So, ich dachte mir, ich mache hier mal einen neuen Thread auf, immerhin habe ich das Buch "Pride and Prejudice and Zombies" in einem Ruck durchgelesen habe und ich denke, es wird vielleicht einige interessieren
Also, zuerst einmal: Der Autor hat gesagt, es ist wohl zu 85 % Jane Austen und nur der Rest ist Seth Grahame-Smith - es stimmt. SKANDAL ist aber (und mein erster Kritikpunkt) er schreibt Bennet
t teilweise mit doppel t - und das kann ich ja mal so gar nicht haben, es wechselt halt ständig, wo Jane Austens Originalworte sind, Bennet mit einem t, Seth Grahame-Smith: Bennet mit zwei t - das konnte die Pendantin in mir ja schon mal gar nicht haben *seufz*
Zum zweiten einmal: Man sollte das Buch nicht so ernst nehmen, ich kann wieder auf meinen Hintergrund als Fanfiction-Leserin hinweisen, deshalb bin ich vielleicht auch nicht so doll Puristin, was erfrischen ist: Der Autor selbst scheint sich auch nicht so ernst zu nehmen, heißt es doch auf dem Buchrücken:
Jane Austen is the author of
Sense and Sensibility, Persuasion, Mansfield Park, and other masterpieces of English literature. Seth Grahame-Smith once took a class in English literature. He lives in Los Angeles.
(meine eigene Übersetzung
)
Jane Austen ist die Autorin von Sinn und Sinnlichkeit, Überredung und Mansfield Park und anderen Meisterwerken der englischen Literatur. Seth Grahame-Smith hat einmal Vorlesungen in englischer Literatur besucht. Er lebt in Los Angeles.
Man merkt also: Man sollte nicht zu viel erwarten.
Drittens: Die detailierten Beschreibungen und die
Illustrationen dazu sind vielleicht nichts für zart besaitete. Denn es geht nun mal um Zombies (wie der Buchtitel schon sagt
) und die Horror-Movie-Erfahrerenen hier werden wissen, was Zombies denn so tun (sich an menschlichem Fleisch und besonders Gehirnen laben) und was man denn machen sollte, wenn einem Zombies begegnen: Kopf ab!
Wie gesagt, ich hatte nicht sonderlich hohe Ansprüch an das Buch - aber es hat mich überrascht, es war besser als erwartet, an ein/zwei Stellen sogar überraschend originell! Was soll ich groß zur Handlung sagen? Es ist halt so, dass England von einer Plage heimgesucht wird, die dazu führt, dass Untote (unmentionables im Original - wie kann man das Übersetzen) ihr Unwesen treiben, was die Handlung von Stolz und Vorurteil etwas aufmischt. Jetzt geht es nicht mehr darum, ob eine junge Dame denn wundervoll Piano spielen oder Sticken, Fremdsprachen sprechen etc. kann, sondern junge Damen sollten sich in der Not zu verteidigen wissen - und kaum welche sind darin so gut wie die fünf Bennet-Schwestern. In Asien trainiert (unter anderem Shaolin-Mönchen, glaub ich...) wissen die fünf Schwestern ziemlich gut, wie man mit den oben erwähnten Unmentionables umgehen muss und sie gehen nicht ohne ihr Katana-Schwert aus dem Haus (es sei denn, es ist gerade so praktisch einer der Helden in der Nähe, der dann die arme Jungfrau in Nöten retten kann
Dann wird das Schwert wohlweißlich vergessen
). Aber auch da gibt es feine Unterschiede, so schwören die Bennets auf die japanische Kampfkunst, während Lady Catherine und Darcy selbst Verfechter der chinesischen Kampfkust sind - ich möchte mal anmerken, dass das der finalen Konfrontation von Lady C und Elizabeth einen etwas anderen Hintergrund verleiht
Einige Sachen passten wirklich hervorragend, das muss man dem Autor zugestehen, wie oben erwähnt, die Konfrontation von Lady C und Elizabeth, aber auch so kleine Szenen, wo Darcy - ganz der Gentleman
- Lizzy fragt, ob sie etwas dagegen hat, dass er eben schnell den Zombies, die sich gerade an Netherfields Angestellten gütlich tun, den Garaus macht, schließlich will er ja nicht, dass sie sich mit dem Blut ihr Ballkleid ruiniert
, es war teilweise wirklich so, als wären die Zombies in dieser Szene genau passend und ich habe ein oder zwei Mal wirklich geprustet, weil es irgendwie so surreal war, weil man halt das Original kennt und es ist so
anders. Man hat sich tatsächlich gefragt, ob Lizzy in der Hunsford Szene jetzt nicht wirklich ihren Dolch am Knöchel herausholen würde und Darcy die Kehle öffnen würde oder (sie plant das vor dem Antrag sogar) Jane Darcys Kopf und Herz dazubringen, zur "recovery of her spirits" nach der ganzen Bingley-Sache.
Dafür waren aber einige Szenen auch so "ohhhh, jetzt muss es lustig werden und ich baue mal ein Wortspiel ein!", dass ich mit dem Kopf gegen die Wand schlagen wollte
Das war viel zu gezwungen... An manchen Stellen habe ich auch einfach nur den Kopf geschüttelt.
Und dann gibt es da noch diese Sache mit den Ende, das ich ziemlich inkosistent und gestellt finde. Wie die Wickham-Sache ausgeht - das passt einfach nicht! Und auch noch so ein/zwei andere Sachen (der Brief darüber, dass Elizabeth sich doch mit Mr. Darcy verloben werde) sind einfach total aufgesetzt (es ist nämlich anders als im Original...
) Im Allgemeinen wirkte das Ende der ganzen Geschichte irgendwo zusammengewürfelt und gezwungen
Alles in allem kann ich also sagen: Besser als erwartet, aber auch - wie erwartet - kein Meisterwerk. Ich würde es als ziemlich gut platzierte Geldmache beschreiben, schließlich ist das Buch ja in den USA in Bestseller gewesen und wenn sich auch schon jemand die Filmrechte an Land gezogen hat...
Man bricht sich wirklich keinen Zacken aus der Krone, wenn man das Buch nicht gelesen hat, aber man kann sich auch nicht blamieren, wenn man zugibt, das Buch gelesen zu haben und ich denke, ich werde es jetzt wohl in meinem Schrank nach einmal lesen verstauben lassen...