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BeitragVerfasst: Sonntag 22. April 2007, 20:45 
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Prüde Zimperliese

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Beiträge: 2072
Ich starte hier mal einen "Versuchsballon", sozusagen und angeregt durch unsere gestrige Diskussion über Betaleser, Kritiken und das Schreiben einer Geschichte mit mehreren Autoren.

Also rege ich an, hier in diesem Thread eine Art Fortsetzungsgeschichte zu schreiben. Ich schlage die Form "Tagebuch" vor, und wie der Titel schon sagt, das Tagebuch des Fitzwilliam Darcy, analog zur Originalgeschichte, aber mit jeder Menge "dichterischer Freiheiten" natürlich.

Jeder ist willkommen, was dazu beizutragen, und wenn es nur ein paar Sätze sind. Es sollte nur halbwegs chronologisch sein und pro Eintrag ein neues Datum gewählt werden :D . Sozusagen P&P aus der Sicht von Darcys Tagebucheintragungen nacherzählt.

Na, hat jemand Lust? :ja: Dann mach ich einfach mal den Anfang:

10. Oktober, 18xx

Bingley hat an Michaelis tatsächlich Netherfield Park übernommen. Nun ja, warum nicht, irgendwo musste er sich ja schließlich niederlassen. Dass er sich dazu ausgerechnet die Provinz von Hertfordshire aussuchen musste – nun gut. Ihm muss es gefallen. Schlimm genug, dass er mich dazu überredet hat, für eine Weile mit ihm zu kommen. Noch schlimmer, dass auch seine beiden Schwestern anwesend sein werden.

Aber wie er es geschafft hat, dass ich zugestimmt habe, ihn morgen Abend zu diesem zweifelhaften „Tanzvergnügen“ in der Provinz zu begleiten… ich muss wohl dem Port in Bingleys Bibliothek ein wenig zu reichlich zugesprochen haben!

Der gute Bingley, er freut sich schon so sehr auf die Zerstreuung und darauf, neue Bekanntschaften zu schließen. Und wie ich meinen alten Freund kenne, wird er sich wieder in jede halbwegs hübsche junge Dame verlieben und mir bleibt dann die undankbare Aufgabe, ihn später äußerst unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Offen gesagt, mir graut vor morgen Abend. Viel erwarte ich mir nicht von der dortigen Landbevölkerung. Ich hoffe nur, ich komme nicht in die Verlegenheit, mit irgendwelchen uninteressanten Landpomeranzen Konversation betreiben zu müssen oder noch viel zu schlimmer: zu tanzen. Ja, mir graut vor morgen Abend. Aber ich habe es Bingley nun einmal leider versprochen.

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Viele Grüße
Bezzy


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Verfasst: Sonntag 22. April 2007, 20:45 


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BeitragVerfasst: Montag 23. April 2007, 09:00 
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Romantikversessene Satiriopsychosophin
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Registriert: Freitag 13. April 2007, 20:37
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Wohnort: Schweiz
So, nun kann ich aber definitiv nicht mehr widerstehen und muss mich eurem exklusiven "Kellerclub" namentlich anschliessen. :D (exclusiv in positivstem Sinne des Wortes gemeint.)
Zu meinen Referenzen: :rolleyes:
Seit meine Hand des geschriebenen Wortes mächtig wurde, erfinde ich Geschichten aller couleur.
Dabei haben es mir auch die sog. "fanfictions" angetan, obwohl damals, in grauer Vorzeit, als ich mich noch zu den Tenagern zählen durfte, wohl noch niemand diesen Ausdruck kannte. Noch heute gehört das Schreiben zu meinen wichtigsten Tätigkeiten ohne die ich mir mein Leben nicht vorstellen könnte. Und für alle, die wie ich die herrliche Zeit jugendlicher Freiheiten schon lange hinter sich haben: Ich schreibe bis heute immer noch zahlreiche fanfictions. Also, dann mal nichts wie ran an den Speck.

Und bitte, verzeiht mir, falls mein deutsch manchmal etwas "schweizerig" tönt. Dagegen kämpfen wir seit 716 Jahren vergeblich an.

Deine Idee, Bezzy, finde ich suuuper und fahre dann gleich mal mit dem Ball in Merriton fort.
Kleine Anmerkung am Rande: Wollen wir nicht das Jahr vor der Veröffentlichung der überarbeiteten Version von P&P als Jahreszahl nehmen? Sozusagen zu Ehren von JA? Das wäre dann 1810.
Falls das keinen Anstoss erweckt, dann werde ich es im nachhinein noch einfügen.


11. Oktober 1810

Ich muss gestehen, dass der Abend, wenngleich nicht unterhaltsam, so doch sehr anregend war. Hauptsächlich zweier Personen wegen, von denen ich wenigstens bei der Einen annehmen muss, sie noch des öfteren wiederzusehen.

Ich frage mich immer wieder wie Bingley es schafft, sich einfach in jedwelcher Gesellschaft heimisch zu fühlen. Es scheint, als gäbe es für ihn in dieser Hinsicht nichts was unter seiner Würde oder über seinem Stand steht. Er findet für jeden die passenden Worte, die richtigen Gesten.

Heute Abend hat es ihm eine der anwesenden jungen Damen wohl besonders angetan. Jane Bennet.
Hoffentlich bildet sie sich nur nichts darauf ein. Ich weiss nicht ,wieviele gebrochene Herzen wir wohl eben erst in London hinter uns gelassen haben. Das hat man davon, wenn man jeder Dame, aus blosser Höflichkeit, den Hof macht.

Mir wollte er, in seiner treuseligen Art, ebenfalls eine der anwesenden Damen als Tanzpartnerin vorschlagen. Absurd!
Obwohl, ich muss gestehen, sie nicht ohne Reize war. Elizabeth Bennet hat vielleicht sogar in mancher Hinsicht mehr Innenleben als ihre Schwester, der Bingley an diesem Abend den Vorzug vor allen anderen anwesenden Damen gab. Trotzdem, sie ist nichts weiter als ein einfaches Mädchen vom Lande und ihre Mutter...! Ich möchte mir an dieser Stelle jeder Beschreibung enthalten.

Ich habe deshalb den Tanz mit ihr rundweg abgelehnt. Sie sollte sich nur ja nichts einbilden. Jedoch, sie reagierte nicht wie ich es erwartete. Im Gegenteil, es schien sie über die Massen zu erheitern was mich, wie ich gestehen muss, nicht gänzlich unberührt liess, wenngleich ich mir nicht ganz sicher bin, in welcher Hinsicht.

Nun, wie auch immer, wir werden uns wahrscheinlich sowieso nie wieder sehen.

_________________
Grüsschen, MJ


„Wenn Frauen unergründlich erscheinen, dann liegt es am fehlenden Tiefgang der Männer.“

Katharine Hepburn


Zuletzt geändert von Melody Joy am Montag 30. April 2007, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Montag 23. April 2007, 12:08 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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13. Oktober 18xx

Es ist wie verteufelt. Seit Tagen versuche ich nun, diese lebhaften Augen aus meinen Gedanken zu verbannen. Und das mir, der ich doch sonst nicht der Neigung unterliege, mich schöner Augen wegen zum Gespött zu machen, wie so mancher meiner lieben Freunde.

Allerdings muß ich gestehen, daß gerade diese Augen einen besonderen Reiz haben, vor allem im Vergleich zu Caroline Bingley, die um mich schleicht, wie eine Katze um den Brei, und nicht zu erkennen scheint, wie gleichgültig sie mir ist. Wäre sie nicht die Schwester meines Freundes, hätte ich ihr dies bereits deutlicher zu verstehen gegeben, aber so sind mir die Hände gebunden.

Wie kommt sie nur auf den absurden Einfall, sie könnte für mich eine akzeptable Wahl sein? Ich habe bei Almack's mit Mühe die ambitionierten Avancen gutsituierter Aristokratinnen abgewehrt und sollte ausgerechnet mit Caroline vorlieb nehmen? Dabei bin ich durchaus nicht gewillt eine dieser überaus langweiligen und zermürbenden politischen Ehen einzugehen. Die Ehe meiner Eltern war mir Vorbild genug, um einen anderen Weg einzuschlagen.

Nun, ich muß gestehen, ich beginne mir über die zukünftige Mutter meiner Kinder gewisse Vorstellungen zu machen. Ich bin 28, habe meine Tour seit Jahren hinter mir und mir die Hörner abgestossen, wie man zu sagen beliebt, und bin damit genau im rechten Alter an einen Erben zu denken.

Wenn mir auch nur eine der jungen Damen des Ton im mindesten zusagen würde, den Eindruck eines lebhaften Wesens auf mich machte! Aber sie erscheinen mir allesamt, als habe ihnen ein Nachtfabelwesen sämtliches Leben und ihre Seele entwendet. Leere Worte und trübsinnige Augen sind alles, was man von diesen Gestalten zu erwarten hat.

Nichts im Vergleich zu den sprühenden Blicken dieser Elizabeth Bennet und der Parade ihrer Antworten. Ich könnte mir vorstellen, daß es recht unterhaltsam wäre, sich mit ihr ein philosophisches oder politisches Gefecht zu liefern. Wirklich, ich vermute fast, sie hegt ihre eigene Weltanschauung, die nicht viel mit der konservativen Damenwelt gemein hat.

Ich sollte wirklich aufhören, mir über diese junge Dame den Kopf zu zerbrechen, die nie die Meine sein kann, und lieber fortfahren meine geschäftliche Korrespondenz zu erledigen ...

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:blume: Grüsse, Caro

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Zuletzt geändert von Caro am Donnerstag 26. April 2007, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Montag 23. April 2007, 21:07 
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Prüde Zimperliese

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Beiträge: 2072
15. Oktober 1810

Wenn Bingley noch einmal in meiner Gegenwart „Engel“ sagt, muss ich ihn leider erschießen, fürchte ich! Liebe Güte, hab ich es nicht schon vorher geahnt? Er hat sich natürlich wieder verliebt und er geht mir damit entsetzlich auf die Nerven. Bingley ist so überaus vorhersehbar! Nun ja, Jane Bennet ist sehr hübsch, keine Frage. Sie lächelt für meinen Geschmack ein wenig zu viel und ich kann nicht so richtig einschätzen, ob sie Charles’ Gefühle in gleichem Maße erwidert wie er sie anhimmelt. Natürlich wäre er ein gefundenes Fressen für die Bennets. Aber soll ich mir darüber jetzt auch noch Gedanken machen? Ist er nicht alt genug, seine eigenen Entscheidungen zu treffen? Auf eigenen Füßen zu stehen?

Ich fürchte, ich habe im Augenblick viel zu wenig Muße, mir über das Liebesleben meines Freundes Bingley den Kopf zu zerbrechen. Seit der Veranstaltung in Meryton vor vier Tagen schaffe ich es immer noch nicht, sie aus meinen Gedanken zu vertreiben. Was um alles in der Welt hat diese Frau nur an sich? Es können nicht bloß ihre funkelnden Augen sein, wie albern ist das denn! Aber ich rede mir das sicher sowieso nur ein. Vermutlich ist mir einfach nur langweilig, hier in der Provinz, da kommt man auf solche seltsamen Dinge.

Solche Schwärmereien sind etwas für Schwächlinge, für hoffnungslose Romantiker. Ich bin ein Verstandesmensch, ich lasse mich von solchen Äußerlichkeiten nicht einwickeln. Das wäre ja noch schöner! Wenn ich Glück habe, sehen wir uns sowieso nicht wieder. Sicherlich wird sich ein weiteres Zusammentreffen für die Dauer meines Aufenthaltes in Hertfordshire vermeiden lassen. Es wird wahrhaftig Zeit, wieder nach London zu fahren…

Eben kam Sir William Lucas mit einer Dinner-Einladung nach Lucas Lodge. In drei Tagen schon. Ob Miss Elizabeth auch kommen wird?

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Viele Grüße
Bezzy


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BeitragVerfasst: Dienstag 24. April 2007, 16:35 
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fußballbegeisterte Administratorin im Ruhestand
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18.Oktober 18xx
Heute war nun die Dinner-Party bei den Lucasens. Es waren die üblichen Damen und Herren da, die das üblichen Geschwätz von sich gaben.

Natürlich konnten die jüngeren Bennet-Mädel den Tag nicht zu Ende gehen lassen, ohne zu tanzen. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie es geschah, aber Sir Lucas hat mich in eine ausweglose Lage manövriert. Er hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich Miss Elizabeth zum Tanz auffordern musste, wollte ich nicht wie ein kompletter Idiot dastehen. Und dann geschah das Unfassbare. Sie lehnte ab. Sie lehnte es ab, mit mir zu tanzen. Habe ich so etwas schon einmal erlebt? Ich kann mich nicht erinnern... Ich fürchte, das hat sie für mich nur noch interessanter gemacht und ich muss mich sehr in Acht nehmen vor ihren schönen Augen.

Die beiden jüngsten Miss' Bennet haben den ganzen Abend schamlos mit allen verfügbaren Offizieren geflirtet. Bingley hat seine Zuneigung zu ihrer Schwester Jane nur allzu deutlich zu erkennen gegeben. Ich fürchte das Schlimmste für ihn in Anbetracht ihrer Familie. Alles in allem war es ein sehr beunruhigender Abend.

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Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

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Zuletzt geändert von Sonja am Dienstag 24. April 2007, 16:46, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Dienstag 24. April 2007, 16:42 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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20.Oktober 18xx
Bingley erstaunt mich immer wieder! Da hat er seine Schwestern mühevoll überzeugt, Miss Bennet zum Dinner einzuladen und dabei völlig vergessen, dass wir an diesem Abend mit den Offizieren zu Abend speisen wollten.
Jetzt ist er natürlich zutiefst enttäuscht, Miss Bennet wieder nicht für sich zu haben. Ich weiß nicht, ob ich ihn bedauern oder über ihn lachen soll.

Ergänzung:
Sein Wunsch, Miss Jane Bennet noch ein wenig länger bei sich zu behalten, ging nun doch in Erfüllung. Ihre törichte Mutter hatte sie zu Pferde geschickt, dadurch geriet sie wohl in einen heftigen Regenschauer, der zu einer bösen Erkältung führte.
Ich bin mir sicher, dass ihre Mutter es durchaus beabsichtigt hatte, dass ihre bedauernswerte Tochter bei uns bleiben muß. Vermutlich war die Erkältung wohl nicht geplant, aber dürfte hervorragend in ihr Konzept passen.
Bingley überschlägt sich förmlich, die halbe Dienerschaft ist nur darauf abgestellt, sich um Miss Bennet zu kümmern.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 26. April 2007, 11:50 
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grenzenüberschreitende Fanfictionista
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21. Oktober 1810

Sie ist nun auch hier!
Bei meinem morgendlichen Spaziergang traf ich sie im Garten. Sie hat tatsächlich den ganzen Weg zu Fuß zurückgelegt. Allein! Ihre Rockschöße starrten vor Schmutz, den der gestrige Regen auf den Wegen verursacht hat. Aber ihre glänzenden Augen und die leicht geröteten Wangen brachten mich auf wirklich äußerst abwegige Gedanken, die ich mir rasch aus dem Kopf schlagen muss.
Caroline glaubte mal wieder, mir mit ihrer spitzfindigen Zunge nach dem Mund zu reden, indem sie mich auch noch einmal auf den Zustand von Miss Bennets Kleidung hinwies. Ich hoffe, ich war deutlich genug in meiner Antwort. Du meine Güte, wäre sie nicht Bingleys Schwester, hätte ich schon längst eine entsprechende Verhaltensweise … ach es ist müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn sie ist ja nun mal Bingleys Schwester.
Miss Bennet wird nun auch in Netherfield bleiben und sich um ihre Schwester kümmern. Der Gedanke, dass sie sich nur ein paar Räumlichkeiten entfernt aufhält, bringt mich fast um den Verstand. Immer wieder schweife ich zurück, zu dem Anblick, der sich mir im Garten bot. Ich muss das wirklich vergessen!


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BeitragVerfasst: Donnerstag 26. April 2007, 13:30 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Nachtrag:
Bingley ist hoch erfreut, daß beide Schwestern seine Gäste sind. Vor allem natürlich Janes wegen. Fast beneide ich ihn um seine Sorglosigkeit, seine stete Fröhlichkeit. Ich weiß, ich sollte ihm die Ausweglosigkeit einer solchen Verbindung vor Augen führen, aber er scheint von einem positiven Verlauf ihrer Bekanntschaft so überzeugt, daß ich zunächst abwarten will, wie sich die Dinge zwischen Miss Bennet und ihm entwickeln.

Ich sollte mehr Zeit für Georgiana erübrigen! Soeben erhielt ich ihren Brief, in dem sie sich zwar heiter gab, aber durch die Zeilen doch eine gewisse Einsamkeit herauszulesen war. Allerdings hatte sie selbst sich geweigert London zu verlassen, um die Bingleys zu begleiten. Nicht auszudenken, wenn sie erneut einem Mitgiftjäger in die Hände fiele und ich nicht zur Stelle wäre, um das Schlimmste zu verhindern! Ein weiteres Fiasko würde ihr das Herz vollends brechen. Ich empfinde es fast wie ein Wunder, daß sie sich damals so schnell erholte.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 26. April 2007, 21:14 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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22. Oktober 1810
Ich sollte mich wahrhaftig mehr in Acht nehmen. Was hat diese Frau nur an sich, dass sie mir so die Sinne verwirrt? Als wir uns heute nach dem Dinner wie üblich trafen, um unseren abendlichen Gewohnheiten nachzugehen, wollte ich eigentlich endlich meinen Brief an Georgiana schreiben.
Leider lenkte Miss Bingley mich durch ständige Zwischenfragen ab, obwohl sie doch in ihr Kartenspiel vertieft sein sollte! Ihr Schwager war schon ganz ungehalten.
Miss Elizabeth Bennet hatte sich mit einem Buch zurückgezogen, da ihr die Einsätze im Spiel sicher zu hoch waren. Miss Bingley und der Rest der Gesellschaft zog sie auf und ich weiß nicht, was mich da geritten hat, ich wollte sie verteidigen! Ich bemühte mich hervorzuheben, dass nur kluge Frauen, die ihre Talente durch stetes Lernen steigern, wirklich vornehm sind.
Statt das sie mir nun dankbar war und dieses Kompliment annahm, hat sie sich über mich lustig gemacht. Unfassbar!
Fatalerweise bewirkt ihr Verhalten bei mir, dass mein Interesse wächst. Ich sollte wahrhaftig beleidigt sein und sie keines Blickes mehr würdigen, aber der Schalk, der aus ihren schönen Augen blitzt, bringt mich vollkommen durcheinander.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 26. April 2007, 21:57 
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Prüde Zimperliese

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23. Oktober 1810

Ich habe vergangene Nacht kaum geschlafen. Ist das ein Wunder, wenn sie nur wenige Zimmer von mir entfernt liegt? Zu hoffen, dass ich in ihren Gedanken, vielleicht gar in ihren Träumen eine Rolle spiele ist lächerlich und ich sollte mich schämen, überhaupt solches in Erwägung zu ziehen.

Soeben hat uns Mrs. Bennet mit zwei ihrer Töchter einen Besuch abgestattet, glücklicherweise ist sie schnell wieder abgereist – wenn auch nicht, ohne sich zu vergewissern, dass Miss Jane auch bloß noch einige Tage auf Netherfield verbleibt! Bingley ist natürlich überglücklich über die Gelegenheit, seinem Engel „Asyl“ oder vielmehr Pflege zu gewähren.

Miss Elizabeth ist auch noch hier, natürlich. Mir fällt dazu der gestrige Abend wieder ein. Ihr Blick, als sie aus Versehen auf der Suche nach dem Salon das Billardzimmer betrat! Hätte sie nur eine Sekunde länger in der Tür verweilt, ich hätte ohne zu zögern… nein, lassen wir das. Diese unziemlichen Gedanken eignen sich noch nicht einmal für ein verschwiegenes Tagebuch, das außer mir niemals jemand zu Gesicht bekommen wird! Aber es hat trotzdem fast eine halbe Stunde gedauert, bis ich mich gefasst und…nun ja, etwas „abgekühlt“ hatte und nach unten zu den anderen gehen konnte.

Ich glaube, es wird tatsächlich Zeit, dass ich Hertfordshire verlasse. Jeder andere Ort ist besser, bloß weg von hier. Weg von ihr. Nicht, dass sie sich am Ende noch falsche Hoffnungen macht und unerfüllbare Erwartungen hat! Sie wird doch sicher verstehen, dass ihre Verbindungen, ihre Herkunft es ihr sehr wahrscheinlich niemals gestatten werden, eine profitable Ehe einzugehen. Und sie muss einsehen, dass ein Mann in meiner Position, meiner gesellschaftlichen Stellung auf solche wichtigen Dinge Rücksicht zu nehmen hat. Ich hoffe, sie ist nicht zu arg enttäuscht.

Keine Frage, ich werde diese ganze Sache irgendwie überstehen. Ich muss. Sobald wir uns nicht mehr so häufig sehen, werde ich sicher keinen Gedanken mehr an Miss Elizabeth verschwenden. Es ist alles nur eine Frage der Zeit.

Aber da fällt mir ein, Bingley hat Miss Lydia Bennet versprochen, einen Ball auf Netherfield abzuhalten, dieser Narr! Ich fürchte, ich muss diesen zumindest noch erdulden, dann kann ich über meine Abreise nachdenken.

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Viele Grüße
Bezzy


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2007, 19:44 
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Romantikversessene Satiriopsychosophin
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25 Oktober 1810

Nun sind die beiden Bennet Schwestern endlich abgereist und ich kann mir nicht helfen, zwischen einem Gefühl der Erleichterung und des Verlusts hin- und hergerissen zu sein.

Die Abende in Gegenwart von Elisabeth Bennet waren sehr anregend, ja geradezu herausfordernd. Ich bin bisher noch nie einer Frau begegnet, die ihre Meinung so frei heraus kund getan hätte.
Sie verfügt über Esprit, Witz und einen klaren Verstand, ohne es dabei an Sitte und Anstand fehlen zu lassen - was man leider von ihrer Familie nicht behaupten kann.
Und wie sie Jane über die Zeit ihrer Krankheit pflegte: Beeindruckend! Solch aufopfernde Geschwisterliebe sieht man selten. Sie scheint mir in dieser Hinsicht ein ausgesprochen liebes Wesen zu haben. Ganz im Gegensatz zu ihrem Mundwerk, welches alles andere als liebenswert sein kann, nichtsdestotrotz aber auch ebenso anziehend, wie ihre ganze Person.

Aber, nun ja, es soll nun mal nicht sein - kann nicht sein.
Wir haben zusammen gegessen, getrunken, gelesen, gespielt, geredet - aber leider nicht getanzt. Doch dabei muss es nun bleiben. Es war nichts weiter als eine anregende Zeit, die das langweilige Einerlei des etwas tristen Landlebens auf das angenehmste -das muss ich zugeben- auflockerte. Das ist alles!

Damit sie sich nur ja nichts auf diese Zeit einbildet, und am Ende noch Hoffnungen macht, die niemals Aussicht auf Erfüllung haben können, wechselte ich auch am letzten Abend ihres Aufenthaltes auf Netherfield kein Wort mehr mit ihr, auch beachtete ich sie kaum noch. Ich hoffe, dass meine Signale in dieser Hinsicht verstanden wurden. Es wäre mir nicht recht, wenn sie sich weiterhin über mich Gedanken und Hoffnungen machen würde.

Ob mir dies im Gegenzug ebenso gelingt bezweifle ich...


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BeitragVerfasst: Dienstag 8. Mai 2007, 15:31 
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19. November 1810

Ist es zu fassen? Heute lief mir in Meryton George Wickham über den Weg! Ich hätte nicht erwartet, ihn jemals wiederzusehen. Und nun scheint es so, als könnten sich unsere Wege zukünftig häufiger kreuzen. Diese Erkenntnis ist schlimm genug, aber diesen Mitgiftjäger in vertraulichem Gespräch mit den Bennet-Mädchen, respektive Miss Elizabeth vorzufinden, ist mehr als ein anständiger Mann verkraften kann.

Ich muß gestehen, daß ich mich mit Mühe beherrschen konnte! Als ich mit ansehen mußte, wie Eliza ihm ein entzückendes Lächeln schenkte, ihm ihre gesamte Aufmerksamkeit zuwandte, war ich tatsächlich versucht ihn noch nachträglich in Georginana's Namen zum Duell zu fordern. Und ich muß mir widerwillig gestehen, daß mich hierbei im größten Maße die Sorge um Eliza trieb. Dabei macht sie die fehlende Mitgift nicht wirklich zu einem potentiellen Opfer dieses Schurken.
Nein, ich denke, er wird die Finger von ihr lassen. Andererseits, könnte er ihr natürlich schöne Augen machen, sich als Troubadur versuchen oder ihr ihn sonst einer poetischen Art den Kopf verdrehen um sich ihr in unlauterer Absicht zu nähern, worin er in Cambridge Perfektion erlangte. Hat er nicht auf ähnlichem Wege Georgiana in sich verliebt gemacht?

Ich denke zwar nicht, daß Elizabeth Bennet ihr Herz freimütig verschenkt, solches traue ich ihr nicht zu, aber das Bild trauten Beisammenseins auf dem Marktplatz erschreckte mich zutiefst. Wäre unser Umgang freundschaftlicher Natur würde ich mir vielleicht die Freiheit nehmen sie zu warnen, oder zumindest ein Auge auf sie haben, aber so sind mir die Hände gebunden.

Natürlich konnte Bingley nicht umhin, die Offiziere einzuladen. Eine Einladung die nun auch Wickham mit einschliesst. Am liebsten würde ich dem Ball fernbleiben um dessen Gesellschaft zu entgehen, aber das würde mir die willkommene Gelegenheit rauben, meine Bekanntschaft mit Eliza zu vertiefen.

Und bei Gott, ich werde dafür sorgen, daß Wickham keine Zeit bleibt ihr an diesem Abend den Hof zu machen!

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BeitragVerfasst: Sonntag 20. Mai 2007, 11:38 
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26. November 1810

Ich fürchte, ich muß Bingley endgültig eine Verbindung mit Jane Bennet ausreden. Der Ball hat meine schlimmsten Befürchtungen bezüglich ihrer Familie bestätigt und es wäre wirklich grausam, wenn man eine solche Verbindung noch unterstützen würde, die allem Anschein nach schon als so gut wie sicher angesehen wird.

Ihre Familie ist unsäglich, die Mutter von erschreckender Penetranz, die beiden jüngeren Töchter haben überhaupt kein Benehmen und sind so mannstoll, dass man das Schlimmste für sie befürchten muß.
Den Vater scheint das Verhalten in keinster Weise zu stören, stattdessen maßregelte er seine eigene Tochter vor der gesamten Gesellschaft. Gut, ihr musikalischer Beitrag war sehr lang und alles andere als angenehm, aber man darf sie deshalb doch nicht bloßstellen!

Neben diesen ohnehin schon unerfreulichen Gestalten gesellte sich auch noch ein Cousin der Familie hinzu, den meine Tante anscheinend als Pfarrer in Hunsford eingesetzt hat. Tante Catherine braucht immer jemanden, der sie hofiert und anscheinend hat sie nun einen perfekten Kandidaten gefunden.
Augenscheinlich ist er darauf aus, eines der Bennetmädchen zu heiraten, wobei ich befürchte, dass seine Wahl auf Elizabeth gefallen ist.
Zumindest mußte sie öfter mit ihm tanzen, was ich sehr bedauert habe. Ich habe selten einen schlechteren Tänzer gesehen.
Ich packte dennoch die Gelegenheit beim Schopfe und habe mit ihr getanzt. Seltsamerweise wirkte sie nicht besonders glücklich, als ich sie aufforderte und unsere Konversation war auch eher frostig. Ich hatte den Eindruck, sie macht sich über mich lustig!
Aber dennoch habe ich es genossen.
Unser Gespräch kam leider irgendwann auf Wickham, der glücklicherweise dem Ball ferngeblieben war. Anscheinend hat er wieder Lügen über mich verbreitet, denn sie verteidigte ihn aufs Schärfste und ich sah mich außer Stande, den Sachverhalt zu erklären. Meine Bemühungen, sie vor dem schlechten Charakter Wickhams zu warnen, sind wohl vergebens gewesen.
Leider verlief unser Tanz somit nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Ich wünschte manchmal, ich hätte Bingleys Leichtigkeit und könnte leichte Konversation führen.
War der Tanz mit ihr ein Fehler? Statt mich von ihr fernzuhalten und mich durch ihre Familie gründlich abschrecken zu lassen, fühle ich mich noch mehr zu ihr hingezogen. Sie erscheint mir so klug und schlagfertig zu sein, dass man kaum glauben kann, dass sie aus solch einer unmöglichen Familie entstammt.
Vielleicht wäre es besser, Bingley zu überreden, Hertfordshire zu verlassen und nach London zurück zu kehren.

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Zuletzt geändert von Kerstin am Sonntag 20. Mai 2007, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Prüde Zimperliese

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1. Dezember 1810

Bingley dazu zu überreden, Hertfordshire in Richtung London zu verlassen war schwieriger als gedacht, war er doch fest davon überzeugt, dass Miss Bennet ebenso verliebt in ihn ist wie er in sie. Glücklicherweise hat er schließlich eingesehen, dass Miss Bennet ihm nicht die Gefühle entgegenbringt, die er sich von ihr wünscht und die er selber ihr gegenüber hegt. Er hat auch verstanden, dass eine Verbindung mit dieser unsäglichen Familie ihm niemals Vorteile bringen kann, ganz im Gegenteil.

Welch erschreckende Vorstellung aber auch, ein Leben lang familiär an eine Person wie Mrs. Bennet gebunden zu sein! Man darf schließlich nicht vergessen, dass man – sollte Mr. Bennet als erster ableben – für die ganze restliche Familie in Zukunft wird sorgen müssen. Und die Chancen, dass auch nur eine der Töchter eine profitable Ehe eingeht, stehen nun einmal mehr als gering.

Charles hat es am Ende nach langen Diskussionen eingesehen, und ich bin in der Tat ein wenig stolz darauf, dass er diese vernünftige, ja erwachsene Entscheidung getroffen hat. London wird genügend Kurzweil und Zerstreuung für ihn bereithalten und über kurz oder lang ist Jane Bennet Vergangenheit.

Ich wünschte nur, das gleiche würde für Miss Elizabeth gelten.

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10. Dezember 1810

Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Nun sind wir über eine Woche in London, und ich war mit Charles in speziellen Clubs (die er ohne meine Fürsprache nicht hätte betreten können), obwohl ich vor allem die Spielsalons verabscheue, deren einziger Zweck darin besteht Gentlemen ihren Müssiggang zu versüßen und das Portemonnaie zu erleichtern; aber ich dachte daran, Bingley auf andere Gedanken zu bringen. Ich brachte ihn sogar in das White's und in Almack's, besuchte mit ihm private Salons und Abendgesellschaften, wo ich hoffen konnte, das eine oder andere weibliche Herz im Stile einer Jane Bennet zu treffen, das meinem guten Freund sicher zugetan wäre und im Gegensatz zu ihr aus einem akzebtablen Hause mit Hintergrund käme.

Was habe ich mich gelangweilt und mich selbst fragwürdiger Annäherungen diverser junger Damen und deren Mütter erwehrt (in diesem Sinne handelt Mrs. Bennet scheinbar kaum besser oder schlechter als die übrige Damenwelt), frivole und obszöne Gespräche diverser Herren und Brüder ertragen, und dies alles ohne jeglichen Erfolg!

Charles bleibt dabei, daß kein weibliches Wesen jemals so schön, sanft und liebenswert sein kann, wie seine Jane und kommentiert jede junge Dame mit den Worten " … aber Jane" und dann strömt eine nie endenwollende Litanei all ihrer Vorzüge über seine Lippen.

Weitaus schlimmer empfinde ich jedoch die Tatsache, dass all seine Erwiderungen in mir eigene Erinnerungen an Netherfield, Meryton und Longbourn wecken, die ich selbst zu vergessen hoffte. Aber wie ginge das mit diesem Freund in meiner Nähe und meiner Gesellschaft. Hätte ich nicht dringende Geschäfte zu erledigen, würde ich London und damit ihn verlassen, aber wie sollte ich einen Freund untätig seinem Schicksal übergeben? Das bringe ich dann doch nicht über mein Herz!

Caroline ist (erwartungsgemäß) keine große Hilfe, indem sie zwar versucht, allerlei Schlechtigkeiten über die Bennets zu finden, wobei es über Jane selbst nichts negatives zu sagen gibt, was ihn umsomehr in dem Wunsch bestärkt, sie aus diesem Umfeld zu erretten. Ich kann seine Gefühle für die junge Dame nur dämpfen, indem ich ihm zu erklären versuche, daß die ihren nie sehr tief empfunden waren, sie alle Mitmenschen mit Lächeln, Liebreiz und Zuneigung behandelt, er also in ihren Augen nichts besonderes gewesen sein kann.

Und je mehr von allen Seiten versucht wird, Charles von Jane zu erlösen, umso mehr Argumente gefunden werden müssen, die gegen diese Verbindung sprechen, umso fadenscheiniger erscheinen sie mir selbst und umso leuchtender erscheint mir ihre Schwester. Wir sprechen über Jane und ich sehe Eliza, wir versuchen Charles empfehlenswerte junge Damen schmackhaft zu machen und mir drängt sich Elizas Bild auf!
Zudem erscheinen mir selbst die jungen Ladies noch stumpfsinniger und geistloser als zuvor (was mir nicht möglich schien, fühlte ich mich in weiblicher Gesellschaft doch meist gelangweilt). Oder erliege ich hier der Einbildung und habe nur meine Sicht verändert?

Es scheint, ich verwandle mich langsam selbst in einen liebeskranken Esel. Gibt es denn in ganz England kein Heilmittel gegen diese Krankheit?
Ich muß und werde jedenfalls Mittel und Wege finden, mir und Charles die beiden Bennets aus dem Kopf zu schlagen. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn mir das nicht gelänge!

Mal sehen ... das Weihnachtsfest und davor die Hochzeit unseres alten Studienkameraden Kirk Uphouse. Er hat uns beide (und Georgiana)eingeladen. Die Uphouses sind eine weitläufige und altehrwürdige Familie mit Besitz, Reichtum und Verbindungen. Und Kirk hat selbst 3 entzückende, jüngere, bislang unverbundene Schwestern und dergleichen mehrere Cousinen. Da sollte Charles (wir?) doch wohl auf andere Gedanken kommen ...

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Zuletzt geändert von Caro am Donnerstag 26. Juli 2007, 08:44, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Dienstag 24. Juli 2007, 11:17 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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13. Dezember 1810

Nun mache ich mir auch noch Sorgen um Georgie. Sie wirkte in den letzten Tagen etwas melancholisch und ich muß zu meiner Schande gestehen, sie in den letzen Wochen und Monaten vernachlässigt zu haben.

Es war mir nicht aufgefallen, wie wenig Zerstreuung ihr zur Verfügung steht, und dass es ihr an ernsthaften Freundschaften, ja überhaupt Bekanntschaften mangelt.

Ein Mädchen in ihrem Alter, so es ohne Mutter aufwächst, bedarf wohl im Mindesten einer mütterlichen Freundin. Lady Sarah, ihre einzige, mir bekannte und ältere Schulfreundin, trägt sich mit dem Gedanken den Ältesten Mountfield zu ehelichen, wenn man den Gerüchten glauben darf. Allerdings ist selbst mir aufgefallen, dass die gegenseitigen Besuche seltener stattfinden, was wohl weniger in fehlender Sympathie begründet liegt, sondern vielmehr an den neuen Betätigungen der Lady Sarah.

Tatsächlich weiß ich mir keinen Rat, wie ich, als großer Bruder ihr nun hilfreich zur Seite stehen kann. Ich weiß kaum eine Handvoll junger Damen in deren Gesellschaft ich Georgie gern sähe, denen ich sie guten Herzens anempfehlen könnte, denn was ihren Bekanntenkreis betrifft, sind naturgemäß strengere Maßstäbe anzuwenden, als in Bingleys Fall.

Bisweilen empfinde ich den frühen Tod der Eltern doch als Bürde, wie ungleich schwerer muß Georgie dies empfinden, und Lady Catherine ist uns wahrhaft keine große Stütze. Wäre sie nur ein wenig herzlicher und liebevoller, würde sich auch der Kontakt der Cousinen schwesterlicher gestalten.

Ich werde mit Fitz über die Zukunft unseres Mündels sprechen müssen. Vielleicht wüsste er uns eine wohlanständige, liebenswerte Dame aus gutem Hause, die meine Schwester unter ihre Fittiche nehmen würde.

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BeitragVerfasst: Montag 6. August 2007, 21:13 
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07. Januar 1811

Miss Bennet ist in London! Wie ich heute von Caroline Bingley erfahren habe, hatte sie ihren Aufenthalt bereits in mehreren Nachrichten angekündigt, die diese formidable "Freundin" aber diskret unbeantwortet beließ, in der Absicht die unbequem gewordene Bekanntschaft im Sande verlaufen zu lassen.
Doch die junge Dame ließ sich trotz dieses offensichtlichen Winks nicht davon abhalten, sich von ihrer Tante hierher kutschieren zu lassen und den Damen Bingley den Besuch abzustatten, den die Höflichkeit eigentlich ihnen abverlangt hätte.

Ich und auch glücklicherweise Charles war nicht zugegen, Caroline Bingley hat mich aber mittlerweile hinreichend vom Verlauf des Treffens unterrichtet, oder besser: Sie spricht seitdem von nichts anderem mehr!
Sosehr ich die Motive unserer und vor allem Charles' sicherer Entfernung von Herfortshire unterstütze, so bin ich doch gleichzeitig unangenehm berührt von der unwürdigen Situation, dem Zwang zur Unhöflichkeit dem wir in dieser Absicht unterworfen sind. Ganz zu schweigen von der verabscheuungswürdigen Geheimnistuerei Charles gegenüber, der von Miss Bennet's Anwesenheit in der Stadt keinesfalls etwas erfahren darf!
Vorallem ihm fühle ich, dass ich mich schäbig verhalte. Als Freund und als Gentleman.
Ich tröste mich mit der Überzeugung zu seinem Besten zu handeln. Miss Bennet's Liebreiz vor Augen würde all unsere bisherigen Bemühungen zunichte machen.

Miss Bennet hat ihre Haube hier versehentlich oder (wie die Damen vermuten, vorsätzlich) liegengelassen. Caroline beklagt seitdem wortreich die ihr somit doppelt aufgedrängte Verpflichtung, den Besuch in naheliegender Zeit zu erwidern.
Ihre kleinliche Arroganz und Engstirnigkeit belastet mein Gemüt von Tag zu Tag mehr. Es gibt kein Entkommen, in jeder Situation belegt sie mich mit Beschlag und drängt mir ihr beschränktes Konversationsrepertoire auf. Ich versuche mir ein Beispiel an Charles' Großmütigkeit zu nehmen, aber es gelingt mir nur selten ihr mit der wohlwollenden Indifferenz zu begegnen, die ich an ihm so oft bewundernd beobachte.


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BeitragVerfasst: Dienstag 7. August 2007, 06:37 
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10. Januar 1811

Heute wurde der letzte Pinselstrich an Georgianas Gemälde ausgeführt. Ich finde zwar, dass der Maler ihr Wesen nicht ausreichend eingefangen hat, es ist jedoch ganz zufriedenstellend.

Seltsamerweise überlegte ich mir, wie schwierig es wohl wäre, die faszinierenden Augen einer gewissen Person auf die Leinwand zu bannen. Dieser Gedanke lässt mich kaum noch los, obwohl ich wirklich genug Verstand besitzen sollte, um mich nicht länger mit diesen Erinnerungen zu beschäftigen.

Caroline nutzte die Gelegenheit der Bildpräsentation natürlich sofort, um mich erneut mit einem unsäglichen Gespräch über den Besuch von Miss Bennet zu belästigen. Dabei hielt sich Bingley ebenfalls im Raum auf und ich musste stets darauf achten, mich mit Caroline nicht in seiner Nähe aufzuhalten. Das vertrauliche Bild, das wir während dieser Zwiegespräche erwecken, gefällt allerdings nur Caroline. Ich fürchte, ich muss die Gesellschaft meines Freundes ein wenig meiden, um nicht länger der Vertraulichkeit seiner Schwester ausgesetzt zu sein, ohne sie unhöflich in die Schranken zu weisen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 9. August 2007, 20:22 
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28. März 1811

Ich habe es versucht, habe Tage- ja Wochenlang mit mir gerungen, jedoch erfolglos wie ich mir nun selbst eingestehen muss. Ich fühle mich zerrissen zwischen dem was mir meine Herkunft, mein Stand und meine Verpflichtung der Familie gegenüber diktiert und dem was mich mein Herz, ja mein gesamtes Fühlen zu tun drängt . Ja es ist weit mehr als nur ein Drängen, es ist qualvolle Agonie. Ich kann es nicht anders beschreiben. Nichts was ich tue lindert meine Sehnsucht und wo ich bin und gehe - es drängt sich immer nur ein einziges Bild vor meine Augen, die liebreizende Gestalt von Miss Elizabeth Bennet!

Keine Frau die ich treffe, mit der ich Konversation halte, kommt ihr auch nur annähernd gleich oder könnte ihr in Witz, Charme, Intelligenz und Esprit das Wasser reichen. Im Gegenteil, noch niemals zuvor empfand ich die Londoner Gesellschaft müssiger und ihren Gesprächstoff langweiliger denn jetzt. Ich streife durch die Strassen und habe nichts anderes als ihr Antlitz vor Augen. Es nützt alles nichts. Ich habe mir eine Liste, mit allem was dagegen spricht sie zu heiraten, angefertigt - sie ist im Feuer gelandet. Kein Argument, und sei es noch so schwerwiegend, kann meinen Gefühlen für sie Vernunft beibringen. Ich muss es endlich vor mir selbst eingestehen: Ich liebe sie und nichts und niemand kann mich mehr davon heilen.

Meine Anwesenheit hier in London ist nicht mehr von nöten und ich darf mich freuen, dass scheinbar auch Bingley nun doch endlich über den ärgsten Kummer hinweg gekommen ist. Zumindest, spricht er nicht mehr täglich von Jane Bennet. Allerdings, er spricht grundsätzlich nicht mehr viel. Er tut mir von Herzen leid und wenn ich mir selbst nicht die Gewissheit abringen könnte, zu seinem Besten gehandelt zu haben, würde mich sein Zustand zusätzlich belasten. So aber bin ich mir sicher, dass sein zukünftiges Glück ihn für alles entschädigen und mich in meinem Handeln bestätigen wird.

Auf jeden Fall verlasse ich morgen London mit einem Gefühl der Erleichterung, obwohl die Gründe meiner Abreise mich eigentlich nicht fröhlich stimmen. Diese wiederkehrenden Pflichtbesuche bei meiner Tante sind mir verhasst. Wenigstens werde ich dort meinen Cousin, Fitzwilliam, wieder sehen, und wer weiss, vielleicht wird es ja doch nicht ganz so trostlos langweilig wie gewöhnlich.


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Grüsschen, MJ


„Wenn Frauen unergründlich erscheinen, dann liegt es am fehlenden Tiefgang der Männer.“

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9. April

Nach einer langwierigen Reise sind wir soeben in Rosings angekommen. Meine Tante empfing uns in ihrer üblichen überschwänglichen Distanziertheit, was nicht dazu angetan war, uns für unsere Mühen zu entschädigen.
Fitzwilliam und ich hatten eine unterhaltsame Fahrt, es hat mir sehr gut getan, mit ihm über die Ereignisse der vergangenen Monate zu sprechen. Auch wenn ich nicht passend gestimmt war, um auch die letzten persönlichen Details auszubreiten, so hat es mich doch sehr beruhigt bezüglich Bingley seine uneingeschränkte Zustimmung erhalten zu haben. Ich habe die Geschichte so explizit wie es ohne Namen zu nennen eben möglich ist dargelegt und verlasse mich ganz auf seine Diskretion.

Von meiner Tante kann ich diese leider nicht erwarten. Schon nachdem wir nach einer halben Stunde zum Tee zusammensaßen, belästigte sie mich mit platten Andeutungen meine "Zukunft" betreffend. Wie auch immer diese aussehen wird, Miss Anne wird darin sicherlich keine Rolle spielen - meine Tante scheint jedoch die Einzige zu sein, die von diesem Plan noch nicht ablassen kann. Ihre Wünsche verstellen ihr wie immer den Blick für das Wahrscheinliche.

Miss Anne sieht bemitleidenswert geschwächt aus (mehr noch als bei meinem letzten Besuch), was mich angesichts der Gesellschaft, der sie ausgesetzt ist nicht wundert. Ein Ortswechsel würde ihr gut tun und ich hatte den flüchtigen Gedanken, Miss Bingley zu einer Einladung nach London zu bewegen. Ein zweiter Gedanke daran, der mir das zu erwartende Szenario zwischen den beiden Damen und den Eindruck den so eine entschiedene Aufmerksamkeit bei meiner Tante hinterlassen würde vor Augen führte, brachte mich aber umgehend wieder zur Besinnung.

Mr Collins' Pfarrhaus befindet sich ganz in der Nähe. Meine Tante empfängt ihn augescheinlich regelmäßig zum Dinner oder zum Kartenspiel und scheint sehr zufrieden mit seiner Gesellschaft zu sein. Wie ich von Miss Anne erfuhr, ist Miss Elizabeth Bennet dort derzeit als Gast anwesend. Da er mir seine Bekanntschaft in Hertfordshire so unvergesslich aufgedrängt hat, werde ich wohl nicht umhin können, dort morgen vorzusprechen. Ich hoffe, Fitzwilliam wird mich begleiten um diese Aufmerksamkeit weniger pointiert erscheinen zu lassen.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 20:27 
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Prüde Zimperliese

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Rosings, 10. April

Ich wünschte fast, ich wäre dieses Jahr nicht nach Rosings gekommen. Hätte ich vorher gewusst, dass ausgerechnet sie... nun, es ist müßig, über verschüttete Milch zu klagen, wie Mrs. Reynolds sagen würde. Miss Elizabeth ist nun einmal hier und der Besuch heute in der Pfarrei verlief wahrlich nicht gerade vielversprechend.

Als ob es nicht schon anstrengend genug wäre, diese unsäglichen Lobpreisungen dieses noch unsäglicheren Pfaffen ertragen zu müssen! Was hat Lady Catherine bloß dazu bewogen, die Pfründe in Hunsford an ihn zu vergeben? Wahrscheinlich hat es keinen anderen gegeben, der den Boden anbetet, auf dem sie entlangschreitet! Der ihr stets nach dem Mund redet und sofort springt, wann immer sie mit den Fingern schnippt! Aber ich bin ungerecht. Ich sollte meinen Unmut nicht an anderen auslassen. Meinen Unmut über mein eigenes idiotisches Verhalten!

Miss Bennet die ganze Zeit über so anzustarren, dass sie gar nicht anders konnte, als es zu bemerken und dann ihren Spott darüber zu treiben! Und mir fällt nichts besseres ein, als mich nach ihrer Familie zu erkundigen...

Hätte sie doch bloß nicht danach gefragt, ob ich ihre Schwester in London gesehen habe! Ja, ich habe sie angelogen, war gezwungen, es zu tun, konnte ich ihr doch schlecht die Wahrheit sagen. Ausgerechnet ich, der Lügen über alles verabscheut – ich konnte ihr danach nicht mehr in die Augen sehen. Ich habe es vorgezogen, stur aus dem Fenster zu starren, ihrem sanften, aber verdienten Spott so wenigstens ein klein wenig zu entgehen.

Fitzwilliam hatte mich nach Hunsford begleitet – ein Fehler, wie ich im nachhinein meine. Meinem Cousin sind verbale Unzulänglichkeiten dieser Art – meiner Art – vollkommen fremd. Ich gestehe, ich beneide ihn um seine Fähigkeit, mit wirklich jedem Menschen unverbindliche Konversation betreiben zu können. Er findet immer etwas zu plaudern, er käme nie in die Verlegenheit, sich eine halbe Ewigkeit den Kopf zu zerbrechen, nur um dann doch das Falsche zu sagen. Miss Elizabeth war offenbar sehr von ihm angetan. Es grämt mich ein wenig, ich gebe es zu, aber ich darf mich nicht wirklich darüber wundern.

Morgen ist sie, zusammen mit den Collins’, bei Lady Catherine zum Tee eingeladen. Vielleicht ergibt sich dort eine Gelegenheit, mein unrühmliches Benehmen von heute wiedergutzumachen.

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Viele Grüße
Bezzy


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 22:00 
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Rosings, 11. April

Oh Gott, sie muß mich für den dümmsten Tropf auf Englands Boden halten. Statt meine Scharte von gestern auszuwetzen und mit eleganter Konversation ein wenig Eindruck zu machen, ist es nur noch schlimmer geworden.
Warum benehme ich mich wie ein Tölpel, sobald sie in meiner Nähe ist?
Dabei wäre es mir doch beinahe gelungen, mein Bild bei ihr ein wenig grade zu rücken.
Ich habe ausdrücklich ihr Klavierspiel gelobt, obwohl Georgiana um einiges besser spielt. Leider nutzte Fitzwilliam grade jene Darbietung, um seinen ganzen Charme spielen zu lassen. Und dann hat er mich erst recht in die Bredouille gebracht, als er meine Abneigung gegen das Tanzen zum Anlass nahm, um mit Miss Bennet einen regen Austausch über mein Verhalten auf dem Ball in Meryton zu beginnen. Als ob mir diese erste Begegnung nicht schon peinlich genug gewesen wäre, aber als Objekt so einer für beide augenscheinlich vergnüglichen Konversation zu enden, dass ist nun wirklich keine angenehme Sache!
Fitzwilliam ist aber auch so ein Klatschmaul!
Nachdem Lady Catherine ihn an ihre Seite befahl, hatte ich vage Hoffnung, nun ein wenig mit Miss Bennet plaudern zu können, doch es endete wieder einmal in einem Schlagabtausch, bei dem ich den Eindruck hatte, sie hätte deutlich die Oberhand behalten. Leider beendete Lady Catherine unser Gespräch mit ihrem unhöflichen Verhalten.
Ob ich es wagen soll, sie alleine aufzusuchen und herauszufinden, wie ihre Gefühle für mich sind?

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Es hatte sich mir in den letzten Tagen der absurde Gedanke festgesetzt, mein Cousin Fitz könne mir zuvorkommen und sich Miss Elizabeth zur Frau nehmen. Sie scheinen sich allzu prächtig zu verstehen, und obwohl er eine Heirat mit finanziellem Arrangement bevorzugen sollte, ist nicht ausgeschlossen, dass er doch eine Liebesheirat eingeht, so es ihn dazu drängt. Aus welchem Grunde sollte er standhafter und charakterfester sein, als ich?

Heute morgen erst erwähnte er, sie wäre gewiss seiner erste Wahl, gäbe es nur eine mindest akzeptable Mitgift, wobei er sich in der Höhe nur allzugern bescheiden würde, um ein solcherart bezauberndes Wesen sein Eigen zu nennen. Aber 5.000 (oder besser 10.000 ?) müssten es schon im mindesten sein. Es quält mich allein die Vorstellung, ich sollte tatenlos zusehen, wie mein Glück verlorengeht, nur weil mein Stolz grösser ist, als mein Vertrauen in die Liebe und in meine Freunde.

Ich habe es gewagt. Nein, ich musste es wagen! Ich fand eine Möglichkeit bei Miss Elizabeth vorzusprechen, wohl wissend, dass ich sie allein antreffen würde. Es ging mir dabei nicht allein darum zu sehen, wie sie sich in Zweisamkeit verhielte und ob sie positive Gefühle für mich erkennen liesse, sondern um ihr im bestmöglichen Fall meine Hand anzutragen.

Was soll ich sagen? Ich benahm mich wie der letzte Tropf, lief um sie herum, wie ein Tier in de Menagerie und wußte meine Gefühle nicht in Worte zu fassen. Als ich ihr gegenüber schließlich zu sitzen kam, fanden sich die richtigen Worte nicht, ich fühlte mich einmal mehr, wie ein Stummer mit betäubter Zunge und befragte sie lediglich, ob ihr Kent zusage und ob sie Gefallen daran fände, eine bestimmte Entfernung zwischen sich und ihr Elternhaus zu setzen.

Ihre Antwort brachte mich dann vollends aus dem Gleichgewicht und nahm mir den letzten Mut, mich ihr zu eröffnen. Also lief ich unverrichteter Dinge, und ähnlich einem Gejagten von dannen. Was muss sie jetzt für einen üblen Eindruck von mir gewonnen haben?

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BeitragVerfasst: Montag 17. September 2007, 21:10 
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Rosings, 14. April

Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich so den Verstand verlieren und wirklich alle guten Vorsätze und rationalen Überlegungen, die mein Leben bisher bestimmten, über Bord werfen und mich so sehr zum Narren machen?
Ich nahm an, über genügend Menschenkenntnis zu verfügen und nun stehe ich da und muß mir meine größte Niederlage eingestehen.
Nach langem Ringen hatte ich endlich den Entschluss gefaßt, Miss Bennet meine Absichten zu erklären. Die Gelegenheit, sie alleine zu treffen, war einfach zu günstig. Ihre Freundin und deren unsäglicher Gatte waren zu Besuch bei meiner Tante, während Miss Bennet sich entschuldigen ließ, da sie unpässlich war.
Ich sah meine Stunde gekommen und überraschte sie im Salon, wo sie Briefe las. Nach kurzem Ringen erklärte ich ihr meine Liebe und bat sie, meine Frau zu werden. Natürlich konnte ich nicht umhin, ihr meine Zweifel mitzuteilen. Ich wollte ihr nicht verhehlen, dass ich ihre Familie für nicht standesgemäß halte, doch das meine Gefühle für sie ehrenhaft und tief sind.
Statt nun erfreut mein Angebot anzunehmen, lehnte sie kühl jede Verbindung mit mir ab. Ich konnte es kaum fassen! Sie wird nun sicherlich nicht von solchen Anträgen überhäuft! Auf meine drängenden Fragen hin geriet sie sichtlich in Wut und warf mir vor, am Unglück ihrer Schwester schuld zu sein.
Unglück! Ich habe Bingley nur vor einer Torheit bewahren wollen, einer Torheit, die mir nun zum Verhängnis wird!
Aber auch diesen Argumenten entzog sie sich und klagte mich an, den "bedauernswerte" Wickham in seine wohl wie üblich prekäre Lage gebracht zu haben. Was hat dieser Schuft nur wieder über mich verbreitet? Vermutlich seine üblichen schmutzigen Lügen!
Miss Bennet war nun so sehr außer sich, dass sie mir unumwunden mitteilte, was sie von mir hielt. Ohne Bedauern sagte sie mir, dass sie mich von unserer ersten Begegnung an verabscheut hat und für den eingebildetsten und arrogantesten Menschen der Erde hält, der sich nicht einen Deut um die Gefühle andere schert und sie mich sicherlich niemals heiraten würde.
Ich konnte keine weiteren Worte mehr ertragen und verabschiedete mich mit dem letzten Rest Würde, der mir übrig blieb.
Wie konnte ich ihre Gefühle nur so verkennen? Sie verabscheut mich von ganzem Herzen und wagte es, mir das ohne weitere Zurückhaltung zu sagen! Welches Bild hat sie nur von mir?
Ist mein Auftreten wirklich von so einer Arroganz geprägt? Ich trage mein Herz selten auf der Zunge, doch bislang dachte ich, dass wäre durchaus vertretbar? Bislang hat sich noch niemand darüber beschwert. Jedoch scheint meine Wirkung bei ihr gänzlich anders zu sein!
Obwohl ich nun eigentlich kein weiteres Wort mehr an sie verlieren wollte, drängt es mich, ihr einen Brief zu schreiben, in dem ich einige Dinge berichtigen werde. Vor allem die Sache mit Wickham! Ich gedenke nicht, solche unwahren Anschuldiungen auf mir sitzen zu lassen. Er hat oft genug versucht, unser Leben zu zerstören, dieses Mal wird es ihm nicht gelingen!
Ich hoffe nur, ich werde die geeigneten Worte finden und sie nicht weiter gegen mich aufbringen. Und wenn es die ganze Nacht braucht, aber ich werde nicht eher ruhen, bis diese Angelegenheit für mich geklärt ist.
Danach werde ich mich bemühen, meine Liebe für sie zu verdrängen. Das Vernünftigste wäre wohl, so bald wie möglich aus Rosings abzureisen und jeden weiteren Kontakt mit ihrer Familie und ihrem Kreis zu meiden.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 27. Februar 2008, 21:02 
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Rosings, 15. April

Nach einer durchwachten und unruhigen Nacht habe ich den heutigen Morgen damit verbracht, meine Gedanken zu sortieren und meine Gefühle soweit es geht zu ordnen. Auch wenn ich Miss E. Bennets Zuneigung offensichtlich verkannt habe, so glaube oder hoffe ich zumindest, dass sie fähig ist, ein gerechtes Urteil über mein Verhalten zu fällen. Wenigstens ihre gute Meinung möchte ich gewinnen. Das Wissen, wie schlecht sie von mir denkt trifft mich fast ebenso stark wie ihre Zurückweisung.
Bei Tagesanbruch setzte ich mich in die Bibliothek und verfasste einen langen Brief, in dem ich mich in allen Bereichen die uns beide betreffen erklärte. Besonders schwer fiel es mir in Bezug auf W. und G., aber die Überzeugung der Notwendigkeit gab mir Kraft und ich hoffe auch ausreichend Glaubwürdigkeit. Miss Bennet äußerte sich so vehement über ihre Abneigung zu mir, dass es sie einiges kosten wird, diese zu überwinden um meinen Ausführungen genügend Raum für Gerechtigkeit zu geben.
Wir werden sehen.
Nach dem Frühstück gelang es mir wie so oft, sie im Park zu treffen und ihr den Brief zu übergeben. Sie wirkte überrascht, aber nicht unwillig, ihn zu lesen.
Danach machte ich mit Fitzwilliam meinen Abschiedsbesuch im Pfarrhaus und war erleichtert, sie dort nicht anzutreffen. Fitzwilliam bestand darauf, länger auszuharren, aber wie ich später hörte, war sein Warten wohl vergeblich.
Morgen werden wir abreisen, es gibt jetzt nichts mehr, was mich noch länger hier halten kann. London wird mich zerstreuen und Bingleys gute Laune und liebenswertes Gemüt werden mich trösten, darauf hoffe ich.


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BeitragVerfasst: Montag 3. März 2008, 15:03 
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London, 25. April

Wie konnte ich nur darauf hoffen, dass London und die Gesellschaft der Bingleys die trüben Gedanken verscheuchen würden!

Immer häufiger ertappe ich Charles mit einem leeren Blick, der nichts mehr mit meinem fröhlichen Gefährten von einst gemein hat. Wenn ich nach dem Grund für seine offensichtliche Melancholie frage, wiegelt er ab, jedoch ist die Änderung allzu offensichtlich und es schmerzt mich als Freund, dass er so wenig Neigung zeigt, sich mir mitzuteilen. Fast scheint es, als habe er kein Vertrauen mehr, als wünsche er meinen Ratschlag nicht, soweit es sein Innerstes betrifft.

Habe ich mich tatsächlich als schlechter Freund erwiesen? Habe ich falsch geurteilt und ihn falsch beraten? Ich mag es nicht glauben.

Wenige Tage noch, dann werden wir nach Norden aufbrechen, um einen alten Schulfreund zu besuchen, der über den Mississippi fuhr und Erstaunliches zu berichten hat. Luc Montgomery war schon immer ein begnadeter Erzähler und wird uns die nächsten Wochen mit seinen Reiseerlebnissen erheitern.

Manchmal wünschte ich, ich könnte mich ebenso leichtfüssig auf den Weg machen und die Vergangenheit abstreifen, wie eine alte Haut. Ich bin weit davon entfernt ein Abenteurer zu sein, der sein Heil in den Reichtümern der neuen Welt sucht, jedoch erzählt man sich diese neue Welt sei völlig anders, wild und eigentümlich, dass man vor staunen nicht zum Nachdenken käme. Das wäre einmal etwas Neues für mich, der ich doch jeden Gedanken dreimal wende, bevor ich ihn in den Mund nehme.

Nun, ich bin sehr gespannt. Montgomery schrieb, er habe vielfältige Zeichnungen und Abschriften mitgebracht, die er uns gern zeigen wolle. Er scheint dort sein Glück gemacht zu haben, denn er steht kurz davor seinen hiesigen Haushalt aufzulösen, auch wenn seine Eltern nicht erfreut sind, wie er schrieb.

Bleibt nur zu hoffen, dass er Charles nicht auf dumme Gedanken bringt. Sollen wir Luc Montgomery wirklich einen letzten Besuch abstatten? Er verstand es schon immer die Jungen zu begeistern und auf seine Seite zu ziehen, auch wenn es Ärger nach sich ziehen mochte. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir tatsächlich nach Cumbria fahren sollen. Andererseits, wer weiss, ob wir Luc je wieder zu Gesicht bekommen, es könnte die einzige und letzte Möglichkeit sein Adieu zu sagen. Wir sind es einem alten Schulfreund schuldig.

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BeitragVerfasst: Samstag 15. März 2008, 10:53 
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London, 27. April

Ich kann ihre Anschuldigungen einfach nicht vergessen. Ich hoffe, dass ich das Missverständnis um Wickham mit dem Brief aus dem Weg räumen konnte, aber ich weiß nicht, inwiefern sie meinem Bericht glauben wird - die Gelegenheit mit meinem Cousin, den ich ja als Zeugen angegeben habe, zu sprechen, hat sie nicht wahrgenommen. Wird sie meinem Brief Glauben schenken?

Ich kann es einfach nicht fassen, dass ihre Abneigung gegen mich so intensiv ist, wie kann ich mich nur so geirrt haben? Ich habe mich zum Narren gemacht mit der Erklärung meiner Gefühle für sie. Mit einer Zurückweisung hätte ich nicht gerechnet, aber was mir noch mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Art, wie sie mir mitgeteilt hat, dass ich der letzte Mann auf der Welt wäre, den sie heiraten würde. Sie sagt, ich hätte mich nicht wie ein Gentleman verhalten - das ist doch lächerlich, mein Verhalten war immer frei von jeden Fehlern. Sie verabscheut mich. Ich kann kein Fehlverhalten bei mir entdecken, ich habe so gehandelt, wie ich es für richtig hielt, noch nie hat jemand meine Entscheidung in Zweifel gezogen.
Einzig bei Bingley muss ich mir wohl ein Fehlverhalten eingestehen, meine Einmischung hier wirkt schwerer als ich es jemals für möglich gehalten habe, dabei meinte ich es doch nur gut. Aber jetzt sind Bingleys Niedergeschlagenheit und Schwermut ein tägliches Mahnmal für das, was ich mit meinem Eingreifen anscheinend angerichtet habe.

Ich wünschte, ich könnte diese ganze unglückliche Sache einfach nur vergessen.

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Registriert: Dienstag 18. Oktober 2005, 21:38
Beiträge: 6885
Wohnort: Wo die Messer und Schwerter herkommen
London, 12. Mai 1805
Ich habe jetzt zwei Wochen lang alles erdenkliche unternommen, um die Erinnerung an diese unangenehme Situation loszuwerden. Leider ist es zwecklos, ich kann das Bild von Elizabeth Bennet, wie sie so aufgebracht da stand und mir diese Worte an den Kopf warf, einfach nicht vergessen!

Dabei habe ich mich wirklich um Zerstreuung bemüht. Wir waren auf einigen Gesellschaften, die sogar durchaus amüsant waren. Die musikalischen Darbietungen boten einigen Gesprächsstoff, es ist doch immer wieder erstaunlich, wie wenig Talent einige haben.
Warum zwingt man diese bedauernswerten Geschöpfe dazu, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren? Glauben ihre Mütter wirklich, dass ein Mann sich mit mittelmäßigem Gesang und leidlichem Klavierspiel dazu hinreißen läßt, dem Mädchen einen Antrag zu machen?
Sie sollten eher darauf achten, dass ihre Töchter zumindest ein wenig Bildung bekommen und ab und an ein Buch in die Hand nehmen und es dann auch lesen.
Interessante Konversation steht aber wohl leider nicht so sehr im Vordergrund bei der Erziehung.

Charles zwang mich auch dazu, wieder einige Bälle zu besuchen. Ich langweile mich dort noch immer und Charles zieht mich auch weiterhin damit auf, dass ich fast jeden Tanz vermeide. Er stellte allerdings fest, dass ich weniger kritisch auf die dortigen Anwesenden reagiere und meine Bemerkungen weniger bissig klingen.

Georgiana bettelt auch schon ständig, endlich auf einen Ball zu dürfen. In meinen Augen ist sie eindeutig noch zu jung, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden, aber ich fürchte, bald werde ich es wohl nicht vermeiden können, ihr einen Ball auszurichten.

Der arme Charles spricht noch immer oft von Jane Bennet. Ich fürchte, mein Fehler war größer, als ich es mir eingestehen mag. Bislang habe ich es noch nicht gewagt, ihn über meine Rolle in dieser Geschichte aufzuklären.
Er ist nicht mehr so schwermütig wie noch zu Anfang, doch was wird sein, wenn er die Wahrheit erfährt? Und wenn Elizabeth doch die Wahrheit sagte und die Gefühle ihrer Schwester denen von Charles gleichen?
Dann hätte ich zwei Menschen in bester Absicht unglücklich gemacht!
Vielleicht hatte sie doch recht mit ihren Vorwürfen und ich habe in meiner selbstherrlichen Blindheit nicht bemerkt, dass ich mit meinem Tun völlig falsch liege.
Ich hatte ja auch angenommen, sie würde meinen Antrag annehmen.

Und wieder kreisen meine Gedanken um diesen Nachmittag in Hunsford. Es ist wie verhext!

_________________
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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."


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BeitragVerfasst: Dienstag 19. August 2008, 18:07 
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Austenbegeistert
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Registriert: Mittwoch 25. Juni 2008, 16:30
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London 14. May

Bin ich arrogant und selbstgerecht, ohne Mitgefühl für die Empfindungen und Gefühle anderer?

Ist mein Auftreten dergestalt, das ich andere grundsätzlich brüskiere?

Ich bin zutiefst verletzt, auch wenn ich es mir nur schwer einzugestehen vermag.

"...wenn sie sich mehr als ein Gentleman verhalten hätten..."

Nie hat eine Frau mich derart angegriffen, ... kein Gentleman...
Caroline Bingley scheint diesbezüglich andere Ansichten zuvertreten. Und nicht nur sie.
Aber wer sind diese "anderen", sie reden mir zum Munde und das unablässig.
Alles was ich sage und tue wird von diesen Damen mit Beifall honoriert. Jede versucht die andere zu übertreffen.
Nicht so Elizabeth Bennet. In ihren Augen bin ich so scheint es ein unvorstellbares Scheusal.
Bin ich nur umgeben von zu Kreuze kriechenden Lakaien, von denen nicht einer auch nur wagen würde, mir einen Spiegel vorzuhalten.
Das alles steht im Widerspruch zu dem was ich im tiefsten Inneren fühle, empfinde. Die Zuneigung zu den Menschen die mir nahestehen ist nicht verblendet durch Eigenliebe oder Arroganz. Meine Zuneigung, meine Liebe basiert nicht auf dem Selbstzweck, sie ist Teil meines Selbst und braucht nicht hoffiert und bedient zu werden.
Elizabeth Bennet, warum halten deine strafenden Augen mich so gefangen? Warum kann ich sie nicht einfach vergessen?
Ist sie so blind das sie in Wickham das zu finden hoffte, was sie mir verweigerte?
Zumindest habe ich ihr diesbezüglich die Augen öffnen können und vielleicht war sie in der Lage nicht nur den besorgten Bruder zu sehen, sondern auch den Mann von Ehre und Gewissen.
Diesbezüglich habe ich mir nichts zu vergeben.
Ich liebe Elizabeth Bennet, aber ich werde mich nicht anbiedern.
Die Zeit, die Zeit wird die Wunden heilen...

_________________
Allen ist das Denken erlaubt. Vielen bleibt es erspart.
Curt Goetz


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BeitragVerfasst: Dienstag 21. April 2009, 10:17 
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Austenfrischling

Registriert: Sonntag 19. April 2009, 17:33
Beiträge: 19
ich weiß nicht ob es euch recht ist wenn ich weiterschreibe, aber ich bin einfach mal so dreist und tu es .... :menno:


London 1. Juni

Verflucht, nichts hilft gegen dieses Mädchen!
Es ist unerträglich, jedes mal bevor ich schlafen gehe, klingen ihre Vorwürfe in meinen Ohren nach "stolz .... kein Interesse an anderer Menschen Gefühle ...arogant ...."
Ich habe alles Versucht um diesen Heimsuchungen zu entgehen, es gelingt mir nicht. Die Hoffnung Portwein vor dem schlafen würde die Gedanken betäuben, erwieß sich als fataler Irrrtum, sie schwirrten nur noch lauter! Bis zur völligen Erschöpfung auf bleiben, in der Hoffung gleich traumlos einzuschlafen, war ebenso ein Irrtum, trotz allem stand ihr Bild mir vor dem einschlafen vor Augen und damit kam zeitgleich auch wieder der Schwall an Vorwürfen in meine Gedanken.

Ich bin ich Wrack, es schein inzwischen egal zu sein in wessen Gesellschaft ich mich bewegen, ob beim Ball, bei Dinnerparty's, Ausflügen oder ähnlichem. Bei allen, habe ich das Gefühl neben mir zu stehen, mich selbst zu 'beobachten, und dabei zu ergründen inwieweit allle Vorwürfe Eliza's zutreffen. Inzwischen muss ich mir wohl selbst eingestehen, dass sie in vielleierlei Hinsicht recht hatte.
Ja, auf Grund meiner Stellung, meines Vermögens und meiner Erziehung scheine ich des öfteren unhöflich bis arrogant gegenüber mehr oder weniger Unbekannten zu sein.
Im Gegensatz dazu konnte ich bei Menschen die mir am Herzen liegen, wie etwa Bingley und Colonell Fitzwilliam, nciht bestätigt finden, bei ihnen bin ich meiner Meinung nach manchmal vielleicht etwas mürrisch, aber grundlegend freundlich und aufgeschlossen ....

Und doch, im gleichen Maß wie mich ihre Vorwürfe quälen, muss ich jedes mal wenn mir ihr Gesicht vor meinem geistigen Auge erscheint, an das sprühen und funkeln, denn unwiedersstehlich blitzenden Schalk in ihren Augen denken. Ihr Liebreiz, ihre Freundlich- und Frohlichkeit haben mich über die Maßen verzaubert.


Ich muss sie vergessen. Wenn sie weiter in meinen Gedanken rumspuckt kann ich bald nicht mehr für meine geistige Gesundheit garantiern.


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