doris-anglophil hat geschrieben:
Na ja, es muss nicht jeder erfolgreiche bzw. auf hohem internationalem Niveau singender Opernsänger halb dem Wahnsinn verfallen sein.
Ich habe einen sehr guten Freund, der ein wirklich bekannter und begnadeter Sänger ist (NY Met, Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele usw.) der ist so "normal" wie du und ich. Aber er hat ein unglaubliches Charisma und ist einer der besten "Sänger-
Schauspieler" derzeit auf den Opern-Bühnen, abgesehen natürlich von der Superstimme, die er hat.
Zu Mr. Potts - der wird gerade gnadenlos verheizt und das tut mir für ihn leid. Ich denke nicht, dass das in seinem ursprünglichen Sinne gewesen ist, aber nun ist er in diese Tretmühle eben reingeraten...
Maria Callas war dem Wahnsinn verfallen? Das würde ich nicht unbedingt behaupten. Sie hatte eine aufsehnerregende Stimme, sehr sinnlich, mit einem eigenartigen Tembre.
UND sie war eine überragende Selbstdarstellerin...das machte sie zur Primadonna absoluta. Solche Persönlichkeiten sind heutzutage rar gesät.
Was Potts anbelangt. Ich denke er ist nicht unglücklich.
Das was das Publikum an Paul Potts anrührte....eben auch jene für die "U-Musik" nicht unbedingt einen Unterhaltungswert aufweist, war die Person des Paul Potts, weniger seine Stimmgewalt.
Zum ersten Mal in seinem Leben, wird er wahrgenommen...wahrgenommen von einem weltweiten Publikum. Selbst wenn dieser Erfolg nicht von Dauer sein sollte, so hat er doch etwas erlebt, was manchem "studierten" Sänger nie vergönnt sein wird. So etwas stößt in bestimmten Kreisen der Musikszene....schon mal auf gespieltes Mitleid, unter der Hand auf Spott usw. Bedauerlicherweise wird die platte Masse der "U-Musiker" nie in den Genuß kommen, von einem breiten Publikum wahrgenommen und sogar geliebt und bewundert zu werden.
Sicher, sie streiten dies ab ( ich kenne mich übrigens in dieser Szene auch ein wenig aus), aber jeder Musiker wünscht sich den Erfolg. Das ist letztlich das Ziel aller Bestrebungen. Viele gute Leute dümpeln ihr Leben lang auf der Provinzebene vor sich hin, ohne je auch nur ansatzweise das zuerleben, was Paul Potts in so reichem Maße zu Recht zu Teil wurde. Das schmerzt, zumal jeder Sänger sich selbst für die Reinkarnation eines g`ttgleichen Sängers hält. Und so überhäuft man ihn mit Mitleid.
Dabei braucht er eines gewiss nicht - Mitleid.
Mal abgesehen von seinem materiellen Zugewinn ( soviel verdiene viele im Laufe ihrer ganzen Lebenslaufbahn nicht) steht er im Glanz einer "weltweiten" Popularität. Auch wenn diese nicht von Dauer sein sollte, er hat es erlebt. Das was andere nie erleben werden.
Es sei ihm vergönnt, er hat die Herzen der Menschen berührt.