Letzte Woche waren wir ein paar Tage in Dublin. Wen es interessiert, hier gibt es eine Zusammenfassung:
In Dublin landeten wir mit einstündiger Verspätung, weil am Dubliner Flughafen der Radar ausgefallen war. So hatten wir mehr Zeit, uns im Flugzeug schon mal an die irischen Preise zu gewöhnen, in dem wir die Menükarte studierten. Ein einfaches Sandwich: 5 Euro.
Wie mir das Hotel mitgeteilt hatte, gibt es keine vernünftige Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flughafen zum Hotel. So leisteten wir uns ein Taxi und stellten uns geduldig in den Stau, den die Dubliner jeden Werktag ertragen müssen. Es gibt in Dublin keine U-Bahn. Seit zwölf Jahren wird drüber geredet, eine zu bauen und nächstes Jahr soll es wohl nun losgehen. Bauzeit: sechs Jahre. Naja, wenigstens ein Licht am Ende des Tunnels. Jedenfalls fährt der gemeine Dubliner entweder Auto, Bus oder mit einer der wenigen Straßenbahnen, die es auch erst seit wenigen Jahren gibt.
Immerhin schafften wir es innerhalb einer Stunde in unser Hotel, das SAS Radisson Royal Dublin. Ein tolles, modernes und noch ziemlich neues Haus im Zentrum der Stadt, trotzdem total ruhig gelegen. Dann schlenderten wir los und warfen als erstes einen Blick auf die St. Patricks Kathedral, allerdings nur von außen, denn drinnen wollte man 8 Euro Eintritt pro Nase und das war mir für eine Kirche dann doch zu happig. Da es regnete, beschlossen wir, uns als nächstes das Powerscourt Townhouse anzusehen, ein historisches Gebäude aus dem Jahr 1774, in dem sich heute ein Einkaufszentrum mit vielen kleinen Shops und Restaurants befindet. In den Shops gibt es vor allem Schmuck und Accessoires, Gemälde und ausgefallene Kleidung. Und in den Restaurants sitzt man sehr schön mit Blick auf die Galerien. Nachdem wir uns hier gestärkt hatten, beschlossen wir, ins Vergnügungsviertel Temple Bar zu laufen, denn unsere Taxifahrerin hatte uns empfohlen, außerhalb der Wochenende dort in den Pub zu gehen. An den Wochenenden kämen Tausende Engländer per Fähre nach Dublin, um dort in die Pubs einzufallen, so dass man keinen Platz bekommt. Sie sollte Recht behalten. Also gingen wir donnerstags in den Pub The Oliver St. John Gogarty, in dem jeden Nachmittag und Abend irische Live-Musik gespielt wird. Die Stimmung war super, das Publikum total gemischt, von Jung bis Alt und von Tourist bis Einheimischer war alles dabei. Leider gibt es kein alkoholfreies Guinness, so dass ich auf (deutsches!) alkoholfreies Bier zurückgreifen musste.
Am nächsten Tag labten wir uns erst mal ausführlich am wirklich vorzüglichen Frühstücksbuffet und starteten danach bei herrlichem Wetter zu einer Stadtrundfahrt im offenen Doppeldeckerbus. Der Fahrer war ein lustiger Vogel, so dass an Bord gute Stimmung herrschte. Wir klapperten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab: Kilmainham Gaol, ein historisches Gefängnis, in dem in der Vergangenheit viele Patrioten und Rebellen gefangen halten wurden, die Guinnes-Brauerei, den riesigen Phoenix-Park mit dem Dubliner Zoo, die O’Connell-Street, Trinity-College und den Merrion Square. Das alles sahen wir uns zunächst nur vom Bus aus an, um uns einen Überblick zu verschaffen. Dann stiegen wir an der O’Connell-Street aus, einer riesigen Shoppingmeile, an der man Stunden verbringen könnte. Wollten wir aber nicht, sondern gingen schnurstracks zum Trinity-College, wo wir in der Mensa zu Mittag aßen. Danach machten wir eine Führung mit. Leider hatten wir einige Schwierigkeiten mit dem Dubliner Akzent des Studenten, der die Führung leitete. Was er sagte, schien aber teilweise witzig zu sein, denn die anderen (englischsprachigen) Touristen lachten hin und wieder
. Der Höhepunkt der Führung war eindeutig der Besuch der Alten Bibliothek, in der u.a. das Book of Kells ausgestellt wird. In diesen alten Gemäudern mit den vielen wertvollen alten Büchern wird man ganz demütig. Wir setzten uns einige Minuten auf eine Bank und ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Urteil: Wer Trinity und die Alte Bibliothek nicht gesehen hat, hat Dublin nicht gesehen!
Weiter ging’s zu St. Stephens Green, der Park war allerdings leider völlig überlaufen. Im „Shelbourne“, einem sehr vornehmen Hotel aus dem 19. Jahrhundert, das unmittelbar am Park gelegen ist, legten wir dann eine stilvolle tea time mit Tee, Scones und Marmelade ein.
Anschließend liefen wir weiter zum Merrion Square, der als Juwel georgianischer Architektur gilt. Weil es dann anfing zu regnen, lenkten wir unsere Schritte schnell ins St. Stephens Green Shopping Center, ein großes, viktorianisch anmutendes Einkaufszentrum aus Glas und weißem Eisen. Hier gibt es nicht nur viele schöne Läden, sondern auch ein Restaurant, aus dem man einen schönen Blick auf DIE Einkaufsstraße Grafton Street hat. Auch diese klapperten wir anschließend noch ab. Allerdings war sie völlig überlaufen, so dass wir uns bald auf den Heimweg machten.
Für den Samstag hatten wir eine Bustour nach Powerscourt House & Gardens und nach Glendalough gebucht. Um 10 Uhr starteten wir am Busbahnhof. Im Bus saß eine bunte Mischung aus Spaniern, Neuseeländern, Engländern, Franzosen und natürlich uns. Unsere Fahrt ging südlich von Dublin die Küste entlang. In Dun Laoghaire bogen wir schließlich in die Berge ab und erreichten bald Powerscourt, für mich eindeutig das Highlight dieser Tour. Bei schönstem Sonnenschein besichtigten wir den herrlichen Park mit den italienischen und japanischen Gärten, den Tierfriedhof („hier ruht Kuh Eugenie, die in ihrem Leben 100.000 Gallonen Milch gegeben hat“) und die wunderschönen „walled gardens“, für Fans englischer Staudenrabatten genau das Richtige. Ein Picknick mit Blick über den Park auf die Wicklow Mountains beendete diesen Abstecher und weiter ging’s nach Glendalough, das „Tal der zwei Seen“. Wir besichtigten die alte Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert oder besser gesagt, dass, was davon übrig geblieben ist, und wanderten dann mit Zwischenstopp am Lower Lake durch Eichenwälder zum Upper Lake, einem spektakulär in einem Gletschertal gelegenen See. Leider hatten wir hier nur kurz Zeit, um den Ausblick zu genießen, dann mussten wir schon wieder zu unserem Bus zurücklaufen. Immerhin schafften wir es noch, uns ein Eis zu kaufen: An einem nicht in die Landschaft passenden Kiosk prangte groß Werbung für Softeis, dahinter stand „99 flake“. Mein Mann verlangte zwei Softeis und legte zwei Euro auf den Tisch. Die Eisverkäuferin guckte ungläubig und sagte „five“. Mein Mann deutete auf das Schild, wo etwas von 99 steht. Ihre Antwort: „It’s just the name. The price is 2,50 Euro.”
Unsere Rückfahrt ging dann durch die Wicklow Mountains, die mich sehr an Schottland erinnerten. Tatsächlich wurden hier teilweise die Außenaufnahmen für „Braveheart“ gedreht. Nach unserer Rückkehr nach Dublin versuchten wir, in Temple Bar in einen Pub zu gehen. Wie uns unsere Taxifahrerin aber schon vorhergesagt hatte, war kein Reinkommen, und das um 18 Uhr! Schließlich landeten wir in einem sehr schönen irischen Restaurant, dem „Quays“. Das Essen und die Atmosphäre waren phantastisch und die Preise für Dubliner Verhältnisse okay (ein riesiger Caesars Salad mit Hühnchen für 15 Euro).
Am Sonntag machten wir uns auf den Weg zum DART, dem Zug, der Dublin mit den nördlichen und südlichen Küstenorten verbindet. Wir fuhren die südliche Strecke bis nach Bray, einem Badeort mit viel viktorianischer Bausubstanz. Allerdings gibt es dort auch viele Spielhallen und heruntergekommene Hotels sowie einen nicht wirklich schönen Strand. So machten wir nur ein kleines Picknick, stiegen wieder in den Zug und fuhren bis nach Killiney, einem Badeort, der nicht weiter erwähnenswert wäre, wenn von dort nicht eine sehr schöne Küstenstraße nach Dalkey führen würde. Wir kraxelten also die steile Straße hinauf und genossen von dort aus herrliche Ausblicke auf die Küste und die herrschaftlichen Villen, in denen die Reichen und Schönen wohnen. In Dalkey angekommen, machten wir in einem Restaurant eine tea time und fuhren per Taxi (meine Kraft war schon ziemlich am Ende) hinauf zum Parkplatz des Killiney Hill Parks. Von hier aus mussten wir noch mal einen steilen Berg hochkraxeln und wurden – endlich oben angekommen – mit spektakulären Ausblicken auf die Küste – im Süden bis Bray Head, im Norden bis Dublin – belohnt. Danach ging es per Zug wieder zurück nach Dublin, wo wir nochmals im „Quays“ aßen und anschließend in der Hotelbar das Spiel Deutschland:Polen sahen.
Am Montag besichtigten wir noch das Dublin Castle. Bei der Führung verzweifelten wir allerdings wieder am Dubliner Akzent des Touristenführers. Zum Glück gab es eine deutsche Broschüre, in der wir alles Wichtige nachlesen konnten. Nach einem Lunch im Castle Café ging es Richtung Flughafen und zurück in die Heimat.