meli hat geschrieben:
Zitat:
PS: Mal was Ketzerisches am Rande: Ich lese ja "nur" die deutsche Übersetzung, und bin sehr froh damit, wenn ich sehe wie andere sich mit der englischen Fassung und ihren unzureichenden Sprachkenntnissen abquälen... Ich hab das Gefühl, es geht beim Lesen - Original hin oder her - mehr von den Feinheiten Jane Austens verloren, wenn man die englische Sprache nicht ausreichend versteht, als wenn man mit einer Übersetzung in die eigene Muttersprache vorlieb nimmt?
Vielen Dank für die ketzerische Bemerkung. Vielleicht sollte mal bedacht werden, dass nicht alle perfekt Englisch lesen können, deshalb bringen diese Groupreads auch keinen richtigen Spaß mehr. (Bis auf Brukis Bemerkungen!!!)
Zitat:
P.S.: Ich finds übrigens ganz toll, wie kommunikativ dieser Groupread ist - ich hab richtig Spaß dran. smile Wenn ich mich da an die Sebstgespräche bei "Sense & Sensebility" erinnere... Rolling Eyes
Am Anfang war der Groupread auch noch sehr kommunikativ...Abwarten und Tee trinken!
Diese Bemerkung finde ich nicht sehr witzig!
Am Anfang hatten sich so viele für den Groupread gemeldet und nun tragen nur noch, Bruki, Julia, Tina und ich wirklich regelmäßig etwas dazu bei!
Bezüglich Selbstgespräche! Ich persönlich will euch an meinem Wissen bezüglich NA teilnehmen lassen und du kannst mir glauben, dass es mich viel Zeit kostet, diese Beiträge zu schreiben, Zitate abzutippen, Stellen herauszusuchen etc.
Wenn nicht ein paar mehr Leute darauf eingehen, ist das nicht meine Schuld!
Bezüglich der Sprache: Ich kann mich nicht entsinnen, dass wir ausgemacht hätten, das Buch alle auf Englisch zu lesen! Es ist auch durchaus gestattet, deutsche Zitate vorzubringen!!!
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Und nun, Selbstgespräch hin oder her, für alle, die Interesse haben hier mein Beitrag zum 9. Kapitel:
Das 9. Kapitel zeigt sehr schön die Gemeinsamkeiten von Isabella und John Thorpe. Catherine ist dazu gezwungen, mit John in seinem Gig eine Spazierfahrt zu unternehmen, während der er ununterbrochen vor ihr von seinen Vorzügen prahlt. Dabei legt er das gleiche Verhalten wie seine Schwester (z.B. bei Miss Andrews) an den Tag: in einem Moment noch etwas zu verteufeln, um es dann im nächsten in den Himmel zu loben:
„Did you ever see such a little tittuppy thing [James’ Gig] in your life? There is not a sound piece of iron about it. The weels have been fairly worn out these ten years at least – and as for the body! Upon my soul, you might shake it to pieces yourself with a touch. It is the most devilish little rickety business I ever beheld! Thank God! we have got a better. I would not be bound to go two miles in it for fifty thousand pounds.”
und kurz darauf
„The carriage is safe enough, if a man knows to drive it; a thing of that sort in good hands will last above twenty years after it is fairly worn out. Lord bless you! I would undertake for five pounds to drive it to York and back again, without losing a nail.”
Da kann einem doch nur schlecht werden!
Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich andauernd bei den Geschwistern --- doch bei John Thorpe ist sie bereits so offensichtlich, dass nicht einmal Catherine mehr an seiner Unglaubwürdigkeit zweifeln kann. Witzig finde ich, wie Jane Austen fast ohne jeden Kommentar ganz nüchtern auflistet, was John Thorpe innerhalb von drei Stunden alles für einen Unsinn von sich gibt:
„[…] it was finally settled between them without any difficulty that his equipage was altogether the most complete of ist kind in England, his carriage the neatest, his horse the best goer, and himself the best boachman.“
“He told her of horses which he had bought for a trifle and sold for incredible sums [was diese seine Fähigkeit betrifft, hat uns ja bereits Bruki aufgeklärt!
], of racing matches, in which his judgement had infallibly foretold the winner; of shooting parties, in which he had killed more birds
(though without having one good shot) than all his companions together; […] and in which the boldness of his riding, though it had never endangered his own life for a moment, had been constantly leading other into difficulties, which he calmly concluded had broken the necks of many.”[/i]
Catherine hätte ihre Zeit in der Tat sinnvoller genutzt, wäre sie mit Mrs Allen in den Pump Room gegangen und wäre ein paar Runden mit Henry und seiner Schwester spazieren gegangen.
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Was vielleicht noch interessant sein könnte:
Ich weiß nicht, wie es euch erging, doch im 9. Kapitel von NA bin ich schon jedesmal über die Uhrzeiten und Tagesbezeichnungen gestolpert: Catherine beschließt, Miss Tilney im Pump Room „at noon“ zu treffen, sich also nach dem Frühstück mit einem Buch hinzusetzen und bis spätestens 1:00 Uhr zu lesen ---
„Her plan for the morning thus settled, she sat quietly down to her book after breakfast, resolving to remain in the same place and the same employment till the clock struck one…“!
Da für meine Begriffe ein Uhr nicht mehr zum Morgen zählt, sondern vielmehr zum Mittag, habe ich mich (auch aus anderem Grund
) einmal darüber kundig gemacht und folgendes herausgefunden:
Zu Jane Austens Zeit gab es unsere heutigen Bezeichnung „Mittag“ oder gar „Nachmittag“ überhaupt nicht. „At noon“, was heute soviel wie Mittag heißt, bedeutete damals schlicht und einfach „in der Zeit um 12 Uhr“! Der Morgen erstreckte sich damals von etwa 7:00 oder 8:00 Uhr bis zum „Dinner“, das gewöhnlich zwischen 15:00 und 17:00 Uhr begann --- anschließend sprach man gewöhnlich vom Abend. Der Zeitpunkt des Dinners, das ja bis zu zwei Stunden des Tages einnehmen konnte, variierte von Familie zu Familie und hing auch ganz vom Vermögensstand derselben ab. Es wurde als elegant und schick angesehen, spät zu dinieren --- was sich jedoch nur die wohlhabenden Familien leisten konnten, da gerade im Winter automatisch täglich mehr Kerzen benötigt wurden, wenn sich das Dinner in die späten Stunden des Tages verlegte, als es bereits dunkel wurde oder sogar schon war. Die Austens gehörten definitiv nicht zu den Glücklichen, die auf solche Modeerscheinungen Wert legen konnten
--- Jane schreibt in einem Brief an Cassandra (als diese gerade bei ihrem reicheren Bruder Edward zu Besuch war), dass diese sie sicherlich verachten würde, weil sie in Steventon schon um 15:30 Dinner und um 18:30 Tea hätten, während Cassandra bei der Familie ihres Bruders ganz sicherlich erst später aß. Das gleiche spiegelt sich auch in Jane Austens Romanen wieder: Die Dashwoods dinieren in Barton Cottage um 16:00 Uhr, die Prices und die Bennets um 16:30 Uhr, während es bei den Tilneys in Northanger Abbey erst um 17:00 Dinner gibt und in Netherfield sogar erst um 18:30 Uhr.
Dasselbe galt übrigens auch fürs Frühstück, das gewöhnlich so um 10:00 Uhr stattfand. Man stand um 7:00 oder 8:00 Uhr auf, erledigte bis zum Frühstück z.B. die Post oder andere Kleinigkeiten --- nach dem Frühstück zog man sich fertig an, las noch ein bisschen, erledigte Näharbeiten bis etwa um 12:00, um sich dann bis 1:00 oder 2:00 den täglichen „morning calls“ zu widmen, während die Herren auch auf die Jagd gingen oder Geschäfte in der Stadt erledigten. Da die Bingleys es schick finden, nicht nur spät zu dinieren, sondern auch spät zu frühstücken, platzt Lizzie in P&P auch geradewegs in ihr gemütliches „breakfast“ hinein, als sie (nachdem sie bereits über eine Stunde früher in Longbourn gefrühstückt hatte) nach einem langen Spaziergang nach Netherfield Park kommt, um nach Jane zu sehen.
Nach dem Dinner vergingen etwa 3 Stunden bis zum „Tea“, und je nach Jahreszeit verbrachte man diese Zeit mit einem kleinen Spaziergang oder Kartenspielen etc. Diese kurze Zeitspanne wurde gelegentlich als „afternoon“ bezeichnet. Nach dem „Tea“ erhoben sich die jungen Leute meist spontan zum Tanz. Um 11:00 Uhr oder später gab es dann noch eine Kleinigkeit, das „Supper“. Kam man von einem öffentlichen Ball (die gewöhnlich um 20:00 am Abend begannen und auf denen es meist nur Tee und ein paar stärkende Getränke gab --- daher begeben sich ja auch Catherine und Mrs Allen bei ihrem ersten Tanzvergnügen in Bath recht bald in den Tea Room) nach Hause, aß man vor dem Zubettgehen noch eine heiße Suppe oder trank etwas warmen Wein mit Wasser (daher hat ja auch Catherine zu Beginn des 9. Kapitels so großen Hunger, als sie von dem frustrierenden Ball zurückkommt…)
Fand hingegen ein privater Ball statt, lief das ganze etwas anders: Meist wurden die Gäste schon zum Dinner eingeladen, doch manchmal auch erst zum Tee zwischen 19:00 und 20:00, je nachdem eben, um welche Zeit das Dinner angesetzt worden war. Zwischen 22:00 und 23:00 Uhr gab es dann mehr als eine Kleinigkeit zum „Supper“ --- vielmehr ein recht opulentes Mahl, das nach der Anstrengung vom Tanzen auch nötig war. Man speiste manchmal bis 1:00 oder 2:00 am Morgen und machte sich dann auf den Heimweg, was noch einmal einige Stunden in Anspruch nehmen konnte, je nach Entfernung. In ihrem 91. Brief z.B. schreibt Jane Austen, sie wären um 1:00 Uhr mit Supper fertig gewesen und um 5:00 in der Frühe in Deane (dort lebte Janes ältester Bruder James, ein Nachbarort von Steventon) eingetroffen!!!
Der Tag wurde also, wie man sieht, nach Mahlzeiten eingeteilt, weniger nach der Uhrzeit! Ich fand diese Informationen sehr hilfreich, auch um Jane Austens andere Romane zu verstehen. Es sind zwar recht unwesentliche Details, doch interessant allemal!
Alethea