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BeitragVerfasst: Mittwoch 30. August 2006, 19:45 
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Bruki hat geschrieben:
Das ist einer von Jane Austens Ticks... eigentlich wird die Geschwisterliebe in allen ihren Werken gefeiert, aber in keinem so wie MP... Und auch in NA klingt dieses Thema immer wieder an: Catherine hat sich von Isabella schon einige Male beleidigen und belügen lassen... Doch hier hört für Catherine der Spaß auf, wenn ihr Bruder gedemütigt und verletzt wird...


Geschwisterliebe in Jane Austens Romanen

Hier kann ich Bruki nur zustimmen! MP ist wohl das Beste Beispiel für den engen Zusammenhalt zwischen Geschwistern (meist Bruder und Schwester) in Jane Austens Romanen, doch man entdeckt dieses Motiv eigentlich in fast allen ihren Romanen --- die Ausnahmen sind „Emma“ und „Persuasion“ --- bei letzterem ist es sogar das krasseste Gegenbeispiel, das mir jetzt spontan einfällt (zwischen Anne und Elizabeth…)
Doch ansonsten taucht diese geschwisterliche Zuneigung immer wieder auf und wird mit Gegenpaaren kontrastiert:

Bei P&P: Jane und Elizabeth Bennet / Darcy und Georgiana gegen Mr und Miss Bingley
Bei S&S: Marianne und Elinor gegen die Ferrars-Brüder oder die Steele-Schwestern
Bei NA: James und Catherine / Henry und Eleanor gegen die Thorpe-Geschwister
Bei MP gibt es allerdings keine Kontrastierung, wenn ich’s recht bedenke, denn sowohl Fanny und William als auch Henry und Mary Crawford halten fest zusammen…

Alethea :flower:

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Es ist besser den Mund zu halten und dumm zu erscheinen, als ihn zu öffnen und jeden Zweifel zu zerstreuen.
(Verfasser (mir) unbekannt --- Angelika meint, es sei Mark Twain... :biggrin: )


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Verfasst: Mittwoch 30. August 2006, 19:45 


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BeitragVerfasst: Mittwoch 30. August 2006, 20:04 
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Stimmt schon. Aber die Geschwister Musgrove halten doch auch zusammen.
Tina

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Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 11:37 
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Es gibt in jedem Roman solche Pärchen: Auch Kitty und Lydia hängen schließlich die ganze Zeit zusammen...

Bei MP gibt es übrigens doch eine Kontrastierung: Die Familienbindung der Bertram-Geschwister im Vergleich zu der der Crawfords oder der Prices...

Tina hat geschrieben:
:danke: Ist doch toll! Aber warum nur lesen? Wir schreiben hier doch keine Doktorarbeit oder so. Hier kann doch jeder seinen Senf dazu geben. Dadurch wird es erst lebendig!


Deswegen ja auch mein dezenter Hinweis!! Ich fände es schön, wenn auch noch ein paar andere mal etwas dazu schreiben würden! Warum nur mitlesen? Klar, manche haben keine Zeit (z.B. Julemaus!), aber hin und wieder ein paar Zeilen tippen... :gruebel: Also ich habe einfach das Bedürfnis, auf Beiträge zu antworten, wenn ich irgendwem zustimme oder auch nicht übereinstimme --- einfach irgendetwas selbst dazu beizutragen!!! Es gibt soooo viel über Jane Austens Romane zu sagen... :vielposten: Da fällt doch bestimmt jedem etwas ein...

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Zuletzt geändert von Alethea am Donnerstag 31. August 2006, 11:43, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 11:37 
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Kapitel 20 --- Ankunft in Northanger Abbey

Inhalt:
Der Tag des Abschieds von Bath ist gekommen. Catherine wird von Mr Allen in die Milsom Street gebracht, wo sie und die Tilneys ein reichhaltiges Frühstück zu sich nehmen und dann um 10 Uhr in Richtung Northanger Abbey abreisen. Sie machen einen kurzen Zwischenhalt in Petty France, einem Gasthof etwa in der Mitte der Strecke, wo General Tilney sie zu Henry in den Offenen Wagen verfrachtet. Kurz vor fünf Uhr erreichen sie schließlich Northanger Abbey, Catherine wird auf ihr Zimmer gebracht und zu großer Pünktlichkeit zum Dinner angehalten.

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Das 20. Kapitel könnte man, wenn man es ausführlich besprechen wollte, vermutlich vollständig übersetzen und hier posten, weil fast jeder Satz irgendeine Anspielung auf „Udolpho“ oder einen anderen Schauerroman enthält…Doch dazu fehlt sowohl mir die Zeit als auch euch wohl das Interesse, und daher halte ich mich kurz!

Henry wird durch Catherines eifriges Fragen, ob Northanger Abbey nicht ein altes Gemäuer „just like what one reads about“ (also wie es im Buche steht) sei, dazu angeregt, Catherine selbst als Heldin in eine Schauergeschichte zu verfrachten, die sie in Kürze in der Abtei selbst erleben wird. Er prophezeit ihr scherzhaft alle typischen Szenerien, die den Heldinnen in den Schauerromanen im allgemeinen stets widerfahren --- und beweist dadurch sehr gut, dass er das typische Schema dieser Romangattung voll durchschaut hat. :biggrin:
Catherine in ihrer Begeisterung hört gespannt und gefesselt zu („Oh, Mr Tilney! Das ist ganz wie in einem Buch! Doch es kann mir nicht wirklich geschehen. Ich bin sicher, dass Ihre Haushälterin nicht Dorothy heißt. Und, was geschieht dann?“ --- bemerkenswert finde ich hier, dass Catherine eigentlich nur den Namen der Haushälterin anzweifelt, alles andere scheint ihr durchaus möglich zu sein…:wink:), bis Henry irgendwann so zum Lachen zumute ist, dass er ihr nicht mehr länger mit ernsthafter und feierlicher Stimme ihr kommendes Unheil prophezeien kann, ohne dass Catherine merken würde, wie sehr er sich amüsiert… :lach:

Einige der Anspielungen auf Udolpho sind:
1) …eine junge Dame…wird stets abgeschnitten von der restlichen Familie untergebracht. Während diese sich gemütlich in ihren eigenen Bereich des Hauses zurückziehen, wird sie von Dorothy, der steinalten Haushälterin, eine andere Wendeltreppe hinaufgeführt, an einigen düsteren Gänge vorbei, in ein Zimmer, das niemals mehr bewohnt wurde, seit irgendein Kusin oder sonstiger Verwandter über zwanzig Jahre zuvor darin gestorben war.
Genau das geschieht mit Emily in „Udolpho“: Sie wird in einem separaten Flügel des Schlosses untergebracht, in einem Zimmer, in dem Lady Laurentini, die frühere Besitzerin des Schlosses, eines Tages spurlos verschwand. Dorothy heißt allerdings die Haushälterin in dem Spukschloss, in das Emily erst nach ihrer Flucht aus „Udolpho“ in Frankreich gelangt…

2) In der Zwischenzeit starrt Sie Dorothy, … , in großer Erregung an und murmelt einige unverständliche Worte. Um Ihre Laune zu heben, gibt sie Ihnen auch noch allen Grund zu glauben, dass es in dem Teil der Abtei, in dem sie untergebracht sind, unzweifelhaft spukt…
In „Udolpho“ ist es zwar nicht Dorothy, die das mit dem Spuken erwähnt, sondern Emilys Kammerzofe, die es irgendwo aufgeschnappt hat, doch das „in großer Erregung anstarren“ ist eine Anspielung auf eine spätere Szene, als Emily in Chateau Blanc, das Spukschloss in Frankreich, in das Emily nach ihrer Flucht gelangt, von Dorothy erfährt, dass sie sehr große Ähnlichkeit mit der verstorbenen Herrin des Schlosses hat…wie sich später herausstellt, war diese Emilys Tante…daher die erstaunliche Ähnlichkeit, die Dorothy fast einen Herzschlag versetzt! :biggrin:

3) …und als Sie, da Sie spüren, einer Ohnmacht nahe zu sein, versuchen, Ihre Tür zu verriegeln, stellen Sie alarmiert und entsetzt fest, dass sie kein Schloss besitzt.
Auch Emilys Tür in „Udolpho“ besitzt kein Schloss. Zu allem Übel führen sogar zwei Türen in ihr Zimmer, die beide kein Schloss besitzen… :wink: Eine der Türen führt durch einen Geheimgang raus aus dem Schloss…

So, das dürfte für’s erste mal genügen! Die übrigen Verweise auf einen Geheimgang zu einer entfernten Kapelle oder Geheimdokumenten spielen, wie ich mal irgendwo gelesen habe, auf Ann Radcliffes anderen Roman „The Romance of the Forest“ („Die Romanze des Waldes“) an ---- übrigens das Buch, das Harriet Smith in „Emma“ ihrem Robert Martin empfiehlt… :wink:

Alethea :flower:

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 Betreff des Beitrags: Udolpho <---> Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 11:38 
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Udolpho versus Northanger Abbey

So, und nun noch wie versprochen die Gegenüberstellung der beiden Gebäude --- wieder einmal ein Kontrast wie Tag und Nacht :wink: Ich bemühe mich um eine dem Werk gerechte Übersetzung…

Die Ankunft in Udolpho wird in Radcliffes Roman sehr pompös und eindrucksvoll beschrieben und erweckt angstvolle Vorahnungen in Emily:

Die Sonne war gerade hinter den Gipfeln der Berge verschwunden, dessen lange Schatten sich quer durch das Tal erstreckten, doch einige leuchtende Strahlen, die durch die Felsen hindurchschossen, brachten die Wipfel des Waldes zum Glühen, der die gegenüberliegenden Felswände bedeckte, und umspielten in ganzer Pracht die Türme und Zinnen eines Schlosses, dessen weitläufige Wehrgänge sich entlang eines tiefen Abgrundes erstreckten. […] Emily betrachtete das Schloss, das, wie sie verstand, Montoni gehörte, mit wehmütiger Ehrfurcht; denn, obwohl es nun von der untergehenden Sonne beleuchtet wurde, ließen es doch seine gotischen Formen und seine feuchten Mauern aus dunklem, grauem Stein düster und erhaben wirken.

Catherine hält voller Ungeduld Ausschau nach Northanger Abbey, dass sie sich als ein kleines Abbild von Udolpho ausgemalt hat:

…an jeder Straßenbiegung erwartete sie mit feierlicher Ehrfurcht einen kurzen Blick auf seine massigen Maueren aus dunklem Stein erhaschen zu können, die sich inmitten eines Wäldchens aus alten Eichen erhoben, während die letzten Strahlen der Sonne in atemberaubender Pracht die hohen gotischen Fenster umspielten.

Doch zu Catherines unendlicher Enttäuschung, stellt sich Northanger Abbey als ein ganz gewöhnliches, altes Gebäude inmitten der flachen, englischen Landschaft von Gloucestershire heraus. Da es sich nicht auf einem Berg befindet, sondern in einem Tal, kann sie kann erst einen Blick darauf erhaschen, als sie bereits durch die Tore rollen, durch einen modernen, gepflegten Park…
Süß hier Jane Austens Bemerkung: „Sie wusste nicht, dass sie allen Grund hatte, überrascht zu sein…“

Alethea :flower:

PS.: Ich wollte noch anmerken, dass Captain Tilneys Wispern am Anfang des Kapitels “Was bin ich froh, wenn ihr alle weg seid”, nachdem der General ihn vor allen heruntergeputzt hatte, Catherine eigentlich hätte stutzig machen und auf das Kommende vorbereiten sollen… :wink:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 12:52 
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Obwohl ich denke, dass Henry es bereits ahnt, was der Captain alles noch unternehmen wird, um Isabellas Gunst doch zu gewinnen.
Und drollig fand ich auch die Erwartung von Catherine betr. NA und wie Henry ihr scherzhaft sein Elternhaus schildert und dabei gekonnt Udolpho oder ähnliche Werke persifliert. Einfach genial!
Tina

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 13:22 
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Alethea hat geschrieben:
... Sie machen einen kurzen Zwischenhalt in Petty France, einem Gasthof etwa in der Mitte der Strecke, wo General Tilney sie zu Henry in den Offenen Wagen verfrachtet. Kurz vor fünf Uhr erreichen sie schließlich Northanger Abbey, Catherine wird auf ihr Zimmer gebracht und zu großer Pünktlichkeit zum Dinner angehalten. ...

Mir ist aufgefallen, dass der General von "schönem Wetter" sprach, als er Catherine - nicht ohne Hintergedanken, wie wir noch lernen werden :wink: - aus dem geschlossenen Reisewagen zu Henry Tilney in die offene Kalesche verfrachtet... und dass es regnete, als sie in NA ankamen...

Catherine nimmt das seltsame Gebaren des Generals vor der Abfahrt schon wahr... und in den ersten 5 Minuten möchte sie am liebsten mit Mr. Allen, der sie bei den Tilneys abliefert, wieder zurückgehen... Das unter den Augen Catherines ausgetragene offene Gezergel des Generals mit dem ungeduldig erwarteten ältesten mutet ihr peinlich an... deutet aber auch auf eine gewisse Intimität hin, als gehöre Catherine schon zur Familie... (Achtung Spoiler! Evtl. hatte der General auch die Absicht sie mit dem älteren Bruder zu verkuppeln? Ein Plan, den dessen unlenkbarer Starrsinn vereitelte? Spoiler Ende!)

Eleonors bedrückte Stimmung und ihr leicht verhuschtes Verhalten in Anwesenheit des Generals wird immer deutlicher merkbar...

Außerdem beginnt die Zeit und die Uhren eine Rolle zu spielen... Hier in NA scheint alles Clockwise vor sich zu gehen... :wink:

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 13:40 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Der General legt wirklich ein beachtliches Tempo an den Tag, Catherine und Henry immer offensichtlicher miteinander zu verkuppeln. Und dabei geht er nun wirklich nicht sehr diplomatisch vor.
Und das er, was die Pünktlichkeit anbelangt, mit eineme Phileas Fogg durchaus mithalten kann! Eleanor wirkt regelrecht verschreckt vor ihrem Vater. So hatte ich sie in der Gesellschaft von Henry nicht erlebt. Aber alles nimmt sie nun doch nicht so von ihrem Vater hin, wie wir noch erfahren werden.
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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 14:07 
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Bruki hat geschrieben:
(Achtung Spoiler! Evtl. hatte der General auch die Absicht sie mit dem älteren Bruder zu verkuppeln? Ein Plan, den dessen unlenkbarer Starrsinn vereitelte? Spoiler Ende!)


Eigentlich gar keine so schlechte Theorie, Bruki... :rolleyes:
Aber in diesem Fall glaube ich, hätte er darauf bestanden, dass Frederick mit nach NA kommt...und außerdem hat er ja sicherlich Henry schon angemerkt, dass es bei dem wesentlich einfacher sein wird, ihn mit Catherine zusammenzubringen...denn schließlich liegt dem General ja nicht Henrys Glück am Herzen, sondern nur, wie er möglichst schnell und sicher... hüstel, hüstel... :lach: okay, ich greife mal wieder vor...

Ich denke eher, dass der General mit dem Herumgeschimpfe über Fredericks versäumte Ehrehrbietung Catherines gegenüber (blabla...) vor ihr Hofdienern wollte... :ja:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 14:17 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Naja, wie heißt es so passend: steter Tropfen höhlt den Stein.
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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 14:45 
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Alethea hat geschrieben:
... Aber in diesem Fall glaube ich, hätte er darauf bestanden, dass Frederick mit nach NA kommt... und außerdem hat er ja sicherlich Henry schon angemerkt, dass es bei dem wesentlich einfacher sein wird, ihn mit Catherine zusammenzubringen ... Ich denke eher, dass der General mit dem Herumgeschimpfe über Fredericks versäumte Ehrehrbietung Catherines gegenüber (blabla...) vor ihr Hofdienern wollte... :ja: ...

Ja, vordergründig sieht es so aus... Evtl. wollte er die günstige Gelegenheit auch nur nutzen, um seinen ältesten Sohn etwas herunterzuputzen, ohne das der in Anwesenheit einer Fremden ihm frech antworten konnte... immerhin musste Frederick seinen Frust in einer nebenbei gesprochenen - jedoch für Catherine hörbaren - abfälligen Bemerkung an die Luft lassen...

Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass Frederick Tilney mehr als das unbedingt notwendige Maß an Ehrerbietung und Gehorsam gegenüber seinen Vater aufzubringen in der Lage und Willens ist... und wenn der General fern ist, wird es wohl noch weniger sein... :wink:

Wenn's ums Geld geht, war ja normalerweise immer der Erstgeborene derjenige, welcher an die reiche Erbin verkuppelt wurde - wegen der Investition in den Familienstammsitz... Aber vielleicht soll auch nur Henry etwas standesgemäßer mit Mitteln versorgt werden, ohne das Erbe Fredericks zu schmälern? Das wird evtl. später im Roman noch irgendwo erleuchtet?

Mir ist nur nicht ganz klar, warum der General so demonstrativ auf die Anwesenheit des Captains beim Frühstück bestand... Evtl. hat das was mit seiner Pedanterie und seinem "militärischen" Gebaren zu tun, mit dem er unbedingten Gehorsam einfordert, ohne sich viel um Höflichkeit zu scheren... General Tilney hätte nach dem Affen, den er gemacht hat, vor Catherine jedenfalls ziemlich alt ausgesehen, wenn der versoffene Sohn lieber im Bett geblieben wäre, anstatt seinen Vater und seine Geschwister zu verabschieden... :wink:

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 17:54 
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Bruki hat geschrieben:
Mir ist nur nicht ganz klar, warum der General so demonstrativ auf die Anwesenheit des Captains beim Frühstück bestand... Evtl. hat das was mit seiner Pedanterie und seinem "militärischen" Gebaren zu tun, mit dem er unbedingten Gehorsam einfordert, ohne sich viel um Höflichkeit zu scheren... General Tilney hätte nach dem Affen, den er gemacht hat, vor Catherine jedenfalls ziemlich alt ausgesehen, wenn der versoffene Sohn lieber im Bett geblieben wäre, anstatt seinen Vater und seine Geschwister zu verabschieden... :wink:


Da hast du die Antwort doch schon, Bruki!
Ich habe ja schon einmal über die Uhr- und Essenszeiten zur Regency Zeit geschrieben. Man stand früh auf, so um 7 Uhr etwa, und erledigte noch Korrespondenz etc., und frühstückte zwischen 9 und 10 Uhr. Da die Tilneys um 10 Uhr abreisen wollen, frühstücken sie wohl etwas früher als sonst üblich! Doch wenn der ältere Sohn nicht zum Frühstück erscheint, und drei Stunden, nachdem man sich üblicherweise aus den Federn machte, noch im Bett herumlümmelt, dann macht das gar keinen guten Eindruck! Zumindest kann General Tilney, der ja noch dazu ein Pünktlichkeitsfreak ist, nicht zulassen, dass es vor Catherine den Eindruck macht, er würde solche Faulheit in seinem Haus dulden...

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Zuletzt geändert von Alethea am Donnerstag 31. August 2006, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 17:57 
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Bruki hat geschrieben:
Wenn's ums Geld geht, war ja normalerweise immer der Erstgeborene derjenige, welcher an die reiche Erbin verkuppelt wurde - wegen der Investition in den Familienstammsitz... Aber vielleicht soll auch nur Henry etwas standesgemäßer mit Mitteln versorgt werden, ohne das Erbe Fredericks zu schmälern?


Ich glaube, dass für einen wohlhabenden ältesten Sohn immer eine gute Partie zu finden war! Doch sich ein reiches Mädchen für einen jüngeren Sohn zu angeln, war wohl etwas schwieriger! Die Tatsache, dass sich Catherine offensichtlich in den Zweitgeborenen verliebte, war wohl ein echter Glückstreffer in General Tilneys Augen! :wink: Das muss er natürlich fördern! Passiert schließlich nicht jeden Tag...

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BeitragVerfasst: Donnerstag 31. August 2006, 22:25 
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Aber ob nu nun wirklich alle nur auf das Geld geschaut haben? Besonders wenn sie bereits aus einer vermögenden Familie stammen und nicht den Titel erben? Ob wirklich alle nur auf die Titel geschaut und nach dem Besitz gegriffen haben, um das eigene Vermögen zu erhöhen? Das wirft schon ein trauriges Licht auf diese Zeit.
Tina
PS: Andererseits, hat sich daran heute soviel geändert? Manchmal möchte ich das doch bezweifeln, wenn ich sehe, wieviel alte reiche Knacker sich mit blutjungen und teilweise strohdummen Mädels "schmücken"... :juggle:

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BeitragVerfasst: Freitag 1. September 2006, 08:07 
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Tina hat geschrieben:
Aber ob nu nun wirklich alle nur auf das Geld geschaut haben? Besonders wenn sie bereits aus einer vermögenden Familie stammen und nicht den Titel erben? Ob wirklich alle nur auf die Titel geschaut und nach dem Besitz gegriffen haben, um das eigene Vermögen zu erhöhen? Das wirft schon ein trauriges Licht auf diese Zeit.


Ich fürchte aber, genau so und nicht anders war es! Und es war völlig normal und selbstverständlich! :ja:

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BeitragVerfasst: Freitag 1. September 2006, 09:08 
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Alethea hat geschrieben:
Tina hat geschrieben:
Aber ob nu nun wirklich alle nur auf das Geld geschaut haben? Besonders wenn sie bereits aus einer vermögenden Familie stammen und nicht den Titel erben? Ob wirklich alle nur auf die Titel geschaut und nach dem Besitz gegriffen haben, um das eigene Vermögen zu erhöhen? Das wirft schon ein trauriges Licht auf diese Zeit.

Ich fürchte aber, genau so und nicht anders war es! Und es war völlig normal und selbstverständlich! :ja: ...

Und wie schon öfter gesagt: Wo ist bitteschön der Unterschied zu heute? Aber das sind Klischees... Heute wie damals... Weiß jemand genau, dass Estefania ein kleines Dummchen ist und uns Dieter sie nur wegen ihrer Oberweite geheiratet hat? Oder Verona oder das Naddel? :wink:

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Bruki hat geschrieben:
Und wie schon öfter gesagt: Wo ist bitteschön der Unterschied zu heute?


Naja --- ein bisschen muss man das schon relativieren! Früher wurde eigentlich nur aufs Geld geschaut --- gemeinsame Interessen, Liebesheirat? Wenn man Glück hatte, traf man genau den richtigen, der das Geld hatte, die passende Familie usw. Wenn ein fremder junger Mann in die Gegend kam, ist doch erst einmal interessant: "Wie heißt er und wieviel Pfund hat er im Jahr?" Siehe Pride & Prejudice!

Bei manchen Familien mag das ja heute immer noch so gehen und in den verstaubten Königsfamilien, die es noch so gibt, läuft das wohl noch immer so!

Aber so im normalen Leben sucht man sich doch seinen Partner weniger nach finanziellen Gesichtspunkten, als nach Zuneigung, gemeinsame Interessen, ähnliche Meinungen etc.

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Kapitel 21 --- Catherines erste Nacht in der Abtei

Zusammenfassung:
Catherine wird in ihrem Zimmer zurückgelassen, mit der Bitte vonseiten Eleanors, sich zu beeilen, um nicht zu spät zum Dinner zu kommen. Catherine trödelt jedoch länger als nötig damit herum, weil sie eine mysteriöse Truhe in einer Ecke entdeckt hat, deren Inhalt sie zuerst untersuchen möchte. Als sie sie öffnet, stellt sie beschämt fest, dass sie Stoff und Kleider enthält.
Nach dem Essen und einem Abend (beeinträchtigt nur durch General Tilneys Anwesenheit) mit den Tilneys begibt sich Catherine auf ihr Zimmer. Als ihr Zimmer nur noch durch eine Kerze erleuchtet wird, entdeckt sie in einer Ecke verborgen ein geheimnisvolles Kabinett, und da sie sich an Henrys Prophezeiiung am Morgen erinnert, macht sie sich sogleich daran, seinen Inhalt zu untersuchen. Sie findet voller Begeisterung ein paar alte Schriftrollen, doch bevor sie sie lesen kann, erlischt ihre Kerze und sie stürzt voller Entsetzen ins Bett, in Erwartung eine schlaflose Nacht zu verbringen.

-------------------

Ich finde, in diesem Kapitel wird besonders deutlich, dass Catherine nur schwer aus begangenen „Fehlern“ lernen kann.
Ganze dreimal hintereinander an einem einzigen Tag hat sie gelernt, wie dumm es von ihr war, zu glauben, dass sie sich mit ihrem Betreten von NA in einem Schauerroman wiederfinden würde…

1) Ihre Erwartung, Northanger Abbey als Abbild von „Udolpho“ anzutreffen, hat sie enttäuscht.

2) Als sie die Truhe untersucht, stellt sie beschämt fest, dass ihre Fantasie mit ihr durchgegangen ist, und sie sich wie ein albernes Ding angestellt hat, ernsthaft zu glauben, es könne sich irgendetwas Geheimnisvolles darin verbergen.

3) Als sie am Abend durch die Abtei läuft, denkt sie selbst:
Catherine lauschte beim Durchqueren der Halle mit Bangen auf das Getöse; und als sie es um eine Ecke des alten Gebäudes heulen hörte und eine ferne Tür mit plötzlicher Wucht zuschlug, fühlte sie zum erstenmal, daß sie wirklich in einer Abtei war. Ja, das waren charakteristische Geräusche; sie führten ihr eine Vielfalt grausiger Zufälle ins Gedächtnis, entsetzliche Szenen, die solche Gemäuer erlebt und solche Stürme heraufbeschworen hatten. Gottlob war ihr Einzug in diese düsteren Mauern von glücklicheren Ereignissen begleitet. Sie brauchte keine mitternächtlichen Morde oder betrunkene Kavaliere zu fürchten, Henry hatte ihr heute morgen nur im Scherz dergleichen Dinge ausgemalt. In einem so schön eingerichteten und gut bewachten Haus gab es nichts zu ergründen oder zu fürchten. („Northanger Abbey“; übersetzt von M. Rauchenberger)

Aber trotz allem ist sie sofort Feuer und Flamme, als sie das Kabinett entdeckt! Ihr peinlicher Auftritt mit der Truhe hätte ihr doch eine Lehre sein müssen… :lach:

Das von mir gebrachte Zitat zeigt auch sehr deutlich, wie ernst sie Radcliffes Romane nimmt! Bei der Übersetzung wird das nicht so deutlich --- aber im Original macht Jane Austen klar, dass Catherine glaubt, es gäbe tatsächlich solche Schlösser wie Udolpho, in denen all diese schrecklichen Dinge passierten, als hätte Radcliffe sozusagen aus eigener Erfahrung geschrieben, oder über das, was wirklich einmal geschehen ist… :biggrin: Sie scheint keinen wirklichen Unterschied zwischen Fiktion und Realität zu machen…das muss sie erst noch lernen!

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BeitragVerfasst: Freitag 1. September 2006, 17:22 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ich finde das 20. Kapitel und Henry's Geschichte ganz grandios. Wie Jane Austen quasi durch Henry spricht... Und dann noch Catherine's "Oh, this is just like a book!!" Ironie hoch drei.
Man spürt die Lust am Schreiben und Fabulieren in jeder Zeile, im ganzen Buch, aber besonders in diesem Kapitel. Herrlich.
Immerwieder wenn ich "Northanger Abbey" lese, habe ich das Gefühl, als wäre es Jane Austen's satirischster, bissigster, scharfsinnigster Roman.


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BeitragVerfasst: Freitag 1. September 2006, 17:30 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Oh ja, die gute Catherine hat sich ihre eigene Traumwelt aufgebaut. Da braucht es leider etwas mehr als das lustige, aber eigentlich sinnlose Durchkramen eines Geheimfaches im Sekretär und die beschämende Erkenntnis, wie infantil und lächerlich diese Aktion gewesen ist. Aber ich will da nicht vorgreifen.
Aber was Bruki sagt, muss ich leider immer wieder feststellen, trifft heute noch genauso zu wie zu Zeiten von JA. Auch heute wirst du gefragt: "Wer bist du, was kannst du, wieviel verdienst du?" Auch der Vergleich mit Naddel und Konsorten trifft, wie die neuesten Nachrichten rund um Dieter zeigen, immer wieder zu. Auch wenn es so schön heißt, heute wird eher aus Liebe geheiratet, denke ich, dass die meisten nach wie vor schauen, dass sie nicht absteigen, sich evtl. sogar verbessern können. Warum sonst gibt es die groupies, die alten reichen Knacker mit den blutjungen Freundinnen und Ehefrauen usw. usf.? Ich fürchte, da haben wir uns nicht sonderlich groß entwickelt und werden es wohl auch nicht tun.
Tina

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 08:34 
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Austenkenner
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Genau darüber habe ich gestern auch in meiner Seminararbeit ein Kapitel geschrieben: Catherine kann Realität und Fiktion nicht auseinanderhalten, die Grenzen verwischen und ihre Fantasie nimmt ihre Wahrnehmung stark in Anspruch.

Ich finde die Stelle, in der Henry diese Szenarien a la "Udolpho" und andere gothic novels entwirft auch herrlich! Und habe immer auch immer gedacht: So viel Ironie ist in keinem anderen Werk zu spüren!


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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 10:03 
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Catherine widerspricht in dieser Stelle ihrer eigenen Logik!
Auf der einen Seite denkt sie noch, dass ihr in einem so gepflegten Haus etc. absolut nichts passieren kann, andererseits lässt sie sich durch das Kabinett aus der Ruhe bringen! So tief in ihrem Herzen würde sie doch ganz gerne ein kleines Abenteuer erleben... :lach:

Was Catherine noch nicht so wirklich kapiert hat, scheint mir, dass die Romane lediglich Fiktion sind, und nichts davon jemals in der Realität geschehen könnte... Zumindest nicht in so geballter Ladung! :clown:

Alethea :flower:

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 14:12 
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Kapitel 22 --- General Tilney gerät unter Verdacht

Als Catherine am nächsten Morgen aufwacht, stürzt sie sich natürlich auf die Papiere, die ihr in der Nacht den Schlaf raubten...und stellt fest, dass es nichts als Rechnungen für Stoffe, Wäsche, Puder, etc. sind! Wiederum schämt sie sich, dass sie jemals glauben konnte, sie würde irgendwelche geheimen Papiere entdecken, die seit Jahrzehnten dort im Verborgenen schlummern!
Nach dem Frühstück will der General sie durch die Abtei führen, ändert dann jedoch sehr schnell seine Meinung und schleift sie durch die Gärten.
Catherine beginnt, erste Verdachte gegen General Tilney zu hegen.

------------------

Lustig finde ich, wie Jane Austen Catherines scheinbar logische Schlussfolgerungen darstellt:

-- Catherine did not exactly know how this was to be understood. Why was Miss Tilney embarrassed? Could there be any unwillingness on the general’s side to show her over the abbey? The proposal was his own. And was not it odd that he should always take his walk so early? Neither her father nor Mr. Allen did so. It was certainly very provoking.

Mr Allen und ihr Vater gehen nie früh spazieren, also muss da bei General Tilney irgendetwas dahinter stecken... :lach:

-- Of her unhappiness in marriage, she felt persuaded. The general certainly had been an unkind husband. He did not love her walk: could he therefore have loved her? And besides, handsome as he was, there was a something in the turn of his features which spoke his not having behaved well to her.

-- Here was another proof. A portrait — very like — of a departed wife, not valued by the husband! He must have been dreadfully cruel to her!

Wichtig auch folgende Stelle, in der Catherine wiederum die Geschichten in ihren Romanen für bahre Münze nimmt und nicht einmal mehr auf die Meinung Mr. Allens vertraut:
She had often read of such characters, characters which Mr. Allen had been used to call unnatural and overdrawn; but here was proof positive of the contrary.

Eigentlich hätten ihre beiden Erlebnisse mit der Truhe und dem Kabinett sie eines besseren lehren müssen, doch Catherine WILL einfach irgendetwas Verdächtiges finden :eek: Und wenn man lange genug sucht, wird jeder irgendwann fündig... :lach:

Alethea :flower:

PS.: Ich habe so langsam die Befürchtung, Melis Prophezeiiung könnte sich erfüllen:
Zitat:
Zitat:
P.S.: Ich finds übrigens ganz toll, wie kommunikativ dieser Groupread ist - ich hab richtig Spaß dran. Wenn ich mich da an die Sebstgespräche bei "Sense & Sensebility" erinnere...

Am Anfang war der Groupread auch noch sehr kommunikativ...Abwarten und Tee trinken!

Es sind doch nur noch ein paar Kapitel....können wir nicht versuchen, durchzuhalten??? :help: :panik: Einfach so aus Trotz möchte ich ungern, dass sie Recht behält... :sh:

PPS: Sorry! Hatte heute keine Zeit zum Übersetzen...der Text war schon lange genug...Und bei meiner INSEL-Übersetzung fehlt ja das Wesentliche immer ... :rolleyes:

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 14:17 
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Alethea hat geschrieben:
Und bei meiner INSEL-Übersetzung fehlt ja das Wesentliche immer ... :rolleyes:


Von NA hab ich glücklicherweise die Reclam-Ausgabe. Aber von S&V, Emma und MP hab ich auch die Insel. Da hab ich mich auch schon so manches mal darüber geärgert. :ja:

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 15:20 
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julemaus hat geschrieben:
Genau darüber habe ich gestern auch in meiner Seminararbeit ein Kapitel geschrieben: Catherine kann Realität und Fiktion nicht auseinanderhalten, die Grenzen verwischen und ihre Fantasie nimmt ihre Wahrnehmung stark in Anspruch. ...

Nun ja, wer von uns wird da den ersten Stein werfen?

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 15:31 
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Archivarius

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Alethea hat geschrieben:
Catherine widerspricht in dieser Stelle ihrer eigenen Logik!
Auf der einen Seite denkt sie noch, dass ihr in einem so gepflegten Haus etc. absolut nichts passieren kann, andererseits lässt sie sich durch das Kabinett aus der Ruhe bringen! So tief in ihrem Herzen würde sie doch ganz gerne ein kleines Abenteuer erleben... :lach: ...

Das ist eine sehr schöne Idee... Betrifft das nicht uns alle ebenso? Wenn man sich überlegt, dass Jane Austen in einer Welt lebte, die vordergründig fest gefügt und in sich ganz und gar sicher war - was heute richtig war, würde auch morgen noch gelten, und alles was gut und schön ist, würde ewig bestehen... ganz sicher dachte sie nicht, diese "beste aller Welten" könnte sich plötzlich umstürzen... Jedenfalls bemühte sie sich, es nicht zu sehen... Und Catherine ist ebenso... trotzdem möchte sie gerne Aufregung in ihrem Leben... und sei es nur eine Soup-Opera im Privatfernsehen, die ihre Fantasie fesselt und ihren Sinn für Romantik kitzelt...

Oh, ich glaube, ich schwafele :blah:, tut mir leid, ich sehe gerade P&P95 an und hab etwas den Geist befördernden Glühwein intus... :irre:

Bruki

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 15:34 
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Bruki hat geschrieben:
ich sehe gerade P&P95 an und hab etwas den Geist befördernden Glühwein intus... :irre:


Ooooh! P&P95! Mein Lieblingsfilm! :rolleyes: Ich beneide dich! :eek: Da würde ich jetzt gerne mitgucken... :ja: :lach: :wink:

Alethea :flower:

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 16:33 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Also ehrlich gesagt bin ich von der guten Catherine leicht angenervt. Sie denkt sich was, bildet sich was ein und das muss dann absolut so sein, wie sie es sich in ihrer, sorry, versponnenen Phantasie ausgedacht hat. Und jetzt ist halt der General in das Visier ihrer Spinnereien geraten. Sherlock Holmes würde wahrscheinlich milde lächeln, an seiner Pfeife ziehen oder Geige spielen und sich die kindische Seele austoben lassen. Für Vernunft ist sie momentan nicht zugänglich, da es sie zu sehr aus ihrer ach so heimligen, selbst ersponnenen Welt reißen würde. Ich kann mir nicht helfen. Irgendwie tun mir Henry und Eleanor leid, die momentan Catherine "ertragen" müssen.
Tina

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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 16:36 
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Alethea hat geschrieben:
Kapitel 22 --- General Tilney gerät unter Verdacht
(...)

Eigentlich hätten ihre beiden Erlebnisse mit der Truhe und dem Kabinett sie eines besseren lehren müssen, doch Catherine WILL einfach irgendetwas Verdächtiges finden :eek: Und wenn man lange genug sucht, wird jeder irgendwann fündig... :lach:


Ja, das wird sie ja auch. Sie findet nur was anderes, als das was sie erwartet. :wink:

Zitat:
Es sind doch nur noch ein paar Kapitel....können wir nicht versuchen, durchzuhalten???


Tun wir doch??

Ich finde die Kapitel, die wir momentan lesen im Vergleich zum Rest des Buches ziemlich zäh. Irgendwie scheint der Schwung, das Tempo weg zu sein. Die Szenen werden vergleichsweise langatmig beschrieben, ohne das sie irgendwohin führen (gerade die Hausbesichtigung... viel zu lang!). Vielleicht hat das ja Gründe, aber ich habe das zumindest immer als Minuspunkt empfunden.

Aber ich bin noch da und zur Stelle, wenns soweit ist.

:wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 2. September 2006, 16:41 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Du hast es gut beschrieben. Irgendwie dachte ich ähnlich. Die Handlung kommt mir momentan auch arg aufgebläht und langatmig vor. Vielleicht um zu dokumentieren, wie sehr Catherines Denken davon eingenommen ist, dass sie nichts anderes wahrnimmt?
Tina

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