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Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Freitag 18. Dezember 2009, 00:09

Die Fairfax/Churchill-Parallele war mir gar nicht so bewusst. Aber hier ist das schon ein wenig anders, wenn mich meine Erinnerung an Emma nicht täuscht.

Freitag 18. Dezember 2009, 00:09

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Freitag 18. Dezember 2009, 12:25

Im 29. Kapitel gibt es ja einen ersten klareren Hinweis auf die Schwierigkeiten, in denen Cynthia steckt. Nachdem sie erfährt, dass Mr. Preston kommt, ist sie total geschockt, geht auf ihr Zimmer, zählt ihr Geld und sagt: "Aber auch wenn ich nicht als Gouvernante arbeiten gehe, werde ich es mit der Zeit zurückzahlen." Gaskell belässt es dabei und lässt damit wieder Raum für spannende Spekulationen. Ich habe erst gedacht, dass es eine Affäre zwischen Mr. Preston und der damals ganz jungen Cynthia gegeben haben könnte, vielleicht hat er ihr allzu aufdringliche Avancen gemacht, die ihr peinlich sind. Ab hier scheint mir, dass sie bei ihm Schulden haben muss. Was das andere aber natürlich nicht ausschließt.... Auf jeden Fall ist er ihr sehr zuwider.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Freitag 18. Dezember 2009, 15:22

@Udo
Woraus liest du das? :gruebel:

When she had gone, Cynthia noiselessly locked the door; and, taking her purse out of her desk, she begun to count over her money. She counted it once - she counted it twice, as if desirous of finding out some mistake which should prove it to be more than it was; but the end of it all was a sigh.
"what a fool! - what a fool I was!" she said, at lenght. "But even if i don't go out as a governess, I shall make it up in time."

"To make it up" heißt zwar ausgleichen, ersetzen aber eben auch versöhnen, wiedergutmachen, zusammenbringen. "to kiss and make up" heisst "küssen und versöhnen".

Die ganzen Textstellen vorher habe ich so verstanden, dass Cynthia sich mißverstanden, geduldet, lästig fühlt, bzw sie wäre länger geblieben, als gut (für sie?) war.
Sie zählt also ihr Geld, weil sie "gehen" will und stellt fest, daß es nicht reicht. Nicht, weil sie etwas zurückzuzahlen hat, sondern weil sie Geld braucht, wenn sie versucht auf eigenen Füssen zu stehen, oder auch einfach die Postkutsche zu nehmen.

Für mich gibt es hier zwei Möglichkeiten der Übersetzung:
1."... auch wenn ich keine Gouvernante werde, werde ich das Geld (für die Reise) beizeiten anderweitig aufbringen".
2. "... selbst wenn ich keine Gouvernante werde, werde ich es rechtzeitig wiedergutmachen."
Letzteres klingt sogar noch logischer, wenn sie sich vorher eine Idiotin schimpft. Sie denkt also, sie habe sich getäuscht und sich dämlich Verhalten, und die einzig richtige Konsequenz daraus wäre der Versuch, das wiedergutzumachen.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Freitag 18. Dezember 2009, 20:52

Die Übersetzung mit "zurückzahlen" stammt nicht von mir, sondern es steht so in der Ausgabe, die ich lese. Na ja, und weil Cynthia vorher so dramatisch auf Mr. Preston reagiert, habe ich an dieser Stelle einen direkten Zusammenhang zwischen dem Geld zählen und ihm vermutet. Einen Beleg gibt es dafür hier allerdings nicht.
Vielleicht hast Du Recht und sie zählt ihr Geld nur, um zu sehen, ob es reicht, zu verschwinden.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 23. Dezember 2009, 00:06

Weihnachtspause?? Was gibt es Besseres, als sich von der Familie mit Gaskell zu erholen? Austen? Ach ja.... :wink:
Ich mach trotzdem mal weiter.

Kapitel 31-33


Wir erfahren dies und das über die familiären Verhältnisse in der Region. Mr. Preston wird zum begehrten Mann, nachdem er seinen Verwalter-Job angetreten hat. Molly ist derweil niedergeschlagen, während Roger immer noch schwer verliebt in Cynthia ist. Das Verhältnis zw. dem Squire und Osborne verschlechtert sich.
Wir erfahren Details von Osbornes Hochzeit und des Erbrechts. Roger sucht Arbeit. Molly grämt sich, weil sie erkennt, dass Cynthia Roger nicht liebt, wie er es verdient hätte. Lady Harriet besucht die Gibsons, Mrs. Gibson will sie für sich allein haben. Es folgt ein langes Gespräch zwischen den beiden. Dabei kommt raus, dass Roger einen Forschungsauftrag bekommen hat, worauf der Squire mächtig stolz ist. Zugleich macht der sich im Gespräch mit Mr. Gibson Sorgen, Molly oder Cynthia könnten ein Auge auf Osborne geworfen haben - was ja aus Prinzip nicht sein soll. Mr. Gibson verspricht leicht beleidigt, ihn sofort zu informieren, falls er Anzeichen dafür entdeckt. Rogers Abreise naht, er erwägt, einen Antrag zu machen.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 23. Dezember 2009, 23:32

Zwischen all der Geschenkeinpackerei mal ein paar Zeilen zur Erholung :D

Mr. Preston wird zwar von der Umgebung als begehrenswert angesehen, aber dem Leser wird er nicht gerade positiv geschildert. Auch sein Verhalten zum Squire wird nicht gerade schön geredet :fies_sei: , seine Gefolgschaft dem Arbeitgeber gegenüber ist ihm wohl eher willkommen, persönliche finstere Gedanken zu hegen. :beleidigt:
Molly begegnet Cynthia genauso unvoreingenommen positiv, wie Roger selbstverständlich seinen älteren Bruder als den über ihm stehenden Erstgeborenen akzeptiert. Aber Molly ist von Blindheit geschlagen, was ihr eigenes Herz angeht (eine Ähnlichkeit, die Einzige, zu Emma) Osborne muß kämpfen, um keine eifersüchtigen Gefühle gegen Roger aufkommen zu lassen. Obwohl er viel falsch macht, ist mir Osborne sympatisch. Er scheint ja auch wirklich krank zu sein, wie wird sich das entwickeln.
Bin gespannt, wie es weitergeht, die Überschrift zum nächsten Kapitel verheißt interessante Entwicklungen.

Elanor

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Donnerstag 24. Dezember 2009, 15:13

Elanor hat geschrieben:Mr. Preston wird zwar von der Umgebung als begehrenswert angesehen, aber dem Leser wird er nicht gerade positiv geschildert.

Mr. Preston wird wirklich sehr negativ dargestellt. Aber irgendwie macht ihn das auch interessant, finde ich. Genauso wie Cynthias Rückfälle in Schweigen und Trübsinn ja offenbar auf düstere Geheimnisse hindeuten. Übrigens eine Methode, die mich irgendwie an Schauerromane erinnert - ich habe mich hier gefragt, was Schreckliches zwischen Mr. Preston und Cynthia vorgefallen sein muss (abgesehen von den Schulden, die wohl nur der äußere Ausdruck eines dahinter liegenden Dramas sind). Gaskell baut hier auf vielen, vielen Seiten mächtig viel Spannung auf...

Aber Molly ist von Blindheit geschlagen, was ihr eigenes Herz angeht (eine Ähnlichkeit, die Einzige, zu Emma)

Meinst Du? Es wird zwar soweit ich mich erinnere nirgends ausdrücklich gesagt, aber ich habe den Eindruck, dass Molly recht klar ist, was sie für Roger empfindet. Sie scheint nur davon auszugehen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Roger ist ja so ziemlich genauso weggetreten wie Edmund in Mansfield Park. Und Molly leidet beim Anblick des Liebenden fast so wie Fanny. Beide Figuren glauben oder wissen, dass die Liebe der jeweiligen Männer nicht ausreichend erwidert wird oder nicht aufrichtig ist. Gaskell schreibt ja, Cynthia empfinde "nicht ein Tausendstel der Zuneigung für Roger" wie dieser für sie. Da ist das natürlich keine Freude für Molly, wenn sie den armen Roger auf Wolke 7 sieht.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Montag 28. Dezember 2009, 20:07

Aber Molly ist von Blindheit geschlagen, was ihr eigenes Herz angeht (eine Ähnlichkeit, die Einzige, zu Emma)


Zu Emma sehe ich auch keine Ähnlichkeit, eher mit Elinor Dashwood oder Fanny Price. Molly tritt in den Hintergrund, nachdem sie bemerkt, dass Roger sich zu Cynthia hingezogen fühlt, auch muss sie ein Geheimnis bewahren.


Roger mag zwar verliebt sein, aber die Angelegenheiten seines Bruders sind ihm doch nicht egal. Während Osborne sich nicht einmal die französische Heiratsurkunde nach seiner Eheschliessung durchgelesen hat und die zweifelhafte englische Heiratsurkunde, ausgestellt von seinem Freund Morrison, auch nicht greifbar ist, drängt ihn dann Roger die Ehe mit Aimee durch eine wiederholte Hochzeit vor der Geburt des Kindes, nach englischem Recht und in England in jedem Fall zu legalisieren. Das zeigt mal wieder die Umsicht von Roger, dem es nicht egal ist, dass das Erbe der Hamleys dem noch ungeborenen Sohn von Osborne vorenthalten werden könnte. Auch liegt ihm daran, das Erbe der Hamleys und damit auch die Stimmung des Squire zu verbessern, auch wenn es nicht ihm zugute kommt. Die Unterschiede in den Persönlichkeiten der Brüder sind schon gewaltig...

'Roger, you're the providence of the family,' exclaimed Osborne, suddenly struck by admiration at his brother's conduct, and forgetting to contrast it with his own.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Dienstag 29. Dezember 2009, 12:23

Umso mehr wundert mich, wie verzehrt die Wahrnehmung der Hamley-Eltern in Bezug auf ihre Söhne war. Osborne ist wohl ist wohl in erster Linie ein romantischer Träumer im Gegensatz zum bodenständigen und vernünftigen Roger (Sense and Sensibility?). Beide sind mir aber auf ihre Art sympathisch.

Wie haben sich die Eltern dieses völlig andere Bild von Osborne gebastelt? Weil er der Erstgeborene und Erbe ist oder geblendet durch Äußerlichkeiten? :?: :gruebel:

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Freitag 1. Januar 2010, 05:31

Ich hab das nicht so verstanden, dass die Eltern sich ein Bild von ihm als dem Vernünftigen gebastelt haben.
Es wurde doch immer von dem Intelligenten, Intellektuellen mit der Künsterlseele, der tolle Gedichte schreiben kann, geredet. Sie waren stolz auf sein Aussehen und seine Bildung, nicht auf seine Vernunft.
Ich glaub auch, dass Mr Hamley so stolz auf seinen Sohn war, weil er gerade nicht so war wie Roger oder Mr Hamley selber, sondern dem Bild des intelligenten Genies entsprach.
Mr Hamley scheint seine eigene fehlende Bildung nie ganz verwunden zu haben.
Ich glaube seine Charakterstärke war ihnen in all ihrem Stolz einfach nicht wichtig oder sie sind nie auf den Gedanken gekommen, dass er in dieser Hinsicht Mängel haben könnte wie jeder andere auch.

edit
:offtopic: Frohes neues Jahr ; )

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Montag 4. Januar 2010, 00:55

Kapitel 34-36

Roger macht Cynthia seinen Antrag, der angenommen wird. Trotzdem betont er, sie sei frei, wenn sie einen anderen wolle, weil er so lange weg ist. Und sie besteht darauf, dass die Verlobung geheim bleiben soll. Roger reist ab. Molly hegt Zweifel an der Intensität von Cynthias Gefühlen für Roger. Mrs. Gibson verrät die Verlobung umgehend an Mr. Gibson. Sie verrät auch, dass sie von Osbornes Krankheit weiß, was ihr schweren Ärger einbringt, weil sie am Ende gestehen muss, die Doktoren belauscht zu haben. Mr. Gibson informiert den Squire. Die Gibson-Frauen besuchen Hamley Hall. Mr. Gibson bringt bei Molly in Erfahrung, dass diese kein Verlöbnis mit Osborne plant.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Montag 4. Januar 2010, 16:12

Über Weihnachten und die Feiertage bin ich schon wieder hinterher mit dem lesen... aber ich werde mir heute oder morgen mal ein bisschen Zeit nehmen und dann hoffentlich im Laufe der Woche hier wieder mitspielen können. :) Wollte nur kurz meine Abwesenheit rechtfertigen... ;)

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Dienstag 5. Januar 2010, 16:05

Irisa hat geschrieben:Ich hab das nicht so verstanden, dass die Eltern sich ein Bild von ihm als dem Vernünftigen gebastelt haben.
Es wurde doch immer von dem Intelligenten, Intellektuellen mit der Künsterlseele, der tolle Gedichte schreiben kann, geredet. Sie waren stolz auf sein Aussehen und seine Bildung, nicht auf seine Vernunft.


So hab ich es auch nicht gemeint :) .

Ich glaub auch, dass Mr Hamley so stolz auf seinen Sohn war, weil er gerade nicht so war wie Roger oder Mr Hamley selber, sondern dem Bild des intelligenten Genies entsprach.
Mr Hamley scheint seine eigene fehlende Bildung nie ganz verwunden zu haben.
Ich glaube seine Charakterstärke war ihnen in all ihrem Stolz einfach nicht wichtig oder sie sind nie auf den Gedanken gekommen, dass er in dieser Hinsicht Mängel haben könnte wie jeder andere auch.


So wird es wohl sein. Jedenfalls erkennt der Squire inzwischen Rogers Qualitäten und mit Osborne in Ungnade verkehrt sich alles ins andere Extrem...

Mr. Gibsons Verdrängungsmechanismen scheinen inzwischen nicht mehr so gut zu greifen und er merkt wohl was er sich in sein Haus/ bzw. in sein Leben geholt hat. Cynthia und ihre Mutter tun mir stellenweise sogar ein bisschen Leid, wenn der Doktor mit ihnen Tacheles redet.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Samstag 9. Januar 2010, 16:11

Wieso heißt das 34. Kapitel eigentlich: "Der Liebhaber macht einen Fehler"? Wenn sich das auf den Antrag bezieht, nimmt der Titel doch schon einiges vorweg, oder? Fast schon ein Spoiler.
Rogers Edelmut ist groß: Eine Verlobung, bei der er nicht genug betonen kann, dass Cynthia sich nicht gebunden fühlen soll - widerspricht das nicht dem eigentlichen Sinn einer Verlobung? Und ehrlich gesagt: Dass Cynthia so auf der Geheimniskrämerei besteht, würde mich an seiner Stelle schon etwas irritieren. Diese Stelle: "`Roger, bitte!´ warf er zärtlich flüsternd ein." zeigt wohl den Höhepunkt seiner Verblendung. Völlig hinüber, der gute Mann. Das ist schon wieder irgendwie lustig.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Sonntag 10. Januar 2010, 12:23

Udo hat geschrieben:Wieso heißt das 34. Kapitel eigentlich: "Der Liebhaber macht einen Fehler"? Wenn sich das auf den Antrag bezieht, nimmt der Titel doch schon einiges vorweg, oder? Fast schon ein Spoiler.

Das sehe ich auch so. Im englischen "A Lover's Mistake". Ein Fehler ist es auf jeden Fall aus Mollys Perspektive ( und aus unserer).
Rogers Edelmut ist groß: Eine Verlobung, bei der er nicht genug betonen kann, dass Cynthia sich nicht gebunden fühlen soll - widerspricht das nicht dem eigentlichen Sinn einer Verlobung? Und ehrlich gesagt: Dass Cynthia so auf der Geheimniskrämerei besteht, würde mich an seiner Stelle schon etwas irritieren.
Vielleicht paßt die Geheimhaltung aber gut dazu, dass es ja noch keine offizielle Verlobung sein soll.
Diese Stelle: "`Roger, bitte!´ warf er zärtlich flüsternd ein." zeigt wohl den Höhepunkt seiner Verblendung. Völlig hinüber, der gute Mann. Das ist schon wieder irgendwie lustig.

Ist Dir wohl noch nie passiert, was? :wink: Soviel zu Rogers Vernunft, die ihm nicht viel nutzt, wenn erstmal die Hormone verrückt spielen :)

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Sonntag 10. Januar 2010, 19:56

Camille hat geschrieben: Vielleicht paßt die Geheimhaltung aber gut dazu, dass es ja noch keine offizielle Verlobung sein soll.

Das will aber ja vor allem Cynthia. Ich meine, viel offizieller ging es damals doch kaum noch, als wenn ein Mann vor Zeugen einen Antrag macht, der angenommen wird, oder? Ich glaube, für Roger ist die Verlobung sehr offiziell und extrem bindend.

Ist Dir wohl noch nie passiert, was? :wink:

Nein, dass ich jemanden "zärtlich flüsternd" gebeten hätte, meinen Vornamen zu benutzen, ist mir echt noch nie passiert... Irgendwie passt sowas ganz gut zu einem Mr. Collins, finde ich. Aber für Rogers Charakerisierung ist die ganze peinliche Geschichte trotzdem sehr interessant. Wie Du schon schreibst: Mit seiner Vernunft ist es hier nicht mehr weit her. Er ist also auch im Kern ein sehr emotionaler Mensch, mit leidenschaftlichen Gefühlen pipapo. Das rückt ihn doch wieder näher an Osborne, macht ihr inniges Verhältnis nachvollziehbarer. Osborne fehlt andererseits die Nüchternheit, die ihn in seiner vertrackten Situation die richtige Entscheidung fällen lassen würde.

Was Cynthia angeht: Eigentlich wird ja schon im 34. Kapitel endgültig klar, dass es um Cynthias Gefühle für Roger nicht zum Besten bestellt ist. Sie sagt ja selbst, sie sei "zur Liebe nicht fähig" - was sie natürlich nicht sagen könnte, wenn sie Roger jetzt lieben würde.

Übrigens haben mich Mrs. Gibsons raffgierige Überlegungen, Roger könnte Erbe werden, wenn Osborne stirbt, mal wieder an Mansfield Park erinnert (obwohl dieses Motiv natürlich auch wieder uralt ist): Denn Mary Crawfords Interesse an Edmund steigt ja auch wieder sehr deutlich, als sie erfährt, dass Tom Bertram, der älteste Sohn, schwer krank ist. Sie schreibt an Fanny in einem ähnlichen kaum verhüllt egoistischen Ton wie jetzt Mrs. Gibson redet. In beiden Fällen ein Beleg für einen wenig guten Charakter...

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Sonntag 10. Januar 2010, 23:06

Udo hat geschrieben:Das will aber ja vor allem Cynthia. Ich meine, viel offizieller ging es damals doch kaum noch, als wenn ein Mann vor Zeugen einen Antrag macht, der angenommen wird, oder? Ich glaube, für Roger ist die Verlobung sehr offiziell und extrem bindend.

Ich habe es so verstanden, dass Roger die Verlobung aber in erster Linie für sich selbst als bindend sieht, Cynthia sich aber keineswegs verpflichtet fühlen soll. Roger:"Iwill not accept your pledge. I am bound but you are free...". Ist natürlich alles - wie Du schon schriebst- sehr widersprüchlich. Mein Eindruck ist, er will vor allem nicht nach Afrika gehen ohne Cynthia vorher seine Liebe gestanden zu haben.


Was Cynthia angeht: Eigentlich wird ja schon im 34. Kapitel endgültig klar, dass es um Cynthias Gefühle für Roger nicht zum Besten bestellt ist. Sie sagt ja selbst, sie sei "zur Liebe nicht fähig" - was sie natürlich nicht sagen könnte, wenn sie Roger jetzt lieben würde.

Sie gibt auch zu, dass sie Roger "plain and awkward" (schlicht und unbeholfen?) findet, während sie selbst hübsche Dinge und hübsche Menschen mag und sie stellt Molly gegenüber in Frage, ob es jeh zu einer Heirat kommen wird. Klingt alles nicht so gut.

Übrigens haben mich Mrs. Gibsons raffgierige Überlegungen, Roger könnte Erbe werden, wenn Osborne stirbt, mal wieder an Mansfield Park erinnert ...

Ja, daran mußte ich auch denken. Es gibt schon eine Menge Parallelen zu Austens Charakteren/ Romanen.

...Osborne fehlt andererseits die Nüchternheit...

Dazu fällt mir ein wie Lektüren auch Kaufentscheidungen beinflussen können. Bei der Wahl zwischen zwei Sorten Sherry im Supermarkt habe ich mich gegen Sandeman und für eine Flasche "Osborne" entschieden :wein: :wink:

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Montag 11. Januar 2010, 13:27

Jetzt so etwa zur Hälfte des Buches geraten die Verhältnisse ja insgesamt immer mehr in Unordnung. Selbst Mr. Gibson verliert seine Seelenruhe angesichts einer Ehefrau, die ihn belauscht und streng vertraulich Informationen missbraucht. Ich denke, jetzt ist ihm endgültig klar, wen er sich da ins Haus geholt hat. Den Dialog zwischen den beiden finde ich gut gelungen, man bekommt einen guten Eindruck von den beiden Charakteren. Und Mr. Gibson erkennt immerhin, dass er selbst verantwortlich ist für die Misere: "Sein Zorn enthielt so viele Selbstvorwürfe..." Ich fand ja von Anfang an, dass er Clare völlig überstürzt geheiratet hat (wie Roger hat er seinen Antrag gemacht, bevor die beiden soweit waren, sich mit Vornamen anzureden, daraus kann man durchaus Lehren ziehen...). Das dürfte ihm jetzt auch klar geworden sein.

Wie ist denn so Eure Zwischenbilanz nach etwas mehr als der Hälfte des Buches?

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Montag 11. Januar 2010, 23:00

Ich kann eigentlich gar nicht glauben, dass da noch so ein schönes großes dickes Stück kommt. Irgendwie hat sich doch alles schon ziemlich zugespitzt finde ich. :D
Aber ist natürlich toll, wenn noch so viel passiert!

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 13. Januar 2010, 12:19

Udo hat geschrieben: Ich fand ja von Anfang an, dass er Clare völlig überstürzt geheiratet hat (wie Roger hat er seinen Antrag gemacht, bevor die beiden soweit waren, sich mit Vornamen anzureden, daraus kann man durchaus Lehren ziehen...). Das dürfte ihm jetzt auch klar geworden sein.

Der Doktor war anscheinend völlig überfordert von der Situation mit Mr. Coxe, bzw. mit Mollys Erwachsenwerden. Die Idee zu heiraten, damit Molly eine Mutter oder Aufpasserin bekommt, kam ihm ja auch ziemlich spät in Mollys Entwicklung. Seinen eigenen Part in dieser Ehe hat er wohl ausgeblendet. :stupid:
Es gab doch bis zum Antrag höchstens zwei Begegnungen, oder?
Beide Anträge (Clare/Dr.Gibson + Cynthia/ Roger) werden je zumindest von einer Seite aus eigennützigen Gründen gemacht, bzw. angenommen.

Udo hat geschrieben:Wie ist denn so Eure Zwischenbilanz nach etwas mehr als der Hälfte des Buches?

Sind wir wirklich erst bei der Hälfte angekommen? Ich habe schon einige Kapitel weitergelesen. Im ersten Drittel war ich häufig gelangweilt (habe aber auch schon mal die Verfilmung gesehen) aber inzwischen hat sich doch einiges an Spannung aufgebaut und mir gefällt das Buch gut. Ich mag, dass keiner der Charaktere in ein eindeutiges schwarz/weiss-Raster fällt. Mrs. Gibson ist so ziemlich daneben aber auch keine absolute Unperson.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Sonntag 17. Januar 2010, 01:53

Wie ist denn so die allgemeine Stimmungslage? Nachdem wir vergangenen Sonntag die Fortsetzung haben ausfallen lassen, wären ab heute Kapitel 37-39 dran. Wollen wir weiterlesen? Sind wir noch genug?

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Sonntag 17. Januar 2010, 14:27

Ich lese noch mit, hing aber in den letzten Wochen hinterher, jetzt bin ich wieder auf dem Laufenden.
Wegen mir kann es gern weitergehen.
Aber mir kommt es so vor, als ob es bei Gaskells Figuren weniger divergierende Meinungen gibt, als z.B. bei Mansfield Park, dadurch verläuft auch der Austausch etwas zäher.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Dienstag 19. Januar 2010, 23:16

Ist ja leider sehr wenig Feedback auf Deine Frage. Vielleicht liest keiner mehr mit? :nixweiss: :gruebel:
Also, ich bin noch dabei :) .

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Dienstag 19. Januar 2010, 23:32

Können wir nicht einfach die Einleitung für die Kapitel weglassen und so mit den nächsten Kapiteln weitermachen?
Ich hab nicht so die große Lust, eine Kapitelzusammenfassung voranzuschreiben. :rolleyes:

Huch peinlich :versteck: ausgerchnet so eine Aussage, als 100. Posting

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 20. Januar 2010, 10:38

Na, solange wir mindestens zu dritt sind, können wir von mir aus auch gerne weitermachen. :wink:
@Armin: Wie sieht es denn eigentlich bei Dir so aus?

Elanor hat geschrieben:Können wir nicht einfach die Einleitung für die Kapitel weglassen und so mit den nächsten Kapiteln weitermachen?


Zusammenfassungen brauche ich auch nicht. Möglicherweise könnten wir auch von drei auf vier oder fünf Kapitel pro Woche hochgehen, um schneller voranzukommen. Oder macht es das eher schwieriger?

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 20. Januar 2010, 11:59

Udo hat geschrieben: Möglicherweise könnten wir auch von drei auf vier oder fünf Kapitel pro Woche hochgehen, um schneller voranzukommen. Oder macht es das eher schwieriger?

Ich fände das ganz gut. Dies ist mein erster Groupread und ich finde es ungewöhnlich, über so viele Monate an einem Buch zu lesen. Ich lese dann zwischendurch etwas anderes, was mich vielleicht gerade mehr interessiert oder fesselt und hinke dann eher wieder dem Groupread hinterher. Deswegen lese ich jetzt gerade W&D zu Ende, würde mich aber bei den entsprechenden Kapiteln an der Diskussion beteiligen :) .

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 20. Januar 2010, 14:27

Möglicherweise könnten wir auch von drei auf vier oder fünf Kapitel pro Woche hochgehen, um schneller voranzukommen.

Hab auch nichts dagegen, werd heute noch bis Kapitel 40 weiterlesen. Und vielleicht heut abend noch was dazu schreiben.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Mittwoch 20. Januar 2010, 18:07

Ich habe fast aufgeholt. ;) Irgendwie packt es mich grade nicht so richtig, aber ich komme auch grade außer in der S-Bahn fast nicht zum lesen...
Grundsätzlich bin ich aber noch dabei... :)

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Donnerstag 21. Januar 2010, 19:44

Udo hat geschrieben:@Armin: Wie sieht es denn eigentlich bei Dir so aus?


Im Moment, hier hinter einem altehrwürdigen Modem, geht alles etwas langsamer und W&D habe ich auch nicht dabei. Nächste Woche habe ich wieder DSL. Machen wir doch einfach mal weiter, auch wenn ich das Buch schon ausgelesen habe.

Re: Groupread "Frauen und Töchter" / Start 04.10.2009

Donnerstag 21. Januar 2010, 22:48

So, dann werd ich mal weitermachen :)

In Kapitel 37 gibt es mal wieder einen Heiratsantrag. Und zwar erscheint Mr Coxe auf der Bildfläche, wegen dem Molly ja zum ersten Mal nach Hamsley geschickt wurde.
Er, der aus der Ferne zwei Jahre lang Molly angeschmachtet hat :minne: (endlich mal eine Gelegenheit für diesen hübschen Smiley) läuft nun mit fliegenden Fahnen zu Cynthia über. Die scheint mir mal wieder sehr naiv, was ihre Wirkung auf Andere angeht und tut mir soch leid, da sie sich das Ansehen von Mr Gibson verscherzt, an dem ihr viel liegt, wie sie ja Molly gegenüber immer wieder sagt.
Alle Versuche Mollys, etwas über Cynthias Probleme zu erfahren, schlagen fehl, aber Mr Preston scheint die Hauptursache zu sein, hoffentlich gibt es bald mal ein paar weitere Hinweise. Die Gaskell baut in dieser Hinsicht ja doch ganz schön Spannung auf.
Aber erstmal kommt ein Verwandter von Mrs Gibson zu Besuch und auch der erliegt Cynthias Charme, denn sie wird nach London eingeladen. Und Mrs Gibson beschliesst zu Mollys Freude, ihre Tochter ein paar Tage zu begleiten. Das erinnerte mich etwas an Mrs Norris, nur verbreitete die Schrecken und keine Freude mit ihrer Überlegung :fies_sei:
Osborne erfährt, das es doch besser gewesen wäre, gleich etwas über seine Heirat zu erzählen, denn nun wird es ihm wieder schwerer, da sein Vater im Bezug auf Rogers "Verlobung" von ihm eine sehr vorteilhafte Verbindung erwartet. Er hat sich da ganz schön in die Enge manövriert, eine klärende Aussprache mit dem Squire wird eigentlich unmöglich: armer Kerl :patpat:
Molly blüht richtig auf, als sie mit ihrem Vater allein ist, sie setzt sogar ihren Willen durch mit ihm auszureiten, obwohl kein Damensattel verfügbar ist :eek:
Interessant finde ich auch die Stelle, wo die Misses Browning, besonders die Ältere, auf die Idee kommt, Molly habe etwas mit Mr Preston, hier wird auch Einiges an Tratsch über ihn angedeutet, der ihn nicht in vorteilhaftes Licht rückt. Sympatisch wird er ja eh nicht beschrieben von Gaskell.
Soweit erstmal meine Gedanken von Kapitel 37 bis 40 und jetzt lese ich weiter, denn im Kapitel 43, vor dem ich grad bin, kommt's laut Überschrift zum gr0ßen Knall :fies_sei: ich bin gespannt
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