Bezzy hat geschrieben:
Holland! In dieser nach verklappter Schweinescheiße stinkenden, platten Ödnis möchte ich nicht tot überm Zaun hängen.
Dieser nette Satz erinnert mich an meine Kindheit, ich bin an der Niederländischen Grenze aufgewachsen, da haben wir öfters vom Gülleland gesprochen. Der Satz macht mich neugierig, der Titel "Der Willy ist weg" kommt mir bekannt vor, mal sehen ob ich es in der Bücherei finde oder antiquarisch bei booklooker.
Den schönsten ersten Satz habe ich auch noch nicht gefunden, obwohl ich einige Bücher immer wieder gerne lese, die ersten Sätze reißen einfach nicht vom Hocker.
Fangen wir mit Thomas Mann, "Die Buddenbrooks" an: "Was ist das." Ja was ist das denn? Tony muss ein Gedicht aufsagen und fängt schon nach dem ersten Satz an zu stocken, kommt also eindeutig nicht in Frage.
Das nächste Buch in das ich gesehen habe, war Dürrenmatt, "Grieche sucht Griechin": Es regnete stundenlang, nächtelang, tagelang, wochenlang." Nee, der hört sich nur nach im Regenstehen an.
Etwas moderneres; Eva Heller, "Beim nächsten Mann wird alles anders": "Ich wache auf und bin Prinzessin Diana." Als das Buch geschrieben wurde, vielleicht noch eine begehrenswerte Vision, aber heute... besser nicht; kommt also auch nicht in Frage.
Wie wäre es mit Brecht? "Der kaukasische Kreidekreis": "Zwischen den Trümmern eines zerschossenen kaukasischen Dorfes sitzen im Kreis, ..." Ach nee, Trümmer, ein zerschossenes Dorf, den Satz brauche ich gar nicht erst zuende lesen.
Wie wäre es mit Kinderliteratur? Mein erstes Buch, das ich heiß und innig geliebt habe, "Tims große Reise": "Na, Tim, wo willst du denn hin?" fragt Frau Schmidt und bleibt verwundert stehen." Das tolle an diesem Satz ist ja, ich sehe sofort eine Kuh auf mich zu laufen und habe den Geschmack von den schön bunten Campinobonbons im Mund (gibt es die noch?). Ja, für mich persönlich hat dieser Satz einen gewissen Wert. Der ist zwar nicht hochgeistig, löst aber immerhin einige Gefühle bei mir aus, vielleicht zählt das ja schon.
Ein anderer Satz ist mir gerade noch eingefallen, ha der ist Prima und verrät gleich alles über das ganze Buch: "Es war am 35. Mai." Der Satz sagt doch gleich aus, das man sich in einer unwirklichen phantasievollen Geschichte befindet. Zum einen wird deutlich gemacht, dass der Erzähler nicht an der Existenz des 35. Mais zweifelt, aber gleichzeitig wird der Leserin klar, dass an diesem Tag ungewöhnliche Dinge passieren.
Doch ich denke einer dieser beiden Sätze kommt für mich in Frage. Warum muss der erste Satz denn gehaltvoll oder romantisch sein, wie ich zuerst gedacht habe, es kann doch sicher auch ein einfacher puristischer Satz sein.