Zum Reinlesen eine kleine Leseprobe. Keine Angst, dieser Teil ist noch völlig jugendfrei. Aber dann merkt ihr schon, worauf ich hinaus will.
Schmetterlingsflattern in einer heißen Sommernacht
„Kannst du mir mal verraten, was du da machst?“, fragte Armin entgeistert und starrte mich an. „Nischt“, nuschelte ich und sah ihn mit unschuldigen Augen an, während sich meine Lippen erneut über die Eistüte stülpten, wodurch die ganze Spitze in meinen Mund eintauchte. Genüsslich ließ ich einen gehörigen Teil der cremigen Masse auf meiner Zunge schmelzen. Ich hatte wohl tatsächlich ein wenig zu viel erwischt, denn es blieb eine Spur auf meinen Lippen und in den Mundwinkeln zurück.
Ich sah ihn verständnislos an, während meine Zunge träge die Linien des Mundes nachfuhr und nicht mehr als ein leichtes Schimmern zurückließ. Hmm, ich war verrückt nach diesem Softeis, Vanille mit Waldmeister. Cremig und süß die Vanille, fruchtig und frisch der Waldmeister. Ich war noch lange nicht fertig und wir standen noch vor der Eisdiele.
Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass nicht nur Armin fasziniert war. Mit Mühe unterdrückte ich ein Grinsen, während ich mich weiterhin mit Genuss und Hingabe meinem Naschwerk widmete. Diesmal jedoch umkreiste ich den noch übrigen Eisberg, indem meine Zungenspitze mehrmals quälend langsam, und dabei so leicht wie eine Feder ihre Runden drehte, während sie immer mehr aufnahm und zergehen ließ.
„Erzähl mir nichts“, knurrte er. “Da ist doch etwas im Busch.“ Seine Augen hingen immer noch an meinem Mund, wie eine Schlange, die das Kaninchen hypnotisiert, um es zu verspeisen. Ich war mir nur nicht sicher, Wer von uns beiden das Kaninchen war, und Wer die Schlange.
Ich zuckte kurz die Schultern, schob mir dann den inzwischen gehörig geschrumpften Berg ganz in die Mundhöhle und beließ ihn eine kleine Weile darin, nicht ohne genießerisch die Augen zu schließen.
„Verflucht, ich möchte zu gern wissen, warum dich die Idioten alle so angaffen“ bellte er. „Ich weiß auch nicht“, erwiderte ich schließlich, „Ich esse doch nur mein Eis“. Ich leckte mir einen Tropfen aus dem linken Mundwinkel und zeichnete erneut den Bogen meiner Lippen nach. „Aber wer weiß, vielleicht bin ich irgendwie komisch angezogen“. „Nein“. Er schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung“. Ich hoffte, mir würden keine Hörnchen wachsen, Teufelchen das ich war. Aber wenn man es genau nahm, war es noch lange nicht genug. Es war höchste Zeit die nächste Runde einzuläuten. Also nahm ich eine Banane aus meiner Tasche, schälte sie so sorgsam, als wäre sie eine besondere Kostbarkeit und schob sie mir zwischen die Lippen, um einen zärtlichen Biss zu machen.
Einer der älteren Herren am Nebentisch fragte unverblümt, ob ich zu allen Bananen so lieb wäre. Sein Nachbar zwinkerte mir verschwörerisch zu . „Gut gemacht, Kiki. Wenn du von deinem Stoffel genug hast, komm zu mir. Ich bin schon lange auf der Suche nach so einem Edelstein.“ Dann wandte er sich an Armin.“ Halt sie gut fest, Mann. Das Mädchen ist nicht mit Gold aufzuwiegen“. Ich knickste und bedankte mich brav, wie eine Sonntagsschülerin vor ihrem Pastor und alle lachten. Da dämmerte es Armin langsam. „Verdammt! Jetzt reicht’s!“. Er zog mich am Ellbogen zum Auto. „Du sagst mir jetzt sofort was zur Hölle los ist!“ „Ich übe“, war meine lakonische Antwort. „Du … übst?“. Man konnte das Fragezeichen in seinem Gesicht leuchten sehen. „Genau. Schmetterlingsflattern. Und Strudel, wenn du es genau wissen willst. Ich habe in einem Buch gelesen, wie man beide perfektioniert, und dass die Kombination beider auf Männer unwiderstehlich wirkt. Stimmt das?“ Er wusste minutenlang nicht, was er sagen sollte, während mir schien, als könnte ich seine Gedanken rattern hören. „Na ja, ist auch egal“. Ich zuckte mit den Schultern. „Du hast ja ohnehin keine Zeit. Wir sollten uns beeilen. Peterchen wartet auf dich.
Allmählich kam er wieder zu sich. „Ich könnte Peter absagen. Das Werkeln verschieben.“ „Ja, das könntest du. Aber eine Männerfreundschaft geht vor. Ich verstehe das. Wirklich!“ Natürlich war ich sauer, wenn er nach Wochen mit seinem Projektteam zurückkam und am lausigen Wochenende wieder mit seinem Busenkumpel in der Werkstatt landete, um entweder an dessen Suzi oder einem Auto herumzuschrauben.
Eine Weile sagte er nichts, aber es arbeitete heftig in ihm. „Sag einmal, was genau ist „Schmetterlingsflattern?“ Ich verschluckte mich fast an dem Rest meiner Banane. „Das kann man schlecht beschreiben. Müsste ich dir zeigen.“ Ich lächelte breit. „Aha“. Er seufzte. „Und du wolltest … das heißt du hättest…“ „Ja. Ich wollte und ich hätte.“ Er parkte vor dem Chinesen ein. Dazu muss ich sagen, dass ich chinesisches Essen seit jeher liebe, wobei er dafür sonst nur Verachtung übrig hatte.
_________________ Grüsse, Caro Avatar: Amelia Darcy (1754-1784) Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit
Zuletzt geändert von Caro am Freitag 18. April 2008, 15:12, insgesamt 7-mal geändert.
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