Udo hat geschrieben:
Edward erwähnt hier im Kapitel dazu einen Aspekt, den ich auch bemerkenswert finde. Er spricht von der "Ehrlosigkeit" Roberts gegen ihn. Nicht nur Roberts allgemeines Betragen gegenüber Edward ist ja übel - dass er ihm die Verlobte "wegnimmt" ist eigentlich an Gemeinheit kaum zu überbieten (es sei denn,er wüsste genau, dass Edward von Lucy nichts mehr will, was hier aber nicht erklärt wird). Wobei der Aspekt der Rivalität dabei offenbar keine Rolle gespielt hat. Jedenfalls schreibt JA nichts davon.
Ja, aber entsteht Ehrlosigkeit, Wortbrüchigkeit, Verrat etc. nicht doch auch aus einer gewissen Rivalität heraus? Also weil man dem anderen eins auswischen will? Man intregiert von kleinauf gegen den eigenen Bruder, wenn man um die eigene Position fürchtet, dem Bruder eigentlich untergeordnet ist (jünger, schwächer etc.) und die eigene Stellung in der Familie verbessern will; und man nimmt dem Bruder die Frau weg, weil man ihm alles neidet, auch die vermeintliche "Liebe". Robert schein hier so extrem zu sein, dass er nicht mehr logisch denken kann, denn eine gute Partie, ein sogenannter Glücksgriff ist Lucy ja nun auch wieder nicht. Ausser sie gibt ihm etwas, was er zuhause bisher vermisst hat.
Julia hat geschrieben:
Wenn alle zufrieden und "am Ziel" sind, wird es langweilig, wie dieser herrliche Satz über Elinor und Edward zeigt:
They had in fact nothing to wish for, but the marriage of Colonel Brandon and Marianne, and rather better pasturage for their cows.
Na ja, Jane Austen macht sich hier ganz schön über das beschauliche Landleben lustig, finde ich. Mehr noch als eine Hochzeit Mariannes mit Brandon wünschten sich die Edward Ferrars also bessere Weiden für ihre Kühe? Sooo schlecht kann es ihnen nicht gegangen sein, wenn sie mehrere Kühe hatten und genug Grund, sie zu weiden. Brandon scheint
sehr großzügig gewesen zu sein, also hatten sie doch mehr davon, wenn er richtig zur Familie gehörte, sollte man meinen.
Interessant, wie leicht Jane Austen mit wenigen Sätzen ein Bild der verschiedenen Ehen übermittelt. Ich kann übrigens nicht finden, dass Willoughby und seine Sophia recht gut leben. Sie war nicht immer schlecht gelaunt, was auf ziemlichen Ehe oder Liebesfrust schliessen lässt und er verzog sich halt in den Stall zu seinen Pferden oder ging mit Freunden auf die Jagd. Sophias Geld wird also nicht lange gereicht haben, mussten doch zuvor die Schulden beglichen werden, die Willoughby seit seiner Jugend kontinuierlich aufgebaut hatte, wie er selbst sagte, um es seinen wohlhabenderen Freunden gleichzutun, oder sie sogar zu übertreffen. Ich glaube kaum, dass er sein früheres, großspuriges Verhalten änderte.
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit