Kapitel 2Mrs. John Dashwood appelliert in Kapitel 2 eindringlich an ihren Mann, das Versprechen an seinen Vater zu überdenken, seine Stiefschwestern mit einer großzügigen Summe zu unterstützen. Sie stichelt, ihr vierjähriger Sohn werde sonst womöglich noch in Armut enden. Regelmäßige jährliche Zahlungen werden von Fanny aus dem Grund abgelehnt, dies sähe danach aus, man täte lediglich seine Pflicht und könne noch nicht einmal Dankbarkeit dafür erwarten. John redet sich die Situation mit der Erklärung schön, eine regelmäßige Zahlung wäre deshalb wenig dienlich, weil seine Schwestern dann einen aufwändigeren Lebensstil führten, weil sie die Summe von vornherein einplanten.
Zum Ende des Kapitels einigen sich die Eheleute darauf, die Unterstützung der Miss Dashwood auf gelegentliche Geschenke von Naturalien und eine Hilfe beim Umzug zu reduzieren. "Aber da er auf dem Versprechen bestand, konnte ich es ihm schlecht abschlagen – jedenfalls schien es mir damals so."Aha, schon jetzt – viele Tage können seitdem nicht vergangen sein - denkt der liebe John also anders darüber. Na, sein Meinungsumschwung ging ja schnell vonstatten!
Ein herrliches Kapitel mit grandioser Argumentationsführung!
Zudem kann man sich so schön über den Inhalt aufregen und entrüsten. Eine wahre Meisterleistung!
John lässt sich überaus bereitwillig dazu überreden, von seiner ursprünglich angedachten Zuwendung von immerhin 3.000 Pfund abzulassen. Als er die Summe nach kurzem Gespräch bereits auf die Hälfte reduziert, bestätigt ihm seine Frau, wie überaus großzügig er dennoch sei. Ja, auf die Außenwirkung ihrer Tat kommt es den beiden doch
sehr an.
Die Initiative in dieser Angelegenheit geht zwar von Fanny aus und den Gesprächsbeginn fädelt sie auch geschickt ein, indem sie an seine Verantwortung als Vater appelliert, aber ich weigere mich, John hier nur den passiven Part zuzugestehen. Er könnte problemlos ein Veto einlegen und wenigstens halbwegs zu seinem Wort stehen, doch davon ist er weit entfernt. Nur ganz kurz widerspricht er dem Einwand seiner Frau, indem er an sein gegebenes Versprechen erinnert und meint, dass "etwas" für seine Schwestern getan werden müsse. Er scheint regelrecht darauf gewartet zu haben, sein gegebenes Versprechen auf eine lächerliche Kleinigkeit minimieren zu können. Dass die Initiative dazu ja quasi von seiner Frau ausgeht, mindert höchstens sein schlechtes Gewissen.
Ich finde diese Widersprüchlichkeit in Fannys Aussagen köstlich:
"... ich bin innerlich davon überzeugt, dass dein Vater gar nicht daran gedacht hat, dass du ihnen überhaupt Geld gibst."≠
"...denn wir wissen genau, wenn er gekonnt hätte, hätte er fast alles, was er hatte, ihnen vermacht."Na, wenn sich das nicht widerspricht, dann weiß ich's auch nicht.