(Sollten wir dazu einen eigenen Thread haben?)
Nachtrag zum Erbrecht:
Man kann in den verschiedenen Romanen JAs die unterschiedlichen Besitzverhältnisse gut sehen.
Sense & Sensibility:
1. Die Dashwoods, also John Dashwood senior erbt nicht direkt von seinem Onkel, sondern erhält nur Nutzungsrechte an Haus und Land. Aber auch sein Sohn aus erster Ehe erbt nicht, also der Neffe des Onkels, sondern der Großneffe.
So eine Erbregelung war nur möglich, wenn Land und Gut im Eigentum der Familie also des Onkels lag, sonst wäre die Primogenitur voll zum Tragen gekommen.
2. Bei den Ferrars ist ungewöhnlich, dass die erwachsenen Söhne den Vater wohl nicht beerbt haben; nicht einmal der Erste/Ältere. Dies liesse sich nur damit erklären, dass Fanny die Älteste ist, und mit der Hochzeit das väterliche Erbe an sie und John Dashwood ging (das Haus in London?), oder dass der Vater nichts zu vererben hatte und alles Geld und Besitz von der mütterlichen Seite kommt. Kann es sein, daß eine spätere Mrs. Ferrars, bei ihrer Einstellung zu Gesellschaft und Position, einen armen Schlucker ohne Titel geheiratet hätte? Möglich ist alles, aber eher unwahrscheinlich.
Persuasion:
Wir wissen, dass Sir Elliot ein Baronet ist, der sich auf seinen Titel sehr viel zugute hält, auch wenn er sich damit in der Hierarchie des Adels ganz unten bewegt. Auch hier hält der Baronet nur die Nutzungsrechte an Haus, Land und Boden. Das hat vermutlich aber nichts mit dem Familienrecht zu tun, sondern eher damit, dass es sich um einen von der Krone verliehenen Titel handelt, der grundsätzlich nur mit Primogenitur vererbt wird und eben weibliches Erbe ausschliesst. Hier liegen die Eigentumsrechte (ausser des beweglichen Gutes) bei der Krone.
Deshalb kann Elliot nicht verkaufen und nicht beleihen, um seine Schulden zu bezahlen, sondern nur die Nutzungsrechte veräussern bzw. vermieten oder verpachten.
Pride & Prejudice:
Zu den Erbrechten der De Bourghs hatte ich zuvor schon geschrieben. Allerdings wundert mich auch hier, dass Anne noch nicht geerbt hat. Wäre Lewis de Bourgh ein Baronet gewesen, müsste Anne nun einen Titel tragen. Doch das tut sie nicht. Selbst bei einer Verfügung, das Erbe nur mit einer Heirat, Volljährigkeit o. ä. antreten zu dürfen, wäre der Ehrentitel "Lady" oder "Honourable" zum Tragen gekommen. Das ist eine Nuss, an der ich noch knabbere. Ausser Lewis de Bourgh wäre ein Ritter mit Verleihung gewesen (aber ohne zugehörigem Besitz) wie Sir Lucas, und das Gut selbst läge in altem Familienbesitz.
Weitaus interessanter sind hier die Bennets. Es scheint ein ähnliches Erb- bzw. Nutzungsrecht vorzuliegen, wie bei den Dashwoods. Anders lässt sich nicht erklären, wieso ein Verkauf ausserhalb jeder Diskussion liegt. Rein theoretisch könnte Mr. Bennet als "alter Mann" ja das Gut veräussern und von den Zinsen leben, um den Verkaufserlös unter den Töchtern aufzuteilen. Aber das scheint hier nicht zu gehen, zumindest wird kein Gedanke daran verschleudert. Demnach ist Bennet auch nicht im Vollbesitz des Eigentums, sondern hält lediglich die Nutzungsrechte. Auch Collins käme nur an das Nutzungsrecht, nicht an Eigentums-und damit Verkaufsrechte.
Das ist erstaunlich, zumal hier die Familiengeschichte anders liegt. Zumindest erfahren wir nicht von besonderen Erbregelungen wie bei den Dashwoods. Das lässt vermuten, dass der Erblasser, aus welchen Gründen auch immer, selbst nicht über die vollen Eigentumsrechte verfügte. Gehörten Land, Boden und Gut also der Krone?
Aber warum hat Bennet keinen Titel? Gehört das Gut also zu jahrhundete- bzw jahrtausendealtem Familienbesitz aus den Zeiten vor Wilhelm dem Eroberer? Vielleicht erfahren wir in späteren Kapiteln ja noch mehr ...
Adminedit |
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Ich habe das mal getrennt, weil es im Groupread wohl zu weit führen würde, alle Romane wegen der Erbfolge abzuarbeiten. Grüße Kerstin |
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit