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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. April 2013, 15:09 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Elanor hat geschrieben:
die Interpretation in der letzten Verfilmung (...) wo Emma als junges Mädchen mit den Puppen Hochzeit spielt und sich dann als Vorwurf von Mr Knightley anhören muss, sie könne lebende Menschen nicht wie Puppen hin und her jonglieren.


Ja, das ist mir da auch positiv aufgefallen! Genauso wie die da vielleicht etwas zu sehr betonte, aber doch wichtige Komponente des Buches, dass Emma so gut wie nie aus Highbury herausgekommen ist.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Donnerstag 25. April 2013, 15:09 


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 4. Kapitel
BeitragVerfasst: Donnerstag 25. April 2013, 22:36 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Ich finde es interessant, wie das Verhältnis der beiden beschrieben wird: Erst heißt es, Harriet sei Emma nützlich, etwa als Begleitung auf Spaziergängen. Es sei ein "Privileg", jemanden wie Harriet zu haben, der jederzeit zur Verfügung steht. Dann heißt es: "Harriet war ihr lieb, weil sie ihr nützlich sein konnte. Für Mrs. Weston konnte sie nichts, für Harriet alles tun." Emma kann sie also gut brauchen, will ihr aber auch wirklich helfen. Aber klar ist immer, dass Emma sich weit über Harriet wähnt - trotz ihres Fantasiegespinstes, Harriet müsse aus sehr gutem Hause stammen. (Dafür gibt es doch wirklich nicht den allergeringsten Beleg, oder?)

Elanor hat geschrieben:
Führt JA Emma hier vielleicht als doch nicht so gebildet vor?

Im nächsten Kapitel heißt es ja, Emma habe lange Buchlisten gehabt, aber nicht so viel davon gelesen...
Apropos Bücher: Vermutlich ist es ein echter Liebesbeweis, dass sich Robert Martin die von Harriet empfohlenen Bücher besorgen will - und ein Beweis mangelnder Zuneigung, dass er es vergisst. Ich hatte das Gefühl, dass es jenseits von Emmas Tiraden dieser Punkt ist, der Harriet wirklich aus der Bahn wirft.

Lustig finde ich, wie Emma in Mrs Martin sofort die Konkurrentin erkennt, die ihr Harriet ausspannen will. Es liest sich fast so, als habe sie in dem Punkt die Lage ausnahmsweise mal absolut richtig eingeschätzt.

Der ganze Dialog wirkt mal wieder, als sei er für die Bühne geschrieben, aber eher Teil einer Komödie als eines Dramas - auch wenn Emma gerade dabei ist, Harriet die mögliche Liebe ihres Lebens auszureden. Ein bisschen ist das schon wie Bauerntheater.


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BeitragVerfasst: Freitag 26. April 2013, 11:28 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Bauerntheater?? :lol: Ich kenn mich in dem Genre ja nicht so aus, aber was an diesem Dialog erinnert Dich an Bauerntheater?

Udo hat geschrieben:
Harriet müsse aus sehr gutem Hause stammen. (Dafür gibt es doch wirklich nicht den allergeringsten Beleg, oder?)


Als Beleg könnte man wie gesagt den Hinweis werten, dass Harriet eine herausgehobene Stellung in der Schule von Mrs Goddard hat, d.h. auch mehr Geld für ihre "Unterbringung" bezahlt wird als üblich. Von "sehr gutem Hause" ist glaube ich auch nicht die Rede, Emma ist sich nur sicher, Harriet wäre die Tochter eines "gentleman".

Udo hat geschrieben:
Apropos Bücher: Vermutlich ist es ein echter Liebesbeweis, dass sich Robert Martin die von Harriet empfohlenen Bücher besorgen will - und ein Beweis mangelnder Zuneigung, dass er es vergisst. Ich hatte das Gefühl, dass es jenseits von Emmas Tiraden dieser Punkt ist, der Harriet wirklich aus der Bahn wirft.


Ja, weil Emma es ihr so hinreibt, dass sein "Vergessen" ein Beleg für seine nicht vorhandene Bildung und mangelndes Interesse an schöngeistigen Dingen ist. Da es sich bei dem empfohlenen Buch um einen Schauerroman handelt, der wahrscheinlich nicht unbedingt als literarischer Meilenstein zu werten ist, könnte man auch vermuten, dass ein praktisch und rational gesinnter Robert Martin das Buch "vergisst", weil es ihn nicht interessiert. :wink: Insofern könnte man es ihm auch positiv anrechnen, dass er das nicht sagt, um Harriet nicht zu verletzten, sondern es eben einfach "vergisst".


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BeitragVerfasst: Freitag 26. April 2013, 12:06 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
Bauerntheater?? :lol: Ich kenn mich in dem Genre ja nicht so aus, aber was an diesem Dialog erinnert Dich an Bauerntheater?

Du hast wohl nie auf N3 das Ohnsorg-Theater gesehen, wie? :wink: Die Art, wie Emma auf Harriet einredet, ihr praktisch ihre Sicht der Dinge aufnötigt, hatte Heidi Kabel auch ganz gut drauf.... Aber ich wollte damit nicht die Qualität des Dialogs herabsetzen, sondern nur betonen, wie komisch/lustig das ist.

Zitat:
Von "sehr gutem Hause" ist glaube ich auch nicht die Rede, Emma ist sich nur sicher, Harriet wäre die Tochter eines "gentleman".

Richtig. Nur bei Grawe steht, warum auch immer: "die Tochter eines ziemlich hochgestellten Mannes" - das klingt für mich, als wäre Harriet adelig.


Zitat:
Ja, weil Emma es ihr so hinreibt, dass sein "Vergessen" ein Beleg für seine nicht vorhandene Bildung und mangelndes Interesse an schöngeistigen Dingen ist. Da es sich bei dem empfohlenen Buch um einen Schauerroman handelt, der wahrscheinlich nicht unbedingt als literarischer Meilenstein zu werten ist, könnte man auch vermuten, dass ein praktisch und rational gesinnter Robert Martin das Buch "vergisst", weil es ihn nicht interessiert. :wink: Insofern könnte man es ihm auch positiv anrechnen, dass er das nicht sagt, um Harriet nicht zu verletzten, sondern es eben einfach "vergisst".

Emma hat sie vielleicht darauf gebracht, aber hypersensibilisierte Verliebte neigen ja auch so dazu, solche Zeichen mangelnder Aufmerksamkeit genau zu registrieren... Bei Robert bin ich davon ausgegangen, dass er es tatsächlich einfach vergessen hat, vielleicht ist er aber auch wirklich nur sehr sensibel. Überhaupt finde ich auch, dass Robert hier extrem positiv rüberkommt. Eigentlich wirkt er wie der perfekte Bursche vom Lande. In gewisser Weise vielleicht die Ergänzung zu Mr. Knightley, dem "Gentleman" auf der Stirn steht wie Robert "kluger Landwirt".

Sehr heiter finde ich, wie Harriet sich beeilt, zuzustimmen, dass sie gar kein Interesse habe, Roberts Frau kennen zu lernen... Emma dagegen, das spricht auch für sie, erkennt "keine alarmierenden Zeichen von Liebe" an Harriet. Wobei: Wenn sie sie erkennen würde, würde sie ihre Bemühungen vermutlich verdoppeln, anstatt zu erkennen, dass sie in dem Fall mal wirklich die Finger von Harriet lassen sollte, oder? Ganz anders als Mr. Darcy, der an Jane Bennet wirklich keine Zeichen von Liebe für Bingley erkennen konnte, weshalb er die beiden trennte. Der hätte das gelassen, wenn er was bemerkt hätte.

Übrigens: Beim zweiten Lesen frage ich mich, ob dieses kurze, aber große Loblied von Emma auf Mr. Knightley schon was über ihre wahren Gefühle für ihn aussagt. Ein Wink ist es vielleicht schon. Aber mehr wohl nicht, denke ich. Aber es heißt ja, Austen habe ganz viele Hinweise auf dies und das versteckt, die erst beim wiederholten Lesen auffallen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 4./5. Kapitel
BeitragVerfasst: Samstag 27. April 2013, 17:55 
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Julia hat geschrieben:
Ich muss immer mal wieder daran denken, dass ich in einem Aufsatz über den Roman mal gelesen habe, man könnte Emmas Weltbild als die Perspektive einer Schriftstellerin verstehen. Also eine phantasiebegabte Person, die die Menschen in ihrer Umgebung als "Charaktere" wahrnimmt, und zwar nur soweit, wie sie in ihre "Geschichte" passen. Und die entsprechend "konzipiert" und "eingesetzt" werden. Muss ich nochmal raussuchen ... dieser Satz und überhaupt das Kapitel passen ja hervorragend dazu.


Das hast Du vermutlich bei Emily Auerbach, Searching for Jane Austen, gelesen. Das klingt ziemlich interessant, finde ich. Sie beschreibt relativ plausibel, dass Emma durch ihre äußeren Umstände (nicht viel los in Highbury...) und ihr großes Talent sowie ihre blühende Fantasie einiges mitbringe, was sie zur Schriftstellerin (oder einfacher: Geschichtenerzählerin oder - ausdenkerin) machen könnte. Es scheint auch im Text einige Stellen zu geben, aus denen man schließen könnte, dass Austen das bewusst so gemacht hat. Auerbach geht noch einen (unnötigen?) Schritt weiter, indem sie Emmas Situation mit der von Austen vergleicht und meint, dass es da auffallende Parallelen gebe. Austen habe sich auch oft gelangweilt, sei intellektuell unterfordert gewesen. Und sie habe auch das Talent, die kleinsten Begebenheiten literarisch zu verarbeiten, so wie Emma aus Nichtigkeiten große Liebesgeschichten konstruiert. Das finde ich ein wenig bemüht. Aber die Beobachtung, dass Emma in sehr vielen Menschen ihrer Umgebung nur Figuren einer (ihrer) Geschichte sieht, passt schon ganz gut. So wie sie sich hier jetzt Mr. Elton zurechtschnitzt als Liebhaber für Harriet...

Kapitel 5

Mr. Knightley und Mrs. Weston unterhalten sich ausgiebig über Emmas Fehler und Vorzüge.


Hier muss ich gleich korrigieren, was ich weiter oben geschrieben habe, dass wir nämlich bemerkenswert wenig über Emmas Äußeres erfahren. Hier lesen wir mehr über ihr Aussehen als über die allermeisten anderen Austen-Heldinnen. Austen hat sich die Beschreibung vielleicht nur aufgehoben, damit Mrs. Weston sie lobpreisen kann und Mr. Knightley geradezu genötigt ist, ihr zuzustimmen - was tatsächlich sehr interessant ist...


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BeitragVerfasst: Samstag 27. April 2013, 21:39 
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Beim letzten Groupread ist mir nicht aufgefallen, wie überheblich Mr K. über Emma urteilt! Mag sein, dass Emma nicht alle Bücher auf der Liste gelesen hat - aber haben wir nicht alle einen SUB?^^
Emma hat keinen anregenden Gesprächspartner beim Vater wie Lizzie! Und Mr. K hat offensichtlich auch keinen Anreiz geboten!!

But I have done with expecting any course of steady reading from Emma. She will never submit to any thing requiring industry and patience, and a subjection of the fancy to the understanding

Badly done, Mr. Knightley! Unverschämt! :fies_sei:

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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 4./5. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 28. April 2013, 08:17 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Das hast Du vermutlich bei Emily Auerbach, Searching for Jane Austen, gelesen. Das klingt ziemlich interessant, finde ich. Sie beschreibt relativ plausibel, dass Emma durch ihre äußeren Umstände (nicht viel los in Highbury...) und ihr großes Talent sowie ihre blühende Fantasie einiges mitbringe, was sie zur Schriftstellerin (oder einfacher: Geschichtenerzählerin oder - ausdenkerin) machen könnte. Es scheint auch im Text einige Stellen zu geben, aus denen man schließen könnte, dass Austen das bewusst so gemacht hat.


Ja, das Buch meinte ich. Sehr erhellende Perspektiven auf Austens Romane, auch wenn ich nicht alles unterschreiben würde - aber das ist ja auch nicht das Ziel.
Jedenfalls ist das 4. Kapitel eins, worauf diese Interpretation sehr gut passt, finde ich.



zu Kapitel 5

Ein ungewöhnliches Kapitel, finde ich immer wieder - vor allem weil es das einzige ist, in dem Emma abwesend ist bzw. in dem es zwar um sie geht, aber ohne das anwesend oder Teil der Handlung wäre. Sehr geschickt, wie Mrs Weston und Mr Knightley hier für die unterschiedlichen Seiten von Emmas Charakter argumentieren. Mrs Weston sieht ihre Fehler, aber empfindet sie als klein und unwesentlich im Vergleich zu all den guten Aspekten. Mr Knightley dagegen ist sehr kritisch. Der Leser kann sich aussuchen, wem er glauben möchte - allerdings habe ich den Verdacht, dass der Dialog so angelegt ist, dass man Mr Knightleys Meinung vertrauen soll. Zumindest drückt er sich besser & präziser aus, argumentiert klarer. Oder ist das nur eine subjektive Wahrnehmung, weil man den Ausgang des Buches kennt?

Interessant, wie am Ende auf die Pläne von den Westons bzgl. Emmas Zukunft verwiesen wird. Emma ist also nicht die Einzige, die sich diesbezüglich Gedanken zu ihren Mitmenschen macht.

@Miranda: Ich finde Mr Knightley hier nicht unverschämt, schließlich handelt es sich um ein vertrauensvolles Gespräch über Emma, bei dem sie nicht anwesend ist. Überheblich finde ich es eigentlich auch nicht, denn Mr Knightley ist um einiges älter als Emma, und schon das Thema das er Mrs Weston gegenüber anschneidet zeigt, dass er sich - warum auch immer :wink: - für Emmas Wohlergehen interessiert & verantwortlich fühlt. Diese "väterliche" Art wäre heute vielleicht nicht mehr so angebracht oder akzeptiert, aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts war so ein Verhältnis oder urteilend-pädagogische Perspektive auf eine deutlich jüngere Frau (noch dazu die Schwester der Schwägerin, also verwandt) völlig legitim und üblich.

Apropos Interesse: Ich fand die Anmerkung in meinem Buch zum letzten Teil des Kapitels ganz nett - I have a very sincere interest in Emma. (...) There is an anxiety; a curiosity in what one feels for Emma. I wonder what will become of her! Dort heißt es, Mr Knightleys Neugier bzw. Ausdruck dieser, würde an die eines (Roman)Lesers erinnern.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 4./5. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 28. April 2013, 10:24 
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Julia hat geschrieben:
Der Leser kann sich aussuchen, wem er glauben möchte - allerdings habe ich den Verdacht, dass der Dialog so angelegt ist, dass man Mr Knightleys Meinung vertrauen soll. Zumindest drückt er sich besser & präziser aus, argumentiert klarer. Oder ist das nur eine subjektive Wahrnehmung, weil man den Ausgang des Buches kennt?

Mir kommt das auch so vor. Zumal Mrs Weston doch sehr schwärmerisch von Emma spricht - obwohl sie Emma so lange und deshalb eigentlich am besten kennen müsste, ist sie so hin und weg von ihr, dass sie offenbar keine oder kaum Fehler an ihr bemerkt. Dieses Schwärmen zeigt vielleicht auch an, dass man Mrs Weston nicht unbedingt trauen kann.

Knightley geht hier z.T. hart ins Gericht mit Emma, das ist mir auch aufgefallen, Miranda.

Zitat:
Diese "väterliche" Art wäre heute vielleicht nicht mehr so angebracht oder akzeptiert, aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts war so ein Verhältnis oder urteilend-pädagogische Perspektive auf eine deutlich jüngere Frau (noch dazu die Schwester der Schwägerin, also verwandt) völlig legitim und üblich.


Da stellt sich mir die Frage, wie es derzeit um Mr. Knightley bestellt ist. Ich habe bisher gedacht, dass er praktisch vom Anfang des Romans an Emma liebt. Dann wäre diese "urteilend-pädagogische Perspektive" auf Emma zumindest ein klein wenig seltsam, finde ich. Vielleicht ist es aber auch so, dass Mr. Knightley sich erst im Laufe des Buches wirklich in Emma verliebt? Dann könnte man hier im 5. Kapitel sozusagen die ersten Vorboten seiner künftigen Gefühle entdecken. Denn Zeichen gibt es hier ja einige.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 5. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 28. April 2013, 15:14 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
Da stellt sich mir die Frage, wie es derzeit um Mr. Knightley bestellt ist. Ich habe bisher gedacht, dass er praktisch vom Anfang des Romans an Emma liebt. Dann wäre diese "urteilend-pädagogische Perspektive" auf Emma zumindest ein klein wenig seltsam, finde ich. Vielleicht ist es aber auch so, dass Mr. Knightley sich erst im Laufe des Buches wirklich in Emma verliebt? Dann könnte man hier im 5. Kapitel sozusagen die ersten Vorboten seiner künftigen Gefühle entdecken. Denn Zeichen gibt es hier ja einige.


Du meinst, weil er Emmas Bücherliste aufbewahrt - so wie Harriet später Mr Eltons Bleistiftstummel? :wink:

Am Ende des Buches erklärt Mr Knightley ja eigentlich recht ausführlich, wie und wann ihm "ein Licht aufging" - unbewusst verliebt sei er in Emma gewesen seit sie 13(!) war, das würde also den Beginn des Romans & dieses Kapitel einschließen. Bin mir allerdings nicht schlüssig, ob er das wirklich ernst meint, oder ob es eher in spaßhafter Übertreibung gesagt wird - können wir ja dann an entsprechender Stelle nochmal aufgreifen.
Ich lese hier schon eine große Sympathie & Zuneigung zu Emma heraus - aber (leidenschaftliche/romantische) Liebe nicht.


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BeitragVerfasst: Sonntag 28. April 2013, 15:33 
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Mir ist schon klar, dass er "nur" im Gespräch mit Mrs Weston über Emma redet . Aber eben von oben herab.
Und da hier bisher doch eher über Emma ~hergezogen ~ wurde, ist mir nun grad aufgefallen, dass - auch wenn er so heißt :fies_sei: es keine ritterliche Haltung ist, in Abwesenheit schlecht zu reden. Auch nicht Mrs W. gegenüber.
Auch was Harriet angeht- kennt er sie so gut , um sagen zu können :...Harriet Smith. I think her the very worst sort of companion that Emma could possibly have. ?
Irgendwie hatte ich Knightley positiver in Erinnerung.

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BeitragVerfasst: Sonntag 28. April 2013, 16:15 
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Miranda hat geschrieben:
...ist mir nun grad aufgefallen, dass - auch wenn er so heißt :fies_sei: es keine ritterliche Haltung ist, in Abwesenheit schlecht zu reden. Auch nicht Mrs W. gegenüber.
Auch was Harriet angeht- kennt er sie so gut , um sagen zu können :...Harriet Smith. I think her the very worst sort of companion that Emma could possibly have. ?

Ich finde eigentlich nicht, daß er schlecht über Emma redet, er schätzt sie nur anders ein, als Mrs Weston und er zeigt aufrichtiges Interesse an Emma.
Und ja, ich finde auch, daß Harriet Emma nicht gut tut. Zumindestens in dieser Konstellation. Wenn sie eine von mehreren Freundinnen wäre, wäre es anders. Und auch, wenn Harriet Emma im Rank ebenbürtig wäre, was sie ja nicht ist. Die Intensität, mit der Emma sich in Ihre neue Aufgabe wirft, überfordert einerseits Harriet, die kaum merkt, wie sie hin und her geschoben wird und Emma bräuchte jemand, der nicht einfach alles mit sich machen läßt. Ganz nebenbei bräuchte sie eigentlich einen größeren Freundeskreis, aber das ist wieder was anderes.
Mrs. Weston hat natürlich recht, daß Emma eine Begleitung braucht, da sie nicht mehr in dem Maße zur Verfügung steht, was ja auch im Kapitel vorher von Emma selbst gemerkt wird, aber das allein reicht eben nicht, um jemandem gut zu tun.

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
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BeitragVerfasst: Sonntag 28. April 2013, 20:47 
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Zitat:
Du meinst, weil er Emmas Bücherliste aufbewahrt - so wie Harriet später Mr Eltons Bleistiftstummel?


Unter anderem! :wink: Aber vor allem kämpft er doch vergeblich dagegen an, seine Bewunderung für Emma zu verbergen. Und als er es rauslässt, wird er doch sehr deutlich.
Übrigens ankämpfen: Vielleicht ist Mr. Knightley (auch) so streng mit ihr, weil er seine Gefühle verbergen will. Oder sich ihrer noch nicht sicher ist.

Was sagt ihr denn zu der Stelle, an der Knightley erklärt, was Miss Taylor fürs Eheleben gelernt hat?


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BeitragVerfasst: Montag 29. April 2013, 08:07 
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Udo hat geschrieben:
Aber vor allem kämpft er doch vergeblich dagegen an, seine Bewunderung für Emma zu verbergen. Und als er es rauslässt, wird er doch sehr deutlich.
Übrigens ankämpfen: Vielleicht ist Mr. Knightley (auch) so streng mit ihr, weil er seine Gefühle verbergen will. Oder sich ihrer noch nicht sicher ist.


An welchen Stellen siehst Du ihn denn hier als "ankämpfend"? Weil er Emma kritisiert und dann zugeben "muss", dass sie doch intelligent, attraktiv und was Besonderes ist? Ich sehe da eigentlich keinen Widerspruch, zumindest nicht innerhalb von Austens Ideal der "vernünftigen Liebe" - in das ja auch Emma und Mr Knightley passen (werden). Man kann einen Menschen lieben und trotzdem seine Fehler kennen & benennen, zumindest hält JA uns dieses Modell ja immerwieder als erstrebenswert & glücksversprechend vor Augen.

Zitat:
Was sagt ihr denn zu der Stelle, an der Knightley erklärt, was Miss Taylor fürs Eheleben gelernt hat?


Man hätte es nicht besser sagen können. :wink:


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BeitragVerfasst: Montag 29. April 2013, 18:29 
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Julia hat geschrieben:
An welchen Stellen siehst Du ihn denn hier als "ankämpfend"? Weil er Emma kritisiert und dann zugeben "muss", dass sie doch intelligent, attraktiv und was Besonderes ist?

Ja, zum Beispiel. Es gibt noch mehr: Er versichert, dass er von Emmas "Zauber" nicht geblendet werde. Und dass er nur "als alter Freund" voreingenommen sei. Mein Eindruck ist, dass er das vor allem zur Selbstvergewisserung sagt. Möglicherweise, um sich seine Gefühle nicht eingestehen zu müssen. In Emmas Lob steigt er ja auch eher zögerlich ein. Mr. Knightley bemüht sich sehr, vernünftig und distanziert zu wirken. Er sagt sogar: "Hier in der Nähe gibt es keinen, in den sie sich verlieben könnte..." Ist das Selbstverleugnung? Ein Minderwertigkeitskomplex? Oder ist eine Verbindung mit Emma für ihn einfach (noch) nicht vorstellbar?

Zitat:
Ich sehe da eigentlich keinen Widerspruch, zumindest nicht innerhalb von Austens Ideal der "vernünftigen Liebe" - in das ja auch Emma und Mr Knightley passen (werden). Man kann einen Menschen lieben und trotzdem seine Fehler kennen & benennen, zumindest hält JA uns dieses Modell ja immerwieder als erstrebenswert & glücksversprechend vor Augen.


Einen Widerspruch sehe ich da auch nicht. Ich denke nur, dass man den Menschen, den man liebt, nicht gerade in dieser Form kritisieren würde, schon gar nicht gegenüber Dritten. Er kann ja Emma in aller Offenheit sagen, was er von ihr denkt (ich würde davon allerdings vor Beginn einer Beziehung abraten), aber ich denke, er würde hier gegenüber Mrs. Weston einen anderen Ton anschlagen, wenn er sich vollends darüber im Klaren wäre, dass er sie liebt. Oder wenn er bereit wäre, zu seinen Gefühlen zu stehen - was er ja definitiv noch nicht ist. Es soll doch diesen psychologischen Mechanismus geben, dass man besonders streng mit Leuten umgeht, die einem besonders am Herzen liegen (kommt in Romanen ab und zu vor, mir fällt nur gerade keiner ein, oft sind es Väter mit ihren Töchtern, glaube ich, aber ich fand schon immer, dass das ein falscher pädagogischer Ansatz ist).

Ansonsten stimme ich Dir zu: Blind vor Liebe ist nicht nur bei Austen meistens nicht wirklich gut.


Zitat:
Was sagt ihr denn zu der Stelle, an der Knightley erklärt, was Miss Taylor fürs Eheleben gelernt hat?

Julia hat geschrieben:
Man hätte es nicht besser sagen können. :wink:

Was soll man auch von einem Knightley- und Tilney-Fan anderes erwarten? :wink:


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BeitragVerfasst: Montag 29. April 2013, 22:43 
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Zitat:
Ich denke nur, dass man den Menschen, den man liebt, nicht gerade in dieser Form kritisieren würde, schon gar nicht gegenüber Dritten. Er kann ja Emma in aller Offenheit sagen, was er von ihr denkt (ich würde davon allerdings vor Beginn einer Beziehung abraten), aber ich denke, er würde hier gegenüber Mrs. Weston einen anderen Ton anschlagen, wenn er sich vollends darüber im Klaren wäre, dass er sie liebt.


Das hab ich ja als negativ empfunden.
Nur - er sollte Emma auch , wenn er sich nur als guten Freund sieht, gegenüber Dritten nicht so ~herabkommentieren~.

Und dass Mr K. Miss T. gegenüber ( bzw. Mrs Weston ;) ) bemerkt, sie sei very fit for a wife, but not at all for a governess - ist das auch noch aus der damaligen Zeit heraus zu verzeihen? :fies_sei:

Ich hab bisher eher Mr Darcy als Snob empfunden, aber eigentlich ist Mr Knightley keinen Deut besser! :wink:

Aber - er gibt schon früh zu: that I have seldom seen a face or figure more pleasing to me than hers.

Und das ist ein wirkliches Kompliment:
Considering how very handsome she is, she appears to be little occupied with it

So zeitig im Roman war Mr Darcy noch nicht so weit, das zuzugeben.

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BeitragVerfasst: Dienstag 30. April 2013, 11:15 
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Knightley ist ja gar nicht so sicher in seinen Behauptungen, wie teilweise unterstellt wird.
Wieso würde er denn sonst überhaupt mit Mrs. Weston über Emma sprechen?
Schon der erste Satz des Kapitels weist darauf hin:
Zitat:
"I do not know what your opinion may be,... but I think it a bad thing

Ich habe den Eindruck, er will sich seiner Meinung versichern, auch wenn er genau weiss, dass Mrs. W. unterschiedlicher Ansicht ist. Sie haben sich ja schon oft über Emma gestritten. ("This will certainly be the beginning of one of our quarrels about Emma, Mr. Knightley.").

Es ist ja oft so: Je unsicherer im Urteil, desto steilere Thesen stellt man im Gespräch auf; bloss um zu sehen, was dran ist. Und deshalb kann ich seine Bemerkungen über Emma auch nicht ganz zum Nennwert nehmen.

Und man ist trotzdem froh, sich wieder auf sicherem Terrain zu befinden - hier: Emma, the most beautiful girl... :wink: Und überhaupt, sie sollte sich verlieben oder gleich heiraten, aber leider, leider kein passabler Kandidat in Sicht; zumindest versichert man sich das gegenseitig, obwohl ja zumindest eine Partei jemand im Hinterkopf hat.


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BeitragVerfasst: Dienstag 30. April 2013, 11:45 
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Austenexperte
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pauli hat geschrieben:
Knightley ist ja gar nicht so sicher in seinen Behauptungen, wie teilweise unterstellt wird.
Wieso würde er denn sonst überhaupt mit Mrs. Weston über Emma sprechen?
Schon der erste Satz des Kapitels weist darauf hin:
Zitat:
"I do not know what your opinion may be,... but I think it a bad thing

Ich habe den Eindruck, er will sich seiner Meinung versichern, auch wenn er genau weiss, dass Mrs. W. unterschiedlicher Ansicht ist. Sie haben sich ja schon oft über Emma gestritten. ("This will certainly be the beginning of one of our quarrels about Emma, Mr. Knightley.").

Es ist ja oft so: Je unsicherer im Urteil, desto steilere Thesen stellt man im Gespräch auf; bloss um zu sehen, was dran ist. Und deshalb kann ich seine Bemerkungen über Emma auch nicht ganz zum Nennwert nehmen.

Und man ist trotzdem froh, sich wieder auf sicherem Terrain zu befinden - hier: Emma, the most beautiful girl... :wink: Und überhaupt, sie sollte sich verlieben oder gleich heiraten, aber leider, leider kein passabler Kandidat in Sicht; zumindest versichert man sich das gegenseitig, obwohl ja zumindest eine Partei jemand im Hinterkopf hat.

Deine Überlegungen erscheinen mir plausibel. Mit wem, wenn nicht mit Mrs Weston hätte er über Emma reden sollen? Sie ist ja die Einzige mit der er überhaupt über Emma spricht, sie ist jahrelang die Bezugsperson Emmas, vertritt ja, wie sie selbst auch sagt, die nicht mehr vorhandene Mutter. Mit Emmas Vater hätte er nie über seine Bedenken sprechen können. Der hätte das nie verstanden oder wäre total verunsichert.
Vielleicht hätte er mit seinem Bruder darüber gesprochen, wie er ja andeutet, aber selbst das wird er ja auf Mrs Westons Bitte hin lassen.
Ich finde die scheinbare Öffentlichkeit wird ja vorallem dadurch hergestellt, daß wir als Leser dem Gespräch lauschen.
Daß Mr Knigthley beim Port nach einem Dinner mit anderen Herren über Emma geredet hätte, kann ich mir nicht recht vorstellen und das wäre wohl eher unritterlich :fies_sei:

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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 5. Kapitel
BeitragVerfasst: Dienstag 30. April 2013, 17:14 
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Vielleicht redet er mit Mrs. Weston, weil er hofft, sie könne Einfluss nehmen auf Emma? Aber vielleicht ist er sich wirklich nicht ganz sicher, wer weiß. Allerdings würde das meinem Bild von Mr. Knightley widersprechen, der uns doch eigentlich als große moralische und vor allem rationale Instanz präsentiert wird. Ein wenig ist es so wie bei Elinor Dashwood in S&S: Beide zeichnen sich durch großes Urteilsvermögen aus - und wenn sie auch nicht immer ganz sicher sind, dass etwas nicht richtig ist, so ahnen sie doch stets, dass was im Busche ist.

Auf jeden Fall fällt es nach diesem ultimativen Loblied von Mrs. Weston auf Emma schwer, in ihr nicht die Heldin zu sehen, die sich eben gerade dadurch auszeichnet, oder interessant wird, weil sie nicht perfekt ist. So wie sie ja auch nie etwas richtig gelernt hat, immer hatte sie irgendwann keine Lust mehr. "Bei Emma hat man mehr Sorge, mehr Neugier" (als bei der eher langweiligen Isabella), sagt Mr. Knigthley, der trotz ihrer Fehler regen Anteil an ihrer Entwicklung nimmt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 6. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 11:34 
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6. Kapitel

Emma malt Harriet, Mr. Elton ist total begeistert von ihrem Werk. Emma ist vollends überzeugt, dass Mr. Elton Harriet liebt.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 12:18 
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Ich bin leider noch nicht ganz bei Kap 6 angelangt :oops:
Greife darum noch mal ganz kurz die Diskussion auf, von wegen Mr Knightley-Läster-Schwester: Ich finds ineteressant, habe nie den Eindruck gehabt, es sei etwas Verwerfliches dabei, dass er und Mrs Weston über Emma reden. Unter anderem weil es ja nicht das erste Mal zu sein scheint und das wohl schon begonnen hat, als Emma noch ein Kind war. Beide, Mr Knightley und Mrs Weston, stehen zu ihr ja in einem obwohl vor allem freundschaftlichen auch väterlich/mütterlichen Verhältnis und da erstaunen mich solche Gespräche eigentlich überhaupt nicht. Vorallem auch weil Mr Woodhouse für Kritik an seiner Tochter wohl schon immer taub war. Zudem, Mr Knightley würde (wird, oder?) Emma das ja auch alles ins Gesicht sagen, das nimmt dem Ganzen ja dann den "Hinter-ihrem-Rücken-Beigeschmack".
Auch sehr interessant find ich, wie schon erwähnt wurde, dass dies eins der wenigen Kapitel ist, in dem Emma oder allgemein die Heldin nicht anwesend ist. Das ist schliesslich eine rechte Seltenheit, "normalerweise" werden solche Szenen doch eher kurz gehalten oder sind einfach Erzähl-Abschnitte mit kurzen Gesprächsfetzen. (Fragt mich bloss nicht nach Beispielen, das ist mehr mein Eindruck bzw eine wage Erinnerung :wech: )

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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 16:36 
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Hatte hier in Kap 6 eigentlich jemand beim ersten Lesen den Eindruck, Mr Elton könnte tatsächlich, wie Emma meint, für Harriet entflammt sein?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 17:53 
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Leider nicht, sondern erst später - obwohl es mit diesem Hintergrundwissen schon in diesem Kapitel wirklich sowas von offensichtlich ist: Mr Elton bewundert nicht Harriet, sondern Emmas Einfluss auf sie. Nicht Harriets Schönheit, sondern Emmas Kunstfertigkeit im Malen. Emma ist mit dem Gedanken vorbelastet, dass er in Harriet verliebt ist bzw. sein muss - und das macht sie blind für das was tatsächlich abläuft. Und ich denke auch viele (Erst)Leser.

Schön gemacht fand ich den weiteren Einblick in Emmas Charakter, wenn sie ihre Zeichenmappe zeigt. (...) in nothing had she approached the degree of excellence which she would have been glad to command, and ought not to have failed of. She was not much deceived as to her own skill either as an artist or a musician, but she was not unwilling to have others deceived, or sorry to know her reputation for accomplishment often higher than it deserved. Sie ist nicht eingebildet, sondern eher eitel. Sich im Klaren über ihre Fähigkeiten und Schwachpunkte - hat aber nichts dagegen, wenn andere letztere nicht sehen oder erstere überbewerten.
Aufgefallen ist mir auch der lange Monolog, wenn sie die Bilder durchgeht und erklärt. Das hat ja schon fast Miss Bates'sche Ausmaße. :wink:

Miss Hamilton hat geschrieben:
Beide, Mr Knightley und Mrs Weston, stehen zu ihr ja in einem obwohl vor allem freundschaftlichen auch väterlich/mütterlichen Verhältnis und da erstaunen mich solche Gespräche eigentlich überhaupt nicht. Vorallem auch weil Mr Woodhouse für Kritik an seiner Tochter wohl schon immer taub war. Zudem, Mr Knightley würde (wird, oder?) Emma das ja auch alles ins Gesicht sagen, das nimmt dem Ganzen ja dann den "Hinter-ihrem-Rücken-Beigeschmack".


Gutes Argument! :) Vielleicht hat mich das deshalb auch nie gestört. Zumal wie gesagt der zeitliche Hintergrund hier sehr wichtig ist, meiner Meinung nach. Aus heutiger Sicht mögen Mr Knightleys Kommentare hart und unangebracht erscheinen, aber angesichts der familiären Verhältnisse & der damaligen Rollenverteilung waren sie es sicher nicht in dem Maß.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 18:50 
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Das heißt also, dass du meinst, dass die beiden ihr Verhältnis hier eher als geschwisterlich oder onkelhaft (aus Knightleys Sicht) sehen?


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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 19:05 
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Ich finde schon. Was auch immer Mr Knightley noch nicht bewusst fühlt oder doch - Mrs Weston und er haben offenbar, wie auch Miss Hamilton betont hat, schon oft über Emma gesprochen. Er ist nicht plötzlich und überraschend bei ihr aufgetaucht um über Emma zu "lästern". :wink: Das spricht doch für ein "onkelhaftes" oder irgendwie geschwisterliches Verhältnis. Mr Knightley fühlt sich "zuständig" für Emmas Wohlergehen, sieht sich offenbar auch als Gegenpart zu Mrs Westons Weichherzigkeit.
Letzteren Reflex kenne ich übrigens auch von mir selbst: Man sieht beide Seiten einer Situation bzw. kann sie nachvollziehen und vielleicht auch damit sympathisieren, aber argumentiert trotzdem für die jeweils gegensätzliche Seite. Schon allein um ein Gleichgewicht herzustellen. Dazu passt auch, was pauli geschrieben hat:

pauli hat geschrieben:
Es ist ja oft so: Je unsicherer im Urteil, desto steilere Thesen stellt man im Gespräch auf; bloss um zu sehen, was dran ist. Und deshalb kann ich seine Bemerkungen über Emma auch nicht ganz zum Nennwert nehmen.


Emma wird sicher weder von Mrs Weston noch Mr Knightley so schwarz-weiß gesehen, wie sie sie im Gespräch darstellen. Vielmehr scheint es jeweils darum zu gehen, ein Gleichgewicht oder Gegengewicht herzustellen. Um sich dann irgendwie in der Mitte zu treffen, oder auf gemeinsamem Terrain. Hier: Emmas Attraktivität & Zukunft.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 19:23 
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Udo hat geschrieben:
Hatte hier in Kap 6 eigentlich jemand beim ersten Lesen den Eindruck, Mr Elton könnte tatsächlich, wie Emma meint, für Harriet entflammt sein?

Ja, beim ersten Lesen ging es mir so, wahrscheinlich wohl deshalb, weil JA sehr aus der Sicht Emmas erzählt. Das klingt schon plausibel, aber später beim 2. oder 3. Lesen merkt man dann schon wo Mr Elton wirklich hinwill.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 22:44 
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Ja, schon, wenn man weiß, dass Mr K. Emma später auch offen kritisiert, dann könnte man es verzeihen, dass er so über Emma mit Mrs Weston klatscht. :fies_sei:
Aber - ausgehend von (bis zu) Kapitel 5 finde ich noch immer, er sollte es Emma selber sagen, und nicht ihrer ehemaligen Gouvernante, von deren Fähigkeiten als solche er zudem nicht viel hält.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 23:10 
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Julia hat geschrieben:
Letzteren Reflex kenne ich übrigens auch von mir selbst: Man sieht beide Seiten einer Situation bzw. kann sie nachvollziehen und vielleicht auch damit sympathisieren, aber argumentiert trotzdem für die jeweils gegensätzliche Seite.

Das erklärt so manches.... ;D
Wie auch immer die beiden zueinander stehen, klar ist jedenfalls, dass Emma in jeder Hinsicht, nicht nur in Bezug auf Mr. Knightley, falsch liegt. Hier glaubt sie ja lustigerweise sogar schon, Mr. Elton könne jeden Moment seinen Antrag machen.

Im 5. Kapitel sagt ja übrigens Mr. Knightley über Emma: "Ihre Eitelkeit liegt woanders." Da hab ich mich gefragt, was er wohl meint. Hier kommt die Antwort, die Julia ja schon zitiert hat. Ich denke deshalb schon, dass Mr. Knightley Emma ziemlich gut durchschaut. Ich glaube, er kritisiert sie aufgrund halbwegs objektiver Kriterien, aber vielleicht kritisiert er sie nicht nur deshalb so scharf, weil er es sich als Freund und weil es üblich war, leisten konnte, sondern weil ihm halt schon mehr an ihr liegt, als er sich eingesteht. Vielleicht ist er schon so halb dabei, sie sich zurecht zu schnitzen - würde zu seinem Eheverständnis passen....

Übrigens Elton: Wenn der nicht die unheilvolle Wiederkehr des Mr. Collins ist! Irgendwie gibt es ja viele solcher Gecken bei Austen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 2. Mai 2013, 10:00 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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Mr Elton und Mr Collins könnten Brüder sein. :lach:
In Kapitel VI wird Mr Elton zweimal als "gallant" bezeichnet:

...said the gallant Mr. Elton, wohl vom Autor so gesehen, und im letzten Abschnitt sieht Emma ihn so:

"This man is almost too gallant to be in love," thought Emma.
Warum macht sie das nicht nachdenklicher?

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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 7. Kapitel
BeitragVerfasst: Samstag 4. Mai 2013, 08:36 
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7. Kapitel

Mr. Martins schriftlicher Heiratsantrag. Harriet ist gerührt, Emma überredet sie, den Antrag abzulehnen.



Um mal mit etwas Gutem über Emma anzufangen: Sie erkennt sehr gut die Qualität des Briefes und schließt richtig, dass Mr. Martin ein "vernünftiger junger Mann" ist. Da ist sie durchaus gerecht. Und nett ist es auch, wie es gleich im ersten Satz ironisch heißt, dass sie Harriet "gefällig" sein will, wo immer sie kann.

Darüber hatten wir es in anderen Groupreads ja auch schon: Bei Austen ist es immer ein Beleg besonderer, auch charakterlicher Qualitäten, wenn man gute Briefe schreibt. Emma jedenfalls hat hier offenbar Mühe, ihr Weltbild mit dem Brief in Einklang zu bringen.


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BeitragVerfasst: Sonntag 5. Mai 2013, 18:40 
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Ich hatte in der letzten Woche wenig Zeit, um zu lesen und zu schreiben - das Kapitel 7 habe ich noch nicht ganz durch, daher würde ich gerne noch ein paar Gedanken zum 6. aufschreiben... ich hoffe, das ist ok...

Ich fand es sehr merkwürdig, dass Harriet während des Gesprächs zwischen Emma und Mr. Elton im selben Raum ist....es hat aber nicht den Anschein, als habe sie etwas davon mitbekommen...zumindest werden keine Reaktionen von ihr beschrieben...

Mr. Elton finde ich sehr unsympathisch - vor allem, weil er Emma andauernd nach dem Mund redet und teilweise ihre Worte sogar wiederholt :/

Emma ist für mich nach wie vor eine sympathische Heldin: obwohl sie als oberflächlich und sprunghaft beschrieben wird - die Zeichnungen, die alle nicht fertig gemacht wurden und ein Mischmasch verschiedener Mal-Stile aufweisen untermauern diesen Eindruck aus den vorherigen Kapiteln. Aber mir gefällt die Energie und Lebendigkeit, mit der Emma alles ausprobieren möchte...

Das Kapitel 6 zeigt einmal mehr, wie wenig Lebenserfahrung und Menschenkenntnis Emma bisher hat - wer will es ihr verdenken, bei dem recht eintönigen Leben, das sie bisher führte...

Zu Kapitel 7
Ich finde es einfach zu köstlich, wie Emma vorgibt, Harriet bei ihrer Entscheidung bzgl. des Heiratsantrages nicht zu beeinflussen :lach:
Die Szene zeigt allerdings auch Harriets "Beschränktheit" (das Wort ist ein bisschen zu stark, aber mir fällt grad kein anderes ein): sie bildet sich doch tatsächlich ein, dass sie ihre Entscheidung selber trifft oder aber sie merkt Emmas Einmischung wirklich nicht.


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