Oh, hai, Simone,
Henry Fielding gibt es in allen Preisklassen (von 1 Euro bis 60) bei Amazon.de... Sogar die eher unbekannten Sachen von ihm werden da angeboten (seine Journalistischen Schriften und die seltsame "Reise in eine andere Welt")...
Ulli hat leider mit "Tom Jones" angefangen ohne zu wissen, was ihn erwartete(?)... Ich glaube, er ist an den ersten 100 Seiten gescheitert... Fielding behandelt darin in aller Ausführlichkeit das Vorleben der Eltern des Romanhelden Tom Jones, so dass man irgendwie meint: "da kann doch was nciht stimmen?" Man muss sich da erstmal durchfressen (aber obacht: die Geburt und die da berichteten Nebenumstände werden am Ende des Romanes wichtig...), doch man sollte mindestens bis zum Twackum und Square durchhalten und sich erst dann entscheiden, ob man aufhört...
Vielleicht wäre es auch schlau, erstmal mit "Joseph Andrews" (das ist eine Parodie auf Richardsons "Pamela") zu beginnen... oder doch mit "Amelia" (die ist etwas tiefer im Ton - er hat darin das Leben mit seiner geliebten Frau "verarbeitet" - und nimmt mit dem Roman schon etwas die Dickenssche Art voraus)...
Das hängt auch etwas davon ab, was Du sonst vorziehst...
Fielding ist so ziemlich einzigartig, in dem was er schrieb... Er hat aus der Not geboren die Form des modernen Romans "erfunden" - und witzigerweise jedem Buch seines "Tom Jones" einen Essay vorangestellt, in dem er seine Ansichten zum Romanschreiben darlegte... Irgendwo hier im Board hab ich mal eines von denen aufgedröselt anhand von Jane Austens Romanen... Ich bin der Meinung, sie hat eine Menge von ihm gelernt (und in ihrem einzigen "Liebesbrief" vergleicht sie ihren Geliebten Tom Lefroy mit dem Helden des Roman "Tom Jones"...).
Fielding war Bühnenautor, Journalist, Essayschreiber, Romanschriftsteller, Jurist, Polizist und Richter... Als Polizist war er so eine Art Eliot Ness - bekämpfte die AlCapones seiner Zeit mit ebenso unkonventionellen Methoden wie sein amerikanischer Nachfolger: So sprang er eines Nachts vom Dach seiner Kutsche durch das Fenster direkt in das Schlafzimmer eines der Gangsterbarone und überraschte den völlig verdatterten Ganoven ohne Hosen in den Armen seiner Geliebten... Und in genau der Aufmachung, in der er ihn erwischte, führte er in anschließend im Triumphzug quer durch London ins Kittchen...
Ich wäre zugerne mal Mäuschen bei einer seiner Gerichtssitzungen gewesen
- davon gibt es leider keine Berichte... aber das muss ein gewaltiger Spaß gewesen sein, wenn der ehrenwerte Mr. Fielding über die kleinen und großen Verbrecher urteilte, die ihm vorgeführt wurden (es gibt einen Bericht, in dem er seine Ansichten über das "moderne Verbrecherunwesen in London" darlegte und die sozialen Ursachen, die seiner Meinung nach Leute zu Verbrechern machten)... Er und ein Cousin(?) gründeten in London die erste funktionierende Polizeitruppe (die Bow-Street-Runners)...
Trollope, denke ich, ist eher von der "pastoralen Art"... Einer der sich am viktorianischen Leben gerieben hat... "Die Türme von Barchester" und "Spitalvorsteher Septimus irgendwas"... Die kommen eher nicht so sprühend daher wie Fieldings Romane... Trollopes Humor muss mehr von der traurigen Art gewesen sein, denke ich mir... Mehr fällt mir zu dem im Moment nicht ein... Ach ja, er hat bei der Post gearbeitet...
Bruki