Kapitel 1
Das erste Kapitel zeichnet sich (wie bei allen Romanen von JA) genau durch das aus, was ich an Jane Austen so liebe: Sie holt nicht erst fünf Kapitel lang aus, sondern kommt gleich auf der ersten Seite zur Sache, stellt ihre Heldin vor, deren familiären Hintergründe und gibt einen leisen Hinweis darauf, wie es demnächst weiter gehen wird…
Emma Woodhouse von
Hartfield wird gleich im ersten Satz als „hübsch, intelligent und reich“ eingeführt. Sie kommt aus gutem Haus, gehört der wohlhabendsten Familie von Highbury an und besitzt eine gehörige Portion Selbstgefälligkeit. Die Erzählerin macht deutlich, dass Emma von Kindheit an zu viel Freiheit gelassen wurde und sie daher fast immer nur das getan hat, was sie selbst für richtig hielt (ob das immer so gut ist…?
)
Jane Austen schreibt, dass „die Gefahr“, die von dieser Wesensart ausgehen kann, bisher noch keinen Schaden verursacht und somit dies auch niemand bisher beklagt habe.
Ich betone: NOCH („yet“ schreibt JA im Englischen)
Weiterhin wird Emmas Familie vorgestellt: Emmas Mutter starb, als Emma sehr klein war, ihr Vater hat danach nicht mehr geheiratet, sondern sich zu einem recht schwierigen, aber sehr liebenswürdigen und herzensguten Mann entwickelt.
Emmas ältere Schwester, Isabella, ist inzwischen verheiratet und lebt in London (am Brunswick Square). Seit ihrer Hochzeit hat sich eine enge Freundschaft zwischen Emma und ihrer Gouvernante, Miss Taylor, entwickelt, die schon immer eine Vorliebe für Emma gehabt hat. Beide sind zu vertrauten Freundinnen geworden.
Am Schluss des Kapitels wird noch Mr Knightley eingeführt, ein alter Freund der Familie, noch dazu Emmas Schwager, da sein Bruder Emmas Schwester Isabella geheiratet hat. Er wird von Jane Austen als einer der wenigen Menschen beschrieben, die Fehler an Emma entdecken können --- und er zögert nicht, sie auf diese Fehler hinzuweisen.
Der Roman beginnt mit dem Abend nach Miss Taylors Hochzeit. Emma und ihr Vater sitzen allein beim Tee und vermissen Miss Taylor, die sich mit einem wohlhabenden Witwer, Mr Weston, vermählt hat. Mr Knightley kommt aus London, um ihnen Nachricht von Isabella zu geben, und erkundigt sich nach der Hochzeit. Emma schreibt es stolz sich zu, dass die beiden geheiratet haben, und behauptet, dass ohne ihre dezente Nachhilfe niemals etwas daraus geworden wäre, doch Mr Knightley gibt zu bedenken, dass es nicht immer nur gut ausgehen könnte, wenn sie sich in die Angelegenheiten anderer einmischt --- einen Ratschlag, den Emma gleich darauf in den Wind schlägt, als sie verkündet, sie wolle ihr Talent im Ehestiften in Bezug auf den jungen Pfarrer der Gemeinde, Mr Elton, bemühen.
Damit gibt Jane Austen ein geschicktes „Foreshadowing“, denn genau darum wird es ja in EMMA gehen --- ums Ehestiften (und noch einige Verwicklungen mehr…
)
Doch für all jene, die EMMA womöglich zum ersten Mal lesen, will ich nichts verraten!
Das war’s von mir --- jetzt seid ihr dran!