Ich hab mal die englischen News gegoogelt und da finden sich ziemlich widersprüchliche Darstellungen - je nachdem ob man seriöse oder Boulevardpresse bedient. Im
"Guardian" z.B. klingt das alles schon wieder ganz anders:
Zitat:
Gifford, a much more obscure figure who was said to be shy and awkward, polished up Austen's manuscripts, smoothing out the style, regularising the punctuation, introducing the famous exquisitely placed semicolons and eliminating her blizzards of dashes.
"Does it make her less of a genius?" said Professor Kathryn Sutherland of the English language and literature faculty at Oxford University.
"I don't think so," she said, answering her own question. "Indeed I think it makes her more interesting, and a much more modern and innovative writer than had been thought.
"In particular, her use of dashes to heighten the emotional impact of what she is writing is striking: you have to wait for Virginia Woolf to see anything comparable."
... und bei der
BBC heißt es:
Zitat:
Professor Sutherland, an Austen authority, said studying her unpublished manuscripts gave her "a more intimate appreciation" of the author's talents.
The manuscripts, she went on, "reveal Austen to be an experimental and innovative writer, constantly trying new things."
They also show her "to be even better at writing dialogue and conversation than the edited style of her published novels suggest."
Ich würde ja gerne mal den Originaltext(?) von Kathryn Sutherland lesen, der Name ist mir in anderen Büchern schon mehrmals begegnet und so oberflächliche Aussagen wie in dem "Spiegel"-Artikel passen eigentlich gar nicht zu meinem Eindruck von ihr - und die beiden zitierten Artikel interpretieren ihre Aussagen auch völlig anders bzw. bringen ganz andere Zusammenhänge.
Deshalb vermute ich, dass sich da verzweifelte Journalisten auf eine willkommene Schlagzeile gestürzt haben. Was sagt denn bitte Interpunktion über die Qualitäten eines Autors aus?
Und sowieso: Von den 6 Romanen die in den meisten Artikeln erwähnt werden, existieren überhaupt keine Manuskripte - lediglich von den Jugendwerken, "Lady Susan", "The Watsons", "Sanditon" und dem verworfenen Kapitel von "Persuasion".
Bleibt also die Frage, woher man wissen will, wieviel von den 6 veröffentlichten Romanen tatsächlich von einem Lektor bearbeitet wurde? Scheint eher ein Fall von schlechtem Journalismus als von schlechtem Schreibstil zu sein ...
Aber es passt ja ins bekannte Muster, dass jede hoch geschätze Autorin/Künstlerin/ ... irgendjemanden (natürlich einen Mann!) gehabt haben muss, der ihr geholfen hat. Denn es kann natürlich nicht wirklich sein, dass sie selbst und ganz allein einfach großartig war.