Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag, Alethea! :danke:
Alethea hat geschrieben:
Arroganz und Egoismus waren die typischen Eigenschaften des Dandys, und der beredte Kritiker des Dandytums, Thomas Carlyle, spricht gar von „self-worship“.
Das hat mich gleich an den berühmten Satz in "an ideal Husband" errinnert, wo Lord Goring, das Inbild des Dandy, im dritten Akt diese, so typischen Aussagen zu den Menschen im allgemeinen, und zu sich selbst im speziellen macht:
"Fashion is what one wears oneself. What is unfashionable is what other people wear.
Other people are quite dreadful. The only possible society is oneself.
To love oneself is the beginning of a lifelong romance."
Weiter beschreibt Oscar Wilde Lord Goring folgendermassen:
Thirty-four, but always says he is younger. A well-bred, expressionless face. He is clever, but would not like to be thought so. A flawless dandy, he would be annoyed if were considered romantic. He plays with life, and is on perfectly good terms with the world. He is fond of being misunderstood. It gives him a post of vantage.
Alethea hat geschrieben:
Folgt man Carlyles satirischem Essay über den Dandy, so nimmt dieser in der Tat die Gestalt einer schön dekorierten Hülle an, ohne Inhalt, ohne Charakter, ohne Moral, nur den Regeln der ‚fashionable’ Gesellschaft verpflichtet. Obgleich die viktorianischen ‚middle classes’ seinen Lebensstil als parasitär und nutzlos ablehnten, konnten sie sich andererseits einer gewissen Faszination, die vom Dandytum ausging, nicht erwehren.
Ich weiss nicht, aber irgendwie kann auch ich mich dem Reiz dieser Charakteren kaum erwehren.
Interessant finde ich, dass Oscar Wilde gerda diesen "dekorierten, scheinbar inhaltslosen Hüllen" in seinen zwei, berümten Werken, "an ideal Husband" und "the importance for being Earnest" einen Reichtum innewohnen lässt, der schlicht überraschenden Charakter hat. Er selbst galt zu seiner Zeit ja als Dandy par excellence und er hat dieses Image auch fleissig gepflegt. Zugleich war er selbst wohl der beste Beweis dafür, dass Carlyle sich in seiner abschliessenden Zusammenfassung über diese "nutzlosen und parasitären Charakteren" irrt. Wenigstens lässt sich festhalten, dass sie nicht zwangsläufig auch tatsächlich oberflächlich und bar jeder Erkenntnis lebten. Vielmehr representierten sie vielleicht auch, als lebendiges Mahnmal, die damalige englische upperclass als Ganzes.
Grüsschen
MJ