Elanor hat geschrieben:
Außerdem interessant, es gibt bei JA einige Männer, die genau das tun, was Emma hier beschreibt:
Mr. Bennet, Sir Thomas Bertram, Robert Ferrars (obwohl das recht speziell ist) und vielleicht könnte man auch Henry Tilney in diese Reihe stellen
Und das zeigt auch, dass Mr. Knightley mit seiner Einschätzung ziemlich richtig liegt. Gut, Mr. Tilney passt nicht ganz, aber wir hatten es ja schon hier und da darüber, dass Catherine eigentlich nicht so recht zu ihm passt. Wobei in
Northanger Abbey die Liebesgeschichte ja auch nicht alles entscheidend ist - schon mehr als in
Emma, finde ich, aber der Schwerpunkt liegt woanders.
Julia hat geschrieben:
Eben drum! Als gesellschaftlich höher gestellter Grundherr findet er nichts dabei, dass ihn seine Pächter um Rat fragen oder er sich mit ihren persönlichen Angelegenheiten beschäftigt. Er mischt sich also auch ein, aber mit einer anderen Perspektive. Er geht von der Lebens- und Gedankenwelt Robert Martins aus, Emma hingegen pflanzt Harriet ihre eigenen Vorstellungen ein. Das kritisiert Mr Knightley, nicht die Einmischung ansich.
Da bin ich mir nicht sicher. Denn es gibt ja noch einen Unterschied: Mr. Knightley mischt sich erst ein, als er
gefragt wird, Emma wird von sich aus sehr aktiv. Deshalb vermute ich schon, dass er auch Emmas Einmischung an sich kritisiert: Ich könnte mir vorstellen, dass Mr. Knightley sich auch dann nicht in die Eheangelegenheiten von Untergebenen oder Nachbarn oder Freunden einmischen würde, wenn er absolut richtig erkennen würde, welches Pärchen am besten zueinander passt. Über Mr. Elton sagt er ja z.B. auch zu Emma, dass der schon selbst seinen Weg gehen werde. Jeder muss sein Glück selbst finden - und findet er es nicht, hat er halt Pech gehabt. Mr. Knightley würde ungefragt nicht Schicksal spielen, Emma findet das toll.
Hier finde ich noch bemerkenswert, wie unverfroren Emma Mr. Knightley anlügt: "Ich habe das Heiratspläneschmieden ganz und gar aufgegeben." Und dann meint sie auch noch, nichts getan zu haben, was sich nicht durch "weibliche Freundschaft und weibliche Gefühle" rechtfertigen lasse. Das klingt nach dem schon in
Sense & Sensibility untersuchten Gegensatz von Vernunft und Gefühl, der damals ja auch in verschiedenen Bereichen diskutiert wurde (Rousseau) - und wieder zeigt sich, dass das Gefühl am Ende unrecht hat. Gleich nach der zitierten Stelle geht es ja noch weiter, als Emma bei sich Mr. Knightley vorhält, er habe "keine Augen für solche Leidenschaft". Und dann heißt es, dass Emma sicher sei, "dass sie alle sich ihr entgegenstellenden Hindernisse des nüchternen Verstandes" überwinden werde. Wenn Mr. Elton der Bruder von Mr. Collins sein könnte, dann Mr. Knightley vielleicht der Bruder von Elinor Dashwood.
Da ich nicht ganz sicher bin, wann wir weitermachen wollen, der kurze Hinweis, dass natürlich auch jede/r von Euch zum nächsten Kapitel wechseln kann....