Caro hat geschrieben:
Bei den genannten Frauen kann man kaum Beweise für ihren politischen Einfluss finden, zumal sie sich auch noch gegenseitig bekämpften.
Auch die schöne Wilhelmine, die man zwar die deutsche Pompadour nannte, hatte nicht wirklich deren Einfluss auf die Regierungsgeschäfte, man sagt sogar, sie habe diese "Macht" auch nicht gesucht.
Natürlich gibt es keine Beweise, nicht grundlos agierten die besagten Frauen im Schatten. Die gesellschaftlichen Umständen hätten niemals zugelassen oder toleriert das Frauen, sei es nun eine offizielle Gemahlin oder eine Mätresse aus dem Schatten heraus trat. Das wäre als absolute Schwäche und Schande des Mannes gewertet worden.
Trotzdem wußte man vielfach um die Machtposition und den Einfluss dieser Frauen. Wenn man bedenkt wie die Bevölkerung diese Frauen mit Hohn überschüttete oder der jeweilige Hof alles daran tat deren Einfluß durch geschickt gesteuerte Intrigen zu nichte zu machen, so kann man wohl getrost davon ausgehen das deren Einfluß wesentlich größer war als offiziell bekannt.
Caro hat geschrieben:
Frauen erhielten früher, wenn überhaupt, eine gewisse Macht über den Mann auch nur, wenn er willentlich "schwach" war und unfähig eigene Entscheidungen zu treffen.
Schwache Herrscher waren im Laufe der Geschichte eher die Regel, denn die Ausnahme.
Caro hat geschrieben:
War er selbst stabil, dann suchte er nicht ausgerechnet den Rat einer Frau, und sei es seine Geliebte oder Mätresse. Dann schon eher den Rat der Mutter.
Auch eine Mutter ist eine Frau, meistens jedenfalls.
Lehrt uns nicht die Geschichte das Frauen durchaus bereitwillig in den Krieg ziehen. * Mutter Courage*
Caro hat geschrieben:
Allerdings ist es selbst dann (wenn er auf die Geliebte hörte) nicht sicher, auf WEN er tatsächlich hörte, den unsichere Menschen sind wankelmütig, und die Historiker und Biographen erlauben sich dann gerne die Geschichte nach ihren Ansichten zu verdrehen.
Wenn mag das verwundern, da hat sich bis heute nichts geändert. Nicht wahr?
Caro hat geschrieben:
Anne Boleyn, bzw, ihre Verweigerung soll Heinrich dem VIII den Verstand geraubt haben. Vermutlich hatte er vorher schon keinen ausgeprägten, sonst wäre er nicht immer wieder seiner Lust erlegen, oder vielmehr der Lust auf eine bestimmte Frau, selbst wenn es England mehr schadete als nutzte.
Heinrich war ein Kind seiner Zeit, die wohl einerseits geprägt war durch zügeloses Verhalten als auch durch sinnferne Bigotterie , religiösen Wahn und Heuchelei.
Saufen, fressen und Hurerei waren neben den schönen Künsten ein fester Bestandteil der damaligen Kultur.
Das was wir als grausam oder inhuman anprangern galt zu jener Zeit nicht unbedingt als verwerflich.
Geisteskranke Herrscher gab es mehr als reichlich, schon bedingt durch den beständigen Overcross der ehelichen Verbindungen.
Caro hat geschrieben:
Es ist nicht schwer einen Mann um den Finger zu wicklen, dem seine Libido über alles geht. Hier stimmt das Schlagwort, Männer dächten gern mit den unteren Körperregionen. Allerdings sagt die Einflussnahme hier nicht besonders viel über die geistige Qualität der Geliebten aus, indem der Mann das willige Opfer spielt.
Vielleicht sollte man die Männer nicht vorschnell verurteilen,
sind sie nicht ebenfalls "Opfer", stellte man nicht bestimmte Erwartungen an einen potenten Herrscher. Sicher, die Evolution bedingt das Triebverhalten. Daran hat sich bis heute nichts maßgeblich verändert. Die männlichen Gene sind äußert bestrebt die Art zu erhalten, nicht nur das, sondern auch die unbewußte Wahl des Gefäßes ( der Frau) zeigt das männliche Gene gewillt sind die "Art" nicht nur zu erhalten, sondern bestimmte Qualitäten zu potenzieren.
Caro hat geschrieben:
Anders kann man/ich mir Heinrichs Weibergeschichten nicht erklären und dass sie auch noch zum Bruch mit der Kirche führten, weil er ihretwegen nicht in das Schlafzimmer einer Anne Boleyn kam.
Wie du siehst, es gibt immer mehr als nur ein Erklärungmodell, nur sollte man sich davor hüten in Schwarz-Weißschablonen zu denken. Die Wahrheit liegt bekanntlicherweise meist im Graubereich.
Caro hat geschrieben:
Gut, sie hat zum Bruch mit der katholischen Kirche, mit dem Papst geführt, aber wäre sie eine wirkliche Dame gewesen, hätte sie es gar nicht so weit kommen lassen oder dies zugelassen. Soll ich sie dafür also respektieren und verehren? Das kann ich nicht.
Das verlangt niemand. Das Damenbild der Gentry läßt sich auch schwerlich in die Epoche Heinrichs übertragen.
Heinrich hat sich nicht ausschließlich durch seine Verehelichungen und die damit verbundenen Eskapaden einen Namen gemacht, der Bruch mit der Kirche gehört ebenso zu seiner Epoche wie der Eintritt England in den Reigen der damaligen Weltmächte.
Caro hat geschrieben:
Andererseits, wie kann er sie töten, wenn er doch auf sie hört, wenn Sie ihn wirklich am Gängelband hat? Das passt für mich nicht zusammen. Anne Boleyn hat hoch gepokert, anfangs scheinbar gewonnen, zumindest wurde sie geheiratet, hat am Schluß aber doch verloren. Wie weit ihre Handlungen von eigenen Entscheidungen geprägt waren, oder was ihr von Vater und Onkel in den Mund gelegt wurde, wissen wir nicht wirklich. Man kann nur vermuten. Hatte sie selbst also wirkliche Macht? Hat sie demnach das Leben für das englische Volk erleichtert oder erschwert? Hat sie entschieden, Wer die Feinde oder Freunde Englands waren? Ist Macht und Einfluss gleichbedeutend damit, bei einem Fürsten zu liegen und mit ihm zu flüstern und zu plaudern?
Anne Bullen war nachweislich eine für ihre Zeit hochgebildete Frau, sie sprach mehrer Sprachen und war politisch interessiert. Der Bruch mit der allmächtigen katholischen Kirche war durchaus gewollt. Füllte er nicht zuletzt Heinrichs Kasse.
Bekommt eine Frau zuviel Macht, wird sie gefürchet. Heinrich war unstet. Die Tatsache das er sechsmal eine Ehe einging zeigt das was offensichtlich ist. Zwei seiner Frau entledigte er sich durch den Henker. Anne hatte noch die Gnade des Richtschwertes. Katharina Howard, einer Nichte Annes war da weniger Glück beschienen.
Caro hat geschrieben:
Wenn eine Frau mit Dichtern, Philosophen und Politikern in diversen Salons verkehrte, spricht man von heute von deren Macht und Einfluss. Die Frage ist jedoch, haben sie die Männer wirklich beeinflusst, haben die Männer nach den Gesprächen ihre Meinung und damit auch ihre politische Gesinnung geändert? Haben diese Salongespräche die Welt oder auch nur das eigene Land oder die Region besser gemacht? Es ist einfach, eine angeborene, schlechte Gesinnung bei einem Mann zu verstärken, aber unvergleichlich schwerer ihn zum Guten zu bekehren und dadurch dem Volk zu helfen.
Viele dieser Frauen wirkten im Kleinen, oft ist es ein Stein der eine Lawine ins Rollen bringt. Die Gesellschaft der damaligen Zeit ( sprich der Romantik) ließ es doch gar nicht zu das Frau beherzt in den Vordergrund traten.
Jane Austen zögerliches Verhalten sich als Autorin ihrer Werke zu outen unterstreicht dies doch mehr als offensichtlich.
Blaustrümpfe wurde nicht geehelicht. Die einzige materielle Sicherheit die ein Frau in dieser Zeit erreichen konnte war nur durch Ehe oder als Geliebte eines gutsituierten Gentlemen möglich. Es ging letztlich doch immer nur ums blanke Überleben.
Caro hat geschrieben:
Gerade die Gattinen linker Hand hatten nicht einmal genügend Einfluss ihre Kinder in die Thronfolge zu bringen. Sie erhielten zwar eigene, auch erfundene Titel, waren jedoch immer zweite oder dritte Wahl, nicht viel besser gestellt als die Kinder der üblichen Mätressen, nur dass die Beziehung einen offiziellen Anstrich erhielt. William, der Eroberer, war wohl der einzige illegale Sohn, der seinen Vater überflügelte. Zumindest ist mir kein zweiter bekannt.
Den Frauen war das sicherlich bewußt, aber es schmälerte ihren Einfluss nicht. Diesen Frau ging es in erster Liene um ihre gesellschaftliche Stellung und die war nun mal nicht schlecht. Es war eine Ehre für die Tochter niederen Adels von ihrem Fürster "erwählt" zu werden. Wir sollte uns hüten heutige Moralvorstellung auf die damaligen Zeit zu übertragen.
Frauen damals waren schlicht aus der Not heraus cleverer, als viele Geschlechsgenossinnen heute.