@Caro:
Vieleicht sollten wir uns erst einmal über den Gentleman einigen...
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der wohlhabende Landpfarrer Edward Nelson sich als Gentleman angesehen hat. Sohn William hat Ämter in der Kirche gesammelt, Sohn Horatio hat Ruhm und Ehre gesammelt und Sohn Maurice brachte es nicht weiter als bis zum Clerk im Navy Office, also einem recht niedrigen Job als Civil Servant. Aber es kann nicht jeder ein Lord Nelson werden...
Ich bin mir sicher, dass das auch für die Eltern von Sir Evan Nepean gilt, der es vom Kapitänsschreiber, über verschiedene Posten als Purser (Zahlmeister ist eine ungenügende Übersetzung) von mehreren Schiffen und Sekretär eines Admirals und diverse Posten als Staatssekretär bis zum Baronet und Gouverneur von Bombay brachte. In seiner Zeit war er ein einflussreicher Civil Servant. Seine Eltern müssen über genügend Einkommen verfügt haben, um zwei weiteren Söhnen Offiziersstellen zu besorgen. Beide haben es bis zum Lt. General gebracht.
Daß auch auch der höhere Adel vieles auf sich nimmt, um Schulden wieder los zu werden, dafür mag Thomas Cochrane, der spätere Earl of Dundonald, ein Beispiel sein. Wer die Jack Aubry Romane von Patrick O'Brian kennt: Lord Cochrane war das historische Vorbild. In Südamerika und Griechenland hat er sich, seine Offiziere und Mannschaften praktisch als Söldner verdungen. Aber das Militär hatte schon immer einen eigenen Begriff von Ehre und die Chilenen sind ihm wahrscheinlich heute noch dankbar für seine Unterstützung im Befreiungskampf gegen Spanien.
Ok, für einen Bänker habe ich jetzt kein Beispiel und natürlich haben genug Forscher jeder Art, ihr eigenes Vermögen in ihre Forschungen gesteckt. Aber es gab ja auch genug Stiftungen und die Regierung war ja auch nicht untätig. Die Reise von Charles Darwin dürfte dafür wohl das bekannteste Beispiel sein. Der Zeitrahmen von Wives & Daughters liegt doch in einer Zeit des wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aufbruchs. Nie zuvor gab es mehr Bedarf an Forschern und nie zuvor standen so viele Fremdmittel zur Finanzierung zur Verfügung. Es war nur, wie schon immer, eine Frage des Könnens, einer Portion Glück oder von Einfluss. Dass gerade Naturforscher und Geografen ihre Reisen mit ihrer Gesundheit bezahlten, nun ja, sie kannten das Risiko. Dem Land- oder Fabrikarbeiter im England der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts ging es auch nicht besser und sie hatten keine Wahl...
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Auch leichte Erkrankungen waren damals nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, aber Cynthias Unwohlsein scheint eher keine körperlichen Ursachen zu haben. Die Begegnung auf dem Ball mit Mr. Preston und ein fast erzwungener Tanz mit ihr, haben Cynthia wohl zugesetzt. Aber ich frage mich immer noch, was da in Ashcombe wohl mit Mr. Preston, Cynthia und Mrs. Gibson los war. Meine Neugier lässt mir da einfach keine Ruhe. Sowas hält mich an, die Geschichte weiter zu lesen, weshalb ich jetzt auch weiss, was los war und jetzt nur noch wenige Seiten Buch ungelesen sind...
Für einen Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift braucht man wohl solche, über viele Kapitel ungelöste Fragen.
Mal was Anderes: Bei meiner Penguin Red Classics Ausgabe löst sich jetzt schon die Folie vom Umschlag, die Popular Classics Reihe ist da deutlich härter im Nehmen...