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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. August 2010, 09:33 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
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Themrys hat geschrieben:
Ich würde sowieso in Zweifel ziehen, dass sich viele Frauen einen Mr. Darcy wünschen. Er mag, wenn man ihn vom Standpunkt einer heutigen Frau betrachtet, gute Manieren haben - aber auch ein Mr. Bingley stand damals auf, wenn eine Dame den Raum betrat. Und selbst die Umgangsformen von Wickham sind nicht die Schlechtesten - auch er hätte wohl, vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, den Charme eines altmodischen Gentleman.

Würde Mr. Darcy heute leben, so wäre er ein Partymuffel, könnte nicht tanzen, und wäre alles in allem eine typische Spaßbremse.
Vermutlich gibt es eine ganze Menge Männer die ihm ähneln, und nie eine Freundin finden, weil ihre Schüchternheit als Arroganz missdeutet - oder als unmännlich angesehen wird.

Ich stelle die Behauptung auf: Die meisten Frauen würden sich, vor die Wahl gestellt, wohl eher für einen Mr. Bingley entscheiden. :tomate:

Immer diese Äußerlichkeiten und die Spaßgesellschaft.

Für mich sind nicht die Menschen, mit denen ich im Beruf, Alltag und in der Freizeit den größten Spaß habe wertvoll, sondern solche, mit denen man gut arbeiten und leben kann, auf die man sich in jeder Hinsicht verlassen kann, die auch für dich einstehen.
"Melde dich, wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich da." Wer hat den Satz nicht schon gehört, und als man dann Hilfe gebraucht hätte, war keiner da.
Ein Darcy fragt nicht groß und sabbelt leere Luft; er handelt.

Und wegen seiner Borniertheit, kenne ich auch andere, die Klassenkameraden nicht nur als "minderwertig" abtun, sondern sogar mobben, drangsalieren und ähnliches mehr.
Darcy lebte in einem recht starren Klassensysthem. Da ist es verständlich, dass seine erste Regung bezüglich des allgemeinen Verhaltens auf dem Ball nicht gerade euphorisch war.
Er war eben das ländliche, recht ausgelassene Treiben, das vor allem die Bennets an den Tag legten nicht nur nicht gewohnt, sondern war darüber schockiert.
Er empfand sie halt verständlicherweise als Landpomeranzen, im Gegensatz zu Bingley, dessen Geist ja nun auch nicht wirklich weit geht, und dem einfache Freuden, wie ausgelassenes Rumgehüpfe mehr Spaß macht als zu lesen. Dabei darf man nicht vergessen, dass Darcy seinen Freund nur begleitete, weil dieser ihm mit dem Ball zuvor in den Ohren gelegen hatte. Ist doch klar, dass sich Darcy in seiner Ablehnung nun bestätigt sieht und lieber mit einem guten Buch am Kamin sitzen würde.

Um ehrlich zu sein habe ich mich immer ein wenig gefragt, was Darcy wohl an Bingley findet. Hat er während der Ausbildung an Darcys Beschützerinstinkt apelliert und ihn dann mit Gutmütigkeit und Großzügigkeit zum Freund gewonnnen? :gruebel:

Ich würde Bingley übrigens weder als Freund, noch als Gatten wollen. Mich nerven Leute, die ihre Entscheidungen von Dritten absegnen lassen müssen, die sich von Außen dreinreden lassen, und die so gutmütig sind, dass ihnen das Personal auf der Nase rumtanzen kann.

Wickham ist ein Spieler, Zocker und Betrüger. Da bleibt von Begriffen wie Anstand, Ehre und zweifellosem Ruf nicht mehr viel übrig, was einen Gentleman ausmacht. Wickham gilt nur als Gentleman, weil er keinem Beruf nachgeht, der das gesellschaftliche "Aus" bedeuten würde. Ich wüsste nichts an ihm, das erstrebenswert wäre, wenn man das Aussehen weglässt. Ich wäre im Gegenteil, bei allzu charmanten Plauderern generell vorsichtig, denn die Erfahrung zeigt, dass zuviel leere Luft in ihren Worten ist und sie einen nur "einwickeln" wollen..

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:blume: Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

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Verfasst: Donnerstag 5. August 2010, 09:33 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. August 2010, 12:37 
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Austenbegeistert
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Beiträge: 52
Wohnort: tiefste Provinz
richtiger Name: Dorothee
Ich las P&P mit fünfzehn und das ist schon Dekaden her, nun weiß ich noch, dass wir Mädels irgendwie alle in Mr. Darcy und Colonel Fitzwilliam verliebt waren, gleich ob dieser grauenvoll stolz oder der andere "nur" der jüngere Sohn war. Das waren Männer,d.h. Herren in deren Gegenwat Frau noch Dame sein konnte......
Vielleicht liegt es bei mir daran, das ich auf den, zum Teil grauenvollen Familientagen, mitunter noch Vertreter dieser heute ausgestorbenen Generation getroffen habe und auch während meiner au Pair Zeit in England mir diese Exemplare, in Form von pensionierten Offizieren begegneten. Sie waren nicht immer einfach zu händeln und es musste auf Etikette geachtet werden, wenn dagegen verstossen wurde , sollte dies stets mit Stil getan werden.
Stil war überhgaupt das Zauberwort, das beeinaltete für diese Menschen Grenzen, die sie sich auferlegten oder einach akzeptierten. Diese Grenzen mochten einengen und bedrücken , siehe Caroline Bingley, regten aber auch zur Überlegung und Überwindung an und gaben den Schwächeren den nötigen Halt.
Mich regt P&P ebenso wie Persuasion oder andere Werke von Austen , Gaskell, Dickens oder Tolkien oder meinem Schatz GB Shaw immer wieder dazu an, meine Position zu bestimmten Werten neu zu bestimmen.... Das ist dann meine Muse :schreib:

_________________
A kiss is a lovely trick designed by nature to stop speech when words become superfluous.
(Ingrid Bergman)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. August 2010, 13:29 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
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Nicht nur das, Grenzen engen nicht nur ein, sondern sie bieten wie du gesagt hast nicht nur Halt, sondern Sicherheit. Es gab eine Etikette und damit feste Form des Verhaltens. Man musste sich nicht beständig fragen, darf ich mich im Büro so oder so kleiden, Business-Stil oder Leger; zur Abendveranstaltung in der großen Robe oder dem kleinen Schwarzen erscheinen; soll ich meinen Verehrer anrufen, oder warten bis er sich meldet, um nur Beispiele zu nennen.

Man wusste genau, wie man den Hochadel ansprechen musste, wenn er Gleicher unter Gleichen war, man selbst Baronet oder "Ritter" war, oder ein einfacher, untiutulierter Gutsherr, von einem bürgerlichen Rechtsgelehrten ganz zu schweigen. Heutzutage haben wir z.B. das Problem, dass der Chef seine "Jungs"duzt, die Damen aber nicht, weil ihm das zu intim und privat schiene. :tot:

Es gab grundsätzliche Verhaltens- und auch Standesregeln, die jeder von der Pike auf lernte. Innerhalb dieses Rahmens war es eigentlich keine Frage, sich so oder anders zu verhalten. Es gab kein vielleicht, sondern nur richtig oder falsch.

Man sagt auch nicht umsonst, dass den Kindern von heute oft Strukturen, Halt und Sicherheit fehlen. Wie denn auch, wenn es keine Grenzen gibt und keine Richtlinien, die man entweder einhalten oder in Frage stellen kann. Denn wo keine Grenzen sind, steh ich allein und um mich herum ist nichts als verlorene Weite. Wie soll ich mich selbst finden und erkennen, wenn es nichts gibt, woran ich mich orientieren kann?

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BeitragVerfasst: Donnerstag 5. August 2010, 14:26 
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Austenbegeistert
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Registriert: Freitag 15. Januar 2010, 23:46
Beiträge: 232
Wohnort: Nordhessen
Liebe Caro, zu Deinem obigen Beitrag möchte ich Dir von Herzen zustimmen. Auch ich finde, das viele Werte und Umgangsformen in der heutigen Gesellschaft verloren gegangen sind, im Kleinen wie im Großen. Natürlich darf man vergangene Zeiten nicht romantisch verklären, aber wie Du selbst formuliert hast, geben Strukturen und Normen einen Halt, der heutzutage in Vielem fehlt.
Es überrascht mich immer wieder, wie ich mit einfachen Höflichkeiten, einem Danke oder Bitte, einem Lächeln und dem formulierten Wunsch nach einem guten Tag jemanden einen zweiten Blick entlocken und Freude bereiten kann. Selbst das scheint nicht mehr selbstverständlich zu sein.

Zum Topic: Warum bin ich ein Fan von Pride and Prejudice?
Es ist die Faszination, die Elizabeth und Darcy als Paar ausüben. Zum einen erscheinen die beiden so gegensätzlich in Herkunft und Erziehung, zum anderen gleichen sie sich in ihrem Stolz und den gehegten Vorurteilen. Sie fühlen sich dem anderen überlegen und machen sich dennoch der gleichen Sünden schuldig.
Außerdem läßt unsere dear lady der Fantasie genügend Spielraum, in dieses Paar unsere eigenen romantischen Vorstellungen von love, passion, care hineinzuprojizieren, was die zahlreichen FFs beweisen.

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JANE AUSTEN changes my life. Thank you, dear lady.


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BeitragVerfasst: Freitag 6. August 2010, 08:16 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
Wohnort: Bayern
Ich liebe Pride and Prejudice, weil sich hier, wie in keinem anderen Roman jeder Charaktertyp findet.
Jeder einzelne von den Bennets, den Lucasschen, de Bourghs, den Darcys und Bingleys, usw stellt einen eigenen, bezeichnenden Typ dar und ist wahrhaft meisterlich dargestellt.

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BeitragVerfasst: Samstag 18. Februar 2012, 19:55 
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Austenfrischling
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Registriert: Freitag 27. Januar 2012, 23:09
Beiträge: 13
ich liebe pride and prejudice, weil es ein fesselndes buch ist und es beim erneuten lesen eher noch gewinnt. das thema ist so spannend und aktuell, dass es zig verfilmungen und adaptationen gibt- und es trotzdem nicht langweilig wird.
ich liebe die polarisierten charaktere und die ironie in den dialogen. p&p schafft es neben emma am besten, mich völlig zu verzaubern und nach 1800 zu versetzen.


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