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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Sonntag 13. Juli 2008, 22:29 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
:eek: Absolut! Er hat doch soviele tolle Dialoge und Sätze ... Gar kein Vergleich zu Edward Ferrars! Für mich kommt er auf jeden Fall weit vor Mr Darcy. ;D Und das Beste ist, dass ich ihn mir hier nur(?) mit Alethea teilen muss. :wink:


Vor Darcy?? Okay, ich sehe, dass ich das Buch dringend noch mal lesen muss. Aber wo gibt es denn hier den Tilney-Schwärmerinnen-Thread? Und wenn es ihn nicht gibt (hab noch keinen gesehen) - warum wohl nicht? :D
Aber es kann sein, dass ich da zu sehr unter dem Eindruck der Verfilmungen stehe. Zu Herrn Firth und Herrn MM kann man ja stehen, wie man will, eine gewisse Präsenz haben sie ja durchaus alle beide.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sonntag 13. Juli 2008, 22:29 


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Sonntag 13. Juli 2008, 22:31 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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Henry Tilney ist in der Tat außerordentlich geistreich bzw. witzig! :ja: :top:

Aber - nunja ...er hat keine ten thousand a year :scherzkeks:

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~ Der Weg ist das Ziel ~


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Sonntag 13. Juli 2008, 22:37 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Aber das "schönste Pfarrhaus der Welt". Und zwei junge Hunde! :aetsch:

Udo hat geschrieben:
Aber wo gibt es denn hier den Tilney-Schwärmerinnen-Thread? Und wenn es ihn nicht gibt (hab noch keinen gesehen) - warum wohl nicht? :D


Weil das vermutlich eine recht einsame Angelegenheit wäre. Aber das macht nichts, wir geniessen im Stillen. ;D


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. Juli 2008, 18:54 
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Administratorin im Ruhestand und Tom-Lefroy-Expertin
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Registriert: Mittwoch 14. Juni 2006, 20:11
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Julia hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Aber wo gibt es denn hier den Tilney-Schwärmerinnen-Thread? Und wenn es ihn nicht gibt (hab noch keinen gesehen) - warum wohl nicht? :D


Weil das vermutlich eine recht einsame Angelegenheit wäre. Aber das macht nichts, wir geniessen im Stillen. ;D


Ja, wäre doch auf Dauer ziemlich langweilig, wenn Julia und ich über Jahre hinweg hier einen einsamen Dialog führen würden. :lol:

Außerdem sind wir beiden sowieso nicht so die Schwärmer-Typen, nicht wahr? :wink: Wir bewundern (würdevoll), wir schwärmen nicht! :biggrin:

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Es ist besser den Mund zu halten und dumm zu erscheinen, als ihn zu öffnen und jeden Zweifel zu zerstreuen.
(Verfasser (mir) unbekannt --- Angelika meint, es sei Mark Twain... :biggrin: )


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. Juli 2008, 19:52 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Ähem, was ich eigentlich zart andeuten wollte, ohne natürlich Euren Gefühlen zu nahe treten zu wollen, ist, dass Eure Begeisterung für Mr. Tilney vielleicht der letzten objektiven Begründung entbehren könnte... :gnade:
Aber immerhin bin ich soweit beeindruckt, dass ich das Buch wie gesagt bei Gelegenheit noch mal lesen werde - obwohl es mir ja eigentlich nicht so doll gefallen hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Freitag 18. Juli 2008, 16:33 
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Administratorin im Ruhestand und Tom-Lefroy-Expertin
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Udo hat geschrieben:
Ähem, was ich eigentlich zart andeuten wollte, ohne natürlich Euren Gefühlen zu nahe treten zu wollen, ist, dass Eure Begeisterung für Mr. Tilney vielleicht der letzten objektiven Begründung entbehren könnte... :gnade:


Ich weiß schon: Du meinst, dass das Fehlen eines Tilney-Schwärmer-Threads (der ja vermutlich nur von uns beiden am Leben erhalten würde) Zeichen dafür ist, dass Henry nicht der Bewunderung wert ist... :biggrin:
Zumindest lese ich das auch diesem Satz hier heraus:
Udo hat geschrieben:
Aber wo gibt es denn hier den Tilney-Schwärmerinnen-Thread? Und wenn es ihn nicht gibt (hab noch keinen gesehen) - warum wohl nicht? :D


Gegenargument: Muss sich denn Qualität unbedingt durch Beliebtheit bei der Masse erweisen? :aetsch:

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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Freitag 18. Juli 2008, 20:20 
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Austenbegeistert
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Also,Henry Tilney ist nett, mich würde mehr sein Bruder intressieren Frederik Tilney.

Alethea hat geschrieben:
Gegenargument: Muss sich denn Qualität unbedingt durch Beliebtheit bei der Masse erweisen? :aetsch:


Alethea,den Satz find ich super,denn es kommt nicht auf die Quantität an sondern auf die Qualität.

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" Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerläßlich ist."

William Shakespeare


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Samstag 19. Juli 2008, 08:34 
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Alethea hat geschrieben:
Gegenargument: Muss sich denn Qualität unbedingt durch Beliebtheit bei der Masse erweisen? :aetsch:


Tja, aber was machst Du, wenn die "Masse" ein gaaaaanz großer Haufen von Jane-Austen-Fans ist...? Da fällt mir dann doch eher der urururalte Witz von dem Autofahrer ein, der im Radio von einem Geisterfahrer auf seiner Strecke hört... ;D

(Der Witz ist sooooo uralt, dass es mir zu peinlich ist, ihn hier zu wiederholen.)


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Samstag 19. Juli 2008, 15:30 
Anne Elliot hat geschrieben:
Also,Henry Tilney ist nett, mich würde mehr sein Bruder intressieren Frederik Tilney.

Alethea hat geschrieben:
Gegenargument: Muss sich denn Qualität unbedingt durch Beliebtheit bei der Masse erweisen? :aetsch:


Alethea,den Satz find ich super,denn es kommt nicht auf die Quantität an sondern auf die Qualität.

Das Argument ist eindeutig SCHLECHT. :grinsevil:


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 22. Juli 2008, 08:10 
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Prüde Zimperliese

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Für knappe fünf Pfund bei Amazon UK hab ich jetzt auch zugeschlagen - aber keine Angst, ich komm euch garantiert nicht in die Quere, was Mr. Tilney angeht... :aetsch: :D

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Viele Grüße
Bezzy


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Mittwoch 20. August 2008, 13:54 
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Austenbegeistert
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Beiträge: 75
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Northranger Abbey war mein erster JA Roman. Er hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen und dadurch hab ich mir dann einige weitere Werke gekauft. Die Personen haben mir super gut gefallen und auch die Schauplätze waren toll gewählt. Es ist wirklich immer wieder faszinierend wieviel man über die Welt von damals erfährt während man die Bücher liest ;)

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"It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune, must be in want of a wife."


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 9. September 2008, 14:38 
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Auf Mr. Tilneys Spuren hab ich das Buch noch mal gelesen.
@Julia, Alethea.... Ich kann jetzt ein wenig besser verstehen, was ihr an dem Herrn findet. Er scheint tatsächlich der heiterste aller JA-Helden zu sein. Witzig, vernünftig, geschmackvoll. Ein paar Schwächen hat er aber ja auch, nicht nur, dass er sich über die anderer Leute lustig macht, wie schon Catherine bemängelt. Ich fand ihn stellenweise etwas überheblich und ich habe mich gefragt, ob man mit dem Witzbold eigentlich auch mal ein vernünftiges Wort reden kann. Seine größte "Schwäche" jedoch ist, wie ich finde, dass er sich ausgerechnet in Catherine verguckt. Das ist mir schleierhaft (die Erklärungsansätze im Buch sind sicher ironisch gemeint, sonst wäre das noch trauriger).
Aber naja, die anderen JA-Helden haben ja auch ihre Macken. Und man merkt schon, dass JA Mr. Tilney sehr auszeichnet. (In meiner "Helden-Liste" steht er jetzt auf Platz vier.)
Meine Meinung zu dem Buch hat sich insgesamt nicht gebessert. Ich finde immer noch, dass es JAs schwächstes Buch ist. Es zerfällt in drei Teile, die kaum vermittelt sind; die Figuren sind so deutlich überzeichnet, dass ich mich dauernd gefragt habe, wieso Catherine oder ihr Bruder nicht schnallen, dass ihre "Freunde" üble Zeitgenossen sind; Catherines Schauer-Fantasien fand ich arg übertrieben, ihr Verdacht gegen Mr. Tilney sen. ist so ungeheuerlich, dass jeder Mensch mit einem Minimum an Verstand sehen müsste, dass die "Indizien" dafür total nichtig sind; JAs vor 200 Jahren vielleicht heitere Idee, von "meiner Romanheldin" zu schreiben, fand ich auch bald ermüdend; im Gegensatz zu den anderen JA-Büchern ist NA kein bisschen subtil, der Leser durchschaut sofort alles; JAs Lobreden auf Romane sind sehr interessant, im Buch in dieser Form aber unpassend; den häufigen Perspektivwechsel in die "Ich"-Form habe ich als störenden Stilbruch empfunden.
Ups, jetzt habe ich das gerade noch mal gelesen, was da oben steht - sollte nicht soo kritisch klingen, wie es rüberkommt. Aber ohne Groupread lese ich das Buch sicher nicht noch mal :wink: .


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 9. September 2008, 17:18 
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Udo hat geschrieben:
Seine größte "Schwäche" jedoch ist, wie ich finde, dass er sich ausgerechnet in Catherine verguckt. Das ist mir schleierhaft (die Erklärungsansätze im Buch sind sicher ironisch gemeint, sonst wäre das noch trauriger).


Das sehe ich auch so! :wink: (Wobei die "unbefriedigenden" Erklärungsansätze im Buch ein guter Beleg für zumindest meine Meinung sind, dass Jane Austen nie ernsthaft "romantisch" ist - nichtmal für ihre Helden/Heldinnen.)

In seiner Gesamtstruktur mag das Buch verglichen mit den späteren Romanen sicher "schwach" sein (wobei man auch bedenken muss, dass es posthum veröffentlicht wurde und JA sicher noch daran gearbeitet hätte, wenn sie eine nahe Veröffentlichung geplant hätte). Außerdem darf man nicht vergessen, dass es als Parodie angelegt ist und zwangsläufig "Überzeichnungen" beinhaltet. Also solche finde ich es grandios und auch die Satire (bes. bzgl. Isabella) ist herrlich.
Vielleicht ist es ein Roman, den man stärker in seinem zeitlichen Kontext sehen muss, um es so zu schätzen wie die späteren, doch "zeitloseren" Romane.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 9. September 2008, 20:21 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Julia hat geschrieben:
In seiner Gesamtstruktur mag das Buch verglichen mit den späteren Romanen sicher "schwach" sein (wobei man auch bedenken muss, dass es posthum veröffentlicht wurde und JA sicher noch daran gearbeitet hätte, wenn sie eine nahe Veröffentlichung geplant hätte). Außerdem darf man nicht vergessen, dass es als Parodie angelegt ist und zwangsläufig "Überzeichnungen" beinhaltet. Also solche finde ich es grandios und auch die Satire (bes. bzgl. Isabella) ist herrlich.
Vielleicht ist es ein Roman, den man stärker in seinem zeitlichen Kontext sehen muss, um es so zu schätzen wie die späteren, doch "zeitloseren" Romane.


Da hast Du sicher recht. Mich störte vor allem der Mix zwischen parodistischer Überzeichnung und der "Ich"-Form, in der JA in diesem Buch allzu oft schreibt. Da bleibt irgendwie so gar kein Spielraum für den Leser - eben das, was sie uns sonst immer gern zubilligt. Isabella ist so stark gezeichnet, dass sie im ersten Teil praktisch die Hauptfigur des Buches ist, schien mir. Sie hinterlässt jedenfalls den stärksten Eindruck, alle anderen Figuren (ja, leider auch Mr. Tilney) bleiben da deutlich zurück. Eigentlich ist das auch nicht optimal in bezug auf die Gestaltung der Hauptfiguren...
Aber ja, vielleicht hätte sie NA noch überarbeitet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 16. September 2008, 18:53 
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Julia hat geschrieben:
Außerdem darf man nicht vergessen, dass es als Parodie angelegt ist und zwangsläufig "Überzeichnungen" beinhaltet.


Ja, da wollte ich auch gerade drauf hinweisen.
Ich denke, dass man "Northanger Abbey" vom Schreibstil, Romanaufbau, von der Figurenzeichnung und von der Handlung von ihren anderen Romanen gesondert betrachten muss. Das ist nicht ihre normale Art zu schreiben, ich denke auch nicht, dass es unbedingt daran lag, dass sie zu dieser Zeit "noch nicht so weit war", wie manche Literaturwissenschaftler schon argumentiert haben --- denn die ersten Fassungen von P&P und S&S scheinen ja ebenfalls in dieser Zeit (~ 1795-98) entstanden zu sein und auch wenn diese ersten Fassungen nicht mehr erhalten sind, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sie in einem ganz anderen Stil und Tonfall geschrieben waren.

Jane Austen zieht in NA schlicht und einfach die zu ihrer Zeit beliebten Schauerromane bzw. sentimentalen Romanen komplett und restlos durch den Kakao. Überzeichnungen sind gewollt, die Naivität Catherines ist total überzogen, weil sich JA mit ihrer Romanheldin über die naiven, unschuldigen, von der Welt absolut ahnungslosen Heldinnen in den Schauerromanen lustig machen wollte (und die sind wirklich so und nicht parodistisch überdreht! :lol: ); auch Henry Tilney ist deswegen so "unromantisch" wie möglich, um die laschen Traumprinzen aus den Schauerromanen lächerlich zu machen. Es gibt keine tränenreichen, seitenlangen Liebesschwüre, sondern reine Nüchternheit: Henry Tilney hat sich in Catherine Morland verliebt, weil sie so deutlich ihr Interesse bezeugt hat (ohne es zu bemerken...)...
Aber es ist gut möglich, dass Jane Austen bei einer Überarbeitung eventuelle stilistische Brüche usw. noch beseitigt hätte, wie Julia gemeint hat.

Ich habe über dieses Thema mal eine Arbeit geschrieben; bei näherer Beschäftigung mit den beiden Romanen (NA und "The Mysteries of Udolpho") ist mir erst aufgefallen, dass eigentlich auf fast jeder Seite irgendein Seitenhieb auf diese Romangattung versteckt ist.

Wie gesagt, man muss NA bewusst als Parodie lesen und sich dabei über die Seitenhiebe amüsieren. Ansonsten finde ich nämlich auch, dass Jane Austens andere Romane vom Gesamtaufbau harmonischer sind oder mir bei ihnen insgesamt die Figurenzeichnung besser gefällt, da sie weniger "überzeichnet" und dadurch überzeugender sind. Auch die Handlung finde ich bei "Emma", P&P, MP, S&S oder "Persuasion" interessanter/reizvoller...

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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 16. September 2008, 20:09 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Alethea hat geschrieben:
Jane Austen zieht in NA schlicht und einfach die zu ihrer Zeit beliebten Schauerromane bzw. sentimentalen Romanen komplett und restlos durch den Kakao. Überzeichnungen sind gewollt...


Vielleicht ist es so, dass den zeitgenössischen Lesern die vielen Anspielungen auf die Schauerromane jener Zeit viel bewusster waren als mir - und sie deshalb mehr Spaß beim Lesen hatten. Möglicherweise haben sie sich alle Nase lang auf die Schenkel geklopft und weggeömmelt, die Vorstellung jedenfalls gefällt mir.... :ja:
Bei mir kam davon halt zu wenig an. Die Überzeichnung war bestimmt gewollt, auf mich wirkt sie 200 Jahre später aber nicht mehr, ist vielleicht auch einfach Geschmackssache. In den anderen Büchern werden Charaktere ja auch karikiert, aber da hat es mich wohl deshalb nicht gestört, weil es nicht die Hauptfigur war, die überzeichnet dargestellt wurde. Außerdem, wie gesagt, fand ich das alles zu durchschaubar (fast hätte ich geschrieben: zu platt). Möglicherweise muss man NA tatsächlich mit besonderen Maßstäben messen... Jedenfalls hast Du recht: Es ist ganz anders als die anderen.

Zitat:
Henry Tilney hat sich in Catherine Morland verliebt, weil sie so deutlich ihr Interesse bezeugt hat (ohne es zu bemerken...)...


Als ich das in NA gelesen habe, hatte ich sofort das Gefühl, exakt diesen Gedanken woanders bei JA schon gelesen zu haben. Muss eigentlich in S&S gewesen sein, aber ich finde die Stelle nicht mehr. Erinnert sich jemand?


Zitat:
Ansonsten finde ich nämlich auch, dass Jane Austens andere Romane vom Gesamtaufbau harmonischer sind oder mir bei ihnen insgesamt die Figurenzeichnung besser gefällt, da sie weniger "überzeichnet" und dadurch überzeugender sind. Auch die Handlung finde ich bei "Emma", P&P, MP, S&S oder "Persuasion" interessanter/reizvoller...


:ja:


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Montag 22. September 2008, 14:32 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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Udo hat geschrieben:
Zitat:
Henry Tilney hat sich in Catherine Morland verliebt, weil sie so deutlich ihr Interesse bezeugt hat (ohne es zu bemerken...)...


Als ich das in NA gelesen habe, hatte ich sofort das Gefühl, exakt diesen Gedanken woanders bei JA schon gelesen zu haben. Muss eigentlich in S&S gewesen sein, aber ich finde die Stelle nicht mehr. Erinnert sich jemand?


Ich erinnere mich an eine (entfernt) ähnliche Äußerung bzgl. Lucy Steele und Robert Ferrars.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 23. September 2008, 11:01 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Julia hat geschrieben:
Ich erinnere mich an eine (entfernt) ähnliche Äußerung bzgl. Lucy Steele und Robert Ferrars.


Hab noch mal nachgeblättert. Tatsächlich heißt es im 13. Kapitel des 3. Buches, Edward vermute, dass "anfänglich bei zufälligen Treffen die Eitelkeit des einen (Robert) durch die Schmeicheleien der anderen (Lucy) so gereizt worden war, dass es allmählich zu allem übrigen kam." Vielleicht meinst Du die Stelle.

Beim Blättern habe ich noch eine Stelle im 8. Kapitel gefunden, Willoughbys große Rede... Da heißt es: "Solcher Anziehung zu widerstehen, solche Zärtlichkeiten nicht zu erwidern! Gibt es einen Mann auf der Welt, der das vermocht hätte? Ja, ich selbst fand mich unmerklich ernsthaft in ihren Bann gezogen..."

Aber eigentlich meinte ich, mich an eine Stelle zu erinnern, wo das Phänomen als Erklärung für die Gefühle zweier "Helden" beschrieben wird. Ich vermute langsam, dass ich mich lediglich an die erste Lektüre von NA erinnert habe...
Ist ja eigentlich auch egal. Manchmal macht es einen nur ein wenig wuschelig, wenn einem was einfällt - und man kommt nicht drauf, woher man das kennt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Freitag 9. Januar 2009, 00:12 
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Austenkenner
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Hier gibt es eine Rezension zur Neuübersetzung von "Northanger Abbey" durch Andrea Ott.
Achtung, Spoiler, sollte jemand das Buch doch noch nicht kennen. ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 24. Februar 2009, 10:30 
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Austenbegeistert
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Ich habe das Buch jetzt endlich auch gelesen (nachdem ich es zu Weihnachten geschenkt bekommen habe) und ich will nicht auf alles noch einmal eingehen, das schon gesagt wurde xD
Nur so viel: ich mag Catherine Morland und ich kann ein bisschen verstehen warum Henry sich in sie verliebt hat.
Klar sie sind sich nicht ebenbürtig (wie Lizzy+Darcy), aber Catherine Morland hat durchaus ihre Reize, die sie zu einem charakterlich schönen Menschen machen.
Sie ist nicht die schlauste, ziemlich naiv (um nicht zu sagen vollkommen) und hat nicht wirklich viel Charakterfestigkeit. (zumindest am Anfang)
Sie ist eine gute Parodie auf die hilflose, naive wunderschöne treue Romanheldin des Schauerromans. (Der Satz ist Vermutung aus bisherigen Aussagen, da ich noch keinen gelesen habe, aber ich kann es mir bildhaft vorstellen ;D )
Aber: Sie entwickelt sich im Laufe des Romans, beispielsweise fängt sie an, die Leute zu durchschauen und sieht ein wie naiv sie mit ihren schauerlichern Vermutungen war.
Woran Henry nicht ganz unbeteiligt ist.
Außerdem hat sie ja auch noch andere Vorzüge. Ich meine man könnte doch auch Fanny als etwas fad bezeichnen, oder?

Zum Beispiel hat sie ein gutes Herz und eien Haufen Liebe zuverschenken, das ist mehr als die meisten Leute haben... :nein:
Sie ist fast ein wenig süß, wie sie so naiv durch die Geschichte stolpert.
Sie ist nicht meine Lieblingsheldin aber ich konnte mir jetzt nicht verkneifen für sie in die Bresche zu springen xD
(Ist eventuell etwas lang geworden :danke: sorry *hust*)

Zitat:
Denn obwohl Henry nun von ganzem Herzen an ihr hing, obwohl er all die Vorzüge ihres Charakters zu schätzen und lieben wusste und ihre Gesellschaft genoss, muss ich doch gestehen, dass diese Zuneigung aus nichts als Dankbarkeit entstanden war, mit anderen Worten, dass die Überzeugung, dass sie eine Schwäche für ihn hatte, der einzige Grund für ihn gewesen war, sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Ich gebe zu, dass dies in einem Liebesroman eine etwas ungewöhnliche und der Würde einer Heldin äußerst abträgliche Motivation ist. Aber wenn sie im alltäglichen Leben genauso ungewöhnlich sein sollte, dann kann ich mir wenigstens etwas auf meine blühende Phantasie zugutehalten.Grawe Übersetzung/Reclam


Nicht besonders viel Leidenschaft und keine Liebe auf den ersten Blick (bei ihm), eben, wie in einer Parodie ganz und gar unromantisch, aber man beachte den fettgedruckten Teil nicht minder ; )
(Oh mein Gott, wenn man zu viel Austen liest fängt man auch schon an so geschwollen zu reden :lach: )

edit: den letzten Satz finde ich übrigens genial, da kommt wieder Austens Selbstironie durch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 24. Februar 2009, 11:46 
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Irisa hat geschrieben:
Zitat:
[b]...muss ich doch gestehen, dass diese Zuneigung aus nichts als Dankbarkeit entstanden war, mit anderen Worten, dass die Überzeugung, dass sie eine Schwäche für ihn hatte, der einzige Grund für ihn gewesen war, sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen....


Ah, da ist die Originalstelle, über die wir es hier etwas weiter oben schon hatten! :D Da wir im Groupread P&P gerade im 32. Kapitel waren: Da gibt es eine vergleichbare Stelle. Während sich Mr. Tilney vielleicht geschmeichelt fühlt, aber auch merkt, welchen Eindruck er macht, also auch wie viel Einfluss (Macht) er auf sie hat, ist es in P&P Charlotte, die keinen Zweifel hat, "dass die Abneigung ihrer Freundin schwinden würde, wenn sie annehmen könnte, dass sie Macht über ihn besaß." Ist vielleicht ein klein wenig anders, aber ich habe den Eindruck, das Motiv ist ähnlich. In S&S hatten wir das ja auch bei Robert Ferrars und Lucy sowie bei Willoughby und Marianne (siehe oben).


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 24. Februar 2009, 15:23 
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Austenbegeistert
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Beiträge: 68
gibt es das nicht auch bei Oberst Brandon und Marianne?


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Dienstag 24. Februar 2009, 21:22 
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Irisa hat geschrieben:
gibt es das nicht auch bei Oberst Brandon und Marianne?


Jetzt wo Du es erwähnst.... Könnte sein. Muss ich mal nachschlagen, ob JA dazu was sagt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Samstag 28. Februar 2009, 23:26 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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... das altbekannte Missverstaendnis, JAs "Liebes"geschichten waeren romantisch. ;D

Meiner Meinung vermindert Dankbarkeit sowieso nicht den Wert oder die Qualitaet der Zuneigung. JA ist - wie immer - ganz einfach ehrlich und realistisch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Northanger Abbey
BeitragVerfasst: Sonntag 1. März 2009, 16:04 
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
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Julia hat geschrieben:
... das altbekannte Missverstaendnis, JAs "Liebes"geschichten waeren romantisch. ;D
Meiner Meinung vermindert Dankbarkeit sowieso nicht den Wert oder die Qualitaet der Zuneigung. JA ist - wie immer - ganz einfach ehrlich und realistisch.


Klar ist das nicht romantisch, sagt JA an dieser Stelle ja sogar ausdrücklich selbst. :D Und dass Dankbarkeit nichts über den Wert der Zuneigung aussagt, finde ich auch - es sei denn, man mag jemand auf Dauer nur, weil man ihm dankbar für irgendwas ist. Das wäre schon komisch. So ist es bei Marianne ja auch so, dass sie ihren Colonel nach einer gewissen Zeit genau so heiß und innig liebt wie Willoughby.
Und doch glaube ich, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dass man einige romantische Motive bei JA finden könnte. Vielleicht weil die Wirklichkeit manchmal einfach romantisch ist? :wink:


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