So, ich hab
Avatar - Aufbruch nach Pandora gesehen - in 2D, weil es für mich einfach ne Geldfrage war. Nein, ich wollte keine vier Euro zusätzlich ausgeben, um den Film in voller Pracht sehen zu können und ich war im nachhinein auch ganz glücklich darüber, denn ich fand den Film allerhöchstens mittelmäßig.
Ich weiß, ich weiß, er wird hoch gelobt und war optisch absolut ein Augenschmauß, aber das hilft auch nicht darüber hinweg, dass die Geschichte platt und absolut vorhersehbar war. Ich meine, was war denn wirklich neu an diesem Film außer der Technik?
Lassen wir doch zunächst einmal das Personal überprüfen:
Der Krieger mit dem reinen Herzen und dem versehrten Körper? Check
Die Geliebte des Protagonisten, natürlich sehr ranghoch innerhalb ihres Stamms? Check
Der böse, böse, BÖSE General, muskelbepackt, kriegsversehrt und scheinbar nur zu sehr floskelhaften Aussagen fähig? Check
Die idealistische Wissenschaftlerin? Check
Der böse, raffgierige Unternehmensvertreter? Check
Der Nerd?
der am Ende natürlich auch den Helden in sich entdecken darf
Check
Die Hubschrauberpilotin,
die im Inneren eine gute Seele ist und umbrechen wird und - oh so convenient -
ab und zu im knappen Top mit Extra-Ausschnitt rumläuft? Check
Ich weiß gar nicht, wie häufig ich mit den Augen gerollt habe, als der böse, böse,
böse General das erste Mal im Bild war. Ich meine, alles an diesem Mann schrie doch schon nur "BÖSE! BÖSE! BÖSE!" Man war gewillt zu schreien "Nein, lass dich nicht mit ihm ein, Jack Sully/John J. Dunbar/John Smith/Nathan Algren/etc." Als ob man die Geschichte vom furchlosen Krieger, der "undercover" in der feindlichen Truppe die wahre Menschlichkeit und seine eigene Sippe als ausbeuterisch und (nicht zu vergessen) BÖSE erkennt, nicht schon häufig genug gesehen hätte. Ach ja, abgesehen davon: Worum sich Wissenschaftler Jahre drum bemüht haben, schafft der Marine an einem Abend? Nur um mal mit den Anfängen des Plots zu beginnen.
Und dazu halt auch noch diese anderen total vorhersehbaren Storywendungen, wobei man halt schon gar nicht mehr von Wendungen sprechen kann, denn es war ja erwartet (jedenfalls von meiner Seite her). Der Film wird vielfach als ein Öko-Drama bezeichnet, in dem die ach so bösen und raffgierigen und profitversessenen Menschen ohne Rücksicht auf Verluste die Ökostruktur eines Planeten zerstören. Ja, ich weiß, das Thema ist aktuell wie nie, aber bitte, man stellt es doch nicht so in einem
Action-Film dar!
Und dann manchmal auch noch die Dialoge, ich wollte weinen!
Ich meine - seriously? "Also Kinder, Konzentration - der Papa will zum Abendessen Zuhause sein?" - Ist das aus der Floskelmaschine?
oder (auch schön)
"Es gibt nur eins, das Aktionäre noch weniger mögen als schlechte Presse - und das sind schlechte Quartalszahlen."
Gut, kommen wir zu dem wenigen positiven: Die Zeitaufteilung war sehr gut und man hat doch gemerkt, dass der Film mit Liebe gemacht worden ist.
Es war jetzt Gott sei dank nicht gehetzt "Huch, jetzt bin ich der Spion bei den Feinden. Huch, jetzt gefällt es mir da doch viel besser und ich laufe über. Huch, die Bösen greifen an, wir müssen uns verteidigen!" bis hin zum obligatorischen Happy End, in dem alle kriegen, was sie verdienen. Das Volk der Na'vi hatte ungeahnte Tiefen (auch allein schon wegen der Sprache, die man sich überlegt hat!) und sehr viel Hintergrund. Auch diese Entwicklung von Jack hin zum Omaticaya war sehr gut dargestellt und nicht so klischeehaft...
Man hat die fast 3 Stunden, die der Film gelaufen ist - zum Glück! - nicht gemerkt.
Und natürlich - das ganz, ganz, ganz, ganz große Plus dieses Films: die Bilder! Wirklich beeindruckend! Da kann man nichts negatives zu sagen, alles an diesem Film ist wirklich bahnbrechend und läutet eine ganz neue Ära des Filmemaschens ein. Außerdem hat mir die Musik sehr gut gefallen. Und da kam doch - bei dem wirklich hervorragenden Zusammenspiel von Bildern und Musik - unfreiwillig
Gänsehautgefühl auf. Ein (negativer) Gedanke noch dazu: Soll das "I see you" von Leona Lewis das neu "My heart will go on" werden? Ich mag "My heart will go on" so gar nicht, aber dieses Lied im Abspann hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit Rumgejaule und es war einer dieser Filme, wo ich den Abspann nicht durchgehalten habe.
Von mir kriegt der Film noch ne 3-, weil er technisch ein Meisterwerk war und eine Messlatte gelegt hat für alles, was danach kommen wird, auf das ich mich freue, weil wenn die Technologie-Verliebheit aufhört, vielleicht auch ein bisschen mehr Gedanken in die Story investiert werden