Tina hat geschrieben:
Ich will jetzt keine Diskussion anzetteln. Nur die Anmerkung, dass damals die Religion einen hohen Stellenwert im Leben gehabt hat. Und demnach war Abtreibung aus diesem Gesichtspunkt schon ein Problem. Und es kann mir keiner weiß machen, dass eine Frau, die 9 Monate lange das Leben in sich hat wachsen spüren können, unter Schmerzen entbunden hat, sich um das kleine Wesen gekümmert hat, auch wenn es "ohne mit der Wimper zu zucken" an eine Amme weitergegeben wurde (auch nur in gewissen adeligen Kreisen, nicht in der arbeitenden Bevölkerung, aber egal), traurig ist, wenn dieses Kind dann stirbt. Auch wenn es zum Teil als eine "leere Hülle" angesehen worden ist. Aus der Erzieherausbildung kenne ich diese Meinung der "leeren Tafel", die aber wohl nicht allgemein gültig war? Und galten Kinder nicht als die eigene Versorgung im Alter? Und vom Gefühl her meine ich nach wie vor, dass wir Menschen uns seit der Steinzeit nicht groß verändert haben, auch wenn unser Wissensschatz angewachsen ist und unser Möglichkeiten sich sehr geändert haben. Aber auch das sind adere Themen. Dennoch denke ich, das kein Mensch "einfach so" den Tod eines Kindes, eines potentiellen Erben oder späteren Versorgers weggesteckt hätte. Aber das ist meine persönliche Meinung dazu und sollte nicht Grundlage für eine Diskussion geben.
Tina
Du darfst nicht vergessen, daß Wissenschaft und Aufklärung damals erst anfingen wirklich in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Die breite Masse der Bevölkerung hatte keine Möglichkeit sich besonderes Wissen anzueignen.
In dem Buch "Die Hebamme von Glücksstadt", welches das Leben und Wirken einer bekannten Hebamme des Jahres 1632 in Romanform beschreibt, wird sogar noch ein altes Geburts-Ritual erwähnt, bei dem Frauen über die Männer herfallen und der Kindsvater am Ende des Tages über Tod(Unwert) und Leben(Wert) des Geborenen entscheidet.
Klar, daß damals auf dem Land meist die Mädchen getötet wurden, weil man sie nicht brauchte. Jungs waren mehr Wert, weil die ja arbeiten konnten ... Gut, wir befinden uns mit dem Geburtsritual zeitlich etwa 170 Jahre vorher, aber viele Dinge haben sich sehr langsam verändert ...
Jungs waren eine Altersversorgung ja, aber man mußte sie ja auch erstmal ernähren, bis sie etwa zehn waren und anfangen konnten zu arbeiten, das konnten sich manche auch nicht mehr leisten. Mädchen kosteteten nur Geld, da man ihnen eine Mitgift geben mußte, wollte man sie verheirateten und damit den lästigen Köstling loswerden ...
@ Bruki
lieber Archivarius, sagt nicht Charlotte Lucas zu Lizzie etwas in der Art: Sie beginne den Eltern lästig zu werden ...? Oder ist das nur im Film ...?
Wobei das ganz "normal" wäre, nachdem Charlotte bereits 28 ist, also so alt wie Darcy und kein potentieller Heiratskandidat in Sicht, weswegen sie sich doch Collins schnappt, als sich die Gelegenheit bietet. Zudem haben die Lucasschen einen Stall voller Kinder, wenn ich recht erinnere und Sir Lucas hat nach seiner Ehrung doch alle Jobs hingeschmissen, weil er sich als "Knight" was besseres dünkt ...Zumal er Lucas Lodge hat bauen lassen (war er vielleicht mal in Afrika oder Australien?), was sicher ne Stange Geld gekostet hat ...
Caro
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit