Tina hat geschrieben:
Was tat mir Henry leid, als er Fanny besucht hat. Sie konnte einwandfrei sehen, dass er sich ändert, sogar sie ihn vielleicht auch falsch eingeschätzt hatte. Da fragt er sie um Rat. Und was meint sie so von oben herab? (Grob gesagt, so aus dem Gedächtnis raus.) Hören sie, was ihr Herz ihnen sagt. Na toll! Ich bin mir sicher, hätte Edmund sie um Rat gefragt, wäre sie fast geplatzt vor Glück und hätte bestimmt nicht so eine , sorry, dämliche Antwort gegeben
.
Tja, das kann man mal wieder so oder so sehen.
In meinen Augen fragt Henry Fanny nicht um Rat, sondern weiß sehr genau, was richtig ist. Er möchte sie nur gerne für seine Belange interessieren und irgendeine Art von Verbindlichkeit zwischen ihm und ihr herstellen. Fanny spürt das (und ich meine mich auch zu erinnern, dass das in der entsprechenden Szene so oder so ähnlich steht) und verweigert ihre Meinung.
Sehr ähnlich ist da auch die eine Szene in Mansfield nach dem Antrag und als Edmund wieder da ist. Ich glaube, die Szene wird halb aus Edmunds Blickwinkel beschrieben (er verschanzt sich hinter seiner Zeitung um Fanny zum Sprechen zu zwingen). Crawford dringt da auch ewig auf Fanny ein, um eine Erklärung für eine kleine Bemerkung ihrerseits zu bekommen, die Fanny dann schließlich auch gibt.
Denn:
Zitat:
Und ich finde ebenfalls, sie hätte ihm klar zu verstehen geben müssen, dass sie sich niemals in ihn würde verlieben können. Sie hätte ja nicht von Edmund sprechen müssen. Aber Henry hätte Klarheit gehabt, dass außer freundschaftlichen Gefühlen nichts für ihn drinnen war.
... genau das war ihr ja aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Zum einen hat sie seine Gefühle für sie überhaupt nicht ernst genommen (zu dem Zeitpunkt), und zum anderen finde ich diese Taktik - auch wenn ich mich anders verhalten würde - zumindest nachvollziehbar: Sie wollte den Boden für Henry quasi "austrocknen". Keine Luft ranlassen. Ihn und das "Problem" seiner Aufmerksamkeiten einfach ignorieren und ausblenden, in der Hoffnung, ihn so am ehesten davon abzubringen.
Zum anderen kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein so vehementer Mann wie Henry von einem "Ich liebe Sie nicht und werde sie nie lieben" abbringen lässt, so wie Du Dir das vorstellst. Sein ganzes Verhalten zeigt doch, dass er ein "Nein" gar nicht gewohnt ist. Dass es die Möglichkeit eines "Nein" von einer Frau für ihn gar nicht gibt. Das wird an so vielen Stellen im Buch angedeutet, dass ich mir sicher bin, dass auch Fanny sich dessen bewusst war.
So ein Satz hätte ihn erst recht angestachelt. Und Fanny wäre einem darauf folgenden Gespräch gar nicht gewachsen gewesen, emotional. Sie knickt ja diesbezügich schon bei den kleinsten Kleinigkeiten ein.
Zitat:
... und ich frage mich gerade, was Henry eigentlich Maria und Julia jeweils gesagt hatte, dass sie meinten, darauf bauen zu können?
Meinst Du das ernst??
Zumindest mit Maria gibt es doch haufenweise Szenen im Buch, wo wir sie sogar beide direkt sprechen hören. Und wie Bruki schon sagte, und wie Du sicher auch aus eigener Erfahrung weißt: Dazu braucht es ohnehin nicht viel!! Ich erinnere an den schönen Satz, der in "Pride and Prejudice" vorkommt:
"Frauen neigen dazu, männliche Aufmerksamkeiten überzubewerten." - "Und Männer sorgen dafür, dass das so bleibt."