leben in die Bude!
Aber ist es nicht sehr merkwürdig, dass Mr. Bennet vor vier Wochen einen Brief von ihm bekommt, vor zwei Wochen geantwortet hat, und erst jetzt seiner Familie Bescheid gibt, dass Mr. Collins noch am selben Tag anreist? Warum hat er den Brief so lange verschwiegen? Ist das einer sehr Späßchen, mit denen er sich über seine Frau und Töchter amüsiert? Also ich fände das nicht so richtig lustig.
Eine Verständnisfrage: Mr. Bennet nennt Mr. Collins seinen Vetter, der wiederum nennt die Bennet-Töchter seine Cousinen. Ich hab im Original nachgesehen: Da ist tatsächlich auch beide Male von Cousin die Rede. Was stimmt hier nicht?


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BeitragVerfasst: Sonntag 30. November 2008, 16:51 
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Hmmm... das mit dem "Cousin" war in der Zeit glaube ich noch ganz normal. Wenn man mit irgendwem in irgendeiner Form über ein paar Ecken verwandt ist, hat man denjenigen dann entweder "Cousin" oder eben "Onkel/Tante" genannt. Oder eben "Neffe". Aber das würde dann bedeuten, dass Collins eine Art Onkel sein müsste... weil ein Cousin ersten Grades ist er auf keinen Fall, würde ich sagen.

Schon klasse, was für Fragen aufgeworfen werden, wenn ein Buch genauer gelesen wird... :top:

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BeitragVerfasst: Sonntag 30. November 2008, 20:49 
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Eventuell waren Collins Vater und Mr. Bennet Cousins nach unserem Verständnis. Aber nicht mal das halte ich für wahrscheinlich. JA lässt sich darüber ja auch nicht aus im Detail. Wenn man Janes Biografien ließt, mit welcher "Verwandschaft" sie Kontakt hielt. Das war so weit entfernt, dass würden wir heute nicht mehr als Verwandschaft bezeichnen.

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BeitragVerfasst: Sonntag 30. November 2008, 20:59 
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Austenbegeistert

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Wenn man also davon ausgeht, dass Collins dann doch "nur" ganz entfernt verwandt mit Mr. Bennet ist, dann wirft sich mir eine weitere Frage auf:

Mr. Bennet hatte ja außer Collins noch Familie, die sich aber seit er geheiratet hat, von ihm und seiner Frau und somit auch Kindern abgewandt hat. Wenn die ihm verwandtschaftlich näher stünden, dann müssten die sich doch dann geradezu darum reißen, Longbourn zu erben und dann die Verbliebenen aus dem Haus zu werfen.

Kann sein, dass das hier ein ziemlich kranker Gedanke meinerseits ist, aber er hat sich mir aufgedrungen...

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BeitragVerfasst: Sonntag 30. November 2008, 23:52 
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Finki hat geschrieben:
Mr. Bennet hatte ja außer Collins noch Familie, die sich aber seit er geheiratet hat, von ihm und seiner Frau und somit auch Kindern abgewandt hat.



Schön, dass Du gleich voll dabei bist, Finki!
Wie kommst Du darauf, dass Mr. Bennet noch Familie hat? Hier im Groupread sind wir ja erst bei Kapitel 13, bis hier wurde es glaube ich nicht erwähnt, oder? Oder kommt das später noch?

Also ist Cousin einfach ein Oberbegriff für weitläufige Verwandtschaft? Hm. Ich habe mir das so vorgestellt, dass Mr. Collins im Grunde der Neffe von Mr. Bennet ist, also der Sohn einer Schwester, mit dessen Mann er sich überworfen hat. Das erklärt nicht, warum Mr. Bennet ihn Cousin nennt, aber es erklärt, warum Collins die Bennet-Töchter Cousinen nennt - denn das wären sie dann ja tatsächlich.

Wir haben hier ja wieder das Erbschaftsproblem wie in S&S. Da fällt mir gerade auf, dass sich Emma um derlei Fragen so gar keine Gedanken macht - vielleicht, weil es keine entfernten männlichen Verwandten gab?

Wie findet Ihr denn den Brief von Mr. Collins? Da hat man doch gleich ein perfektes Bild von ihm vor Augen, oder?


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