Hmmm ... wenn ich meine Meinung begründe, dann ist das schlecht? Für die Gewichtung dieser Punkte ist immer der persönliche Standpunkt entscheidend ... manche Leute kommen mit "unpassenden Frisuren" klar und für die sind sie nichtig, ich dagegen habe ein Problem damit, da sie nicht wirklich in das Bild der Zeit passen und die ganze Zeit zu sehen sind.
Eines habe ich dann doch noch hinterher herausgefunden: Emma Thompson hat das Drehbuch geschrieben und wollte anscheinend nicht die Rolle spielen, doch Ang Lee hat sie dazu überredet mit der Begründung "dann wird Elinor halt 27 gemacht und wir nehmen die Ängste eines Spinsters mit rein". Das ist erstens nicht das Thema des Buches, zweitens für den Zuschauer nicht auf anhieb ersichtlich (die kennen ja eher das Buch als das Drehbuch ... gesagt wird es im Film nicht) und drittens finde ich das echt arrogant den Stoff so stark abzuändern, denn die emotionale Verbindung zwischen Elinor und Marianne geht bei einem großen Altersunterschied vollkommen flöten.
Sir John und Mrs. Jennings mögen zwar "Witzfiguren" sein (was ich nicht finde), aber es gibt immer noch Witz und Witz. Guter englischer Humor ist subtil und nicht mit der Brechstange wie es hier passiert ist. So überdrehte Witzfiguren würden in keiner feinen Gesellschaft akzeptiert werden, deshalb mein Verweis darauf. Das haben sie 2007 viel besser gelöst. In meiner Vorstellung sind diese beiden Personen freundlich und umgänglich, aber zu viel des Guten macht sie "nervend". Die 1995er sind von Sekunde eins einfach nur lästig, weil vollkommen überdreht. Man darf dabei nicht vergessen, dass es eine Zeit ist, in der man noch Zeit für Konversation hatte und deshalb dies nicht mit der Brechstange gemacht hat. Mrs. Jennings kriegt zwar die Geheimnisse heraus, aber nicht mit einer direkten Frage, sondern eher auch mit viel Beobachtung und raten.
Bei Verfilmungen und der Ausstattung - insbesondere den Haaren - ist es schon wichtig genau oder wenigstens einheitlich zu sein. Die Regency Zeit ist ziemlich gut dokumentiert und es ist schon ziemlich albern, wenn in einer Verfilmung Kleider mit hoher und tiefer Taille gemischt werden. Genauso ist das für den Frisurenstil. Dabei ist es irrelevant welche Mittel zum Frisieren benutzt werden ... nur einen Lockenstab gab es 1800 nicht und ich glaube nicht, dass dies mit heißen / warmen Metallstangen probiert wurde. Im allgemeinen sollte man dabei davon ausgehen, dass alle bildlichen Darstellungen von "fein gemachten Leuten" sind, aber nicht unbedingt die durchschnittliche Tagesfrisur darstellen. Locken sind vielleicht möglich gewesen, aber Flechtfrisuren sind sicherlich viel einfacher / schneller herzustellen.
Irgendwo hatte ich mal eine Beschreibung eines "nicht so erfolgreichen beaus" gefunden, der hatte nach VIER STUNDEN sich dann endlich zum Ausgehen fertig gemacht (und dabei diverse Paare an Handschuhen und Schuhen zerrissen, weil er diese feinen Teile zu hastig angezogen hatte). Leider habe ich vergessen diese zu bookmarken ...
Für mich ist die Verfilmung von 2007 viel näher dran am Buch, obwohl auch diese ihre Schwachpunkte (insbesondere in der Ausstattung) hat. Einer der Hauptpunkte ist einfach die Glaubwürdigkeit der Charaktere. Mit den 2007er Jennings / Middletons würde ich mich mehrfach treffen wollen, bei den 1995ern würde ich schon am ersten Abend eine Magenverstimmung vortäuschen und ihre Bekanntschaft nie wieder suchen. Genauso ist das Verhältnis der zwei Schwestern in 2007 einfach glaubhafter und Margaret ist ebenfalls keine Witzfigur (obwohl sie die ganzen "funny lines" kriegt).
Die 2007er Sense and Sensibility kriegt 7 von 10 Punkte inzwischen bei mir (und das ist echt gut), das war mal höher ist aber dank diverser "hätte man besser machen können" abgerutscht.
Die 1983er Mansfield Park kriegt bei mir 8 von 10 Punkte und ist echt eine Überraschung.
Die 1996er Emmas kriegen 7 (Gwyneth Paltrow, weil eine Märchenerzählung nicht ganz mein Stil ist ... trotzdem sehr gelungen) und 8-9 (Kate Beckinsale, weil realistischer und Harriet Smith keine Witzfigur ist) Punkte.
Die 1995er Pride and Prejudice kriegt eine 9,5, die 2005er aber gerade mal 2 Punkte.
Ich denke das reicht, um zu zeigen dass ich Verfilmungen nicht nur mies finde.
Meiner Meinung nach gibt es einen wirklich leicht zu erkennenden Unterschied zwischen den Verfilmungen für den amerikanischen Markt / das Kino und denen für den europäischeren Geschmack. Bei solch guten Büchern wie denen von Jane Austen ist es allerdings immer fraglich, ob sich der Stoff ausreichend in zwei Kinostunden erzählen lässt ohne das Werk / den Sinn zu verfälschen. Das schreckt die Produzenten leider nicht davon ab mit kitschigen / übertriebenen Versionen Geld zu machen. Bestes Beispiel ist das "verlangte" amerikanische Ende für P&P 2005, wo sich Regisseur und Darsteller ja wohl nicht mit einverstanden erklärt hatten. Hat nichts mit dem echten Sinn des Buches zu tun und in der gleichen Art lenken eine überdrehte Mrs. Jennings und eine Witzfigur Sir John vom wirklichen Inhalt des Buches ab und befriedigen nur den momentanen Lachreiz. Wie ich schon einmal gesagt habe ... wenn irgendwann "Disneys Pride & Prejudice" herauskommt, dann wird es Zeit für eine einsame Insel und einen Nachruf auf die Gattung homo sapiens ...
Wenn man ein Buch verfilmen will, dann finde ich es inakzeptabel den Sinn des Buches zu "verschieben". Wenn eine "andere Geschichte" erzählt werden soll, dann sollte man sich selber hinsetzen und eine eigene schreiben (unter einem anderen Namen). Also wenn z.B. "Bridget Jones" (kenne ich nicht, soll aber P&P Elemente enthalten) verfilmt wird, dann ist das vollauf in Ordnung. Wenn aber Pride & Prejudice verfilmt wird, dann würde ich erwarten, dass die Filmemacher und Produzenten dem Autor des Originals respekt zollen und versuchen dessen Intention umzusetzen. Bei Pride & Prejudice zum Beispiel ist die Hauptintention NICHT die Romantik und ein "abschlabbern zum Schluss" (sehr leicht an Jane Austens kurz gehaltenen Enden zu erkennen), sondern die Einsicht dass der Erste Eindruck täuschen kann und dass wir uns nicht davon leiten lassen ("First Impressions").
Das mit der großen roten Schrift drückt mein echtes Erschrecken aus über diese Verfilmung, da sie ja von einigen hier als besser als die 2007er beschrieben wurde. Das hat vielleicht meine Erwartungen etwas zu sehr beeinflusst. Da mein Nachname den gleichen Ursprung hat wie "England" (beides stammt ab von den Angeln die nach England gezogen sind), fühle ich mich dem Land doch schon sehr verbunden.