Kerstin hat geschrieben:
Henry hat Fanny nicht geliebt, er war in sie verliebt. Darum auch die kurzzeitige Bemühung, ihr zu gefallen. Aber das allein reichte einfach nicht, sonst hätte er nicht direkt zu Maria gewechselt. Die wollte und das genügte ihm.
Siehste, da gehts schon los mit den Gefühsldifferenzierungen. Wenn Henry in Fanny "nur" verliebt war, wie war denn das mit Marianne Dashwood? Abgesehen davon, dass Willoughby ein um einiges schlimmerer Bursche ist als Henry, glauben wir doch, dass Marianne ihn wirklich total geliebt hat, oder nicht? Und wieso glaubst du Henry das nicht? Weil er ein wenig flatterhaft ist?
Wo fängt überhaupt das eine an und hört das andere auf? Da gibt es die Schwärmerei, das Verliebtsein, die Liebe - und alles auch noch in vielen Abstufungen (hemmungslose Schwärmerei, Bis-über-beide-Ohren-Verliebtsein, leidenschaftliche Liebe, rein körperliche Liebe, weiß der Himmel was noch alles)... Mein Motto ist: Wenn jemand absolut überzeugt ist, irgendwas zu fühlen, dann wird es wohl schon so sein. Und Henry, das schreibt jedenfalls JA, ist ganz sicher, dass er sie liebt, sein Heiratsantrag mag übereilt sein, aber kommt nicht von ungefähr, dafür ist Henry nicht der Typ.
Übrigens haben wir uns ja auch bei Willoughby gefragt, ob er sie denn geliebt habe - ich glaube, nicht wenige meinten, seine Gefühle seien echt (und er sagt ja auch, dass das nach der anfänglichen Tändelei so gewesen sei). Und dann lässt er Marianne wegen des Geldes fallen! Das ist ja fast noch schlimmer als ein amouröser Fehltritt, oder? Hat also Willoughby Marianne auch nicht geliebt?
Also ich frage mich, warum JA das in MP so dargestellt hat. Entweder wollte sie zeigen, dass Henry Potenzial hat, es aber dann am Ende eben doch nicht reicht - das könnte man auch als Strafe für Henrys unstete Lebensführung deuten, denke ich. Zu dieser Deutung neige ich jedenfalls. Oder es ging nur darum, Henry vorzuführen, ein Mann auf Abwegen, der sich alles Mögliche einbildet, dem man aber nie trauen darf - dann wäre seine Rolle in MP vor allem, sowas wie ein Prüfstein für Fannys Tugendhaftigkeit zu sein. Auch das könnte ich mir gut vorstellen. Denn tatsächlich bringt er sie ja sehr in Versuchung, am Ende widersteht sie aber und wird belohnt mit ihrem Edmund (wenn man das als Lohn bezeichnen will
).
Nili hat geschrieben:
Leide ich unter der unter Frauen weit verbreiteten Krankheit Bad-Boys gut zu finden?
Ist das so?? Interessant...
Zitat:
Btw. Weiß einer was die Prämisse von MP ist?
Was meinst du mit Prämisse? Eine Moral von der Geschicht, die es zu zeigen gilt? Oder die Voraussetzungen für die Geschichte?