Udo hat geschrieben:
Mir ist im 35. Kapitel noch eine kleine Stelle aufgefallen. Mr. Gibson sagt:
"Die Schwarzen sind meines Wissens nicht gerade berühmt für ihre Fähigkeit, vernünftig zu denken...."
Ungewöhnlich, dass ausgerechnet von Mr. Gibson zu hören. Nun kann man ja leicht erklären, dass solches Denken damals halt noch recht verbreitet war usw. Klar. Aufgefallen ist es mir aber auch, weil man sowas bei Jane Austen interessanterweise nie liest. Oder?
Mir war die Stelle gar nicht so bewusst, deshalb hab ich sie geich noch mal nachgelesen und irgendwie hat mich das dann an die Stelle ziemlich am Anfang erinnert, als Mr.Gibson Miss Eyre (der Name ist einfach zu gut
) anweist, Molly nur das allernötigste beizubringen. Da würde mich jetzt wirklich interessieren, ob Elizabeth Gaskell irgendwelche Hintergedanken bei hatte, oder ob es ihr gar nicht so bewusst war, weil aus der Zeit heraus.
Und stimmt, bei Austen liest man das nicht. Das finde ich gerade so interessant an den Büchern, das sie gerade in so einer "aufregenden" Zeit gelebt hatte und trotzden alles hübsch sauber außen vorlässt.
Als des Herrrn Kronanwalts Besuch angekündigt wird, geht natürlich gleich das Geklatsche los:
Zitat:
"Das ist nun wirlich eine sehr achtbare Verwandtschaft; ich frag' mich nur, wieso wir bisher so wenig davon gehört haben", meinte Mrs. Goodenough. "Auf den ersten BlicK hätte ich nicht gedacht, dass Mrs. Gibson zu der Sorte Mensch gehört, die ihre feinen Verwandten unter den Scheffel stellt; bei so was drehen wir doch alle gern die gute Stoffseite nach außen.
So. Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Sie legt doch soviel Wert auf ihre guten Beziehungen nach Cumnor Towers, wieso erwähnt sie diese Verwandtschaft nicht im Ort und prahlt
unauffällig, wie sie es mit ihrem
feinen Gespür sonst immer tut?
Und noch eine Frage:
In Kapitel 39 (greif ich da jetzt vor?) darf Cynthia endlich doch nach London zu Mr Kirkpatricks Familie fahren. Im Gespräch mit Molly sagt sie ja dann so intelligent und scharfsinnig, dass ein Provinzstädtchen eben ein Provinzstädtchen sei und London eben London.
Und sie singt:
Zitat:
"Monsieur de la Palisse est mort
En perdant sa vie;
Un quart d'heure avant sa mort
Il étaient en vie."
(Im Anhang ist das übersetzt und es wird erklärt, dass das ein Spottvers auf den Mann ist.
) Ich habe jetzt den Zusammenhang mit London und der Provinz nicht kapiert,
also hab ich bei Wikipedia nachgeguckt:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Lapalissade (Ist aber alles französisch)
Soweit ich das verstanden habe, hat der Mann unwissentlich einer ganzen Gattung seinen Namen geliehen, der Artikel ist echt interessant,
aber den Zusammenhang habe ich jetzt noch immer nicht ganz verstanden.
Das finde ich soo schade, dass man einfach viele Anspielungen nicht mehr aus der heutigen Zeit heraus versteht, wenn man kein Fachmann ist. Ist jetzt ein komischer Vergleich, aber vielleicht kapiert in hundert Jahren auch kein Mensch mehr Asterix und Obelix oder Harry Potter? Also nicht die Geschichte, da sind wir ja auch in der Lage, das zu verstehen, sondern einfach die feinen Anspielungen...
Oh. Das wurde jetzt aber sehr lang
tut mir Leid, wenn ich mal dabei bin...