Julia hat geschrieben:
Nee, der Film hat null mit dem Buch zu tun, gerade mal ein paar Figuren wurden übernommen. Die Handlung ist eher eine Art "Alice kehrt zurück" in typischer Disney-Manier.
Ich war wahnsinnig enttäuscht. War irgendwie wie "Narnia" auf Drogen ...
Klar, visuell toll - Tim Burton eben, das erwartet man ja schon fast. Aber das Drehbuch war eine Katastrophe (bes. diese pseudo-feministischen Komponenten: peinlich) - vorallem wenn man bedenkt, was das Buch alles hergegeben hätte, auch für eine sehr freie Interpretation. Nämlich eben ausnahmsweise mal keine "Gut-gegen-Böse"-08/15-Fantasy-Story. Aber das war den Produzenten wohl zu riskant.
Ich habe offenbar den Vorteil gehabt, das Buch nicht zu kennen. Es ist ein Kinderbuch (wahrscheinlich viel mehr, aber darüber weiß ich eigentlich nichts), deshalb habe ich von der Handlung nicht besonders viel erwartet. Eigentlich gar nichts. Die Geschichte, die Burton gefilmt hat, ist halt die einer jungen Frau, die in eine zauberhafte Welt gerät und alles Mögliche er- und durchlebt, bis sie am Ende natürlich siegt und auch was fürs "richtige" Leben gelernt hat. Gut, das ist jetzt sicher ein Thema, das gelegentlich in Fantasy-Geschichten variiert wird. Und ich hatte auch den Eindruck, dass Burton Szenen gedreht hat, die sich diesen Umstand zunutze machen, vor allem den finalen Kampf gegen das Supermonster. Hat man so oder ähnlich doch schon mehr als einmal gesehen, selbst wenn man kein Fantasie-Fan ist.
Aber das macht rein gar nichts, finde ich. Burton hat mit einer unglaublichen Detailverliebtheit grandiose Bilder auf die Leinwand gebracht, man schaut und staunt, wer mag, kann sich völlig verzaubern lassen und dank 3D sogar fast wirklich eintauchen in diese fantastische Welt. Zu viel Technik tötet die Fantasie, sagt man. Stimmt oft, hier nicht. Die Bilder berauschen und ziehen einen völlig rein in die Story, so mager die auch sein mag. (Mal nebenbei: Manche Storys von Jane Austen, völlig reduziert auf die Handlung, beeindrucken auch nicht gerade durch Komplexität. Es ist nicht zuletzt das WIE, die Sprache, die feinen Beobachtungen, das Psychologische, der Humor - wenn man so will, die Umsetzung mit technischen Mitteln, die Austen so faszinierend machen. Aber ein Vergleich Burton-Austen ist vielleicht doch etwas schräg, denke ich gerade so...
). Bei Burton kommt die ausgezeichnete Leistung der Schauspieler hinzu, insbesondere Bonham-Carter, Depp und Hathaway. Ich finde, er hat ein kleines cineastisches Kunstwerk geschaffen. Dass ihm Disney dabei das Geld gegeben hat, ist sicher nicht ohne Folgen geblieben, die lassen sich aber verschmerzen.