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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 2. Kapitel
BeitragVerfasst: Donnerstag 18. April 2013, 19:15 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Liebe aus Dankbarkeit
Mh, meint ihr, das ist bei Mrs Weston der Fall, so wie zB bei Marianne und Brandon? Also dass sich ihre Liebe zu Mr Weston erst noch während der Ehe so richtig entwickelt? Ich hab das mit der Dankbarkeit mehr so verstanden, dass wenn beide Partner aus unterschiedlichen Ständen kommen, es eben besser ist, wenn man von "Oben" kommt und sich darum die Freiheit nehmen kann, jemanden zu "wählen".

Nein, dass das so wie bei Marianne war, glaube ich eher nicht. Vielleicht hast du Recht, dass sich das vor allem auf den Standesunterschied bezieht. Ich hatte das eher allgemein so verstanden, dass Miss Taylor große Dankbarkeit empfindet, dass Mr. Weston sie vor dem Schicksal einer Miss Bates "rettet", was ihrer Gefühlsintensität gewiss nicht geschadet hat. Ist ja auch völlig ok, wenn er ein netter Kerl ist. Hier klingt es für mich nur etwas negativ: "Dankbarkeit... empfinden zu müssen."

Übrigens erwähnt Austen bei der Erzählung der Liebesgeschichte von Mr. Weston und Miss Taylor ja Emmas Verdienste daran mit keinem Wort. Ist das wohl ein Zeichen, dass Emma wirklich praktisch nichts dazu getan hat, wie Knightley mutmaßt?

Elanor hat geschrieben:
Wenn man davon ausgeht, daß die Churchills zu dieser Zeit des Jahres in Enscombe weilten, dürfte es wohl einfach zuweit gewesen sein, um mal ebenso vorbeizuschauen. Yorkshire ist nicht gleich um die Ecke :nein: Aber mit etwas gutem Willen und ein wenig Planung wäre es sicher möglich gewesen.
Aber kann es sein, daß um die Hochzeit als solche damals nicht immer so ein Wirbel gemacht wurde?

Da alle davon ausgehen, dass er aus Anlass der Hochzeit kommt, hätte er doch auch direkt zur Feier kommen können, denke ich. Weit ist es, aber er kommt ja später auch. Vielleicht zeigt das auch ein wenig, wie gering Frank seine Familie oder die üblichen Höflichkeitsformen ernst nimmt - während ironischerweise ganz Highbury fest davon überzeugt ist, dass er der feinste Kerl weit und breit ist. Vielleicht hätte Austen hier schon eine Erklärung einschieben können, wie die spätere, dass Mrs. Churchill ihn halt nie gehen lassen wollte. Mich wundert nur, dass sich in Highbury niemand wundert.

Zitat:
Was war in so einem Hochzeitskuchen denn alles drin, weiß das jemand. Ich könnte mir schon vorstellen, daß so was ganz schön gehaltvoll war und dementsprechend schwer im Magen liegen konnte.

In der kommentierten Ausgabe heißt es, sie enthielten: "flour, eggs, sugar, spices, and dried fruit, and were covered in marzipan and sugar icing". Und damit nichts von den Kalorien ablenkt, wurden die Kuchen damals offenbar nicht sonderlich dekoriert.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Donnerstag 18. April 2013, 19:15 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. April 2013, 19:34 
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Austenbegeistert
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Den letzten Satz des Kapitels fand ich auch total witzig und musste richtig lachen :lach:
Ich finde, Austens Talent, einer kleinen Begebenheit ganz unverhofft eine witzige Wendung zu geben, einfach unglaublich toll!

Mr. Weston wird hier ja sehr ambivalent beschrieben: einerseits wirkt er als geselliger, freundlicher Mann sehr sympatisch, andererseits handelt er auch sehr egoistisch - besonders bei der Adoption seines Sohnes - da schreibt J.A. ja sehr deutlich, dass er nun "ganz seinem eigenen Vergnügen leben" kann.
Ich musste dabei daran denken, dass Janes Bruder ja ebenfalls adoptiert wurde - ob sie ihren Eltern vielleicht insgeheim auch egoistische Motive vorwirft?


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. April 2013, 21:21 
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Austenexperte
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Edda hat geschrieben:
ob sie ihren Eltern vielleicht insgeheim auch egoistische Motive vorwirft?

Na zumindestens hat die ganze Familie davon profitiert. Ein Sohn weniger für den eine standesgemäße Ausbildung finanziert werden mußte. Offizierspatente, "taking orders" ... kostete alles Geld. Für Einen weniger aufkommen zu müssen war da sicher eine Erleichterung. Und Einladungen zum Sohn/Bruder waren ja auch ganz angenehm. JA schwelgte gern mal im Luxus ihres Bruders, wie ihren Briefen zu entnehmen ist.
Ich habe Mr Westons Entscheidung Frank den Churchills anzuvertrauen eigentlich nie so egoistisch gesehen. Eher als "es wird wohl so das Beste für ihn sein"-Einsicht. Es war für ihn sicher einfacher, wieder auf die Beine zu kommen, ohne auf ein Kind Rücksicht zu nehmen, eine Person für die Erziehung zu finanzieren, schließlich war er ärmer als vor seiner Heirat, hatte vielleicht auch Schulden.
Udo hat geschrieben:
Übrigens erwähnt Austen bei der Erzählung der Liebesgeschichte von Mr. Weston und Miss Taylor ja Emmas Verdienste daran mit keinem Wort. Ist das wohl ein Zeichen, dass Emma wirklich praktisch nichts dazu getan hat, wie Knightley mutmaßt?

Emma wird wohl ihren Einfluß durch diverse Einladungen an Mr Weston total überschätzt haben :tongue:
Udo hat geschrieben:
were covered in marzipan
uhh, bin ich froh, das mir keiner ein Stück davon anbietet :D

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. April 2013, 21:49 
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Bzgl. Franks Adoption: Ich lese da schon etwas Kritik heraus. Sicher war es rückblickend für Frank und seine Chancen im Leben eine rational vernünftige Entscheidung, aber die Art, wie Mr Westons Entscheidung beschrieben wird klingt schon zwiespältig. Dass die Entscheidung nicht so sehr im Hinblick auf das Wohl des Kindes gefallen ist, als mit Blick auf Mr Westons Bequemlichkeit. Mag sein, dass JA da an Edward gedacht hat, aber so selten war eine derartige Adoption von wohlhabenden, kinderlosen Verwandten nicht, soviel ich weiß.
Abgesehen davon, hatten Kinder zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch längst nicht den hohen Stellenwert (auf breiterer gesellschaftlicher Ebene) wie im späteren Verlauf des 19. Jahrhunderts oder gar heute. Wenn überhaupt jemand eine größere emotionale Beziehung zu den eigenen Kindern zu haben hatte, dann die Mutter. Insofern ist Mr Westons Verhalten wohl gesellschaftlich akzeptiert & üblich gewesen, auch wenn man es im Einzelfall kritisieren kann (wie es der Erzähler hier meinem Eindruck nach dezent auch tut).

Miss Hamilton hat geschrieben:
Mr Perry/"Stumme" Charaktere
Wer fällt noch in die Kategorie? Mrs Churchill sicher, oder?


Für Highbury fallen für mich definitiv noch die Martins (Bruder & Schwester) in diese Kategorie und auch die Coles. Aber da greifen wir wohl etwas weit nach vorn.

Udo hat geschrieben:
Übrigens erwähnt Austen bei der Erzählung der Liebesgeschichte von Mr. Weston und Miss Taylor ja Emmas Verdienste daran mit keinem Wort. Ist das wohl ein Zeichen, dass Emma wirklich praktisch nichts dazu getan hat, wie Knightley mutmaßt?


Das ist mir auch (erstmals!) aufgefallen. Ich denke schon, dass das kein Zufall ist, und Emma sich ihre Rolle da größer vorstellt als sie war. Auch wird Mr Weston in seiner Brautwahl ja als recht zielstrebig & vor allem unabhängig beschrieben: It was now some time since Miss Taylor had begun to influence his schemes; (...) his determination of never settling till he could purchase Randalls, and the sale of Randalls was long looked forward to; but he had gone steadily on, with these objects in view, till they were accomplished. He had made his fortune, bought his house, and obtained his wife; (...) . Vielleicht hatte er also schon ein Auge auf Miss Taylor geworfen, bevor Emma überhaupt auf die Idee kam?

Was das Thema "Dankbarkeit empfinden müssen" betrifft: Da scheint die Übersetzung die Deutung zu beeinflussen, denn im Original heißt es einfach nur: the pleasantest proof of its being a great deal better to choose than to be chosen, to excite gratitude than to feel it. Kein Wort von "müssen" oder ähnlicher Verpflichtung.


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BeitragVerfasst: Freitag 19. April 2013, 14:45 
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Elanor hat geschrieben:
Aber kann es sein, daß um die Hochzeit als solche damals nicht immer so ein Wirbel gemacht wurde?

Ich hab zwar keine Ahnung, aber ich denke auch eher, dass eine Hochzeit damals kein so rauschendes Fest war, wie heute. Ausserdem ist es ja Mr Westons zweite Ehe, sowas wird ja auch heute oft im kleineren Rahmen gefeiert als die erste.
Vorallem hatte ich diesen Eindruck beim Beschrieb der Hochzeitstorte, da ist die Rede von every visitor of the newly married pair und das wirkt so, als kämen die Leute am Nachmittag der Hochzeit "einfach mal vorbei" um zu gratulieren und ein Stück Torte zu essen (Vorausgestezt Mr Woodhouse lässt sie) Darum wird vielleicht nicht erwartet, dass Frank ausgerechnet an dem Tag kommt, sondern irgendwann kurz darauf?

Übrigens, ist Frank nicht ungefähr jetzt in Weymouth anstatt in Enscombe? Und was für eine Jahreszeit haben wir gerade? "Bald" wird ja Weihnachten sein, wenn Isabella mit Kind und Kegel zu Besuch kommt, aber jetzt dürfte noch etwa Spätsommer sein, oder?
Udo hat geschrieben:
Mich wundert nur, dass sich in Highbury niemand wundert.
Na, alle übernehmen doch bereitwillig Mr Westons Meinung von Frank und wenns ihn nicht wundert, wunderts keinen ;D

Egoismus/Franks Adoption
Es wimmelt hier ja gerade zu von Egoisten: Emma, Mr Woodhouse, Frank, Mrs Churchill, Mr Weston... Naja, es ist was dran, dass er, kaum ist das Kind aus dem Weg, sich nur noch um sich gekümmert hat. Aber ich denke nicht, dass das sein Motiv war, bloss eine Folge davon, dass er wieder unabhängig war. Ausserdem was hätte er denn tun sollen? Er hatte, wie schon gesagt wurde, weniger Geld als vor der Hochzeit und erst noch ein Kind zu versorgen. Indem er Frank zu den Churchills schickte, brach der Kontakt ja nicht ab und sooo viel mehr hätte er von seinem Kind auch nicht gehabt, wenn er ihn bei sich behalten hätte. Dann hätte er jemanden dafür bezahlt, dass er sich um Frank kümmert, bis dieser auswärts zur Schule gegangen wäre. Naja, wenn denn genug Geld da gewesen wär.

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BeitragVerfasst: Freitag 19. April 2013, 17:18 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Übrigens, ist Frank nicht ungefähr jetzt in Weymouth anstatt in Enscombe? Und was für eine Jahreszeit haben wir gerade? "Bald" wird ja Weihnachten sein, wenn Isabella mit Kind und Kegel zu Besuch kommt, aber jetzt dürfte noch etwa Spätsommer sein, oder?


Es ist später September, oder früher Oktober - Emma sieht ja im ersten Kapitel traurig den langen Oktober- und Novemberabenden entgegen. Frank schreibt aus Weymouth, das wird in Kapitel 11 von Mr Woodhouse erwähnt, wenn John Knightley nach Frank Churchill fragt, und ob er anlässlich der Hochzeit in Highbury war: I remember it was written from Weymouth, and dated Sept. 28th Sogar mit Datum. :wink: Daraus ergibt sich auch der ungefähre Zeitpunkt des Romananfangs. Diese Chronlogie ist diesbezüglich sehr hilfreich.


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BeitragVerfasst: Freitag 19. April 2013, 20:52 
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Mir ist in Bezug auf Mr. Weston/Frank aufgefallen, dass die beiden sich offenbar nur einmal im Jahr sehen. Ich hab sofort gedacht, das liegt an der launischen Mrs Churchill, die Mr. Weston ohnehin ja nicht so mag. Aber nach der Diskussion hier frage ich mich, ob Mr. Weston selbst gar nicht mehr Kontakt wollte, jedenfalls nicht, solange der Junge klein war.
Weiß jemand, wie viel Kontakt die Austens zu Edward hatten, bevor er volljährig war bzw sein Erbe angetreten hat? Vielleicht war es bei solchen Arrangements üblich, den Kontakt der leiblichen Eltern extrem stark zu reduzieren.


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BeitragVerfasst: Samstag 20. April 2013, 09:39 
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Oh bin ich blöd! Danke Julia für den Link, hab ihn zwar gesehen, als du ihn schon mal gepostet hast aber dann leider wieder vergessen :gnade:

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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Samstag 20. April 2013, 11:21 
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Ist doch kein Problem. :wink:

3. Kapitel

Weitere Personen aus Emmas Umfeld werden eingeführt, dieses mal vom "unteren Ende" der Gesellschaft: Mrs und Miss Bates und Mrs Goddard. Letztere bringt eine Schülerin mit, die Emma gleich sympathisch ist: Harriet Smith


_______________________________________________________________________________

Wie wird denn "parlour-boarder" übersetzt? Harriet hat jedenfalls eine priviligierte Stellung in Mrs Goddards Schule, ein Grund für Emma, einen wohlhabenden Familienhintergrund zu vermuten (und das wohl gar nicht so unberechtigt, wie die kommenierte Ausgabe anmerkt). Ihre Begeisterung für Hartfield & Emma "verdient" auf jeden Fall Belohnung in Form von Emmas Aufmerksamkeit. Diese Passage ist ein schönes Beispiel für den eingangs erwähnten "free indirect style", also die Verknüpfung von "neutraler" Erzählerperspektive und der Perspektive einer Romanfigur, in diesem Fall Emmas. Allerdings zeigt das Ende des Kapitels, dass Harriet Emmas Überlegenheit durchaus auch so empfindet.

Eine interessante Charakterisierung von Emma scheint mir ihr später im Kapitel geschildertes Bedürfnis zu sein, alles "richtig" zu machen: With an alacrity beyond the common impulse of a spirit which yet was never indifferent to the credit of doing every thing well and attentively, with the real good-will of a mind delighted with its own ideas, did she then do all the honours of the meal, (...). "begeistert von ihren eigenen Ideen/Vorstellungen" - oder wie übersetzen Eure Ausgaben diesen Teil? Eigentlich eine durchaus positive Eigenschaft.

Sonst wird in meiner Ausgabe noch angemerkt, dass Mr Woodhouses, Mrs Goddards und Miss/Mrs Bates' Begeisterung für das Kartenspiel Quadrille ein Zeichen für ihre generell altmodischen Gewohnheiten sind - das Spiel war zum Zeitpunkt des Romans schon längst out.


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BeitragVerfasst: Samstag 20. April 2013, 13:35 
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Mir ist diesmal aufgefallen ( wozu ein Groupread doch gut ist ;) ) , wie gut Mrs Bates in einem kleinen Nebensatz charakterisiert wird:
She was a great talker upon little matters - und das wird noch verstärtkt durch den zweiten Teil des Satzes: which exactly suited Mr. Woodhouse, full of trivial communications and harmless gossip.

Vermutlich fällt das erst so richtig auf, weil man bereits mehr weiß als beim ersten Lesen. ;D

Warum will Emma eigentlich nicht Mrs Bates und ihren Vater verkuppeln? :fies_sei:

_________________
~ Der Weg ist das Ziel ~


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Samstag 20. April 2013, 13:47 
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Noch mal kurz zu der Dankbarkeit: Du hast Recht, Julia, das scheint ein Übersetzungsfehler zu sein. Auch Leisi übersetzt neutral: "... Dankbarkeit zu erwecken, als sie selbst zu fühlen." So ist das eine eher banale Feststellung, jedenfalls keine negativ wertende.
Aber in dem Zusammenhang ist mir noch mal deutlich geworden, dass Miss Taylor ja im Grunde nur eine arme Gouvernante ist - eine, die Glück hatte, weil ihr Arbeitgeber harmlos/freundlich ist und das Kind freundlich und umgänglich, wobei sie wohl nicht zuletzt deshalb Freundinnen wurden, weil Miss Taylor sie nicht erzogen hat oder erziehen konnte. Miss Taylor müsste, da sie Gouvernante wurde, also auch aus etwas gehobenen, wenn auch armen Verhältnissen kommen. Sie ist genau das geworden, wovor sich Jane Fairfax später so verzweifelt fürchten wird - ein Leben als "Sklavin" (mehr oder weniger). Ich frage mich, ob diese Konstellation "Glückliche Gouvernante Miss Taylor - in Angst lebende Beinahe-Gouvernante Jane Fairfax" Zufall ist.

Und noch eins zu Kap 2 (gehts mit Kap 3 nicht erst morgen los? :wink: ): Es gibt hier im Buch bemerkenswert viele "ungleiche" Verbindungen. Da ist Mr. Weston mit Miss Churchill - das geht schief. Dann Mr. Weston mit Miss Taylor - das soll wohl gutgehen. Dann später Frank und Jane. Und Harriet mit Mr. Eliot (in Emmas Kopf) oder gar Mr. Knightley (in Harriets Kopf). Bei Mr. Weston/Miss Churchill schreibt der Erzähler ja, dass die Verbindung wohl auch nicht klappte, weil sie ungleich war. Eigentlich, schätze ich, ist Austen eine Gleichheit auf charakterlicher oder intellektueller Ebene aber immer wichtiger als der soziale Status. Wenns da stimmt, klappt es auch mit der Beziehungskiste. Andererseits: Emma ist ja die einzige Austen-Heldin, die reich und unabhängig ist, sozial bewegt sie sich locker auf einem Level mit Mr. Knightley - charakterlich und wohl auch intellektuel sind die beiden aber doch ziemlich verschieden. Ob´s mit den beiden wohl gut geht? Aber darüber kann man vielleicht lieber noch mal am Ende des Buches reden...


Julia hat geschrieben:
Wie wird denn "parlour-boarder" übersetzt?

Grawe schreibt von "Familienanschluss", Leisi von "Pensionärin und Haustochter".

Zitat:
Harriet hat jedenfalls eine priviligierte Stellung in Mrs Goddards Schule, ein Grund für Emma, einen wohlhabenden Familienhintergrund zu vermuten (und das wohl gar nicht so unberechtigt, wie die kommenierte Ausgabe anmerkt).

Andererseits: War es damals nicht ziemlich skandalös oder unehrenhaft oder was auch immer, eine uneheliche Tochter zu sein? Harriets Vater finanziert ihr das Pensionat möglicherweise vor allem, um die Schande von sich selbst fernzuhalten. Also gibt es für Emma wenig Grund, Harriet gesellschaftlich hoch anzusiedeln, oder?

Zitat:
Diese Passage ist ein schönes Beispiel für den eingangs erwähnten "free indirect style", also die Verknüpfung von "neutraler" Erzählerperspektive und der Perspektive einer Romanfigur, in diesem Fall Emmas. Allerdings zeigt das Ende des Kapitels, dass Harriet Emmas Überlegenheit durchaus auch so empfindet.

Ja, das hat Austen schön verknüpft: Emmas Begeisterung und Harriets Begeisterung jeweils aus Sicht der Romanfigur. Erstmals (abgesehen von der halb-ironischen Bemerkung von Mr. Knightley über die "armen Mr. und Miss Woodhouse" in Kap 1) wird Emma hier "Miss Woodhouse" genannt, was wohl anzeigt, dass sie Harriets Empfindungen wiedergibt.
Zitat:
"begeistert von ihren eigenen Ideen/Vorstellungen" - oder wie übersetzen Eure Ausgaben diesen Teil? Eigentlich eine durchaus positive Eigenschaft.

Grawe: "...mit der Freude eines von seiner eigenen Idee begeisterten Menschen". Positiv kommt das für mich aber nicht unbedingt rüber. Begeisterungsfähigkeit ist schon positiv, aber hier klingt es eher so, als ob Emma grundsätzlich vor allem von ihren eigenen Ideen begeistert wäre, dann ist das eher ein Zeichen von Egoismus oder Selbstsüchtigkeit - bzw., um am Anfang mal etwas vorsichtiger zu formulieren, von einer gewissen Selbstbezogenheit. Es wird ja sehr deutlich, dass Harriet für sie vor allem ein Objekt ist, das es zu formen/verbessern gilt. Sie will Harriet bestimmt was Gutes tun, was nett ist, aber sie tut es möglicherweise vor allem, weil sie Langeweile hat, was nicht nett ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Samstag 20. April 2013, 21:03 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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Udo hat geschrieben:
(gehts mit Kap 3 nicht erst morgen los? :wink: )


Im Einleitungstext steht Samstag ... :wink:

Zitat:
War es damals nicht ziemlich skandalös oder unehrenhaft oder was auch immer, eine uneheliche Tochter zu sein? Harriets Vater finanziert ihr das Pensionat möglicherweise vor allem, um die Schande von sich selbst fernzuhalten. Also gibt es für Emma wenig Grund, Harriet gesellschaftlich hoch anzusiedeln, oder?


Ja, unehelich ist natürlich nicht gut. Aber Emma gehts ja eher um den sozialen Hintergrund der Eltern - allerdings kommt das erst im nächsten Kapitel, glaube ich.

Zitat:
Begeisterungsfähigkeit ist schon positiv, aber hier klingt es eher so, als ob Emma grundsätzlich vor allem von ihren eigenen Ideen begeistert wäre, dann ist das eher ein Zeichen von Egoismus oder Selbstsüchtigkeit - bzw., um am Anfang mal etwas vorsichtiger zu formulieren, von einer gewissen Selbstbezogenheit. Es wird ja sehr deutlich, dass Harriet für sie vor allem ein Objekt ist, das es zu formen/verbessern gilt. Sie will Harriet bestimmt was Gutes tun, was nett ist, aber sie tut es möglicherweise vor allem, weil sie Langeweile hat, was nicht nett ist.


Naja, wessen Motive sind schon so völlig uneigenützig "nett"? Egoismus und Selbstsüchtigkeit finde ich bzgl. Emmas "Begeisterungsfähigkeit" etwas zu hart. Klar, Emma ist von Aufmerksamkeit und dem Wissen um ihre geistige Überlegenheit (dazu kommt ja später noch mehr) verwöhnt und verhält sich entsprechend - aber das macht sie noch nicht zu einem schlechten Menschen.
Ohne Emma jetzt übertrieben in Schutz nehme zu wollen: Meiner Meinung & Erfahrung nach, ist das Bedürfnis jemandem zu "helfen" oder "Gutes" zu tun, mit der Überzeugung von der eigenen Überlegenheit verknüpft, also mit mehr oder weniger Eitelkeit. Was das Bedürfnis ja nicht von Haus aus kritikwürdig macht. Kritisieren kann man natürlich, was Emma unter "Hilfe" und "Gutes tun" versteht. Aber da sind wir ja noch nicht. :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 21. April 2013, 09:37 
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Julia hat geschrieben:
Im Einleitungstext steht Samstag ... :wink:

Stimmt! Beim letzten Groupread nach der alten Methode war es Sonntag, ich hab aber einen älteren Einleitungstext von Dir kopiert. Egal, dann also Samstag. :)

Julia hat geschrieben:
Ja, unehelich ist natürlich nicht gut. Aber Emma gehts ja eher um den sozialen Hintergrund der Eltern - allerdings kommt das erst im nächsten Kapitel, glaube ich.

Aber vor allem geht es ihr doch um die Verheiratungsfähigkeit von Harriet. Da scheint sie keine Skrupel zu haben, ein uneheliches Kind ausgerechnet mit dem Pastor zu verheiraten. Man könnte auf die Idee kommen, dass das Probleme geben könnte... Aber dass sie das nicht denkt, könnte auch dafür sprechen, dass man das in der vorviktorianischen Zeit so schlimm doch nicht fand? Im Zweifel denke ich, dass Emma daneben liegt.


Zitat:
Egoismus und Selbstsüchtigkeit finde ich bzgl. Emmas "Begeisterungsfähigkeit" etwas zu hart. Klar, Emma ist von Aufmerksamkeit und dem Wissen um ihre geistige Überlegenheit (dazu kommt ja später noch mehr) verwöhnt und verhält sich entsprechend - aber das macht sie noch nicht zu einem schlechten Menschen.
Ohne Emma jetzt übertrieben in Schutz nehme zu wollen: Meiner Meinung & Erfahrung nach, ist das Bedürfnis jemandem zu "helfen" oder "Gutes" zu tun, mit der Überzeugung von der eigenen Überlegenheit verknüpft, also mit mehr oder weniger Eitelkeit. Was das Bedürfnis ja nicht von Haus aus kritikwürdig macht. Kritisieren kann man natürlich, was Emma unter "Hilfe" und "Gutes tun" versteht. Aber da sind wir ja noch nicht. :wink:

Egoistisch ist sie bestimmt. Inzwischen glaube ich, dass der erste Satz tatsächlich eine besondere Bedeutung hat, vielleicht sogar doch schon ein Beispiel für einen Perspektivwechsel: "Schön, aufgeweckt und reich, bei einem sorgenfreien Zuhause und einem glücklichen Naturell..." - das ist mit Sicherheit genau das, was Emma von sich denkt, es entspricht ihrem Selbstbild.

Jemandem zu helfen, kann natürlich damit verbunden sein, sich ihm überlegen zu fühlen, oder mit Eitelkeit. Aber nehmen wir mal Mr. Knightley, oder sogar Miss Bates - beide sind ziemlich selbstlos, immer freundlich, immer hilfsbereit gegenüber jedermann. Knightley kann sich mit Recht überlegen fühlen, das ist dann aber einfach eine nicht zu leugnende Tatsache, eitel ist er kaum. Und Miss Bates ist sicher weder überlegen noch eitel, aber selbstlos und sie hat sicher ein "glückliches Naturell"! Emma dagegen bildet sich viel ein auf ihren Status, sie hat ein sehr ausgeprägtes Standesdenken, man könnte sogar von Dünkel sprechen, so wie sie hier die Martins abqualifiziert (die Knightley hoch schätzt!). Eitel ist sie allemal, siehe die Szene in Kapitel 1, in der sie nach Knightleys Komplimenten fischt. Es wird hier schon sehr deutlich, warum Emma helfen will, wo es wenig zu helfen gibt: Miss Taylor ist weg, sie hat Langeweile, sie sucht sich ein Spielzeug, das sie nach ihren Wünschen formen kann. Sie kümmert sich dabei nicht um Harriets Bedürfnisse, oder fragt sich, was wirklich gut für sie ist, sondern geht einfach davon aus, dass es für Harriet das Beste ist, von ihr, Emma, erwählt und erhoben zu werden. Emma denkt nie kritisch darüber nach, was sie tut. Würde sie es tun, käme sie darauf, dass ihr angeblicher Verkupplungserfolg bei Miss Taylor/Mr. Weston am Ende für sie zu nichts Gutem geführt hat - das zeigt zwar, dass sie in dem Punkt selbstlos gehandelt hat (wenn sie es getan hat und die Folgen für sich nicht einfach unterschätzt hat), aber sie könnte drauf kommen, dass man, wenn man vermeintlich Gutes tun will, an anderer Stelle auch Schaden anrichten kann. Also ich würde ihre Begeisterung für ihre Idee, Harriet aus den sozialen Niederungen zu erheben, vor allem als Ausdruck ihrer Überheblichkeit deuten.

Aber ich finde auch, dass Emma kein schlechter Mensch ist, ganz im Gegenteil, sie ist im Kern ein sehr guter Mensch. Ihr Impuls, zu helfen, ist tatsächlich nicht schlecht. Und sie hilft ja auch an manchen Stellen sehr uneigennützig und selbstlos (vor allem in Bezug auf ihren Vater). Ich finde es interessant, wie Austen Emmas Charakter einführt - und dabei gleich verschiedene Deutungen zulässt. Sie verurteilt Emmas Verhalten nicht einfach, sondern überlässt es dem Leser, sich ein Bild zu machen. Austen streut nur Hinweise. Der wichtigste ist bestimmt, dass man erfährt, durch welche Fehler in der Erziehung Emma praktisch so werden musste, wie sie geworden ist. Mir ist Emma daher von Anfang an sympathisch. Ich sehe sie irgendwo in einer Reihe mit Catherine Morland aus Northanger Abbey und Marianne Dashwood aus Sense & Sensibility. Alle drei sind überschwenglich und von einer Idee besessen: von Schauerromanen, romantischer Liebe und Ehestiften. Und alle drei scheitern, lernen dazu und werden (mehr oder weniger) belohnt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 21. April 2013, 12:31 
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Julia hat geschrieben:
Eine interessante Charakterisierung von Emma scheint mir ihr später im Kapitel geschildertes Bedürfnis zu sein, alles "richtig" zu machen: With an alacrity beyond the common impulse of a spirit which yet was never indifferent to the credit of doing every thing well and attentively, with the real good-will of a mind delighted with its own ideas, did she then do all the honours of the meal, (...). "begeistert von ihren eigenen Ideen/Vorstellungen" - oder wie übersetzen Eure Ausgaben diesen Teil? Eigentlich eine durchaus positive Eigenschaft.

Ich habe, vorallem beim Hören des 3. Kapitels, eher den Eindruck gehabt, daß sich diese Stelle direkt auf die Situation bezieht. Emma fürchtete einen total langweiligen Abend für sich selbst, wie sie sicher schon viele vorher für ihren Vater organisiert hatte. Und plötzlich ist der Abend sogut wie um, ohne das sie auch nur einmal nach der Uhr geschielt hatte, eben weil sie durch Harriet angenehm unterhalten war. Eigentlich ist es meines Erachtens nach eher so, daß Emma durch einen netten Abend belohnt wurde für all die langweiligen, die sie um ihres Vaters willen schon als Dame des Hauses erduldet hat. Das sie nun voller Freude und entusiastischer Gedanken ist und in ihrer Vorstellung ein bischen die Pferde mit ihr durchgehen, ist doch voll verständlich.

Udo hat geschrieben:
Da scheint sie keine Skrupel zu haben, ein uneheliches Kind ausgerechnet mit dem Pastor zu verheiraten.

witzig ist diese Idee auf jeden Fall.

Mr Woodhouse
Zitat:
Mr. Woodhouse was fond of society in his own way. He liked very much to have his friends come and see him;

Das finde ich, ist eine Beschreibung, die eigentlich auf jeden zutrifft. Und solange man das auch seinem Gegenüber zugesteht, dürfte es auch keine Probleme geben. Obengenannter Satz würde erstmal auch auf Lady Catherine de Bourgh zutreffen, aber die Beiden trennen ja nicht nur Bücher sondern auch sonst "Welten" an Benehmen.
So sehr, wie Mr Woodhouse auf Andere, sogar sein Personal Rücksicht nimmt, ist er schon ein netter Zeitgenosse.
Interessant bei seiner Abneigung gegenüber Dinnerpartys, ist eher, daß er überhaupt welche gibt :fies_sei:
Mr Elton
Zitat:
for the elegancies and society of Mr. Woodhouse's drawing-room, and the smiles of his lovely daughter,

Ist das ein kleiner Hinweis für besonders aufmerksame Leser? Ich war jedenfalls vom weiteren Verlauf beim ersten Lesen total überrascht, bin halt nicht so scharfblickend, wie die Knigthley- Brüder :D
Miss Bates hat ein beneidenswert sonniges Gemüt und eine Grundhaltung der Demut und Dankbarkeit, die ihr das Leben zum Vergnügen macht. Sie nimmt nichts für selbstverständlich. Leider ist sie auf der anderen Seite so gutmütigschwatzhaft, was zu großer Komik führt (und eine schwierige Rolle für Schauspielerinnen ist). Wenn sie zurückhaltender und ruhiger wäre, wäre sie fast perfekt.

Elanor

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BeitragVerfasst: Sonntag 21. April 2013, 14:26 
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Mir ist Emma auch nicht unsympathisch - gerade, weil sie nicht perfekt ist :D
Da ihr Alltag zwar in jeder Hinsicht angenehm, aber mehr oder weniger langweilig ist, findet sie in Harriet ein neues Projekt, in das sie Zeit und Energie stecken kann. Über die Folgen denkt sie nicht großartig nach... aber ich finde, das macht sie auch ein Stück weit sympathisch. Sie würde sicherlich niemandem bewußt etwas Schlimmes antun....

Die Damen Bates finde ich übrigens sehr schön beschrieben - und es wird auch deutlich, warum gerade Miss Bates trotz ihrer Schwatzhaftigkeit so beliebt ist: ihre Gutmütigkeit und vor allem die Zufriedenheit zeichnen sie aus.

Die Beschreibung der Standesunterschiede (z. B. die Bates und Mrs. Goddard als "zweite Garnitur") wirken auf mich immer etwas befremdlich, aber damals war das sicherlich selbstverständlich und auch nicht unbedingt immer abwertend gemeint... denn die Bates und Mrs. Goddard werden ja weitaus positiver beschrieben als z.B. Mr. Elton.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 21. April 2013, 19:53 
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Elanor hat geschrieben:
Mr Elton
Zitat:
for the elegancies and society of Mr. Woodhouse's drawing-room, and the smiles of his lovely daughter,

Ist das ein kleiner Hinweis für besonders aufmerksame Leser? Ich war jedenfalls vom weiteren Verlauf beim ersten Lesen total überrascht, bin halt nicht so scharfblickend, wie die Knigthley- Brüder :D


Mir ist diese Stelle dieses Mal auch erstmals aufgefallen, dabei habe ich das Buch wirklich schon oft gelesen. :) Ich würde es schon als Hinweis verstehen, ein kleines, vielsagendes Einsprengsel von Mr Eltons Perspektive jedenfalls.

Udo hat geschrieben:
Jemandem zu helfen, kann natürlich damit verbunden sein, sich ihm überlegen zu fühlen, oder mit Eitelkeit. Aber nehmen wir mal Mr. Knightley, oder sogar Miss Bates - beide sind ziemlich selbstlos, immer freundlich, immer hilfsbereit gegenüber jedermann. Knightley kann sich mit Recht überlegen fühlen, das ist dann aber einfach eine nicht zu leugnende Tatsache, eitel ist er kaum. Und Miss Bates ist sicher weder überlegen noch eitel, aber selbstlos und sie hat sicher ein "glückliches Naturell"!


Ich habe gar nicht an einen Vergleich mit den Romanfiguren gedacht und finde den auch nicht so naheliegend - schließlich erfahren wir diesbezüglich nicht viel von ihnen. Gut, Mr Knightleys stille Hilfsbereitschaft wird später noch explizit erwähnt und ist etwas, dass Emma für ihn einnimmt. Aber ich dachte eher an die "Außenwelt". Denn nur ein Vergleich mit realen Eindrücke & Erfahrungen erscheint mir hier sinnvoll, wenn es darum geht Emmas Charakter zu beurteilen oder zu analysieren. Und so gesehen finde ich ihn sehr realistisch & lebensnah! (Miss Bates und Mr Knightley dagegen nicht, aber dazu später. :wink: )

Elanor hat geschrieben:
Emma fürchtete einen total langweiligen Abend für sich selbst, wie sie sicher schon viele vorher für ihren Vater organisiert hatte. Und plötzlich ist der Abend sogut wie um, ohne das sie auch nur einmal nach der Uhr geschielt hatte, eben weil sie durch Harriet angenehm unterhalten war. (...) Das sie nun voller Freude und entusiastischer Gedanken ist und in ihrer Vorstellung ein bischen die Pferde mit ihr durchgehen, ist doch voll verständlich.


So sehe ich diese Szene und Charakterisierung auch. Vielleicht ists an dieser Stelle wirklich noch etwas früh, um Emma zu kritisieren. Im aktuellen Zusammenhang werden ja ausschließlich ihre Gedanken und Eindrücke geschildert, und die sind ja bekanntlich frei. :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 3. Kapitel
BeitragVerfasst: Sonntag 21. April 2013, 21:10 
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Julia hat geschrieben:
Ich habe gar nicht an einen Vergleich mit den Romanfiguren gedacht und finde den auch nicht so naheliegend - schließlich erfahren wir diesbezüglich nicht viel von ihnen. Gut, Mr Knightleys stille Hilfsbereitschaft wird später noch explizit erwähnt und ist etwas, dass Emma für ihn einnimmt. Aber ich dachte eher an die "Außenwelt". Denn nur ein Vergleich mit realen Eindrücke & Erfahrungen erscheint mir hier sinnvoll, wenn es darum geht Emmas Charakter zu beurteilen oder zu analysieren. Und so gesehen finde ich ihn sehr realistisch & lebensnah! (Miss Bates und Mr Knightley dagegen nicht, aber dazu später. :wink: )


Meine Vermutung ist, dass gerade der Vergleich mit den anderen Figuren hilft, Emma zu charakterisieren. Möglicherweise sind sie sogar gezielt so angelegt, um Emmas Defizite deutlich zu machen. Ich glaube, das gilt vor allem für Jane Fairfax und Mr. Knightley, aber in Teilen auch für Miss Bates. Aber ok, dazu vielleicht wirklich später mehr.

Zu früh zum Kritisieren ist es aber auch aus der Außenwarte nicht, finde ich. Emmas Gedanken, die ihr hier durch den Kopf gehen, führen ja direkt zu wirklich nicht netten Handlungen, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden - da fiel es sogar mir schwer, Emma noch zu mögen... Emma beschließt hier sofort (das wird im nächsten Kapitel gesagt), Harriet zu "erziehen" und mit Mr Elton zu verkuppeln. Ihre Gedanken sagen ziemlich viel über sie aus.... :wink:

Sehr schön finde ich, was Austen hier über Mrs Goddards Schule schreibt, wo man sich ein wenig Bildung zusammenkratzen konnte, "ohne Gefahr zu laufen, als Genie zurückzukommen". In irgendeiner Biografie habe ich mal gelesen, dass sie damit auch auf die Schule angespielt haben dürfte, die sie und ihre Schwester Cassandra als Kinder besucht haben.


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BeitragVerfasst: Montag 22. April 2013, 13:09 
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Am Anfang dieses Kapitel ist mir was aufgefallen: Mr Woodhouse mag keine "dinner-parties", regelmässig kommen Leute "to dine with him", aber er mag lieber "evening parties". Ich denke, die Unterschiede liegen in der Anzahl Personen und der Uhrzeit, oder? Naja, fands halt witzig, weil im ersten Moment dacht ich mir, das ist doch alles das gleiche :blush:
Fast süss find ich, dass es keine Zumutung für James ist, wenn er regelmässig die gleiche Strecke fahren muss. Im Gegensatz zu einer Ausnahme. Vieleicht kann Emma ja dafür sorgen, dass James regelmässig nach Randalls fahren muss ;D
Übrigens kann sich der gute Mr Woodhouse ja glücklich schätzen, for Highbury was reckoned a particularly healthy spot.

So wie, Mrs und Miss Bates zu Beginn beschrieben werden, sind sie einem irgendwie gleich sympathisch. Klar, wenn man Miss Bates nachher zuhört (haha, zuliest)... :rolleyes: Trotzdem, ich schliesse mich dem an: kein Wunder ist sie beliebt.

Udo hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
Wie wird denn "parlour-boarder" übersetzt?

Grawe schreibt von "Familienanschluss", Leisi von "Pensionärin und Haustochter".

Hm, das klingt aber irgendwie nach "Mrs Goddard hatte sie so gern, dass sie Harriet quasi adoptiert hat", aber somebody had lately raised her from the condition of scholar to that of parlour-boarder heisst doch, dass da Geld geflossen sein muss, nicht?

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BeitragVerfasst: Montag 22. April 2013, 20:03 
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@miss hamilton:
In meinen Eerläuterungen ("Emma - An Annotated Edition, Edited by Bharat Tandon") steht als Erklärung (in Englisch):
Zitat:
A scholar was a regular pupil who boarded in the school dormitory, whereas a parlor-boarder, upon payment of higher fees, lodged with the proprietor's family and enjoyed certain additional privileges.


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BeitragVerfasst: Montag 22. April 2013, 20:34 
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Bemerkenswert finde ich, dass mit Emmas Ideen zum "Coaching" von Harriet zuerst einmal ihre vorherigen Bekanntschaften und Freundschaften abgewertet werden, obwohl sie z.B. von Knightley weiss, wie grosse Stücke er auf die Martins hält.

Zitat:
She would notice her; she would improve her; she would detach her from her bad acquaintane,... she would form her...

Die totale Ueberzeugung Emmas - hier ist sie ja nicht gerade sympathisch. Eventuell ist das ja eine der Stellen, die Jane Austen mit ihrer anderen unsympathischen Heldin meint.


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BeitragVerfasst: Montag 22. April 2013, 21:29 
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pauli hat geschrieben:
Die totale Ueberzeugung Emmas - hier ist sie ja nicht gerade sympathisch. Eventuell ist das ja eine der Stellen, die Jane Austen mit ihrer anderen unsympathischen Heldin meint.


Ja, das denke ich auch. Aber man kann ihr zugute halten, dass sie es nicht nur "gut meint", sondern sogar glaubt, ihr Engagement für Harriet sei eine gute Tat, wie man sie von Menschen in ihrer sozialen Stellung erwarten könne. Später hilft sie ja auch den ganz armen Dorfbewohnern mit Fürsorge und etwas zu essen. (Andererseits zeigt das auch wieder, wie wenig sie differenzieren kann, denn Harriet ist ja nun nicht hilfsbedürftig im Rahmen der Fürsorgepflicht von Gutsbesitzern etc.)

@Miss Hamilton: Ich finde auch, dass Miss Bates sehr positiv rüberkommt. Obwohl sie ja auch etwas karikiert wird.


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BeitragVerfasst: Montag 22. April 2013, 21:58 
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Geht Ihr nicht zu hart mit Emma um?
Bis zum Kapitel 3 jedenfalls finde ich sie als äußerst liebenswert, aber auch sehr naiv. Voll guten Willens. :ja:
Sie hatte neben Miss Taylor nur ihren Vater als tägliche Gesellschaft, anders als z.B. Lizzie. Beide Väter sind nicht gerade Lichtgestalten, aber Mr Bennet ist doch jemand, der Lizzie eine geistig anregende Umgebung geboten hat. Mr Knightley hat sich bisher auch nicht grad stark eingemischt. ;)

Emma hat ihre Überzeugungen, bedingt durch ihre Umgebung. Vielleicht nicht eben gerade viele persönliche Erfolgserlebnisse bisher. Nun meint sie, die Ehe von Miss Taylor und Mr Weston angestiftet zu haben... - warum soll sie nicht noch einmal so etwas versuchen?

Ich kann da - zumal bei einem so jungen "Mädel" nichts Negatives sehen. Bisher! :fies_sei:

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BeitragVerfasst: Montag 22. April 2013, 23:03 
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Es mag schon sein, dass man hier kritischer auf Emma blickt, wenn man weiß, wie es weitergeht. Ich erinnere mich nicht mehr, wie mir das beim ersten Lesen erging. Aber ich will auch gar nicht hart mit ihr ins Gericht gehen - mir fallen nur diesmal besonders viele Hinweise im Text auf, die Emma nicht positiv erscheinen lassen. Zugleich liefert Austen natürlich auch Erklärungen und Entschuldigungen. Und man kann es, wie Edda schreibt, auch einfach gut finden, dass sie nicht perfekt ist. Ist halt alles ein wenig doppeldeutig, das gefällt mir am Text.


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BeitragVerfasst: Dienstag 23. April 2013, 09:15 
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Merci@pauli! Ja, dann kann man schon auf eher wohlhabende Verwandtschaft schliessen, oder?

Emma
Ich find auch, dass, wenn man es aus Erst-Leser-Sicht betrachtet, Emma bis jetzt sehr punkten konnte. Allein schon wie sie sich um ihren Vater kümmert, Abende nach seinem Geschmack organisiert und ihm nicht zeigt, wenn sie unglücklich ist, weil sie ihn nicht weiter belasten will, macht sie doch liebenswert. Und eben auch, dass sie für Harriet etwas Gutes tun will. Ich meine, sie hält sich für Harriets Miss Taylor :mrgreen: Klar, wenn man den weiteren Verlauf kennt, liest man einiges anders, aber ich erinner mich noch, dass ich, als ich Emma zum ersten mal gelesen habe, sie eigentlich recht lange sehr sympathisch fand, weil sie es ja im Grunde "gut meint" bzw einfach nicht besser weiss.

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BeitragVerfasst: Dienstag 23. April 2013, 19:19 
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Mal eine andere Perspektive auf Emma: Wo wäre die Geschichte, wenn sie sich in allen Lebenslagen moralisch & ethisch korrekt (am besten bitte aus heutiger UND damaliger Sicht) verhalten, denken, sprechen würde. :wink:

Im Ernst - ich finde, ähnlich wie bei Fanny Price und "Mansfield Park" - dass es keine "einwandfreie" Hauptperson mit größtmöglichem Identifikationspotenzial geben muss, um eine Geschichte gefällig zu machen ... ganz im Gegenteil. Die spannenderen Geschichten sind doch meistens die, wo die zentralen Charaktere zumindest zwiespältig sind. Wenn nicht sogar widersprüchlich. Das ist JA in "Emma" und "Mansfield Park" in meinen Augen ganz wunderbar gelungen - und gerade in "Emma" geht es doch um so viel mehr, als dass ein verwöhntes Mädchen Fehler macht & sie dann einsieht & "belohnt" wird. Das Buch und auch Emma darauf zu reduzieren, was sie falsch oder richtig macht, finde ich ziemlich kurz gegriffen. Wird man damit als Leser nicht auch ein Stück weit zum "Moralapostel"?


Miss Hamilton hat geschrieben:
(...) sie hält sich für Harriets Miss Taylor.


Das finde ich einen interessanten Vergleich!


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BeitragVerfasst: Dienstag 23. April 2013, 21:40 
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Julia hat geschrieben:
Miss Hamilton hat geschrieben:
(...) sie hält sich für Harriets Miss Taylor.


Das finde ich einen interessanten Vergleich!

Ich glaube, das hab ich aus einer Verfilmung :oops: ;D

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BeitragVerfasst: Dienstag 23. April 2013, 22:07 
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Zitat:
Wird man damit als Leser nicht auch ein Stück weit zum "Moralapostel"?


@Julia: Na klar soll sie sich nicht "richtig" verhalten, dann wäre das Buch ja schon am Anfang zuende. :wink: Ohne ihr Fehlverhalten kommt die Story ja nicht voran. Es geht mir auch sicher nicht darum, mich mit Emma zu identifizieren. Ich will das Buch auch nicht auf Emmas Verhalten reduzieren. Da hast du mich missverstanden. Keine Angst, hier gibt es keine Fanny-Price-ist-öde-Endlosdebatte. :wink:
Ich bin aber sicher, dass man eng am Text zeigen kann, wie ambivalent Austen Emma darstellt. Sie wird nicht erst von Mr. Knightley kritisiert, sondern von der Erzählerin stellenweise sehr kritisch eingeführt - und zugleich kann man sie trotzdem "mögen", obwohl das für den Wert des Buches natürlich total egal ist. Aber dass Austen das macht, warum sie es macht und wie, finde ich spannend. Ich denke zum Beispiel, dass die "erlebte Rede" kräftig dazu beiträgt, dass Emma auch dann positiv wirken kann, wenn sie negative Sachen denkt. Das hat Austen schon toll gemacht.


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 Betreff des Beitrags: Re: Groupread Emma, 4. Kapitel
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. April 2013, 19:44 
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4. Kapitel

Emma und Harriet unterhalten sich über Vorzüge und Defizite von Mr. Martin. Emma hält ihn nicht für einen geeigneten Partner für Harriet.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. April 2013, 06:24 
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"Emma was obliged to fancy what she liked"

Ein schöner Satz! Mangels Information über Harriets Herkunft ist Emma also "gezwungen" sie sich nach Belieben auszumalen. Ich muss immer mal wieder daran denken, dass ich in einem Aufsatz über den Roman mal gelesen habe, man könnte Emmas Weltbild als die Perspektive einer Schriftstellerin verstehen. Also eine phantasiebegabte Person, die die Menschen in ihrer Umgebung als "Charaktere" wahrnimmt, und zwar nur soweit, wie sie in ihre "Geschichte" passen. Und die entsprechend "konzipiert" und "eingesetzt" werden. Muss ich nochmal raussuchen ... dieser Satz und überhaupt das Kapitel passen ja hervorragend dazu.

Schön auch, wie in die Unterhaltung und Begegnung mit Robert Martin zahlreiche Hinweise gestreut sind, die ihn wesentlich positiver erscheinen lassen, als Emma es gern hätte. Die Informationen über den Lebensstil der Martins deuten darauf hin, dass sie einen recht gehobenen Lebensstandard haben, abgesehen davon, dass auch genügend Geld & Bildungswille da ist, um die Töchter zur Schule zu schicken. Auch ist Robert Martin nicht so ungebildet, wie Emma es Harriet nahelegt: Dass er keinen der Schauerromane gelesen hat die Harriet erwähnt, sondern den weitaus "vernünftigeren" Oliver Goldsmith und sich mit moderner Landwirtschaft beschäftigt, spricht ja in Austens Welt eher für ihn.

Vorgeführt wird auch Emmas Klassenbewusstsein, gleich zweimal: A degree or two lower, and a creditable appearance might interest me und I had imagined him, I confess, a degree or two nearer gentility ... wobei ich mir nicht sicher bin, ob das nicht in erster Linie eins der mühsam zusammengekratzten Argumente ist, um Mr Martin schlecht zu reden. Denn Emma fischt ja ganz schön im Trüben: Sprachmodulation, Manieren, Haltung, ... alles doch eher oberflächliche Qualitäten, die nichts oder nur wenig über den Charakter oder persönlichen Wert aussagen. Und das wird ja auch Emma eingestehen, wenn es später um Frank Churchill geht. Gleichzeitig wird Mr Elton hochgejubelt, von dem Emma später zugibt, wie unerträglich sie ihn eigentlich findet.

Das alles zeigt für mich, dass Emmas Ansichten und Äußerungen auch sehr von Vorurteilen oder zumindest vorgefassten Meinungen geprägt sind. Sie macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. :wink: Wie Pippi und eben auch wie eine Schriftstellerin.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. April 2013, 14:30 
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Julia hat geschrieben:
"Emma was obliged to fancy what she liked"

Ein schöner Satz! Mangels Information über Harriets Herkunft ist Emma also "gezwungen" sie sich nach Belieben auszumalen. Ich muss immer mal wieder daran denken, dass ich in einem Aufsatz über den Roman mal gelesen habe, man könnte Emmas Weltbild als die Perspektive einer Schriftstellerin verstehen. Also eine phantasiebegabte Person, die die Menschen in ihrer Umgebung als "Charaktere" wahrnimmt, und zwar nur soweit, wie sie in ihre "Geschichte" passen. Und die entsprechend "konzipiert" und "eingesetzt" werden. Muss ich nochmal raussuchen ... dieser Satz und überhaupt das Kapitel passen ja hervorragend dazu.

Eine interessante Sichtweise zu der ja auch die Interpretation in der letzten Verfilmung passt, wo Emma als junges Mädchen mit den Puppen Hochzeit spielt und sich dann als Vorwurf von Mr Knightley anhören muss, sie könne lebende Menschen nicht wie Puppen hin und her jonglieren. Eine Schriftstellerin macht mit ihren Figuren auch nichts anderes, nur das Emma das halt mit lebenden Menschen versucht.

Julia hat geschrieben:
Schön auch, wie in die Unterhaltung und Begegnung mit Robert Martin zahlreiche Hinweise gestreut sind, die ihn wesentlich positiver erscheinen lassen, als Emma es gern hätte. Die Informationen über den Lebensstil der Martins deuten darauf hin, dass sie einen recht gehobenen Lebensstandard haben, abgesehen davon, dass auch genügend Geld & Bildungswille da ist, um die Töchter zur Schule zu schicken. Auch ist Robert Martin nicht so ungebildet, wie Emma es Harriet nahelegt: Dass er keinen der Schauerromane gelesen hat die Harriet erwähnt, sondern den weitaus "vernünftigeren" Oliver Goldsmith und sich mit moderner Landwirtschaft beschäftigt, spricht ja in Austens Welt eher für ihn.

Genau das habe ich auch oft gedacht, so schlecht ist die Lebenssituation der Martins doch gar nicht, was Emma da nicht gut findet, habe ich nie verstanden, Und selbst Goethe war begeistert von Goldsmiths Vicar, also was hat sie dagegen. Führt JA Emma hier vielleicht als doch nicht so gebildet vor?

Emma in einer Reihe mit Pippi Langstrumpf :vuvu: :brille: :fies_sei: das hätt' ich mir nie träumen lassen :thud: :D

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