**elisabeth** hat geschrieben:
@caro: kannst du näher beschreiben, was dich an mp so gefällt?
Ich fürchte fast, mir gefällt, was manchem mißfällt. Oder anders gesagt, für mich ist Fanny genaus so richtig, wie sie ist, und überzeugend sowieso. Auch die Crawfords sind für mich als "Gegenspieler" überzeugend. Vor allem Mary, die sich scheinbar sehr um Fannys Freundschaft bemüht, im Grunde aber mit ihren "Freundschaften" auch nur ihre Ziele verfolgt. Es amüsiert und erschreckt mich gleichermassen wie sehr man als Leser versucht ist Fanny wegen ihrer offenen Ablehnung Marys zu schelten, wo sie vermeintlich doch für jede Freundlichkeit dankbar sein müsste. Meine Güte, die liebreizende und schillernde Mary bemüht sich um Fannys Freundschaft, wo Fanny, das blasse, unscheinbare, nichtssagende Ding doch nichts zu bieten hat, oder? Wirklich? Was schätzt Edmund wohl an ihr, hm?
Der gute Crawford, der die Bertram-Schwestern gegeneinander ausspielt und Fanny nicht beachtet, sondern erst, ich sage es noch einmal, als sie wie ein Weihnachtsbaum geschmückt wird , also im wahrsten Sinne eine
glänzende Figur macht. Im übrigen neigen vor allem schöne Frauen auffallend dazu sich unscheinbare Freundinnen zuzulegen, damit sie umso mehr strahlen!
Der Hauptpunkt in meinen Augen, zur Beziehung Crawford-Fanny ist, dass sie ihm keine besondere Aufmerksamkeit schenkt, sie nun gerade nicht um seine Aufmerksamkeit bemüht. Sie will einfach nur ihre Ruhe. Klar geht er als erfolgsverwöhnter "Jäger "nun erst recht auf die Pirsch und versucht das Wild, sprich Fanny zu erlegen, also für sich zu gewinnen. Je mehr sie sich streubt, umso mehr insistiert er, versucht sie mit "Geschenken" zu gewinnen, mehr noch sie sich zu verpflichten. Dass er dann doch zu schnell aufgibt, im Gegensatz zu unseren Helden, die ja nun auch ihre Schwierigkeiten haben, monate- ja jahrelang aufeinander warten müssen, zeigt doch auch welchen Charakter er hat.
Dass er mit einer verheiraten Frau auf und davon geht, erst recht, dass er selbst nicht bereit ist sie zu heiraten, obwohl sie ihm ihre Liebe allzu offensichtlich gezeigt hat, auch. Er zeigt sich gekränkt, weil Fanny ihn ablehnt, aber er selbst lehnt die Hand der Frau ab, die ihren guten Ruf und den der ganzen Familie opfert, um mit ihm zusammen zu sein?
Im Gegensatz zu Udo, sind mir die "Bösen" hier böse genug, und geradezu raffiniert gezeichnet, weil man sich genauso wie bei Willoughby auf den ersten Blick in sie verliebt, weil sie ja ach so reizend sind. Ja, eben nur auf den ersten Blick. In Wahrheit steckt bei beiden Crawfords nichts hinter der allzuschönen und lebhaften Fassade, als laissez faire-laissez aller, in der schlimmsten Form. Es ist alles okay, solange man nur selbst seinen Weg macht und seinen Spaß hat. Warum sonst sollte Mary so entsetzt sein, dass Edmund ernsthaft den Kirchweg einschlägt? Moral und Ernsthaftigkeit sagen ihr nichts, nein, würden sie zu Tode langweilen. Und sie schilt Fanny, weil sie ihren Bruder abgewiesen hat? Na klar, weil sie beide nicht gewohnt sind zu verlieren und sich für die Krone der Schöpfung halten. Mary reagiert ja auch ziemlich ungehalten, weil Edmund sich nicht nach ihren Wünschen richtet, was seine (in ihre Augen die gemeinsame) Zukunft angeht. Sie ist es gewohnt, dass alle "Ja" und "Amen" sagen, wenn sie ihre Wünsche äussert, und natürlich wünscht sie sich aus tiefstem Herzen, dass Tom stirbt, damit Edmund später das Anwesen übernimmt und sie sich als Herrin aufspielen kann. Nichts anderes will sie. Ist sie auch wütend auf Gott, der ihr nichts bedeuted und/oder auf Fortuna weil es nicht so läuft, wie sie will, oder hinterfragt sie sich selbst auch einmal?
Lady Bertram und Tante Norris, auch diese beiden mit ihren Stärken und Schwächen auf iher Art hervorragend gezeichnet. Ich weiß nicht, wie man sie besser hätte beschreiben oder kennzeichnen können.
Daß die Dialoge nicht so spritzig sind, liegt einfach daran, dass wir hier ganz andere Charaktere haben. Hier geht es nun einmal nicht darum den lebhaften Geist der Heldin darzulegen und dem Leser zu schmeicheln, sondern es geht um eine ganz normale Familie, wie sie damals zu Tausenden zu finden waren.
Genau das gefällt mir. Jane Austen weist einmal mehr auf den falschen ersten Eindruck, hier im Besonderen auf die scheinbare Langeweile des Lebens (auf die scheinbare Farblosigkeit Fannys) die von den lebhaften Crawfords unterbrochen wird, und am Ende doch deren Falschheit, also falschen Glanz. Die Crawfords, eine gute Familie, wie gesagt wird. Wunderbar, ich kann an ihnen nichts positives entdecken, konnte ich nie. In meinen Augen hat Jane sie auch so eingeführt, dass man das merken konnte. Mary Crawford, der Schmetterling, der nun gerade Edmund zunächst den Kopf verdreht. Natürlich musste er, ein normaler Mann, sich zunächst in sie vergucken. Wir kennen diese Art Frau ebenso, wie wir diese Art Mann kennen. Genauso offensichtlich, wie sich diese Art Mann jedoch gerade noch rechtzeitg besinnt, und seiner inneren Stärke folgt, nicht seiner Schwäche. Wünscht man sich das nicht, dass der Mann den man liebt, der sich aber in eine Andere, ja sogar geradezu die Falsche verguckt hat, zur Besinnung kommt? Fanny hat das Glück, nein, sie hat es nicht nur, sondern sie verdient es auch, weil sie sie Einzige war, die in jeder Situation den richtigen Weg ging, auch wenn das zu brav, zu gerade, zu langweilig, zu konservativ ist.
Ich finde, dass die Charaktere in Mansfield Park klar definiert sind, in gewissem Sinne sogar noch klarer als z.B. in "Emma".