Habe jetzt mal Kim Wilsons "Auf den Spuren von Jane Austen" gelesen. Wie der Titel andeutet, geht es darum, möglichst viele Orte zu beschreiben, die Austen irgendwann mal gesehen hat - weil sie dort lebte oder zu Besuch war. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Steventon, Schule, Bath, Herrenhäuser, Reisen, Southhampton, Am Meer, London, Chawton, Winchester. Das Buch ist sehr nett aufgemacht, mit vielen farbigen Bildern und Karten. Entsprechend kürzer ist bei knapp 140 Seiten der Textteil. Aber das macht eigentlich auch nichts. Jedenfalls nicht, wenn man schon dies und das, vor allem Biografien, über Austen gelesen hat. Wilson beschreibt die Orte, zitiert ausgiebig aus Briefen von Austen, und erwähnt immer mal wieder, für welche Stelle in einem Austen-Roman der betreffende Ort ein Vorbild sein könnte. So hat sie im Grunde eine Art Biografie geschrieben, in der die Romane nur zum Zitieren erwähnt werden. Was mich ein wenig ermüdet hat, ist die Aneinanderreihung von Banalitäten des Alltags - es gehört vermutlich sehr viel Austen-Heldenverehrung dazu, wenn man mit glühenden Ohren liest, in welchem Laden sie sich ihre Bändchen gekauft hat.
Ich hab von Wilson auch das Tee- und das Garten-Buch, beide auch sehr nett - und beide ähnlich belanglos, wie mir scheint. Natürlich gibt es Überschneidungen, deshalb ist es wohl auch nicht richtig, ihr vorzuhalten, dass sie Teile aus ihrem Garten-Buch hier mehr oder weniger direkt übernommen hat (etwa die Beschreibung von Godmersham). Aber es zeigt doch, wie gering der Mehrwert solcher Bücher ist. Mir scheint, wenn man Deirdre Le Fayes "Jane Austen und ihre Zeit" gelesen hat, ist man hinreichend bedient.
Ein Lapsus ist Wilson übrigens auch passiert: Sie schreibt, in
Überredung sei Louisa Musgrove vom Cobb gesprungen, mit dem Kopf aufs Pflaster geschlagen - und gestorben. Da die Szene und Annes Engagement danach ziemlich wichtig für das Buch sind, sollte man sie besser kennen, wenn man Lyme Regis ausführlich beschreibt. Aber vielleicht ist das ein Übersetzungsfehler?
Und über noch eine Stelle bin ich gestolpert: Ab und an ist ja von der angeblichen großen Liebe die Rede, der Austen am Meer begegnet sein soll. Ich habe den Verdacht, der Name des guten Mannes wird sehr unterschiedlich geschrieben, bei Wilson heißt er Samuel Bicknall (hier bei uns firmiert er als
Samuel Blackhall). Jedenfalls schreibt Wilson die bekannte Story, derzufolge der Mann kurz nach seiner Abreise leider gestorben sei. Und fügt dann hinzu:
"Mittlerweile weiß man allerdings, dass es die eifersüchtige Cassandra war, die eine weitere Begegnung mit dem Geistlichen Samuel Bicknall durch die fingierte Todesnachricht verhinderte."
Das war´s, mehr gibts dazu nicht. Das lässt den Leser, mich jedenfalls, sehr verwirrt zurück - und ziemlich neugierig. Hab das mal gegoogelt, die These gibt es wirklich. Kommt mir sehr merkwürdig vor. Aber vielleicht weiß hier jemand mehr?