Zurück zum Thema.. jetzt habe ich nämlich meine deutsche Ausgabe in der Hand. Wentworth wird, im Gegensatz zu den anderen Herren, nämlich doch mehr beschrieben.
Abgesehen von seinem wachen Blick und den ( lt. meiner Übersetzung) gutgeschnittenem Mund beschreibt Jane Austen ihn als "ungewöhnlich stattlichen jungen Mann". Und nachdem er seine gedankenlose Bemerkung über Annes Äußeres gemacht hat und sie darüber nachdenkt, heißt es: "Nein, die Jahre, die ihre Jugend und ihre Blüte zerstört hatten, hatten ihm nur ein strahlenderes, männlicheres, offeneres Äußeres gegeben, ohne seine persönliche Anziehungskraft im geringsten zu beeinträchtigen."
Das klingt für mich jetzt nicht unbedingt nach einem alten Seebären, der wie zu lange gegerbtes Leder aussieht.
Und über Sir Elliot, der ja nun an allem herumkrittelt ( und sicher auch vor Schwiegersöhnen nicht halt macht) steht: "Im Gegenteil, als er Kapitän Wentworth häufiger sah, ihn wiederholt bei Tageslicht sah und aufmerksam musterte, war er von seinen persönlichen Vorzügen außerordentlich beeindruckt und fand, das seine überlegene Erscheinung ihre überlegene gesellschaftliche Stellung einigermaßen aufwog."
Gehässiger ausgedrückt, er sah einfach ( in den Augen ihres Vaters) besser aus als sie. Das reichte, um den fehlenden Adelstitel aufzuwiegen.
Ich erwarte jetzt auch keinen Schönling, aber einen ( egal welchem Schönheitsideal entsprechenden) attraktiven Mann, dem es gelingt, direkt zwei jungen Damen den Kopf zu verdrehen. Denn augenscheinlich muss an ihm ja was dran sein, sonst wären die Musgrove Schwestern nicht so hin und weg.

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."

@ Kerstin

Unterschätze bitte die Wirkung der Uniform nicht, die in dieser Zeit noch ein "Hingucker " war und die Offiziere der Royal Navy waren Gentleman, doch mit etwas freieren Manieren, will sagen nicht so steif wie Mr. Darcy oder so formvollendet wie Colonell Fitzwilliam. Es waren eben Männer.
Schönwettersoldaten ( Lobbster) vertraut die Admiralität auch kein Schiff an... ( Leutnantsprüfung !!!)
CH zeigt dies in herausragender Weise in persuasion, er betritt den Raum und dieser ist gefüllt, besonders exemplarisch in der letzten Szene.

Was die freien Manieren betrifft, kein Gentleman der Gentry hätte seine Dame in der Öffentlichkreit geküsst ( ), doch wer an Bord eines Schiffes , quasi der Allmächtige ist, der sieht auf terra firma manches vielleicht auch etwas lockerer.

Gräfin

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A kiss is a lovely trick designed by nature to stop speech when words become superfluous.
(Ingrid Bergman)

Was finden Frauen bloß an Uniformen?! Kann mir das mal jemand erklären? Oder meinst Du das auf damals bezogen?

Ich fürchte, es ist auch auf heutzutage bezogen. Da drehen die Mädels reihenweise durch, wenn wer in Uniform auftritt.

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Es ist nicht nur die Uniform als Kleidungsstück ( maßgeschneidert einfach nett, aber das ist ein Smoking auch !!!!). Vielmehr ist es die Kombination mehrer Komponenten, die die Wirkung ins Unendliche potenzieren kann.
Das alte Spiel um Macht und Anziehung, eigentlich der Inhalt jedes Romans, oder sehe ich das falsch.
( Evolutionärbiologisch erklärbar, kann ich noch ausführen, wenn gewünscht)

Was Frederic Wentworth betrifft beschreibt Austen wohl eine Kombination aus Innen und Außenansicht, denn zu dieser Zeit war ein Kapitän noch gottgleich auf seinem Schiff, das schuf eine Haltung, die er wohl an Land nicht ablegte. Ehrlich gesagt, gegen diese Schnuffis, den Admiral mal außen vorgelassen, ich soreche von der CH Verfilmung, ist F:W. doch Sahne

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Eine Uniform soll Autorität ausstrahlen, das merke ich schon, wenn ich Freunde zum ersten Mal in ihrer Soldatenuniform oder meinen Onkel in dessen Oberst( im Rang eines Generals) Uniform gesehen habe. Da steht man innerlich wirklich stramm und nimmt den Freund, Verwandten ganz anders wahr.

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Clemens Bittlinger

Er war aber wohl schon vor der Kapitänsuniform stattlich.
Zugegebenermaßen waren die Uniformen damals schon sehr schmuck. Breite Brust, breite Schultern, das macht schon was her. Abgesehen sorgen die steifen Kragen für eine wunderbare Haltung.
Und natürlich ist Wentworth auch noch ein Held, was die Anziehungskraft vergrößert.
Aber ich denke noch immer, dass er auch optisch durchaus attraktiv ist. Nicht unbedingt "schön", aber insgesamt sehr anziehend.

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Ich glaube nicht, dass Sir Elliot einen Kapitän als als Gentleman ansieht. Hat er nicht sogar was gegen den Admirals-Stand? Oder bin ich da von einer Verfilmung geblendet? Wieauchimmer, jemand der sich, zu welchem Vermögen auch immer, hochgearbeitet hat, ist in seinen Augen nie und nimmer ein Gentleman. Darum denke ich, wenn Wentworth Sir Elliots (hohen) Ansprüchen an gutes Aussehen genügt, können wir ihm wohl schon Glauben schenken.

Was die Unifor betrifft: Wissen wir denn ob er sie an Land auch trug? Ich glaube ja an die Wirkung einer Uniform ( ) aber doch auch nur dann, wenn sie auch getragen wird und nicht, wenn man bloss weiss, dass es sie gibt.

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Diesen Beitrag widme ich Geralt

Oh, gute Frage. Denn William Price durfte seine ja an Land nicht tragen. Wobei es ja auch Ausgehuniformen gab. Bei der Jagd hatte Wentworth sie sicherlich nicht an!

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Falls Persuasion der Nächste Group Read wird, werden wir es ohnehin erfahren, ob was dazu steht. Allerdings denke ich eher, dass gar nichts zu Uniformen steht und wir dann auch nicht schlauer sind! Vielleicht gab es ja erst ab einem gewissen Rang eine Ausgehuniform?

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Diesen Beitrag widme ich Geralt

Es lebe Google.
Men's fashion

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Na, ich denke mal, dass ein Offizier wie Wentworth dann eine Ausgehuniform besitzen dürfte.

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Clemens Bittlinger

“Officers on furlough will not wear their uniform, and officers are strictly prohibited from wearing any part of it while suspended from duty by sentence of a court martial.”
On furlough heißt "zeitweilig entlassen", ich schätze sowas wie "nicht im Dienst". Und damit war das Tragen der Uniform unter Androhung eines Kriegsgerichts verboten.
Diese Regel stammt zwar von 1861, vermutlich galt aber ähnliches zu Jane Austens Zeiten, sonst hätte sie das nicht in Mansfield Park erwähnt.
"He came; and he would have been delighted to shew his uniform there too, had not cruel custom prohibited its appearance except on duty."
So lange Wentworth nicht im Dienst war, trug er Zivilkleidung. Eine Galauniform dürfte er sich inzwischen wohl leisten können..

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to be on furlough = beurlaubt sein. Im militärischen Sprachgebrauch heißt dies entweder Urlaub haben, regulär oder von out of duty sein/ temporär

Wentworth / Croft sind beide on duty aber auf Halbsold, da sie im Augenblick kein Komando haben. Deshalb waren die Prisen, Wentworth erwarb durch Prisen 25 000 Pfund ( ca. mal 55) für Marineangehörige so enorm wichtig.
Das Zitat aus Mainsfield Park bezieht sich auf de Midshipman( Offizieranwärter, die Marine kannte die Leutnantprüfung), ab Leutnant/ Offizier war es gestattet die Uniform zu tragen.
Die Uniform, die CH in Persuasion trägt , als er um die Festsetzung des Heiratstermins bittet, ist die Galauniform, jeder Kapitän, speziell einer mit zwei Epauletten hatte eine solche zu haben.

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(Ingrid Bergman)

Sie sind nun mal schick und schmücken auch unansehnliche Männer.

Und sie vermitteln Eigenschaften, die man dem Träger zuschreibt, die aber oft nicht stimmen, wie Mut, Kraft, Entschlossenheit und Ehrenhaftigkeit.

Selbst Annes Vater muss schliesslich zugeben, welch stattliche Figur Wentworth macht.

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Grüsse, Caro

Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)

Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit

Wie wahr, wie wahr... Allerdings find ich "oft nicht stimmen" bissl hart Gerade weil das Bewusstsein über das eigene äussere Erscheinen einen Menschen auch in gewisser Weise verändern kann.

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Na, ich kann das ja nur bedingt nachvollziehen... Bleibt mir wohl nur die Randbemerkung, dass meiner Meinung Frauen durch militärische Uniformen nicht im Geringsten an Attraktivität gewinnen. Ohne jetzt den vielen Soldatinnen und Offizierinnen hier zu Nahe treten zu wollen - ich sag ja auch nicht, dass sie an Attraktivität verlieren.

Ich würde die Uniformen des 19. Jhs nicht mit denen des 20. Jh ab 1920 vergleichen wollen. Vor dem ersten Weltkrieg waren die Uniformen wesentlich prächtiger ( natürlich nicht die Felduniformen ) und jeder Beamte hatte eine. Es gehörte einfach dazu.
Die Gala- und Beamtenuniformen waren auch ganz anders geschnitten, körperbetont, mit geschickten Polsterungen, damit der Träger prächtiger wirkte. Die Verzierungen im Brustbereich und die Epauletten tun da ihr Übriges, denn sie verbreitern die Brust noch mal optisch.
Und die Teile zwangen zu viel aufrechteren Haltung. Wenn ein Mann so ein Uniform trägt, wirkt er wirklich ganz anders.
Im Prinzip ist so eine Uniform von damals der Waschbrettbauch von heute!
Grüße
Kerstin

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Da kann man nur noch anfügen.

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Eine Frage zu Persuasion, auf die ich gerade gestoßen bin (und da ich keine Lust habe, die Groupreads danach durchzuforsten, lade ich das mal hier ab): Als der Captain mit Louisa in Lyme herumturtelt - macht er das auch, um Anne eifersüchtig zu machen? Vielleicht halb unbewusst?

Ich denke, er möchte ihr schon zeigen, wie gut er über sie hinweg ist. Und wie kann man das besser, als wenn man flirtet? Vielleicht nicht bewußt, aber er sagt ja selber, dass er bereit wäre, jedem hübschen Mädchen zu verfallen ( sinngemäß, ich habe das Zitat jetzt nicht so parat! )
Grüße
Kerstin

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Wie wäre es mit einer kleinen Séance? Dann könnte man JA persönlich dazu befragen, was sie sich dabei gedacht hat, was den armen Wentworth dazu veranlasst mit Louisa herumzuturteln. Dass wäre doch mal ein Grund ein Boardtreffen zu veranstalten.

Ihr zeigen, wie gut er über sie hinweg ist, ist aber ja noch was Anderes, als sie eifersüchtig machen wollen. Also ich glaube auch nicht, dass er hier schon so strategisch vorgeht. Im Grunde sind die Ereignisse in Lyme ja erst der Auslöser dafür, dass ihm klar wird, dass er noch was wollen könnte von der guten Anne.

Es könnte natürlich sein, dass er sie testen will. Eifersucht würde ja bedeuten, es liegt ihr noch etwas an ihm. Wenn er ihr völlig gleichgültig wäre, könnte er sie nicht eifersüchtig machen.
Allerdings verbirgt sie ihre Gefühle ja recht gut. Sie bemüht sich ständig, ihre Gefühle für ihn nicht zu zeigen.
Darum dreht es sich meiner Ansicht nach die meiste Zeit in dem Roman, um Menschen, die nicht wagen, ihre Gefühle offen zu legen.
Grüße
Kerstin

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Bewußtes Eifersüchtigmachen kann ich nicht erkennen. Er begegnet Anne ja im Anfang so gut wie nicht und kann nicht damit rechnen, dass sie ihre Einstellung zu ihm geändert hat bzw. nochmal ändern wird, nachdem die Verlobung vor Jahren von ihr gelöst wurde. Dann passiert der Unfall von Louisa und Wentworth fühlt sich hieran nicht ganz unschuldig, ist daher sehr um ihre Genesung besorgt. Da ist keine Strategie oder Berechnung ggü. Anne dabei. So empfinde ich es jedenfalls, nachdem ich jetzt das Buch nochmal lese.