Hallo Pumuckel,
wir haben unter
"Ihr Leben" - "Janes Bücher" mal versucht, „Jane Austens Bibliothek“ zusammenzustellen, also Bücher und Autoren, die sie kannte und mochte... Es gibt in den Biografien und Romanen haufenweise Bezüge auf die von ihr gelesenen Bücher... Im 18. Jh. explodierten regelrecht die Auflagen und die Leute begannen zu lesen, so wie wir in den sechzigern mit dem Fernsehen begannen oder heute mit dem Internet... Anfangs war das Schreiben eine Sache, von der man nicht leben konnte, viele Autoren betrieben es neben ihrem Brotberuf als Hobby... oder verhungerten regelrecht...
Nicht ohne Grund waren viele Autoren Pfarrer, sie waren „des Wortes mächtig“, hatten Sendungsbewusstsein, waren materiell versorgt und nebenbei genug Zeit... Also wurden eine Flut von Predigten, Lehrbücher, moralischer Abhandlungen geschrieben... Jane Austen soll, soweit ich mich erinnere, auch eine der populären Predigtensammlung besessen haben... Und da es langweilig ist, sich endlose trockene Sermons anzuhören, wurden die belehrenden Geschichten und Abhandlungen aufgelockert: Daraus entstand dann das neue Genre, der Roman...
Oliver Swift, Daniel Defoe... Oliver Goldsmith, dessen Werke Jane Austen kannte, schrieb ein Geschichtslehrbuch für Schüler, Pope übersetzte Homer, Johnson veröffentlichte die gesammelten Werke Shakespeares und erstellte ein Wörterbuch der englischen Sprache (so wie die Grimms in Deutschland den Duden)... Sein „Rasselass“ ist z.B. eine Abhandlung darüber, wie man leben soll, verpackt in ein orientalisches Märchen... Mit all dem war Jane Austen ganz sicher vertraut... Walter Scott, Lord Byron... Crabbe... Dazu kamen dann eine Flut von zeitgenössischen Theaterstücken, Gedichten, Novellen, Zeitungen, Streitschriften...
Einige wenige weibliche Autoren konnten damals schon von ihren Büchern leben. Dazu gehörte also eine ausgeprägte Leserschaft für die neuen Romane: Diese bestand wohl tatsächlich überwiegend aus Frauen.... Jane Austen und ihre Brüder bevorzugten sentimentale Romane, die in der Nachfolge Richardsons entstanden... Autoren realistischer Romane wie Henry Fielding waren immer noch populär, obwohl es einen Hang zu Schauergeschichten gab, die in Nachfolge von Walpoles „Otranto“ den Markt überschwemmten („Udolpho“!), wobei diese Welle kurz nach Jane Austens Tod ihren Höhe- und Endpunkt mit Mary Shelleys „Frankenstein“ erreichte... Jane Austens professionellem Auge missfielen allerdings solche romantischen Schauermärchen... aber bestimmt hat sie sie gelesen!
Ich denke, wir müssen uns das damalige Austensche Wohnzimmer so vorstellen, wie unsere heutigen auch ... nur dass an der Stelle, die heute ein Fernseher oder Computer einnimmt, das Buch stand... (naja, und der Stickrahmen und der Kartenspieltisch und das Klavier oder die Harfe
) ... Und neben dem ernsthaften Stoff wurden bei den Austens massenhaft talkshows, rosamundpilcherfilme, soupoperas, dokumentationen, sabinechristiansengeschwätz, comedy, aktion-, liebes- und horrorfilme konsumiert...
Ich denke, Jane Austen hat auf einem Haufen Literatur gesessen, als sie begann zu schreiben...
Bruki
PS: Vielleicht können die Admins die beiden Threads zusammenfassen?