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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 19:14 
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Austenbegeistert

Registriert: Samstag 29. November 2008, 17:31
Beiträge: 58
Wohnort: Mannheim
richtiger Name: Melanie
Hallöchen...

Ich habe mich gerade gefragt, warum es so ist, dass Colonel Brandon im Buch keinen richtigen Vornamen hat (und deshalb oft welche erfunden werden wie Christopher oder wie in Colonel Brandon's Diary James).

-Liegt das vielleicht daran, dass alle Verwandten, die er hat, nie im Buch präsent sind (also seine Schwester nie aus Avignon rüberschippert) und daher niemand sozusagen das Recht" hat ihn beim Vornamen zu nennen? Sir John, der ja sein alter Freund ist redet ihn ja auch nur mit Brandon an.
- Das Jane Austen nie eine intimere Szene mit Brandon und Marianne geschrieben hat, bei der sie ihn beim Vornamen nennen könnte?
- Oder ist Colonel Brandon (und ganz Sense and Sensibility) bloß ein Modell für die Situation von zwei von Grund auf unterschiedlichen Mädchen, und was passiert, wenn man diese zwei Eigenschaften aufeinander loslässt? Dass Brandon einfach ein "Modell" für das perfekte Abbild eines Offiziers ist, pflichtbewusst, heldenhaft, und so weiter? Dass Jane Austen den jungen Mädels, die vom Charakter her ähnlich waren wie Lydia oder Kittie, zeigen wollte, wie sich ein richtiger Offizier verhalten sollte und auch gerne mal reserviert sein darf? (Sind Jane Austen gesamte Werke gar lediglich Modelle?)

Also, ich zähle auf eure Antworten! :)

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Verfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 19:14 


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 20:14 
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Austenbegeistert
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Registriert: Sonntag 7. Januar 2007, 13:35
Beiträge: 151
Wohnort: Norddeutschland
Oh, liest Du auch gerade Sense and Sensibility? :flower:

Als "Modell" würde ich Brandon nicht betrachten :nein: , so wenig Profil hat seine Figur meiner Ansicht nach nicht.

Die Herren werden bei JA ja häufig nur beim Nachnamen genannt. Dass Willoughby John heißt mußte ich gerade eben mal spontan recherchieren, das hatte nicht mehr parat. Und dabei habe ich entdeckt, dass der Colonel Christopher mit Vornamen heißt. Zumindest in der 95er Verfilmung! Sollte Emma Thompson das erfunden haben?

Edit: Habe gerade gesehen, dass Du "Christopher" ja schon genannt hattest. Sorry :) . Heißt Willoughby denn auch wirklich John :?: :?: :?:

Auf jeden Fall drückt der fehlende Vorname bei Brandon eine Distanziertheit seiner Figur gegenüber aus, was möglicherweise seine Distinguiertheit, sein Alter (in meinen Augen ein junger Spund :D ) und seine Ernsthaftigkeit betonen soll.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 21:22 
Colonel Brandon ist immer irgendwie da. Dennoch fällt er nicht wirklich auf.
Vielleicht ist deshalb sein Vorname nicht von Bedeutung.
Außerdem ist er Offizier.
"Colonel Brandon" ist sein Name.
Und sein Name ist Programm.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 21:37 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
^ :lol: Wahrscheinlich.

Hier gabs ja schon öfter Fragen nach Mr Bennets, Colonel Fitzwilliams, etc. etc. Vornamen. Die Liste der Ungenannten ist lang (würden Emma und Mr Knightley keine Witze darüber machen, wüssten wir den Vornamen des Letzteren wohl auch nicht) ... und mich wundert daran eigentlich nur, dass ich nicht das Gefühl habe, mir würde deshalb eine wichtige Information fehlen. :wink:


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 07:34 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Registriert: Donnerstag 29. Juni 2006, 18:47
Beiträge: 6322
mary hat geschrieben:
Colonel Brandon ist immer irgendwie da. Dennoch fällt er nicht wirklich auf.


Ich finde, dass er immer da ist, zeigt Beständigkeit und das er dazu gehört, Aufnahme in den Kreis der Familie und Freunde gefunden hat. Und irgendwie auch Verlässlichkeit.

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 08:14 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Registriert: Freitag 21. Juli 2006, 17:16
Beiträge: 1430
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richtiger Name: Nina
mary hat geschrieben:
"Colonel Brandon" ist sein Name.
Und sein Name ist Programm.


So is es :ja:

Julia hat geschrieben:
und mich wundert daran eigentlich nur, dass ich nicht das Gefühl habe, mir würde deshalb eine wichtige Information fehlen.


Erstaunlich, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass es mir überhaupt aufgefallen wäre, dass man seinen Vornamen nicht erfährt, wenn die Frage nicht aufgeworfen worden wäre. Oder aber ich war von der Verfilmung beeinflusst und dachte, er hiesse Christopher (wo erfährt man das eigentlich?). Ausserdem ist es schon so, wie mary es sagt: das "Colonel" ist eben wie ein Teil des Namens. Bei manchen Figuren ist das einfach so: Willoughby ist für mich nicht Mr Willoughby sondern einfach nur Willoughby, als wäre es ein Vorname, und Mr Knightley existiert einfach nicht ohne das Mr (auch wenn gewisse Figuren, denken man könne diese Anrede weglassen :< )

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Diesen Beitrag widme ich Geralt


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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 08:23 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Es gibt einen einfachen Grund, warum wir die Vornamen, zumindest bei Nebenfiguren nicht erfahren: Man hat sich damals nicht gedutzt. Sogar Emma will ihren späteren Gatten nicht beim Vornamen nennen, sondern ihn respektvoll "mein lieber Mr. Knightley" nennen.

Bei Colonel Brandon kommt erschwerend hinzu, dass sich seine Position im Verlaufe der Geschichte ändert. Anfänglich scheint er zumindest zu einer Nebenfigur degradiert.

Dann noch die Sache mit den Titeln und Berufsbezeichnungen. Es gibt geringere Titel, da wird der Träger mit dem Titel und seinem Vornamen bezeichnet, in den meisten Fällen also nicht. So auch bei millitärischen Titeln/Hierarchien. Man sagte damals Colonel Fitzwilliam, Colonel Brandon, Colonel Forster. Der hierarchische Status war gesellschaftlich wichtig und stand im Vordergrund.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 15:32 
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Austenbegeistert

Registriert: Samstag 29. November 2008, 17:31
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Ja, klar, dass damals der Titel im Vordergrund stand - aber ich glaube in P&P erfährt man Darcys Vornamen auch nur, als Lizzie den Brief ließt, den er ja mit Fitzwilliam Darcys beendet. :wink:

Ich frage mich einfach vor allem, weshalb Jane Austen all ihren männlichen Hauptakteuren Vornamen gegeben hat, bloß eben Brandon nicht - in Persusasion spielt die Marine ja ebenfalls eine große Rolle im Buch, und trotzdem erfährt man Wentworths Vornamen, nämlich "Frederic" - aber, wenn ich mich richtig entsinne, hauptsächlich dadurch, dass seine Schwester mit von der Partie ist.

Könnte natürlich auch sein, dass Jane Austen das bei der Bearbeitung vom Briefroman zur jetzigen Form einfach vergessen hat.

Sein Name ist Colonel Brandon - Sein Name ist Programm - das hört sich auch gut an. :) Er wird also definitiv über seinen Rang definiert, und darüber, was er mit seiner Eliza erlebt hat, sodass Jane Austen dachte, dass er einfach keinen braucht?
Denn wenn sie mehr lebhafte Szenen geschrieben hätte, oder einen Brief geschrieben hätte, mit dem er Marianne seinen Antrag macht, wäre sowas möglicherweise vorgekommen.

Kann es sogar theoretisch sein, dass man den Namen eines Mannes nur erfahren hat
a) wenn er zur eigenen Verwandtschaft gehörte?
b) wenn man seine näheren Verwandten kannte (Schwester, Mutter, Vater, Onkel), die den Namen öfter fallen ließen? Und dass man daher Brandons Vornamen nie erfährt, weil eben seine Schwester nie auftaucht, um der irgendwann nach Brandon lechzenden Marianne seinen Vornamen zu nennen? :D :D :D (Gut, lechzend dürfte im Prinzip übertrieben sein...)

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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 15:42 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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@Finki
damit könntest du recht haben. Wobei Brandon anfänglich eben kein Protaginst ist, selbst wenn er häufig gegenwärtig ist. Willoughby ist es, auf den es sich konzentriert, so wie bei Elinor Edward Ferrars. Bei den Ferrars erfährt man die Namen wegen der Verbindung zu den Dashwoods und weil es hier zwei Brüder gibt, die es zu unterscheiden gilt. :)

Was Darcys Brief angeht, ist das eine Sondersituation. Normalerweise hätte es das Schreiben nie gegeben, aber Darcy muss sich in irgendeiner Weise äussern, Stellung beziehen. Da er das nicht kann, wenn er ihr dabei in die Augen sieht, wählt er den Fauxpas, als momentan kleineres Übel.

Und wenn man schon schrieb, gehörte die volle Unterschrift zum guten Ton.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 16:24 
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Austenbegeistert

Registriert: Samstag 29. November 2008, 17:31
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richtiger Name: Melanie
Also dürfte man sich dann wohl das erste Gespräch damals als Verheiratete folgendermaßen vorstellen: Wie heißt du eigentlich mit Vornamen? :D
Klar, zunächst konzentriert sich alles auf Willoughby, Brandon ist durchgehend eher der gute Geist, er hat keine Materie - die kriegt er eigentlich nur so richtig in Filmen.
Und ein guter Geist braucht offenbar auch keinen Namen - oder es herrschte von außen ein solcher Druck, dass sich Jane Austen dazu entschloss, ihm keinen Namen gegeben hat - weil es sonst bloß Stress gegeben hätte. :D
Oder ihr fiel zu der Zeit nichts Vernünftiges ein? (Vermute ich eher nicht)

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BeitragVerfasst: Donnerstag 25. Juni 2009, 16:33 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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Finki hat geschrieben:
Also dürfte man sich dann wohl das erste Gespräch damals als Verheiratete folgendermaßen vorstellen: Wie heißt du eigentlich mit Vornamen? :D

Jep. :ja: Ähnlich wie es JA bei Emma Woodhouse beschrieben hat, aber nur, weil die sich entschied bei Mr. Knightley zu bleiben ... :D

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