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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 12:44 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Melody Joy hat geschrieben:
Solche Charakteren fordern nämlich etwas in uns heraus. Das harmonische Bild von Menschen die allesamt mehr oder weniger "etwas gelernt haben" durch die Verwicklung von Ereignissen und Schicksalschläge in ihrem Leben, bekommt plötzlich Ecken und Kanten, wird realistisch und lebensnah, weil dieser Prozess eben auch ausbleiben kann - also nicht selbstverständlich ist. Oder vielleicht eine Spur herausfordernder formuliert: Dient dieser Prozess des Erkennens wirklich immer zum Besten der Person, von der wir erwarten dass sie Reue zeigen müsste?

Andere Frage: Wie kommen wir darauf moralische Instanz zu spielen?
Dürfen wir uns anmassen zu beurteilen, ob ein Charakter Reue empfinden oder zumindest Entscheidungen und Handlungen bereuen müsste? Ist unsere Sicht auf Moral, Werte usw. tatsächlich das Maß der Dinge? Personalisieren wir bestimmte Charaktere nicht deshalb so gerne, weil wir uns selbst getroffen fühlen? Man denke an Äusserungen wie " Ich hasse W.", "Dieses Flittchen Lydia" oder so ähnlich. Wie kommt es zu so starken Gefühlen?

Warum ist Lydia ein Flittchen? Weil sie sich eine Freiheit nahm, die ihr im 18. Jahrhundert noch nicht zustand? Okay, sie nahm einen Skandal billigend in Kauf, der auch ihre Familie betroffen hätte, aber der Kern des Gganzen ist doch, dass Lydia überhaupt nicht versteht bzw. verstehen kann, weshalb ihr Vorhaltungen gemacht werden. Sie war ja wohl weder die erste, noch die letzte junge Dame, die mit ihrem Verehrer durchbrannte. Habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt, in welcher Weise sie mit Wickham zusammensein konnte, ohne Anstoss zu erregen?
Lydia wird als mannstoll und triebgesteuert bezeichnet. Warum, weil sie ihrer Leidenschaft und ihrer Lust nachgibt, obwohl sie erst 15/16 ist? Sie flirtet gern, auch gut, aber ich Frage mich tatsächlich, warum man sie so scharf verurteilt, warum sie quasi als Verbrecherin angesehen wird. Warum ist sie schlecht, während Marianne Dashwood bemitleidet wird, die vor aller Augen mit W. techtelt? Nur aus dem Grund, weil Lydia den Mut hatte, sich zu nehmen was sie wollte, und das ohne Rücksicht auf Verluste?

Überlegt mal, hört in euch rein, .... und dann könnt ihr mich hauen. :D :wink:

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:blume: Grüsse, Caro

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 12:44 


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 14:19 
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Romantikversessene Satiriopsychosophin
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Registriert: Freitag 13. April 2007, 20:37
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@Caro: Das ist genau das worauf ich eigentlich hinaus wollte, du hast es lediglich wesentlich direkter formuliert. :D
Dieses Bedürfnis, das Verhalten anderer zu moralisieren, sitzt tief im Menschen und darauf baut auch unsere Erziehung sowie unser Rechtsystem. Es ist auch nicht falsch an sich, ich finde lediglich das es nicht schaden kann, seine Motive zu hinterfragen wenn wir so sehr Anstoss nehmen am Verhalten anderer.

Zitat:
Sie flirtet gern, auch gut, aber ich Frage mich tatsächlich, warum man sie so scharf verurteilt, warum sie quasi als Verbrecherin angesehen wird. Warum ist sie schlecht, während Marianne Dashwood bemitleidet wird, die vor aller Augen mit W. techtelt? Nur aus dem Grund, weil Lydia den Mut hatte, sich zu nehmen was sie wollte, und das ohne Rücksicht auf Verluste?

Dies ist ein sehr gutes Beispiel dafür, finde ich, wie sehr wir uns auch von den Begleitumständen und der Darstellung einer Person beeinflussen lassen in unserem Urteil über sie. Marianne wird, im Gegensatz zu Lydia, als eine tiefdenkende, romantische und auch verträumte Persönlichkeit gezeichnet. Intelligent, gepaart mit Leidenschaftlichkeit. Sie sieht zum Schluss ihres Weges aber auch ihre Fehler ein, wird sozusagen geläutert und in ihrem Ruf rehabilitiert, wohingegen dieser Prozess bei Lydia vollständig auszubleiben scheint.

Dennoch finde ich es bezeichnend, dass keine der Schwestern von Lydia sie deswegen gemieden hätten oder ihr sogar finanzielle Hilfe und Obdach verwehrten und dies, obwohl kein Kind da war (ein Umstand der ihre Grossmut in ein anderes Licht gerückt hätte).
Sie haben ihre Schwester ganz offensichtlich so angenommen wie sie war. Der Schaden hielt sich, Dank dem tatkräftigen Einschreiten von Darcy, in Grenzen und so wurde sie einfach mitgetragen mit ihren ganzen charakterlichen Defiziten.
Dies, so empfinde ich wenigstens, hat tatsächlich Vorbildcharakter.
So ganz nach dem Motto: "Wer unter euch ohne Fehl ist, der werfe den ersten Stein."

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 18:19 
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Ich fürchte, Lydia zeigt auch keine Reue, weil ihr Verhalten belohnt wird. Sie hat doch alles erreicht, was sie wollte. Den Mann, auf den auch ihre Schwester stand, als erste verheiratet und dann in ihren Augen auch noch mit einer guten Partie. Was will sie mehr?
Nur, sie versteht nicht, dass sie mit dem Ruf ihrer gesamten Familie gespielt hat. Und das ist halt selbst wenn man sagt "ja und, durchbrennen taten viele", außerordentlich egoistisch. Sie hat IHR Vergnügen, ihre Lust und ihren Willen über das Wohl der gesamten Familie gestellt.
Was wäre denn gewesen, wenn Darcy nicht dagewesen wäre? Wenn Wickham ihrer irgendwann überdrüssig geworden wäre und sie tatsächlich sitzengelassen hätte? Der Ruf ihrer Schwestern wäre nachhaltig ruiniert gewesen, alle hätten es schwer gehabt, überhaupt noch jemanden zu finden. Und wenn sich niemand gefunden hätte, was wäre nach dem Tod des Vaters passiert?
Über diese Dinge hat sie sich keine Gedanken gemacht, es war ihr egal. Bei ihr zeigt sich wohl am deutlichsten der Mangel an Erziehung. Lydia ist nicht romantisch wie Marianne. Die träumte von einem Ritter mit weißem Ross und Willoughby bot sich dafür ja wunderbar an. Aber sie hat nicht die Linie überschritten wie Lydia. Und ihr war am Ende klar, dass sie einen Fehler gemacht hat.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 19:10 
Melody Joy hat geschrieben:

Dieses Bedürfnis, das Verhalten anderer zu moralisieren, sitzt tief im Menschen und darauf baut auch unsere Erziehung sowie unser Rechtsystem. Es ist auch nicht falsch an sich, ich finde lediglich das es nicht schaden kann, seine Motive zu hinterfragen wenn wir so sehr Anstoss nehmen am Verhalten anderer.
Ich denke, man darf es in dem Moment, in dem man für sie sorgen und sie unterstützen muss. Und dann ist dieses "moralisieren" auch notwendig, um sich selbst abgrenzen zu können.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 21:50 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Caro hat geschrieben:
Andere Frage: Wie kommen wir darauf moralische Instanz zu spielen?
Dürfen wir uns anmassen zu beurteilen, ob ein Charakter Reue empfinden oder zumindest Entscheidungen und Handlungen bereuen müsste? Ist unsere Sicht auf Moral, Werte usw. tatsächlich das Maß der Dinge?


Also ich zumindest spiele nicht moralische Instanz und verurteile Lydia keineswegs, weil sie sich unmoralisch verhalten hat. Ich halte sie nur für dumm, albern und selbstsüchtig. Auch dafür muss man vielleicht Kriterien oder Maßstäbe definieren, aber da verlasse ich mich einfach mal auf den allgemeinen Konsens. Sind nicht die gesellschaftlichen Umstände für die Bewertung von Lydias Handeln sehr wichtig? Natürlich kann man sagen, indem Lydia ihrer Lust freien Lauf lässt, ist sie eine Kämpferin gegen gesellschaftliche Konventionen, die vor allem Frauen geschadet haben, sie ist also gewissermaßen eine Vorkämpferin für die Emanzipation (Obwohl das kein gutes Licht auf die Frauenbewegung wirft, wenn ich das so sagen darf...). Wenn sie aber keinen Freiheitskampf im Sinn hatte, dann hat sie sich mit Blick auf ihre Familie total rücksichtslos verhalten (eigentlich ist es in jedem Fall rücksichtslos, aber Revolutionärinnen können sich zu recht mit solchem Gedöns nicht aufhalten). Was ich sagen will: Ich sehe das so wie Kerstin, Lydia ist einfach unreif und kapiert nicht, was sie anzurichten droht. Deshalb empfindet sie keine Reue. Mit Moral hat das für mich wenig zu tun.

Melody Joy hat geschrieben:
Marianne wird, im Gegensatz zu Lydia, als eine tiefdenkende, romantische und auch verträumte Persönlichkeit gezeichnet. Intelligent, gepaart mit Leidenschaftlichkeit. Sie sieht zum Schluss ihres Weges aber auch ihre Fehler ein, wird sozusagen geläutert und in ihrem Ruf rehabilitiert, wohingegen dieser Prozess bei Lydia vollständig auszubleiben scheint.


Genau das ist der Unterschied! :ja: Sie ist intelligent! Sie weiß im Grunde, wie sie sich zu verhalten hat, allein ihr Hang zur Romantik und ihre Art, ihre Gefühle über alles zu stellen, führen sie fast auf Abwege. Weil sie klug ist, kann sie rehabilitiert werden. Wobei es übrigens nicht stimmt, dass man Marianne immer nur wohlgesonnen ist und sie bemitleidet - mir ist sie ziemlich auf den Senkel gegangen (auch wenn ich es am Ende auch wieder schade fand, wie sie zurechtgestutzt wurde). Beide werden von JA negativ dargestellt. Nur dass bei Lydia Hopfen und Malz verloren ist - und da ist es in der Tat sehr großmütig, wie die Familie am Ende über ihr Verhalten hinwegsieht. Möglicherweise ist das ein Fehler.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Freitag 5. Dezember 2008, 23:20 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Udo hat geschrieben:
... - und da ist es in der Tat sehr großmütig, wie die Familie am Ende über ihr Verhalten hinwegsieht. Möglicherweise ist das ein Fehler.
Und genau das war womöglich auch in der Vergangenheit schon immer der größte Fehler, weshalb man Lydias mangelnde Einsicht vielleicht gar nicht anprangern darf. Sie wurde eben zu selten auf Fehlverhalten hingewiesen und konnte somit zu wenig aus ihren Fehlern lernen.

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(W. H. Auden)

"Lesen heißt übersetzen, denn keine zwei Menschen teilen die gleichen Erfahrungen."


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 09:16 
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Amadea hat geschrieben:
Sie wurde eben zu selten auf Fehlverhalten hingewiesen und konnte somit zu wenig aus ihren Fehlern lernen.


Womit wir bei der Erziehungsfrage wären. Und eigentlich ist das ja auch nur logisch, denn damit man ein schlechtes Gewissen haben, etwas bedauern oder bereuen kann, muss man erst mal lernen, was richtig und falsch ist - man braucht ein soziales Empfinden und Urteilsvermögen. Mein Eindruck ist, dass JA beide Elternteile nicht sonderlich positiv darstellt, jedenfalls nicht in ihrer Eigenschaft als Eltern. Über Mrs. Bennet muss man da nicht viel reden (empfindet sie eigentlich Reue? Ihr hysterischer Anfall verwandelt sich ja auch in Glückseligkeit, als klar wird, dass Lydia geheiratet hat...). Aber auch Mr. Bennet macht den fatalen Fehler, gegen Elizabeths ausdrücklichen Rat Lydia nach Brighton fahren zu lassen, auch sonst scheint er mir nicht (mehr) sehr verantwortungsbewusst.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 12:37 
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Zitat:
Mein Eindruck ist, dass JA beide Elternteile nicht sonderlich positiv darstellt, jedenfalls nicht in ihrer Eigenschaft als Eltern.


Angenommen die Erziehung der Eltern wäre schlecht, was ist dann mit Jane und Elizabeth? Bei Lydia ist vielleicht viel schiefgelaufen, aber Elizabeth kann sich doch glücklich schätzen, dass sie nicht richtig erzogen wurde. Vielleicht hätte Darcy sie sonst nicht beachtet, wenn sie ein ganz normales Mädchen wäre.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 13:00 
meli hat geschrieben:
Zitat:
Mein Eindruck ist, dass JA beide Elternteile nicht sonderlich positiv darstellt, jedenfalls nicht in ihrer Eigenschaft als Eltern.


Angenommen die Erziehung der Eltern wäre schlecht, was ist dann mit Jane und Elizabeth? Bei Lydia ist vielleicht viel schiefgelaufen, aber Elizabeth kann sich doch glücklich schätzen, dass sie nicht richtig erzogen wurde. Vielleicht hätte Darcy sie sonst nicht beachtet, wenn sie ein ganz normales Mädchen wäre.

Vielleicht wurde Elizabeth doch richtig erzogen, weil die Eltern bei den ersten Kindern noch mehr Kraft und Idealismus hatten. Später wird Elizabeth als eine der älteren auch gesehen haben, was die jüngeren falsch machen, und somit sich selbst erzogen haben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 14:26 
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Der Erziehung durch Eltern sind meines Erachtens sowieso irgendwann Grenzen gesetzt. :fies_sei:
Der Einfluss von außen / von anderen ist ab einem gewissen Alter viel wichtiger.
Das war sicher auch zu Zeiten von JA's so.
JA hatte Cassandra - und genauso hatte Jane Lizzie und umgekehrt. Sie haben sich früh abgenabelt von ihrer Mutter, die sich ja um die "Kleinen" kümmern musste. Sie haben deswegen mehr Kontakt zum Vater gehabt, der endlich mal jemanden hatte, mit dem er reden konnte. :wink:
Lizzie hatte noch Charlotte als Freundin. Sie war sicher als Diskussionspartnerin auch wichtig.

Lydia und Kitty als Youngsters haben dann auch ihre Geheimnisse miteinander gehabt, und sind von ihrer Mutter, die die Last der Großen :lach: los war, in ihrer albernen Regimentsschwärmerei unterstützt.
Ich denke nicht, dass Lydia jemals irgendetwas bereut hat. Sie war früh anderen Einflüssen ausgesetzt - eben nicht mehr den Eltern. Sondern Wickham. :|

And They Lived Happily Ever After- zumindest während der Dauer von P&P :angel:

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~ Der Weg ist das Ziel ~


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 15:00 
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Romantikversessene Satiriopsychosophin
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Hazel hat geschrieben:
meli hat geschrieben:
Zitat:
Mein Eindruck ist, dass JA beide Elternteile nicht sonderlich positiv darstellt, jedenfalls nicht in ihrer Eigenschaft als Eltern.


Angenommen die Erziehung der Eltern wäre schlecht, was ist dann mit Jane und Elizabeth? Bei Lydia ist vielleicht viel schiefgelaufen, aber Elizabeth kann sich doch glücklich schätzen, dass sie nicht richtig erzogen wurde. Vielleicht hätte Darcy sie sonst nicht beachtet, wenn sie ein ganz normales Mädchen wäre.

Vielleicht wurde Elizabeth doch richtig erzogen, weil die Eltern bei den ersten Kindern noch mehr Kraft und Idealismus hatten. Später wird Elizabeth als eine der älteren auch gesehen haben, was die jüngeren falsch machen, und somit sich selbst erzogen haben.

Und damit betreten wir das weite Feld der Anthropologie, Genetik und Pädagogik und werfen damit die unweigerliche Frage in den Raum, wieviel kann ein Mensch über die Erziehung lernen und wo muss die Erziehung vor der Veranlagung kapitulieren - bzw, scheitert eben der pädagogische Einfluss auf das Kind anhand vorgegebener genetischer Veranlagung?
Bis heute gibt es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort. Beide Lager können eine Vielzahl von Argumenten und Fallbeispiele anführen die "Beweise" für ihre Theorie liefern und diese scheinbar untermauern.

Im Fall von Lydia wird der Pädagoge darauf plädieren, dass die Eltern in der Erziehung versagt haben, während der Verhaltensforscher und Genetiker auf die Vererbung weisen wird die eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit der jüngsten Tochter mit der offensichtlich genetischen Veranlagung der Mutter aufweist, deren Lernfähigkeit, wie wir wissen, aufgrund von gemachten Erfahrungen kaum den Durchschnitt von Normverhalten in diesem Bereich berührt.

Wenn man, wie mein Mann und ich, Pflegekinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen grosszieht, sieht man sich dieser besonderen Frage beinahe täglich ausgesetzt. Wieviel können wir diesen Kindern über unsere Erziehungsansätze und moralischen Richtlinien mit auf ihren Lebensweg geben, und wo müssen wir vor der genetischen Veranlagung dieser Kinder kapitulieren? (Was selbstverständlich nicht heisst, dass wir aufgeben in unseren Bemühungen ihnen eine optimale Integration in unsere Gesellschaft zu ermöglichen. :wink: )

Ich persönlich glaube einfach, dass der Mensch ein viel zu komplexes Wesen ist, als dass man alle über den gleichen Kamm scheren könnte. Ob und wieviel ein Mensch über die Erziehung und die ihn umgebende Gesellschaft und Werte, aus Erfahrung lernen kann, ist mit sovielen Komponenten gekoppelt auf die wir nicht immer Einfluss nehmen können. Im Fall von Lydia werden wir wohl nie eine schlüssige Antwort bekommen können was mehr für ihren besonderen Werdegang verantwortlich war; die mangelnde Erziehung, der schlechte Umgang oder die Vererbung. Wahrscheinlich darf man davon ausgehen, dass jeder dieser Komponente seinen Beitrag zum Gesamtbild ihrer Charaktere beigetragen hat.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 16:54 
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Melody Joy hat geschrieben:
Ich persönlich glaube einfach, dass der Mensch ein viel zu komplexes Wesen ist, als dass man alle über den gleichen Kamm scheren könnte. Ob und wieviel ein Mensch über die Erziehung und die ihn umgebende Gesellschaft und Werte, aus Erfahrung lernen kann, ist mit sovielen Komponenten gekoppelt auf die wir nicht immer Einfluss nehmen können. Im Fall von Lydia werden wir wohl nie eine schlüssige Antwort bekommen können was mehr für ihren besonderen Werdegang verantwortlich war; die mangelnde Erziehung, der schlechte Umgang oder die Vererbung. Wahrscheinlich darf man davon ausgehen, dass jeder dieser Komponente seinen Beitrag zum Gesamtbild ihrer Charaktere beigetragen hat.


:n2:
Früher schien mir die Sache relativ klar: Jede/r wird völlig unbedarft, also praktisch "unschuldig" (ohne jetzt in religiöse Gefilde abrutschen zu wollen) geboren und kann sich unter optimalen Bedingungen prächtig entwickeln. Ich glaube immer noch, dass äußere Einflüsse klar entscheidend sind, aber wie ich höre und lese, räumt die Forschung der Veranlagung inzwischen eine größere Rolle ein als in den vergangenen Jahrzehnten. Aber das löst bei mir immer noch ein großes Unbehagen aus, so dass ich froh bin, dass es keine eindeutigen Beweise gibt.
Lydia z.B. kann ja auch genau so dumm und albern wie ihre Mutter sein, weil diese ihre entsprechenden Neigungen nicht gebremst, vielleicht sogar gefördert hat (das tut sie jetzt bezüglich der Offiziere ja allemal). Ansonsten stimmt es schon, dass die Erziehung bei Jane und Lizzy nur gerade so weit schief gegangen ist, dass es für sie vorteilhaft ist - wobei es bei beiden 100% geklappt hat, ihnen ein Empfinden dafür zu vermitteln, was richtig und falsch ist (wo auch immer sie das herhaben mögen).


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 17:32 
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Es ist ja nicht jeder gleich. Gleich intelligent, mit den gleichen Ansätzen ausgestattet und mit den gleichen Vorlieben und Abneigungen. So kann Erziehung doch eigentlich auch nicht bei allen gleich wirken.
Vielleicht waren die drei älteren ( ich nehme jetzt Mary mal mit) einfach von vorne herein vernünftiger veranlagt. Jane vom Wesen her ruhiger, Elizabeth und Mary intelligenter. Dazu kam noch, dass sich dort der Vater eventuell noch aktiv in die Erziehung eingemischt hat. ( Elizabeth erwähnte etwas von den Möglichkeiten, die sie zum Lernen hatten). Als dann wieder zwei Mädchen kamen, erlosch das Interesse von Mr. Bennet und Mrs Bennet hatte freie Bahn. Und die fiel eventuell bei Lydia einfach auf einen fruchtbareren Boden. Nun ist sie allerdings auch in einem Alter, wo man durchaus nicht immer VIEL Vernunft antrifft. ;D
Zusammen mit dem Überangebot an schmucken Herren in Uniform setzte bei ihr sicher der Verstand aus.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Samstag 6. Dezember 2008, 20:31 
Miranda hat geschrieben:
JA hatte Cassandra - und genauso hatte Jane Lizzie und umgekehrt. Sie haben sich früh abgenabelt von ihrer Mutter, die sich ja um die "Kleinen" kümmern musste. Sie haben deswegen mehr Kontakt zum Vater gehabt, der endlich mal jemanden hatte, mit dem er reden konnte. :wink:
Lizzie hatte noch Charlotte als Freundin. Sie war sicher als Diskussionspartnerin auch wichtig.

Ja, so ist es auch mir schlüssig ;).


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 09:00 
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Udo hat geschrieben:
Amadea hat geschrieben:
Sie wurde eben zu selten auf Fehlverhalten hingewiesen und konnte somit zu wenig aus ihren Fehlern lernen.


Womit wir bei der Erziehungsfrage wären. Und eigentlich ist das ja auch nur logisch, denn damit man ein schlechtes Gewissen haben, etwas bedauern oder bereuen kann, muss man erst mal lernen, was richtig und falsch ist - man braucht ein soziales Empfinden und Urteilsvermögen. Mein Eindruck ist, dass JA beide Elternteile nicht sonderlich positiv darstellt, jedenfalls nicht in ihrer Eigenschaft als Eltern.

Was mir bei der Frage nach den Eltern auffällt: Lizzy nimmt häufiger im Gespräch mit ihrem Vater eine Position ein, die der Mutter zugestanden hätte. Besonders prägnant ist das in dem Gespräch als es um Lydias Einladung nach Brighton geht. Wir erfahren hier durch die Blume sehr viel über Lydia, wenngleich nicht direkt. Lizzy sagt, man könne sie nicht allein ziehen lassen und der Vater dürfe es nicht erlauben. Sie vermutet, es würde Schlimmes passieren.
Erstaunlich auch die Antwort des Vaters, der in etwa bemerkt, Lydia möge sich nur die Hörner abstossen, sie würde schon lernen. Und wenn nicht, könne man sie immer noch einsperren.
Und hier bin ich hellhörig geworden. Heißt das, Lydia ist in gewissem Sinne krank und man sollte sie unter ständiger Obhut halten? Heisst das, Lydia hatte sich nicht im Griff? :gruebel:
Lizzy war sich der Gefahr bewusst, der Mutter war's egal und der Vater nahm es sportlich.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 15:46 
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Die ganzen emanzipatorischen und pädagogischen Gedankenspiele gehen aber doch eigentlich ein bißchen am Thema vorbei: Egal ab Lydias Verhalten heutzutage nicht mehr der Aufreger wäre, aber dazumal verwerflich; ob die Eltern an der Erziehung schuld haben, während bei Elisabeht alles gut ausging - entscheidend bei Lydias Verhalten ist m. E. doch einzig, daß sie gegen den damaligen Kodex verstoßen hat und damit nicht nur selbst zum Outcast wird, sondern vor allem ihre Schwestern mit sich zieht. Denn zumindest ich habe mich beim Lesen über Lydia (abgesehen von ihrer offensichtlichen Dummheit, mit einem falschen Fuffziger auszubüxen) nur deshalb grün und blau geärgert, weil damit die Gefahr bestand, daß Elisabeth nicht ihren Darcy - wo man doch gerade erst echte zarte Bande knüpft - und Jane nicht ihren Mr. Bingley bekommt. Selbst Meiner Einer hat gelegentlich mal das Bedürnis nach einem romantischen Happy end und will das nicht durch eine halbgare Göre, die sich über die Konsequenzen eigentlich im Klaren sein müßte, zerstört sehen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 19:15 
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Caro hat geschrieben:
Und hier bin ich hellhörig geworden. Heißt das, Lydia ist in gewissem Sinne krank und man sollte sie unter ständiger Obhut halten? Heisst das, Lydia hatte sich nicht im Griff? :gruebel:
Lizzy war sich der Gefahr bewusst, der Mutter war's egal und der Vater nahm es sportlich.

Das ist wohl ein bißchen sehr weit hergeholt. Mr. Bennet neigt ein wenig zu gewagten Scherzen, wie man immer wieder lesen kann und so denke ich, dass dies auch einer seiner Scherze ist.
Er sagt ja auch zu seiner Tochter Kitty, er würde ihr nicht mal für 50 Pfund bis Eastbourn trauen, als sie sagt, sie würde auch nach Brighton fahren und sich dort besser benehmen.
Er droht ihr, dass sie nicht mehr auf Bälle, nicht mehr alleine aus dem Hause und auch sonst nirgendwo hin darf und Offiziere sich auch nicht mehr blicken lassen dürfen.

Und dann steht da:" Kitty, who took all these threats into serious light, began to cry."

In diesem Kontext ist auch die Bemerkung über Lydia zu verstehen, die man ja notfalls noch immer einsperren könnte.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Montag 8. Dezember 2008, 21:37 
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Ulli hat geschrieben:
Die ganzen emanzipatorischen und pädagogischen Gedankenspiele gehen aber doch eigentlich ein bißchen am Thema vorbei: Egal ab Lydias Verhalten heutzutage nicht mehr der Aufreger wäre, aber dazumal verwerflich; ob die Eltern an der Erziehung schuld haben, während bei Elisabeht alles gut ausging - entscheidend bei Lydias Verhalten ist m. E. doch einzig, daß sie gegen den damaligen Kodex verstoßen hat und damit nicht nur selbst zum Outcast wird, sondern vor allem ihre Schwestern mit sich zieht.


Nein und Ja, würde ich sagen. Die Gedankenspiele gehen eigentlich nicht am Thema vorbei, weil es doch um die Frage geht, ab wann Lydia Reue empfand - und wenn man sich dann fragt, ob sie überhaupt Reue empfinden kann bzw. warum sie es eben nicht tut, ist man schnell z.B. bei pädagogischen Fragen. (Im Grunde könnte man auch noch fragen, ob sie zur Schule gegangen ist und ob sie denn da gar nichts Vernünftiges gelernt hat - dann wären wir aber rasch im Bildungsthread, was ich zumindest gerne vermeiden würde ;D .)
Und ja, auch ich finde entscheidend, dass sie ihre ganze Familie in Gefahr gebracht und das nicht kapiert hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 08:30 
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Gerade bei Lydia und Kitty, aber auch allgemein geht es bei den Bennets um Erziehungsfragen, und eben auch den Status, die Herkunft.
Ich finde es nun einmal schwierig Lydia die ganze Schuld zu geben und sie verwerflich zu finden, ohne sich um ihre Situation zu kümmern.
Sie ist 15/16 und nicht wirklich eingeführt, als man ihr erlaubt auf Bälle zu gehen und Männerbekanntschaften zu machen, die Herren sogar nach Hause einzuladen. Sie ist es gewohnt keinerlei Einschränkungen unterworfen zu sein und man lässt sie allein mit Bekannten verreisen, und das für längere Zeit.
Wie gesagt, Lizzy wusste von Anfang an, dass das nicht gutgehen konnte und sprach mit dem Vater darüber. Dem jedoch war mal wieder seine Ruhe lieber, denn er wollte weder von seiner Gattin, noch von Lydia wochenlanges Gezeter hören. Also erlaubte er es, in der Hoffnung, dass ein Colonel Forster, der ja im Umgang mit Soldaten geübt war, seine Tochter wohl im Griff hätte. Der
Mutter wieder ging es nur darum, dass ihre liebste Tochter ihren Spass hatte.
Das ist die Saat, die die Eltern Bennet gestreut hatten. Bei einem Mädchen mit Lydias Anlagen konnte das doch nur schief gehen, wie eben auch Lizzy sofort sah. Warum also konnten die Eltern nicht begreifen, wie es um Lydia wirklich stand und dass man sie nicht mutterseelenallein auf die gesellschaft loslassen und sich selbst überlassen konnte? Lydia war noch ein Kind; auch wenn viele mit 15 Mutter wurden, waren sie im Herzen noch Kinder! Und selbst wenn Lydia in gewissem Sinne frühreif war, war sie doch nicht weit genaug Eigenverantwortung zu tragen.

Du kannst nicht einen Hund frei und wild aufwachsen lassen und dich dann über seine Ungezogenheit ärgern. Und ich bleibe dabei, dass Lydia so aufgewachsen ist.

Deshalb empfinde ich es als Unverschämtheit, zumindest aber Ungerechtigkeit Mr. Bennets Lydia verbannen zu wollen, als die Chose in die Hose ging. Er trug selbst einen erheblichen Anteil daran.
Wer ist hier wohl dümmer: der Vater oder die Tochter?

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Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 08:58 
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Auch auf die Gefahr hin, jetzt zu weit vom Thema abzuschweifen: Wie kann es sein, dass die Bennets bei Elizabeth und Jane "alles richtig" gemacht haben und Lydia und Kitty dann so "in die Hose" gingen? Hat da der Erziehungseifer bei den letzten und jüngsten einfach nachgelassen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 09:00 
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Julia hat geschrieben:
Auch auf die Gefahr hin, jetzt zu weit vom Thema abzuschweifen: Wie kann es sein, dass die Bennets bei Elizabeth und Jane "alles richtig" gemacht haben und Lydia und Kitty dann so "in die Hose" gingen? Hat da der Erziehungseifer bei den letzten und jüngsten einfach nachgelassen?

Da wurde bereits gemutmasst, die Eltern hätten sich bei den ersten noch mehr Mühe gegeben. :)
Als es um die Bildung geht, sagt Lizzy, sie hätten Möglichkeiten gehabt, nach ihrem Willen zu lernen. Was nun auch wieder heisst, wer wollte konnte lernen, aber keine musste. Sie wurden also nicht dazu angehalten zu lernen. Sie wurden demnach auch nicht dazu angehalten sich zu benehmen. :gruebel:

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 09:17 
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Bliebe trotzdem die Frage, warum das bei den beiden älteren gefruchtet hat und bei den jüngeren nicht. Bzw. ob Jane Austen sich dazu Gedanken gemacht hat (irgendwo im Buch?), oder es einfach aus Plot-Gründen so gestaltet hat. ... ich vermute mal letzteres. ;D


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 09:25 
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Julia hat geschrieben:
Bliebe trotzdem die Frage, warum das bei den beiden älteren gefruchtet hat und bei den jüngeren nicht. Bzw. ob Jane Austen sich dazu Gedanken gemacht hat (irgendwo im Buch?), oder es einfach aus Plot-Gründen so gestaltet hat. ... ich vermute mal letzteres. ;D

... und in jeder Familie gibt es mindestens ein schwarzes Schaf. :D

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 14:59 
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Julia hat geschrieben:
Bliebe trotzdem die Frage, warum das bei den beiden älteren gefruchtet hat und bei den jüngeren nicht. Bzw. ob Jane Austen sich dazu Gedanken gemacht hat (irgendwo im Buch?), oder es einfach aus Plot-Gründen so gestaltet hat. ... ich vermute mal letzteres. ;D
...Oder ob man da nicht eben doch der Genetik auch mal zu ihrem Recht verhelfen muss. :wink: Dass JA sich höchstwahrscheinlich keine so weitreichende Gedanken darum gemacht hat, ist sehr wahrscheinlich. Aber auch sie wird, wie jeder von uns, in ihrer Umgebung oder auch nächsten Familie "Beweise" dafür gesehen haben, wo eben in ein und derselben Familie, mit denselben erzieherischen Ansätze für jedes Kind, dennoch immer mal eines aus der Reihe tanzen kann und wo man dann Sprüche hört nach dem Motto: "Genau wie Onkel XY, oder Grossmutter ABC!"Die Vererbung ist und bleibt eine Tatsache die man nicht leugnen kann und die eben, auch bei den besten Eltern, schon mal einen Strich durch die grossartig aufgesetzte Rechnung machen kann.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 17:03 
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Zumal man im vorliegenden Fall ja wahrlich nicht von "besten Eltern" sprechen kann. Ich tendiere einerseits zu Julias Meinung, daß "es einfach aus Plot-Gründen so gestaltet" wurde und stimme ergänzend auch Melody Joy zu. Vermutlich haben die ersten beiden Mädels einfach die guten Gene abbekommen (angesichts des netten Mr. Gardiner muß es die schließlich auch mütterlicherseits geben) und ihr Vater wird - zumindest bei Elisabeth - zu seiner Unterhaltung sicher ihre Geistesgaben gefördert haben. Jane ist ja mehr Liebenswürdigkeit als Verstand, aber das wird er in früheren Zeiten wahrscheinlich auch mehr geschätzt haben. Erst als lauter Miniausgaben seiner Ehefrau auftauchten, ist er abgetaucht. Damit standen die jüngeren Töchter - bei denen eine vernunftbetonte Erziehung vielleicht hätte etwas richten können - aber einzig unter dem Einfluß ihrer Mutter, während Papa mit Buch und Sherry verschwand oder höchstens ausnahmsweise auch mal mit den beiden Großen plauschte. Was Muddern zuviel tat, machte Vaddern zu wenig.

Eine wirklich ordentliche Erziehung im Elternhaus werden alle 5 Mädchen sicherlich nicht genossen haben (mit JA´s Ausbildung war es ja auch nicht weither).


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Dezember 2008, 19:15 
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Eigentlich geht es ja nur um EIN schwarzes Schaf. Wir wissen ja nicht, ob Kitty sich genauso verhalten hätte. Vielleicht wäre sie ja nicht mit Wickham durchgebrannt. Wie weit bei ihr die Vernunft ging. :nixweiss:
Sie stand sicher unter dem Einfluss ihrer Schwester.

Natürlich haben auch die Eltern schuld, weil sie bei Lydias Erziehung versagt haben. Besonders der Vater, der ja noch nicht mal auf seine vernünftigste Tochter hören wollte.
Nur geht es hier ja darum, ob Lydia Reue empfunden hat und das dürfte wohl nicht der Fall sein.
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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Dezember 2008, 11:15 
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Kerstin hat geschrieben:
Nur geht es hier ja darum, ob Lydia Reue empfunden hat und das dürfte wohl nicht der Fall sein.

Im Grunde hat Jane Austen das ja im letzten Kapitel klargestellt, bzw. beantwortet.
Kein Wort darüber, dass sich Lydia über ihren Gatten beklagt, oder unglücklich wäre; nur dass sie um Zuwendungen nachfragt, weil beider Wünsche größer sind als der Geldbeutel.
Aussagekräftig ist hier vor allem folgendes Zitat:
"...;and in spite of her youth and her manners, she retained all the claims to reputation which her marriage had given her."
" …; und in purem Gegensatz zu ihrer Jugend und ihren Manieren (ihrem Verhalten?), bestand sie auf allen Vorzügen (Rechten?) der Reputation, die ihr durch ihre Ehe zustanden."

Damit ist eindeutig gesagt, dass Lydia nur eines im Kopf hatte, den Wunsch zu heiraten, und als der in Erfüllung ging, vollauf zufrieden war. Zuvor wird ja schön mitgeteiltr, dass die beiden, wie zuvor, über ihre Verhältnisse lebten, sich also in keiner Weise einschränkten, wie man vielleicht bei einem schmalen Geldbeutel erwarten sollte. Zudem konnte Lydia durchaus erwarten, sie kannte ja ihre Schwestern, dass diese ihr unter die Arme griffen, und auch Darcy tat mehr, als er musste, oder von ihm hätte verlangt werden können. Was also sollte eine Lydia bereuen? Dass die Gefühle abkühlten? Es war durchaus nicht üblich oder vorauszusetzen, dass es überhaupt Gefühle, respektive Zuneigungen zwischen einem Ehepaar gegeben hatte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Dezember 2008, 22:41 
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Caro hat geschrieben:
Was also sollte eine Lydia bereuen?


Dass sie beinahe ihre Familie ins Unglück gestürzt hätte? ;D


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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Dezember 2008, 23:07 
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Udo hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Was also sollte eine Lydia bereuen?


Dass sie beinahe ihre Familie ins Unglück gestürzt hätte? ;D

Wo wir wieder beim "Spatzenhirn" wären. Ich fürchte, sie sieht die Dimensionen ihres Handelns gar nicht. Marianne war durchaus bewußt, dass ihr Verhalten Anstoß erregen könnte. Aber Lydia wird es wohl nicht mal richtig verstanden haben. Die ganze Durchbrenngeschichte war ein großer Spaß für sie und sie verstand ja auch nicht, als ihre Tante ihr Vorhaltungen machte.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Ab wann empfand Lydia Reue?
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Dezember 2008, 23:17 
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Ich habe mal den schlauen Satz gelesen, dass man keinen Fehler wirklich als solchen bereut, solange man nicht darunter leidet. Das trifft es für mich auch bzgl. Lydia auf den Kopf.


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