Für den Groupread ist es etwas spät, aber ich bin an anderer Stelle auf eine Thema gestoßen, das die Rolle der Miliz im Roman noch etwas ausmalt bzw. auch das, was wir dazu schon besprochen haben (
hier). Es passt nicht ganz 100% in die Zeit, dürfte aber noch aktuell genug gewesen sein, um bei den zeitgenössischen Lesern Assoziationen zu wecken - von der weitaus näheren Entstehungszeit des ersten Entwurfs mal abgesehen.
Lydia begleitet Mrs Forster nach Brighton, wo die Miliz ihr Sommerlager aufgeschlagen hat, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. 1778 und 1779 war dieses Sommerlager bei Coxheath (ja, der Name war eine Steilvorlage für die zeitgenösischen Satiriker...

) in Kent und ein mittlerer gesellschaftlicher Skandal. Verschiedene Regimente aus dem Süden Englands verbrachten dort die Sommermonate. Letztendlich war das ein riesiges Zeltlager voller unterforderter Teilzeitsoldaten (auch der spätere Georg III trieb sich da rum) - wovon u.a. ja auch Lydia vorfreudig schwärmt - in dem sich vor allem auch die Londoner High Society tummelte. Am Ende des Sommers waren diverse Ladies und Duchesses unerlaubt schwanger, durchgebrannt oder in sonstwie kompromittierenden Umständen. In den Folgejahren wurden die Verhaltensregeln in diesem "Jugendcamp" zwar stärker eingeschränkt und überwacht, der schlechte Ruf hielt sich allerdings hartnäckig.
Ich habe das - sehr anschaulich geschildert - in einem Buch über einen prominenten Scheidungsfall dieser Zeit gelesen, der eben dort seinen Anfang nahm. ... Und musste gleich an Lydia denken, an Elizabeths Sorge und die nun umso erstaunliche Gleichmütigkeit mit der Mr Bennet sich diese anhört bzw. letztendlich ignoriert.
Hier kann man Teile des entsprechenden Kapitels (auf Englisch) lesen.
Hier steht noch mehr aus miltärhistorischer Perspektive dazu ... es gab dort wohl riesige Schaukämpfe, Paraden, usw. Ein gesellschaftliches Großereignis mit einer riesigen Infrastruktur.