Bezzy hat geschrieben:
Ich weiß nicht, ob die Frage einen Sinn ergibt
, und ich gestehe, ich kenne mich nicht so gut aus in der Materie, aber gibt es eurer Meinung nach Bücher, die eine junge Dame zu der Zeit lieber
nicht hätte lesen sollen? Und aus welchen Gründen? Oder auch andersrum, welche Bücher hätten Lizzy wohl interessiert oder sie neugierig gemacht?
Da passt jetzt die Theadbezeichnung nicht ganz zum Thema?
Wegen Büchern: das ist sicher schwer zu entscheiden... Es gab und gibt damals wie heute - Dinge "die macht man nicht" und trotzdem machen es alle
- mehr oder weniger heimlich... Jane Austen kannte z.B. "Tom Jones" - der wurde nicht gerade aus Jugendfrei angesehen - wobei es in der Zeit, in der Jane Austen lebte, sehr viel lockerer zuging als später zu Zeiten der Queen Viktoria... In den Schaufenstern der großen Karikaturisten in London wurden die anzüglichsten Bilder ausgestellt ... Es gab aber auch Bereiche in den Geschäften "for Gentlemen only" - wo die Frauen keinen Zutritt hatten (so wie heute in den Videotheken die Kinder)... und der Stoff, der dort angeboten wurde unterschied sich kaum von dem, was heute in de Adultbereichen herumliegt, vermute ich
...
"Fanny Hill" von Cleland ist ja das bekannteste Werk aus der damaligen Zeit... Das stand auf dem Index und wurde nicht ganz frei verkauft - soweit ich weiß, es war aber trotzdem sehr weit verbreitet und bekannt... Ob Papa Austen oder einer der Brüder in Godmersham oder London einen solche "Giftschrank" in seiner Bibliothek hatte und ob die pfiffige Jane da rangekommen ist - ob sie das überhaupt interessiert hätte - darüber können wir nur spekulieren...
NB: Ich hab ne Sammlung zeitgenössischer erotischer (sagen wir mal pornografischer) Karikaturen aus der Zeit Jane Austens ... und die unterscheiden sich kaum von heutigen solcher Bilder - mal abgesehen, dass es gezeichnete Bilder und keine Fotografien sind...
NB: de Sade wurde erst im 20. Jh. zu einem "revolutionären Charakter mit philosophischem Anspruch" deklariert... Normalerweise wurden seine endlosen theoretischen Erläuterungen über die menschliche Natur damals wie heute überblättert, um an die illustrativen Tatbestände seiner Weltanschauung zu kommen... Zu seiner Zeit war er in der allgemeinen Sicht des "Mannes auf der Straße" und des Bildungsbürgers das letzte Ferkel und der teuflischste Perverse und Kirchenschänder, den sich die - damals ganz sicher perverse - Phantasie seiner "revolutionären" Zeitgenossen vorstellen konnte... und er wurde sowohl von den - Feudalen als auch den Revolutionären - konsequent verfolgt und mit aller Macht bekämpft... gelesen wurden seine Bücher trotzdem - heimlich...
Bruki