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BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2006, 17:53 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Ja, auf Grawe wollte ich auch gerade verweisen... Ich hab mir das ja nicht ausgedacht. :wink: (zumal ich keinen der Romane aus erster Hand kenne, wie schon erwähnt).
Und bei Maria Edgeworth wimmelt es ja anscheinend nur so vor betrunkenen Stiefvätern, verruchten Stiefmüttern, senilen Grafen, "elopements" und ähnlichem. Ob nun sentimental oder nicht, besonders realitätsnah ist es nicht. Und meilenweit entfernt von dem, was Jane Austen in ihren Werken wichtig war.

Alethea hat recht, so genau kann man diese beiden Romantypen gar nicht trennen weil beide ähnliche Elemente verwenden, und wir müssen ja auch keine Haare darüber spalten, was nun was ist.
Mir war einfach nur wichtig zu sagen, dass man etwas gleichzeitig mögen und schätzen und sich trotzdem (und sogar noch besser!) darüber lustig machen kann. Was meint Ihr, warum Bruki und ich uns ständig in die Wolle kriegen? :wink: :roll: *scherz*


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Verfasst: Freitag 18. August 2006, 17:53 


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BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2006, 18:05 
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Administratorin im Ruhestand und Tom-Lefroy-Expertin
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Julia hat geschrieben:
Und bei Maria Edgeworth wimmelt es ja anscheinend nur so vor betrunkenen Stiefvätern, verruchten Stiefmüttern, senilen Grafen, "elopements" und ähnlichem. Ob nun sentimental oder nicht, besonders realitätsnah ist es nicht. Und meilenweit entfernt von dem, was Jane Austen in ihren Werken wichtig war.


Das meinte ich auch! "Sentimentaler Frauenroman" ist eine recht weitgefasste und recht ungenaue Bezeichnung für eine Art von Romanen, die in einem bestimmten Zeitraum entstanden. Das muss meiner Ansicht nach nicht gleich heißen, dass diese Romane alle sentimental waren.
"Sentimental" bedeutet ja auch nicht gleich gefühlsduselig oder schnulzig! Der Begriff kommt, soweit ich weiß, eher vom englischen Wort "sensibility", was ja schlicht und einfach "Gefühl" heißt und im Deutschen oft falsch aufgefasst wird (daher auch der absurde deutsche Filmtitel "Sinn & Sinnlichkeit" statt "Verstand & Gefühl") Der Unterschied zu früheren Werken war einfach, dass die Beschreibung der Gefühlswelt einen größeren Stellenwert einnahm --- und viele überschwengliche Autorinnen haben es wohl auch jenseits des Normalen und Vernünftigen übertrieben...weswegen sich ja Jane Austen auch darüber lustig macht! Das einem das Lesen dennoch Spaß machen kann, ist dadurch ja nicht ausgeschlossen!
Doch ich müsste einen Roman von Burney oder Edgeworth lesen, um mir ein endgültiges Urteil zu bilden! Vielleicht besteht ja auch gar keine Ähnlichkeit der Heldin zu Radcliffes Weibsbildern!

Alethea :flower:

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(Verfasser (mir) unbekannt --- Angelika meint, es sei Mark Twain... :biggrin: )


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BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2006, 18:08 
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julemaus hat geschrieben:
Meine Metzler Literaturgeschichte ordnet Burney definitv zu den sentimentalen Frauenromanen und ebenso Christian Grawe im Nachwort zu Northanger Abbey.

... ich bin schon ziemlich desparat, dass ich nichts von Burney zu lesen bekomme, hab mir sogar schon die Fännficktschän von Maletzke zum Thema Frances Burneys Leben bestellt... so verzweifelt bin ich schon :ertrink: :wall: :tot: :wink: Komme mir fast so vor wie Mr. Darcy auf Sir Lucas' Empfang :eek:

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2006, 18:23 
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Archivarius

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Julia hat geschrieben:
... Was meint Ihr, warum Bruki und ich uns ständig in die Wolle kriegen? :wink: :roll: *scherz*

Wie kommst Du darauf? :eek: Ich hab doch nur angemerkt, dass Jane Austen "Camilla", "Clarissa" und "Belinda" bei den lesenswerten Romane erwähnte - und meiner Meinung nach in NA mit den Romane Burneys und Edgeworth' keinen Schabernack trieb wie mit den Grusel-Romanen, die hier schon jemand aufzählte... Möchtest Du denn gerne, dass ich ich Dir an die Wolle gehe? :rofl:

Bruki :cool:

PS: Mir fällt aber gerade auf, dass sich scheinbar die Rollen zu vertauschen scheinen: Früher hackte ich immer auf Richardson, Burney und Co rum und jetzt komm ich mir schon fast wie deren Verteidiger vor? :zunge: - Aber wenigstens ist Lewes ein Vertreter meiner Ansicht, dass es nur 2 große Autoren im 18. Jh gab: Fielding und Austen!

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Zuletzt geändert von Bruki am Freitag 18. August 2006, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2006, 18:28 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Lieber Bruki, das bezog sich doch auf den vorherigen Satz, den vermeintlichen Widerspruch von mögen/persiflieren. :wink:


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BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2006, 21:26 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Ich komme noch mal auf die unterschiedlichen Geschwisterbeziehungen zurück. Die Herzlichkeit zwischen James und Catherine finde ich richtig herzlich und wohltuend natürlich. Während Isabella und ihr Bruder lediglich versuchen, sich jeweils den passenden "Wunschpartner" für die Gig Ausfahrt (war es eine Gig? Ich weiß es nicht mehr so genau... was John Thorpe für eine Kutsche hatte, oder James...) zuzuschachern. Trotz der Tatsache, dass James eigentlich nur Augen für Isabella hat, widmet er sich seiner Schwester und will auf den neusten Stand der familiären Dinge gebracht werden. Das tut richtig gut, zu wissen, dass man einen Bruder hat auf den man sich verlassen kann! Wenn es ein Bruder wie James ist auf alle Fälle.
Tina

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 06:20 
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Archivarius

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Alethea hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
Und bei Maria Edgeworth wimmelt es ja anscheinend nur so vor betrunkenen Stiefvätern, verruchten Stiefmüttern, senilen Grafen, "elopements" und ähnlichem. Ob nun sentimental oder nicht, besonders realitätsnah ist es nicht. Und meilenweit entfernt von dem, was Jane Austen in ihren Werken wichtig war.

Das meinte ich auch! ...

Na ja,

Maria Edgeworth' Roman "Castle Rackrent" wird im Klappentext als der erste Irische Heimatroman, "in dem sie in einer realistischen Schilderung den inneren Bezug zwischen der irischen Landschaft und ihren Bewohnern deutlich machte", beschrieben.

Zumindest der ist nicht "sentimental" - wenn man das auf die heute verbreitete Literaturform der Groschenromane á la Courths-Maler und Co. bezieht...

Ansonsten gilt erstmal bis zum Beweis des Gegenteils die von George Henry Lewes aufgestellte Behauptung: "To make our meaning precise, we should say that Fielding and Miss Austen are the greatest novelists in our language.". :wink:

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 07:32 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Bruki hat geschrieben:
Ansonsten gilt erstmal bis zum Beweis des Gegenteils ...


So wie ich das sehe, braucht man da nichts zu beweisen sondern lediglich (wenn man denn den Ehrgeiz hat) an Deine Einsicht appellieren. :wink:

Weiter mit Kapitel 8:

Der dritte Ball, und der erste, bei dem alle Hauptpersonen versammelt sind. Catherine's Freude darüber, für den ersten Tanz schon vergeben zu sein, verkehrt sich ins Gegenteil, als Henry Tilney auf der Bildfläche erscheint und sie ebenfalls auffordert.
Noch dazu, wo John Thorpe nicht erscheint, als der Tanz beginnt, und sie "unehrenhaft" am Rand der Tanzfläche sitzt.
"To be disgraced in the eye of the world, to wear the appearance of infamy while her heart is all purity, her actions all innocence, and the misconduct of another the true source of her debasement, is one of those circumstances which peculiarly belong to the heroine's life, and her fortitude under it what particularly dignifies her character."
Das ist doch eine sehr treffende Satire auf die sonst üblichen Heldinnen... *) wobei es hier ja um nichts Schlimmeres geht, als so auszusehen als hätte man keinen Tanzpartner. :lol:
Das ist eine meiner Lieblingsstellen:
"He looked as handsome and as lively as ever, and was talking with interest to a fashionable and pleasing-looking young woman, who leant on his arm, and whom Catherine immediately guessed to be his sister; thus unthinkingly throwing away a fair opportunity of considering him lost to her forever, by being married already."
Und es zeigt sehr schön, dass Catherine ihre Lektüre doch noch nicht so sehr verinnerlicht hat, als das sie nicht an das Wahrscheinliche zuerst denkt ("guided only by what was simple and probable").

Alles in allem eher ein unangenehmer Abend für Catherine, der nicht das gehalten hat, was sie sich davon versprochen hat.

*) In Christian Grawe's Austen-Biografie steht übrigens folgendes über Fanny Burney's "Evelina":
(...) wenn Evelinas Tugend oder Ruf in Gefahr gerät, dann nicht weil sie schlecht ist, sondern weil sie in ihrer Arglosigkeit die Schlechtigkeit anderer nicht durchschaut oder sich anderen als Abhängige unterordnen muss." (!!!)

Und er zitiert aus Maria Edgeworth's "Belinda": "Sie schwamm in gefährlicher Tiefe im Meer der Torheit - die Flut der Mode verebbte, und so blieb sie, knietief im Sumpf steckend, als eine lächerliche, skandalumwitterte Figur zurück." Außerdem findet in diesem Roman "ein Duell vornehmer, gesellschaftlich rivalisierender Damen statt, deren eine an Brustkrebs leidet, den sie in einem geheimen Boudoir mit Pflästerchen und Tinkturen behandelt, um ihr frivoles gesellschaftliches Leben fortsetzen zu können. Ihre Gegnerin wird fast Mitwisserin des Geheimnisses, weil sie nachts in Männerkleidung über die Mauer steigt und ins Fenster guckt."

Na, "realistisch" ist was anderes... :wink: Wahrscheinlich war sie noch die lebensnächste ihrer Kolleginnen, aber das allein spricht ja schon Bände.


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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 09:20 
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Archivarius

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Julia hat geschrieben:
...So wie ich das sehe, braucht man da nichts zu beweisen sondern lediglich (wenn man denn den Ehrgeiz hat) an Deine Einsicht appellieren. :wink: ...

Ach was?

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 09:26 
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Zuletzt geändert von Bruki am Samstag 19. August 2006, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 11:56 
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Bruki hat geschrieben:
Maria Edgeworth' Roman "Castle Rackrent" wird im Klappentext als der erste Irische Heimatroman, "in dem sie in einer realistischen Schilderung den inneren Bezug zwischen der irischen Landschaft und ihren Bewohnern deutlich machte", beschrieben.


Ich habe gerade heute Morgen gelesen, dass Maria Edgeworth offenbar ganz in der Nähe von Carrigglas Manor, dem Haus, das Tom Lefroy sich später baute, ansässig war... Irrer Zufall, oder? Was wäre wohl aus Janes Romanen geworden, hätte sie Tom geheiratet und in nächster Nachbarschaft mit Maria Edgeworth gewohnt (offenbar war es nur ein Katzensprung... :wink:) :rofl:

Bruki hat geschrieben:
Ansonsten gilt erstmal bis zum Beweis des Gegenteils die von George Henry Lewes aufgestellte Behauptung: "To make our meaning precise, we should say that Fielding and Miss Austen are the greatest novelists in our language.". :wink:


Der Text von Lewes passt übrigens auch sehr gut zur dieser Diskussion hier im NA-Thread, Bruki!!!
Gerade folgender Satz über George Sands Romane trifft auf fast alle Romane dieser Gattung „Frauenroman“ zu: “the abiding consciousness of the womanly point of view as the subject matter of her writings.”
Während man diese Romane liest (wobei ich mich nur auf die Kenntnis von “Udolpho” beziehen kann…), wird einem mit jedem Satz sehr deutlich gemacht, dass sie aus der Feder von Frauen stammen: Es geht fast ausschließlich um „long histories of amiable and persecuted heroines“
Jane Austen schreibt, wie Lewes es so lobend formuliert, aus dem richtigen Leben, von etwas, wovon sie etwas versteht --- was meiner Ansicht nach nicht „dull and tiresome“ ist, sondern wesentlich interessanter, da sich jeder mit den Figuren identifizieren kann!
In dieser Hinsicht deckt sich ja George Eliots (?) Meinung von JA mit der von Charlotte Bronte. Obwohl ich stark bezweifle, ob all die Schriftstellerinnen, die soviel Emotionen in ihre Romane packten, (wie z.B. C.Bronte, über G.Eliot kann ich leider nichts sagen, da ich ihre Romane nicht kenne) wirklich einen „tieferen Einblick“ in die „Welt der leidenschaftlichen Existenz des Menschen“ hatten und „mehr Erfahrungen“ gemacht haben als ihre Kolleginnen! :rolleyes: Diese „world of passionate existence“ findet man ja oft nur in Romanen --- und nicht gerade im täglichen Leben… :lach: Da finde ich, dass Jane Austens Werke von einer viel besseren Beobachtungsgabe und einem viel tiefgründigeren Wissen um die menschliche Natur (und zwar der, der man im nächsten Supermarkt begegnen kann…:rofl:) --- ich sage nur Mrs Elton, Isabella, John Thorpe… --- zeugen!!!

Alethea :flower:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 12:07 
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Julia hat geschrieben:
Das ist eine meiner Lieblingsstellen:
"He looked as handsome and as lively as ever, and was talking with interest to a fashionable and pleasing-looking young woman, who leant on his arm, and whom Catherine immediately guessed to be his sister; thus unthinkingly throwing away a fair opportunity of considering him lost to her forever, by being married already."
Und es zeigt sehr schön, dass Catherine ihre Lektüre doch noch nicht so sehr verinnerlicht hat, als das sie nicht an das Wahrscheinliche zuerst denkt ("guided only by what was simple and probable").


Dazu habe ich später noch was zu posten! Da gibt es wieder einen Hinweis auf "Udolpho" --- doch momentan wird meine Zeit am Herd verlangt! Ich muss mich endlich ans Mittagessen machen! :biggrin:

Alethea :flower:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 14:11 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Ich hab mich gefragt, was macht da eigentlich Catherine, als Isabella zu ihr und Miss Tilney kam und dearest Catherine derart mit Beschlag nahm. Sie unterbrach die beiden in ihrer Unterhaltung, nahm eigentlich gar keine Notiz von der Schwester, wollte lediglich wissen, wo Henry war, damit sie ihn endlich gesehen hatte, wohl um ihre Neugier zu befriedigen. Und das ist eigentlich schon das letzte was man über Henrys Schwester in dem Zusammenhang hört. Wird Catherine von ihr weggezogen zu James und John? Auf einmal ist sie nur noch bei Isabella, die Schwester taucht irgendwann bei Henry und seiner Gesellschaft auf, bei der so gerne Catherine sein würde... Stattdessen hängt sie an dem lästerhaften John, der Witze über die anderen reißen will. Über seine Qualitäten als Tänzer, ob er sich wegen seiner Vepätung entschuldigt, ihre Unterhaltung, über all das erfahre ich kein Wort. Ich frag mich, ob ich das evtl. alles überlesen haben soll? Lässt JA das einfach so aus? Irgendwie hab ich da den Faden verloren angefangen bei Catherines Unterhaltung mit Henrys Schwester und Isabella, die sich einmischt bis Catherine dann bei Mrs. Allen ist und im Grunde nur noch beobachtet. Alles andere kann ich mir nicht richtig zusammen reimen (habe gerade das Englische gelesen, ist das im Deutschen klarer? Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern und wüsste schon gerne, wie Catherine sich gegenüber Henrys Schwester verhält, wie es kommt und ob es sehr unhöflich war oder ob es an Isabella gelegen hat, die Catherine zu sich und ihrer party gezogen hat, wo auch inzwischen John war?
Grüße, Tina

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 14:29 
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Tina hat geschrieben:
Über seine Qualitäten als Tänzer, ob er sich wegen seiner Vepätung entschuldigt, ihre Unterhaltung, über all das erfahre ich kein Wort. Ich frag mich, ob ich das evtl. alles überlesen haben soll? Lässt JA das einfach so aus? Irgendwie hab ich da den Faden verloren angefangen bei Catherines Unterhaltung mit Henrys Schwester und Isabella, die sich einmischt bis Catherine dann bei Mrs. Allen ist und im Grunde nur noch beobachtet. Alles andere kann ich mir nicht richtig zusammen reimen (habe gerade das Englische gelesen, ist das im Deutschen klarer? Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern und wüsste schon gerne, wie Catherine sich gegenüber Henrys Schwester verhält, wie es kommt und ob es sehr unhöflich war oder ob es an Isabella gelegen hat, die Catherine zu sich und ihrer party gezogen hat, wo auch inzwischen John war?


Ich habe dir hier die Stelle rüberkopiert, die eigentlich alle deine Fragen beantworten sollte:

"Here they were interrupted by a request from Mrs. Thorpe to Mrs. Allen, that she would move a little to accommodate Mrs. Hughes and Miss Tilney with seats, as they had agreed to join their party. This was accordingly done, Mr. Tilney still continuing standing before them; and after a few minutes’ consideration, he asked Catherine to dance with him. This compliment, delightful as it was, produced severe mortification to the lady; and in giving her denial, she expressed her sorrow on the occasion so very much as if she really felt it that had Thorpe, who joined her just afterwards, been half a minute earlier, he might have thought her sufferings rather too acute. The very easy manner in which he then told her that he had kept her waiting did not by any means reconcile her more to her lot; nor did the particulars which he entered into while they were standing up, of the horses and dogs of the friend whom he had just left, and of a proposed exchange of terriers between them, interest her so much as to prevent her looking very often towards that part of the room where she had left Mr. Tilney. Of her dear Isabella, to whom she particularly longed to point out that gentleman, she could see nothing. They were in different sets. She was separated from all her party, and away from all her acquaintance; one mortification succeeded another, and from the whole she deduced this useful lesson, that to go previously engaged to a ball does not necessarily increase either the dignity or enjoyment of a young lady. From such a moralizing strain as this, she was suddenly roused by a touch on the shoulder, and turning round, perceived Mrs. Hughes directly behind her, attended by Miss Tilney and a gentleman. “I beg your pardon, Miss Morland,” said she, “for this liberty — but I cannot anyhow get to Miss Thorpe, and Mrs. Thorpe said she was sure you would not have the least objection to letting in this young lady by you.” Mrs. Hughes could not have applied to any creature in the room more happy to oblige her than Catherine. The young ladies were introduced to each other, Miss Tilney expressing a proper sense of such goodness, Miss Morland with the real delicacy of a generous mind making light of the obligation; and Mrs. Hughes, satisfied with having so respectably settled her young charge, returned to her party.

Miss Tilney had a good figure, a pretty face, and a very agreeable countenance; and her air, though it had not all the decided pretension, the resolute stylishness of Miss Thorpe’s, had more real elegance. Her manners showed good sense and good breeding; they were neither shy nor affectedly open; and she seemed capable of being young, attractive, and at a ball without wanting to fix the attention of every man near her, and without exaggerated feelings of ecstatic delight or inconceivable vexation on every little trifling occurrence. Catherine, interested at once by her appearance and her relationship to Mr. Tilney, was desirous of being acquainted with her, and readily talked therefore whenever she could think of anything to say, and had courage and leisure for saying it. But the hindrance thrown in the way of a very speedy intimacy, by the frequent want of one or more of these requisites, prevented their doing more than going through the first rudiments of an acquaintance, by informing themselves how well the other liked Bath, how much she admired its buildings and surrounding country, whether she drew, or played, or sang, and whether she was fond of riding on horseback.

The two dances were scarcely concluded before Catherine found her arm gently seized by her faithful Isabella, who in great spirits exclaimed, “At last I have got you. My dearest creature, I have been looking for you this hour. What could induce you to come into this set, when you knew I was in the other? I have been quite wretched without you.”"


Es geht folgendermaßen vor sich:

1) Der Tanz beginnt: Catherine und Thorpe; und Isabella und James wollen miteinander tanzen ---> John Thorpe lässt Catherine warten
2) James und Isabella lassen schließlich Catherine bei Mrs Allen und Mrs Thorpe am Rand sitzen; Catherine fühlt sich gedemütigt, weil die anderen die Umstände ja nicht kennen, und denken könnten, sie wäre bisher nicht zum Tanz aufgefordert worden, obwohl sie es längst ist
3) Mr Tilney und seine Schwester gelangen durch eine Bekannte von Mrs Thorpe zu ihrer Gruppe und Henry Tilney fordert Catherine zum Tanz auf, was sie ablehnen muss
4) Thorpe kommt kurz darauf endlich hinzu, endschuldigt sich nicht einmal richtig und schleift sie zur Tanzfläche, von wo aus sie sehnsüchtige Blicke in Richtung ihrer Bekannten (und Henry Tilney :wink:) wirft
5) Sie wird von dieser Situation, allein auf John Thorpe, der sie mit Terriern und Pferden vollabert, angewiesen zu sein, durch eine Mrs Hughes, die Bekannte von Mrs Thorpe, erlöst, die ihr Miss Tilney anvertraut und vorstellt
6) Die beiden unterhalten sich eine Weile, während wohl John Thorpe dabei steht und wartet, mit Catherine weiter tanzen zu können
7) Schließlich kehrt wohl Miss Tilney zu ihrem Bruder zurück (was allerdings nicht ausdrücklich gesagt wird, da hast du Recht!) und Catherine tanzt den Tanz zu Ende
8) Isabella taucht auf etc. etc.

Sorry, :schlaumeier: das klingt jetzt fürchterlich oberlehrerhaft, doch so konnte ich's am Besten auseinanderdröseln...

Ich glaube nicht, dass Catherine sich gegenüber Miss Tilney unhöflich benommen hat... :nein:

Alethea :flower:

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So, und jetzt noch zu besagter Passage... :wink:
Es geht um folgende Stelle im 8. Kapitel, als Catherine nach tagelangem vergeblichen Suchen endlich wieder Henry Tilney unter den Besuchern des Balles entdeckt:

“He looked as handsome and as lively as ever, and was talking with interest to a fashionable and pleasant-looking young woman, who leant on his arm, and whom Catherine immediately guessed to be his sister; thus unthinkingly throwing away a fair opportunity of considering him lost to her for ever, by being married already. But guided only by what was simple and probable, it had never entered her head that Mr. Tilney could be married; he had not behaved, he had not talked, like the married men to whom she had been used; he had never mentioned a wife, and he had acknowledged a sister. From these circumstances sprang the instant conclusion of his sister's now being by his side; and therefore, instead of turning of a deathlike paleness, and falling in a fit on Mrs. Allen's bosom, Catherine sat erect, in the perfect use of her senses, and with cheeks only a little redder than usual.”

Ich habe beim Lesen von “Udolpho” folgendes Pendant gefunden, worauf sich Jane Austen mit dieser spöttischen Bemerkung beziehen könnte:

“The entertainments of this evening consisted of a ball and supper; it was a fancy ball, and the company danced in groups in the gardens […] Emily surveyed the gaiety of the scene with a melancholy kind of pleasure, and her emotion may be imagined when, as she stood with her aunt, looking at one of the groups, she perceived Valancourt; saw him dancing with a young and beautiful lady, saw ihm conversing with her with a mixture of attention and familiarity, such as she had seldom observed in his manner. […] A faintness suddenly came over Emily, and, unable to support herself, she sat down on a turf bank beneath the trees, where several other persons were seated. One of these, observing the extreme paleness of her countenance, enquired if she was ill, and begged she would allow him to fetch her a glass of water, for which politeness she thanked him, but did not accept it. […] the Count Bauvillers, who had addressed Emily, made some observations upon the scene to which she answered almost unconsciously, for her mind was still occupied with the idea of Valancourt, to whom it was with extreme uneasiness that she remained so near. Some remarks, however, which the Count made upon the dance obliged her to turn her eyes towards it, and, at that moment, Valancourt’s met hers. Her colour faded again, she felt, that she was relapsing into faintness, and instantly averted her looks, but not before she had observed the altered countenance of Valancourt, on perceiving her. […]”

Also, wenn Jane Austen nicht an diese Stelle dachte, dann weiß ich auch nicht… :lach:

Alethea :flower:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 15:29 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Da kannst du Recht haben. Wenigstens braucht unsere Catherine kein Wasserglas angeboten zu bekommen. Sie kommt ja relativ schnell auf den für sie erlöseden Gedanken, dass es nur seine Schwester sein kann!
Tina :wink:

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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Weil sie eben trotz aller Naivität ein vernünftiges Wesen ist! :)

Alethea, klasse - danke für den Vergleich!! :) Ich dachte mir schon, dass Jane Austen da auf was bestimmtes anspielte, aber auch so ist die Stelle schon köstlich. "throwing away a fair opportunity of considering him lost to her forever" ... :lol:
Ich hoffe, sie schaffen es, diese Art Humor in die neue Verfilmung einzubinden. Davon lebt das ganze Buch.


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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 17:07 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Ja, das ist eine ganz besondere Note, wenn man mal so sagen kann. Aber kann mir vielleicht doch einer mal sagen, ob ich da was übersehen habe oder Henrys Schwester wirklich so einfach stehen gelassen wird wie es den Anschein hat? Wie sonst kann die gute Catherine auf einmal in der Gesellschaft von John sein, beim Tanzen?
Tina

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 17:26 
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Julia hat geschrieben:
Alethea, klasse - danke für den Vergleich!! :) Ich dachte mir schon, dass Jane Austen da auf was bestimmtes anspielte, aber auch so ist die Stelle schon köstlich. "throwing away a fair opportunity of considering him lost to her forever" ... :lol:


Kein Problem! :wink: Ich denke auch, dass es wesentlich zum Verständnis des Romans beiträgt, wenn man die Seitenhiebe von JA einordnen kann! Man entdeckt noch viel mehr JAs Witz darin! :happy: Später kommt noch viel mehr als am Anfang!

Und ich denke, da hat es sich doch gelohnt, dass ich "Udolpho" gelesen habe! :ja: Infos aus erster Hand, sozusagen! :biggrin:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 17:29 
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@Tina:
Wie die Situation jetzt genau war, kann ich Dir auch nicht sagen, aber generell wurde das Tanzen damals nicht sooo ernst genommen: Das heißt, je nach Tanz stand man auch mal ein paar Minuten rum und hatte Zeit, sich mit den am Rand Stehenden zu unterhalten. Vielleicht sprechen Miss Tilney und Catherine ja auch in der Pause (am Rand der Tanzfläche) zwischen den zwei Tänzen miteinander, für die John Thorpe sich reserviert hatte. Zumindest heißt es am Ende des Abschnitts, der sich mit dem Kennenlernen befasst "The two dances were scarcely concluded before Catherine found her arm gently seized by her faithful Isabella (...)"
Es muss also irgendwie während des Tanzens stattgefunden haben. Und nachdem da ja noch ein Gentleman erwähnt wird, als Mrs Hughes Miss Tilney an Catherine übergibt, war das vielleicht Miss Tilney's Tanzpartner?! Dann würde es zumindest nicht wundern, wenn Miss Tilney einfach so sang- und klanglos aus der Szene "verschwindet", wenn Isabella auftaucht. Sie war nicht allein.


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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 17:38 
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Tina hat geschrieben:
Aber kann mir vielleicht doch einer mal sagen, ob ich da was übersehen habe oder Henrys Schwester wirklich so einfach stehen gelassen wird wie es den Anschein hat? Wie sonst kann die gute Catherine auf einmal in der Gesellschaft von John sein, beim Tanzen?


Ich habe es eher so verstanden, dass Miss Tilney Catherine und John Thorpe stört! Er hat Catherine vor dem Ball um den ersten Tanz gebeten, weswegen Catherine ja auch Henry Tilney absagen muss! Als die Tänze beginnen, ist er nicht da, kommt etwas verspätet und beginnt dann doch mit ihr zu tanzen, während er sie vermutlich über Hunde und Pferde volllabert! :lach: Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass damals die Tänze häufig paarweise vergeben wurden! Wenn eine Dame einem Herrn also einen Tanz zusagte, meinte sie damit eigentlich die nächsten zwei, zwischen denen sicherlich eine kleine Pause war! Es kam allerdings auch vor, dass man nur ein Musikstück zusammentanzte (siehe Lizzie und Darcy!) Ich vermute auch wie Julia, dass Miss Tilney irgendwann dazwischen kam, womöglich auch in der Pause! Und die Theorie mit dem anonymen Gentleman als Miss Tilneys Tanzpartner ist auch sehr plausibel! Da bin ich noch gar nicht draufgekommen --- dabei ist es doch sehr naheliegend... :oops:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 17:47 
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Julia hat geschrieben:
@Tina: Wie die Situation jetzt genau war, kann ich Dir auch nicht sagen, aber generell wurde das Tanzen damals nicht sooo ernst genommen: Das heißt, je nach Tanz stand man auch mal ein paar Minuten rum und hatte Zeit, sich mit den am Rand Stehenden zu unterhalten. ...

Für mich war die Tanzszene in Netherfield in P&P05 sehr interessant - im Gegensatz zu der in P&P95, wo sich Elizabeth und Mr. Darcy während des Tanzes relativ ungestört unterhalten können und sogar Sir Lucas noch eine kurze Konversation mit Mr. Darcy einbringen kann... Krasser Gegensatz dazu sind die verzweifelten Versuche Mr. Collins - alias Tom Hollander - in P&P05 ein Gespräch anzubahnen... und er keinen Satz zuende bekommt in dem Gewühle...

Nach dem, was Jane Austen in NA über das Gedränge während der Bälle in den Assembleesälen in Bath schreibt, vermute ich, es ging dabei eher wie in P&P05 zu... und für geruhsamen Smalltalk war kein Raum... Dafür hatte man die Trinkhallen, wo wir uns ja auch am nächsten Morgen (im nächsten Kapitel) hinbegeben werden :wink: ...

Bruki :cool:

PS: Mal was Ketzerisches am Rande: Ich lese ja "nur" die deutsche Übersetzung, und bin sehr froh damit, wenn ich sehe wie andere sich mit der englischen Fassung und ihren unzureichenden Sprachkenntnissen abquälen... Ich hab das Gefühl, es geht beim Lesen - Original hin oder her - mehr von den Feinheiten Jane Austens verloren, wenn man die englische Sprache nicht ausreichend versteht, als wenn man mit einer Übersetzung in die eigene Muttersprache vorlieb nimmt?

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Bruki hat geschrieben:
Für mich war die Tanzszene in Netherfield in P&P05 sehr interessant - im Gegensatz zu der in P&P95, wo sich Elizabeth und Mr. Darcy während des Tanzes relativ ungestört unterhalten können und sogar Sir Lucas noch eine kurze Konversation mit Mr. Darcy einbringen kann... Krasser Gegensatz dazu sind die verzweifelten Versuche Mr. Collins - alias Tom Hollander - in P&P05 ein Gespräch anzubahnen... und der keinen Satz zuende bekommt in dem Gewühle...


Ich fand die Szene in P&P05 auch sehr raffiniert gemacht! Das hängt aber auch, denke ich, von der Art des Tanzes ab. Ein Kotillon, wie ihn vermutlich Darcy und Lizzie in P&P95 tanzen, war sehr getragen und ließ bestimmt Raum für eine Unterhaltung --- und man konnte auch leicht unterbrechen, und ebenso leicht wieder einsteigen! Bei den englischen, schottischen oder irischen Country Dances, wo man mehr hüpfte und sich viel mehr bewegte, gestaltete sich das sicherlich schwieriger --- siehe Mr Collins in P&P95!

Doch Sir Lucas' Unterbrechung beweist ja auch wiederum, dass so etwas damals nicht so genau genommen wurde! Oder empfindet es Lizzie in irgendeiner Weise als unverschämt, dass Sir Lucas sie am Tanzen hindert?? Ebenso lief das vermutlich auch bei Mrs Hughes und Miss Tilney; und nachdem man genug Höflichkeiten ausgetauscht hatte, tanzte man eben weiter...

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 18:02 
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Bruki hat geschrieben:
Mal was Ketzerisches am Rande: Ich lese ja "nur" die deutsche Übersetzung, und bin sehr froh damit, wenn ich sehe wie andere sich mit der englischen Fassung und ihren unzureichenden Sprachkenntnissen abquälen... Ich hab das Gefühl, es geht beim Lesen - Original hin oder her - mehr von den Feinheiten Jane Austens verloren, wenn man die englische Sprache nicht ausreichend versteht, als wenn man mit einer Übersetzung in die eigene Muttersprache vorlieb nimmt?


:rofl: Da muss dir jeder vernunftbegabte Mensch zustimmen, Bruki! :lach: Aber wenn man Englisch gut kann, dann entgeht einem wirklich etwas, wenn man die deutsche Übersetzung liest! :ja:

Ich hoffe, ich verstehe dich nicht falsch, aber du spielst damit ja wohl auf Tinas Frage an, oder nicht? Ich wollte nur anmerken, dass sie auch schon bei der deutschen Übersetzung bei dieser Szene nicht ganz durchgeblickt hat und daher nachfragt!

Zitat:
Alles andere kann ich mir nicht richtig zusammen reimen (habe gerade das Englische gelesen, ist das im Deutschen klarer? Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern und wüsste schon gerne, wie Catherine sich gegenüber Henrys Schwester verhält, wie es kommt und ob es sehr unhöflich war oder ob es an Isabella gelegen hat, die Catherine zu sich und ihrer party gezogen hat, wo auch inzwischen John war?


Und so wirklich klar sagt Jane Austen ja auch nicht, was genau vor sich geht, und wohin Miss Tilney entschwindet --- ob man nun die englische oder die deutsche Fassung liest... :wink:

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Alethea hat geschrieben:
Aber wenn man Englisch gut kann, dann entgeht einem wirklich etwas, wenn man die deutsche Übersetzung liest! :ja:


Absolut!! Sogar mein geliebter Grawe erscheint mir mittlerweile schrecklich unbeholfen..

Zitat:
Und so wirklich klar sagt Jane Austen ja auch nicht, was genau vor sich geht, und wohin Miss Tilney entschwindet.


Ja, es ist einfach nicht wichtig für die Szene denke ich. Wenn es eine Bedeutung hätte, hätte sie es sicher erwähnt.

P.S.: Ich finds übrigens ganz toll, wie kommunikativ dieser Groupread ist - ich hab richtig Spaß dran. :) Wenn ich mich da an die Sebstgespräche bei "Sense & Sensebility" erinnere... :roll: :wink:


Zuletzt geändert von Julia am Samstag 19. August 2006, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Deine Signatur ist übrigens köstlich, Julia! Über Jane-Austen-Zitate kann man sich wirklich amüsieren! :lach:

Meins finde ich auch nicht schlecht! :wink:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 18:54 
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Ohja, das Mordzitat ist auch eins meiner Lieblinge. :lol:
Bei meinem aktuellen bin ich mir da zwar nicht so sicher... aber ich wechsel ja immer mal wieder durch (falls das überhaupt wem auffällt. :oops: :wink:).


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Naja! Mir fällt es zum Beispiel auf! :clown:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. August 2006, 23:14 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Danke Alethea! Bruki, ich verstehe eigentlich ganz gut Englisch. An der Schule habe ich noch zusätzlich einen Englisch Lektüre Kurs belegt, indem wir Caterville Ghost gelesen und besprochen haben und noch andere Kurzgeschichten. Das hat richtig Spaß gemacht! Englisch war immer eins meiner absoluten Lieblingsfächer an der Schule. Und wie man sieht, ist die Situation von JA wirklich etwas "unübersichtlich" geschrieben, dass hier unterschiedliche Meinungen dazu aufkommen. Und ich finde es auch toll, was man hier so alles erfahren kann und sich austauscht! Es macht wirklich voll viel Spaß!
Tina

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
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BeitragVerfasst: Sonntag 20. August 2006, 12:17 
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Zitat:
PS: Mal was Ketzerisches am Rande: Ich lese ja "nur" die deutsche Übersetzung, und bin sehr froh damit, wenn ich sehe wie andere sich mit der englischen Fassung und ihren unzureichenden Sprachkenntnissen abquälen... Ich hab das Gefühl, es geht beim Lesen - Original hin oder her - mehr von den Feinheiten Jane Austens verloren, wenn man die englische Sprache nicht ausreichend versteht, als wenn man mit einer Übersetzung in die eigene Muttersprache vorlieb nimmt?


:D Vielen Dank für die ketzerische Bemerkung. Vielleicht sollte mal bedacht werden, dass nicht alle perfekt Englisch lesen können, deshalb bringen diese Groupreads auch keinen richtigen Spaß mehr. (Bis auf Brukis Bemerkungen!!!)

Zitat:
P.S.: Ich finds übrigens ganz toll, wie kommunikativ dieser Groupread ist - ich hab richtig Spaß dran. smile Wenn ich mich da an die Sebstgespräche bei "Sense & Sensebility" erinnere... Rolling Eyes


Am Anfang war der Groupread auch noch sehr kommunikativ...Abwarten und Tee trinken!


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