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 Betreff des Beitrags: Neues Mitglied
BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 11:47 
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Austenfrischling

Registriert: Montag 29. Mai 2006, 19:22
Beiträge: 4
Wohnort: D79540 Lörrach
Liebe J.-Austen-rFreunde, Ich freue mich sehr, auf solch einem Board mitschreiben zu können. Ich bin 64 Jahre alt bin Arzt, in Lörrach bei Basel. In meiner Studienzeit hatte ich kurz eine Dozentin für literatur und Schriftstellerin (Leamington) kennengelernt, und ich hatte sie damals gebeten, mir eine Reihe englischer Romane zu nennen, die sie besonders schätzte. Dabei waren Persuasion , Wuthering Heights, To the Lighthouse, Moll Flanders, Middlemarch, etc. Ich habe seither nicht aufgehört, englisch zu lesen, wenn ich etwas fand. Virginia Woolf hatte eine Revolution bei mir, und später auch bei meiner Frau ausgelöst. Wuthering heights hatte ich damals mit großer Begeisterung gelesen, letztes Jahr aber kam es nach der Lektüre von Maletzkes Bronte- Biographie bei mir zu einem Fieber für die ganze Bronté- Familie.Ch.B. konnte ja J. Austen nicht gut leiden, gelinde gesagt. Ich hatte damals Emma gelesen, hatte das Buch geliebt, hatte mich damals aber durch das Englisch vielleicht etwas mühsam durchgeschlagen. Jetzt hatte ich schließlich doch zu Persuasion gegriffen, ich glaube, auch nach einer J.-A.- Verfilmung (die mich allesamt , besonders die neueren, nicht so berührt hatten, anders ist das z.B. mit den Ivory- Verfilmungen von E.M. Forster). Ich war so erstaunt! Welche Vollkommenheit!, in jeder Hinsicht! Ein so vollkommenes Sprachgebilde, dass man fast sagen kann, es ist leicht zu lesen, weil das Ausgesagte in all seinen Feinheiten und Wendungen in einer derart tragenden Konstruktion aufgehoben ist, dass es wie selbstverständlich wirkt. Mir kommt die Assoziation einer gotischen Kathedrale...und dann, mit ebendiesem Gefühl, immer wieder einmal das ganz leichte Gefühl, Proust zu lesen. Ich meine das mit vollem Ernst, als jemand, zu dessen Leben Proust fest dazugehört. Warum das? Ich denke, dass das bei W. Benjamin steht, dass sich bei Proust das Geschwätz niedergeschlagen hat. Ebenso kam mir bei Persuasion immer wieder so etwas in den Sinn, dass bei Jane Austen der Gossip seine höchste literarische Form in der englischen Literatur gefunden hat. Zu schreiben, nicht nur von den jeweiligen Empfindungen und Gedanken, sondern vor allem immer gleichzeitig, oder vor allem, was die Leute denken und sagen -was, und wie "man" so denkt, spricht, was damit schon in der Sprache selbst ausgedrückt ist. Das fand ich auch später, bei Forster, Woolf, immer wieder vor, dieses Verhaftetsein am Idiomatischen, womit immer eine allgemein gebräuchliche Redeweise etwas über das soziale Klima aussagt. Das eigene Gefühl und Urteil kommt dann bei Jane Austen nur ganz subtil, unterschwellig durch, und wird oft unterdrückt Ich verfiel dann natürlich gleich auf den Aufsatz "regulatet hatred". Das andere Gefühl, was mir den Eindruck machte, bei Proust zu sein: Das erzählende Subjekt, dass sich ständig unter Menschen befindet, einsam, sehr, sehr sensibel, ganz anders als alle anderen. Ob wir auf einer Gesellschaft in Bath sind, oder auf der Soirée bei den Guermantes in le temps retrouvé. Überhaupt auch, wie hochentwickelt die Schilderung des städtischen Lebens, in dieser Zeit.
Liebe Freunde, ich muß schließen, hoffentlich bad wieder! Wolfgang


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Verfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 11:47 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 13:05 
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Austenkenner
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Registriert: Donnerstag 20. Oktober 2005, 17:19
Beiträge: 498
Wohnort: Reutlingen
Hallo und herzlich willkommen, Wolfgang.

Es freut mich sehr, dich bei uns zu haben, zumal man von der älteren Generation ja immer annimmt, sie hätte mit der neueren Technik nix am Hut. Ich bin begeistert. :)

wwilking hat geschrieben:
... dass bei Jane Austen der Gossip seine höchste literarische Form in der englischen Literatur gefunden hat.

Das ist schön gesagt. :)

Ich kenne weder die Brontes, noch Proust, noch Forster (ich habe allerdings "Zimmer mit Aussicht" gesehen und auch als DVD im Regal stehen -- zählt das? ;) ) und kann dir deshalb in deinem Post nicht wirklich folgen. *rotwerd*
Allerdings lese ich solche Texte gerne, weil ich gerne lerne.

Ich hoffe, du kommst bald wieder und postest viel. Ich wünsche dir viel Spaß unter uns Hühnern (und Gockeln). *g* ;)

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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 13:59 
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Austenkenner
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 00:49
Beiträge: 451
Wohnort: Hamburg
Hallo Wolfgang,
ich ziehe gerade in tiefer Hochachtung meinen imaginären Hut vor Dir. Du bist, glaube ich, nicht nur der erste, der Proust gelesen hat, sondern ihm auch noch etwas abgewinnen kann. Ich habe nach zwei elenden Bänden von "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" schlappgemacht mit der Überzeugung, daß das Lesen dieses Werkes mir die Suche erspart hat - ich hatte sie bereits gefunden. :devot

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Menschen treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile. Einige bleiben für immer, denn sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Neues Mitglied
BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 14:21 
wwilking hat geschrieben:
Welche Vollkommenheit!, in jeder Hinsicht! Ein so vollkommenes Sprachgebilde, dass man fast sagen kann, es ist leicht zu lesen, weil das Ausgesagte in all seinen Feinheiten und Wendungen in einer derart tragenden Konstruktion aufgehoben ist, dass es wie selbstverständlich wirkt.


Ja :ja: :ja: :ja: .

Herzlich willkommen!. Ich hoffe, du magst dich gerne beteiligen an dem Austausch hier im Board.

Viele Grüße, Hazel


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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 14:23 
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Austenexperte
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Registriert: Montag 24. Oktober 2005, 07:16
Beiträge: 1468
Wohnort: Marburg
Auch von mir ein herzliches Willkommen. Ich hoffe dir gefällt es bei uns!

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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 14:34 
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Archivarius

Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 08:04
Beiträge: 2744
Wohnort: Brandenburg
Hallo Wolfgang,

wunderbar, wir werden immer mehr... :ja: und unsere Lese-Listen scheinen sich auch zu ähneln - bis auf einige kleine Abweichungen: Wo ist denn "Tom Jones" :lach: ? Und, na ja, bei Virginia Woolf, die mir, auch nachdem ich kürzlich den Film über ihr Leben gesehen habe, immer noch suspekt ist... leider auch bei Proust muss ich mich "vollinhaltlich" Cercals Aussage anschließen, die proustbezüglich ihr Schicksal mit mir zu teilen scheint :wink: (ich hab allerdings schon nach den ersten 100 Seiten aufgegeben :eek: )...

So, nachdem hiermit der Männeranteil des JAF-Boardes wieder erfreulich erhöht wurde :top: , kann ich weiterhin mit Optimismus in die Zukunft schauen: Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert! :win

Bruki :cool:

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 15:24 
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Austenexperte
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Registriert: Montag 7. November 2005, 09:18
Beiträge: 858
Wohnort: Bodensee
:tach: ich wünsche dir auch viel Spass hier und hoffe dir gefällts bei uns :)
Übrigens gilt meine Bewunderung jedem der Proust gelesen hat, ich habs leider bislang nicht geschafft auch nur eines seiner Bücher zuende zu lesen, dafür habe ich aber eine Biographie über ihn gelesen :D

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The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid. -HenryTilney
„Das Rationale am Menschen sind seine Einsichten, das Irrationale, daß er nicht danach handelt.“
Friedrich Dürrenmatt

What is written without effort
is in general read without pleasure-
Samuel Johnson.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 18:12 
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Austenkenner
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 00:49
Beiträge: 451
Wohnort: Hamburg
Bruki hat geschrieben:
leider auch bei Proust muss ich mich "vollinhaltlich" Cercals Aussage anschließen, die proustbezüglich ihr Schicksal mit mir zu teilen scheint :wink: (ich hab allerdings schon nach den ersten 100 Seiten aufgegeben :eek: )...
Bruki :cool:

Ich habe damals mit einem Germanstikstudenten zusammengelebt, der mir mit dem Teil im Nacken saß :/ . Daher die Ausdauer. Allerdings habe ich bei Jeremias Gotthelfs "Käserei in der Vehfreude" gestreikt. Ich war und bin zwar ein "Hardcore-Leser" aber irgendwo ziehe auch ich meine Grenzen :tot: .

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Zuletzt geändert von cercal am Donnerstag 1. Juni 2006, 18:38, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 18:21 
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Austenexperte
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Registriert: Mittwoch 24. Mai 2006, 16:03
Beiträge: 1037
Wohnort: Bayern
Jeremias Gotthelf hab ich auch schon mal gelesen. Das war "Die schwarze Spinne" glaub ich. Sooo toll war das auch nich. Aber das war Klassenlektüre, und da muss man dann wohl oder übel durch. :nein:
Magdalena

_________________
Thursday, du darfst nie vergessen, dass unser Denken, sei es nun religiös, philosophisch oder wissenschaftlich, ebensolchen Moden unterliegt wie unser Musikgeschmack und unsere Kleidung. Es ist wie mit den Rockbands. Die Veränderungen dauern nur etwas länger.

Jasper Fforde - In einem anderen Buch


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BeitragVerfasst: Donnerstag 1. Juni 2006, 20:33 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Herzlich Willkommen wwilking!! :)

Ich freu mich besonders über ein neues Mitglied, das nicht gleich in den Firth- und sonstigen Schwärmerthreads verschwindet. (!!) :wink:

Und bei allem was Du schreibst kann ich nur heftig nicken... (außer bei Proust - mit dem bin ich noch nicht warm geworden. Aber ich bin ja auch noch jung, vielleicht braucht das noch Zeit/Reife.)


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BeitragVerfasst: Freitag 2. Juni 2006, 11:43 
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Austenfrischling

Registriert: Montag 29. Mai 2006, 19:22
Beiträge: 4
Wohnort: D79540 Lörrach
an bruki: fielding steht bei mir auch ganz oben, nachdem ich die ironische folgegeschichte von pamela gelesen habe, und die geschichte ihres bruders, bei tom jones war ich anfangs auf der strecke geblieben, weil ich gleichzeitig andere bücher las, es kostet schon einige anstrengung. ich komme übrigens mit jane Austen auch immer relativ langsam vorwärts, ich finde sie allerdings (in englisch) einiges leichter zu lesen als fielding, aber ich habe bei ihr immer das bedürfnis, mir zeit zu lassen, und die ganze pracht der textpassagen auszukosten.ich verstehe merkwürdigerweise bei Jane Austen oft schneller, wenn laut lese. es ist bei ihr eine ganz eigene prosa,in der die indirekte und direkte rede, und auch das innere gespräch fast überwiegt, sodass es mir fast wie ein stück dramatischer kunst anmutet


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BeitragVerfasst: Samstag 3. Juni 2006, 08:59 
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Austenfrischling
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Registriert: Samstag 15. April 2006, 10:43
Beiträge: 22
Hallo wwilking,

Hazel hat es eigentlich schon geschrieben, aber ich muss es doch auch sagen... kann nicht anders. Deine Zeilen:
Zitat:
Ich war so erstaunt! Welche Vollkommenheit!, in jeder Hinsicht! Ein so vollkommenes Sprachgebilde, dass man fast sagen kann, es ist leicht zu lesen, weil das Ausgesagte in all seinen Feinheiten und Wendungen in einer derart tragenden Konstruktion aufgehoben ist, dass es wie selbstverständlich wirkt. Mir kommt die Assoziation einer gotischen Kathedrale...

sind wirklich perfekt ausgedrückt. Gotische Kathedrale... - ein schönes Bild!!

Ich selbst habe vor JA bislang leider die englischsprachige Literatur viel zu sehr vernachlässigt... bin jetzt erst am "richtig" entdecken. Außer Virginia Woolf, deren Orlando ich vor einigen Jahren mit Begeisterung gelesen habe. Leider auf Deutsch, was vielleicht noch zu korrigieren wäre... Aber Woolfs Sprache (die Vergleiche, Bilder, Metaphern...) hatten mich damals sehr an Musils "Mann ohne Eigenschaften" erinnert - den ich ebenfalls sehr schätze. Ein Buch, das aus hundert kleinen Büchern besteht... im Grunde ist jedes Kapitel ein Kosmos für sich.
Und falls Proust nicht "schwerer" zu lesen ist (der MoE gilt ja gemeinhin auch als schwierige Lektüre :) ), werd ich wohl doch noch dazu greifen (Deine Zeilen darüber haben mich doch sehr neugierig gemacht; hatte vor einigen Jahren einen Film über Proust gesehen, den ich sehr interessant fand, aber es kam dann doch wieder was dazwischen und ich hab nichts von ihm gelesen...).
Also hiermit ein herzliches Willkommen auch von mir "Noch-Neuling" und viel Spaß bei allen weiteren Diskussionen!

Liebe Grüße
Somerset


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BeitragVerfasst: Sonntag 4. Juni 2006, 21:07 
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Administratorin, die über den großen Teich gegangen ist.
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Registriert: Dienstag 18. Oktober 2005, 20:55
Beiträge: 5724
Wohnort: Großraum Frankfurt/Main
Ein herzliches Willkommen auch von mir!!
Jaaa, der Männeranteil steigt, wenn auch nur langsam ;)

Angelika

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