Julia hat geschrieben:
Bauerntheater??
Ich kenn mich in dem Genre ja nicht so aus, aber was an diesem Dialog erinnert Dich an Bauerntheater?
Du hast wohl nie auf N3 das Ohnsorg-Theater gesehen, wie?
Die Art, wie Emma auf Harriet einredet, ihr praktisch ihre Sicht der Dinge aufnötigt, hatte Heidi Kabel auch ganz gut drauf.... Aber ich wollte damit nicht die Qualität des Dialogs herabsetzen, sondern nur betonen, wie komisch/lustig das ist.
Zitat:
Von "sehr gutem Hause" ist glaube ich auch nicht die Rede, Emma ist sich nur sicher, Harriet wäre die Tochter eines "gentleman".
Richtig. Nur bei Grawe steht, warum auch immer: "die Tochter eines ziemlich hochgestellten Mannes" - das klingt für mich, als wäre Harriet adelig.
Zitat:
Ja, weil Emma es ihr so hinreibt, dass sein "Vergessen" ein Beleg für seine nicht vorhandene Bildung und mangelndes Interesse an schöngeistigen Dingen ist. Da es sich bei dem empfohlenen Buch um einen Schauerroman handelt, der wahrscheinlich nicht unbedingt als literarischer Meilenstein zu werten ist, könnte man auch vermuten, dass ein praktisch und rational gesinnter Robert Martin das Buch "vergisst", weil es ihn nicht interessiert.
Insofern könnte man es ihm auch positiv anrechnen, dass er das nicht sagt, um Harriet nicht zu verletzten, sondern es eben einfach "vergisst".
Emma hat sie vielleicht darauf gebracht, aber hypersensibilisierte Verliebte neigen ja auch so dazu, solche Zeichen mangelnder Aufmerksamkeit genau zu registrieren... Bei Robert bin ich davon ausgegangen, dass er es tatsächlich einfach vergessen hat, vielleicht ist er aber auch wirklich nur sehr sensibel. Überhaupt finde ich auch, dass Robert hier extrem positiv rüberkommt. Eigentlich wirkt er wie der perfekte Bursche vom Lande. In gewisser Weise vielleicht die Ergänzung zu Mr. Knightley, dem "Gentleman" auf der Stirn steht wie Robert "kluger Landwirt".
Sehr heiter finde ich, wie Harriet sich beeilt, zuzustimmen, dass sie gar kein Interesse habe, Roberts Frau kennen zu lernen... Emma dagegen, das spricht auch für sie, erkennt "keine alarmierenden Zeichen von Liebe" an Harriet. Wobei: Wenn sie sie erkennen würde, würde sie ihre Bemühungen vermutlich verdoppeln, anstatt zu erkennen, dass sie in dem Fall mal wirklich die Finger von Harriet lassen sollte, oder? Ganz anders als Mr. Darcy, der an Jane Bennet wirklich keine Zeichen von Liebe für Bingley erkennen konnte, weshalb er die beiden trennte. Der hätte das gelassen, wenn er was bemerkt hätte.
Übrigens: Beim zweiten Lesen frage ich mich, ob dieses kurze, aber große Loblied von Emma auf Mr. Knightley schon was über ihre wahren Gefühle für ihn aussagt. Ein Wink ist es vielleicht schon. Aber mehr wohl nicht, denke ich. Aber es heißt ja, Austen habe ganz viele Hinweise auf dies und das versteckt, die erst beim wiederholten Lesen auffallen?