Nachdem die "viel"-seitigen Threads um verschiedene Filme jetzt langsam unübersichtlich werden, lege ich mal für E.M. Forster - Verfilmungen einen neuen Thread an. (Es ist ja eine Neuverfilmung eines Forster-Romans geplant, wenn ich mich recht erinnere; gefunden habe ich das Posting nicht mehr )

Ich habe heute A Passage to India gesehen, und hatte auch irgendwie erwartet, dass der Film mir ähnlich gut gefällt wie die Merchand-Ivory-Verfilmungen von "Zimmer mit Aussicht" und "Howards End".

Anfangs war ich allerdings etwas enttäuscht. Die ersten Bilder fand ich unzusammenhängend und unverständlich, fast abgehackt. Und auch billig. Dann wurde der Film etwas kitschig und durch Redetheater etwas verstörend. Puhh.

Aber dann wurde er besser. Die Bilder und Farben von Indien begannen zu wirken, herrliche Aufnahmen ... endlich wurde es auch spannend.

Es geht in dem Film um eine junge Frau, die zusammen mit ihrer Schwiegermutter in spe (Mrs More) nach Indien reist, um sich über eine mögliche Ehe mit dem dortigen englischen Friedensrichter klar zu werden. Von Anfang an missbilligt sie die Einstellung der Engländer zu den Indern. Sie möchte Land und Leute besser kennenlernen, und findet darin Unterstützung von Mrs More.

Eine der schönen Szenen im Film ist diejenige, in der man sieht, wie sehr sich der indische Arzt Dr. Aziz zusammen mit seinen Freunden bemüht, eine Reise für die englischen Ladies zu den Höhlen von Marabur zu organisieren. Mir hat sie zumindest gut gefallen.

Der Film ist ziemlich lang. Er dauert 157 Minuten.

Gesehen habe ich schon einige Verfilmungen, natürlich "Room with a View" ( lange Zeit einer meiner Lieblingsfilme), Maurice und Wiedersehen in Howard's End.
Gelesen habe ich Room with a View und Howard's End, an Engel und Narren bin ich bislang gescheitert.
157 min ist aber inzwischen kein SO langer Film mehr!
Grüße,
Kerstin

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."

Für mich schon. Ich werd wohl alt .

"Zimmer mit Aussicht" und "Wiedersehen in Howards End" dürften ziemlich bekannt sein. "Maurice" kenne ich noch nicht lange. Wahrscheinlich nie im dt. TV gelaufen, oder? Das Buch wurde auch erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht. Und mit "Reise nach Indien" dürften das alle Bücher Forster´s sein, die verfilmt wurden (da muss ich gleich mal nachsehen).
Ich lese gerade "Wiedersehen in Howards End". Sehr schön .

Es gibt tatsächlich deutschsprachige Videos von "Engel und Narren".

Doch, Maurice ist auch mal im deutschen Fernsehen gelaufen. Aber das muß schon Ewigkeiten her sein... ich glaube sogar, es war im Öffentlich Rechtlichen.. damals, als dort noch gelegentlich etwas Sinnvolles lief.
Grüße,
Kerstin

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"I think that we like those kind of entertainment just to have the opportunity to become a child again during 42 minutes."

Ist er! Ich hab ihn mit meinem besten Freund angeschaut. Oder haben wir uns ein Video angesehen? Nein, ich meine es kam im Fernsehen. War ein toller Fernsehabend mit anschließender Diskussion. Das vergesse ich bestimmt nicht! Besonders nicht den Anfang, wo der kleine Maurice so selbtvergessen in den Sand malt und seine kleine Freundin empört von ihm entfernt wird und die Flut dann über sein Kunstwerk fließt.
Tina

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

"Maurice" müßte so in den späten Achtzigern im TV gelaufen sein und zwar ziemlich spät am Abend. Da habe ich nämlich verbotenermaßem vorm Fernseher gehockt und bin in eine Szene reingerutscht, in der ein blonder junger Mann auf einer Ottomane einem brünetten jungen Mann zu seinen Füßen den Kopf kraulte. Die Szene war sehr einladend und so blieb ich hängen. Anfang der 90ziger zur Zeit meiner E. M. Foster-Abhängigkeit entdeckte ich dann auf einem Krabbeltisch ein weiteres Buch von ihm und stellte plötzlich fest, daß da eine Szene wie in dem vor ein paar Jahren gesehenen Film auftauchte.

Ich mag an Maurice, daß er zunächst ein so stinknormaler dünkelhafter junger Mann ist, der durch die Freundschaft zu Clive eine ganz andere Geisteswelt kennenlernt und schließlich sich völlig freimacht von allem, was man von einem jungen Mann seiner Schicht erwartet, über sich hinauswächst und kompromißlos sein Leben lebt

Mein bester Freund fand zwar, dass Clive sich angepasst hat und seine eigenen Wünsche ignorierte. Er war von ihm, wie ich fand etwas enttäuscht. Ich fand hingegen wie er seine Ehefrau fand sehr überzeugend und nicht irgend etwas unterdrückend.
Tina

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Clemens Bittlinger

Man hatte zumindest den Eindruck, daß Clive seine Ehefrau sehr gern hatte. Das ist ja schon eine Menge.

Wenn man aber nur Männer mag und dann mit einer Frau vorlieb nehmen muß, weil man sonst ein gesellschaftlicher Outcast ist, dann ist das zumindest eine Unterdrückung der eigenen Sexualität und das empfände ich zumindest als ganz fürchterliche Unterdrückung meiner Selbst. Das ist im Film auch sehr schön gezeigt in der Szene, in der Maurice sich fröhlich von dannen macht, während Clive traurig am Fenster steht. Man muß sich ja nur selbst in die Lage versetzen: Liebt man nur Frauen, muß aber mit einem Mann ins Bett bzw. liebt Frau nur Männer, muß aber mit Frau intim werden. Dann ergibt sich schon ganz einfach die Antwort, ob Clive nun etwas unterdrück hat oder nicht.

Andererseits scheint Clive ja überhaupt kein Interesse an Sex gehabt zu haben oder aber hatte keinen Mumm, ihn auszuleben. Dies vorausgesetzt ist Unterdrückung tatsächlich kein Thema. Aber ihm schien ja auch Freundschaft und geistige Intimität nur unter Männern möglich, also doch wieder ein Defizit. Für mich bleibt Clive eine traurige Gestalt, die anfangs vielversprechend ist, dann aber klein beigibt. Ein Einserkanditat, der sitzenbleibt.

Obwohl der dann anfing mit deiner Ehefrau zu sprechen und sie als Partnerin anzuerkennen. Ab da war Maurice abgetan, so hatte ich den Eindruck. Ihre Freundschaft wurde von Clive nicht weiter verfolgt. Und relativ schnell wurde seine Frau dann ja auch noch schwanger, was meiner Meinung nach jedenfalls (!) nicht geht, wenn er ihr nicht doch sehr von Herzen zugetan gewesen sein muss. ooh, hoffentlich ist das jetzt nicht ein Hugh Grant Beispiel! Der ist für mich einfach nicht schwul! Ob ich damit Clive gerecht werde???
Tina

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Clemens Bittlinger

Ob Zeugungsfähigkeit nun zwangsläufig mit Liebe einhergeht ?
Es gibt haufenweise Männer, die Kinder in die Welt gesetzt haben und ihre Frauen mochten, aber eindeutig Männer liebten. Nur haben sich früher und teilweise auch heute noch viele Männer nicht getraut, dazu zu stehen. Clive hatte Glück, daß er eine sehr nette, aber nicht zuviel erwartende Ehefrau hatte (es geht doch nichts über eine gute edwardianische Erziehung, nagut, vermutlich eine viktorianische). So wird er in gewissem Maße seinen Frieden gemacht haben. Aber Erfüllung?

Ok, der Vergleich hinkt jetzt ganz arg und ob es nur in dem Film so war, oder auch in der Realität, kann ich nicht sagen. Albert und Viktoria von England wurden (zumindest im Film, indem glaube ich Henrietta Musgrove (?) aus Persuasion 95 die Viktoria spielt) ohne Liebe getraut. Zumindest der gute Albert mochte sie zwar, aber von Liebe keine Spur. Auch nach den ersten Kindern noch keine Liebe! Die kam erst später. Und noch ein paar Kinderchen. Es wurde ihm gesagt: Die Liebe kommt mit der Zeit. Und er hat es für sich für richtig angesehen. Ok, er war aber nicht schwul wie Clive. Aber von meinem Freund weiß ich auch, dass manche Männer "nur" ausprobieren, was ihnen mehr liegt. Oder vom Schwulsein "loskommen". Irgendwie war das für ihn kein normaler Verlauf und er suchte bei sich den Hintergrund in der gestörten Beziehung zu seinem Vater. Seiner Meinung nach ist bei jedem Schwulen irgendwo mal was schief gelaufen in der Entwicklung. Wennn ich ihn jetzt richtig zitiere. Seine Beziehungen waren auch nie von langer Dauer und die seiner schwulen Freunde im Grunde auch nicht. Doch ein "Fall" Clive?
Tina

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Clemens Bittlinger

Am 4. November läuft auf ITV1 die Neuverfilmung von "Room with a view". Glückliche, die das sehen können! Ich liebe ja die Verfilmung mit Helena Bonham Carter, die ich ziemlich perfekt finde, würde mich aber trotzdem für die neue interessieren. Hier gibt's was zu lesen über die Neuverfilmung: http://www.itv.com/Drama/perioddrama/AR ... fault.html. Ich kann das Video leider nicht abspielen, warum auch immer. Wenn es einer von Euch kann, wäre es schön, mal zu berichten, was ich verpasst habe ...

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Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!
Albert Einstein

Den Trailer gibts auch bei YouTube.

Danke, Julia! Also, den Trailer finde ich schon sehr ähnlich zur alten Verfilmung. Nur dass Elaine Cassidy nicht mit HBC mithalten kann, aber vielleicht ist es anders, wenn man den kompletten Film sieht. Ich finde, schon allein Sophie Thompson ist es wert, sich den Film anzusehen!

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Albert Einstein

Ich fand die Anmutung ziemlich hektisch, also auch die Sprache. Aber das liegt vielleicht auch nur am Schnitt.

Oh, das hatte ich ja ganz vergessen, dass sie den Film auch neu machen! Danke für dne Trailer!

Ich liebe den alten Film ja auch und kann mir absolut nichts vorstellen, dass man besser machen könnte.
Aber anschauen würde ich mir den neuen schon auch mal. Sah interessant aus.

Das hektische fand ich jetzt im Trailer okay (da es ja auch durch Miss Honeychures Klavierspiel entstanden ist, auf das am Ende nochmal angespielt wurde), aber ich hoffe doch auch, dass nicht der ganze Film so ist.
Und die knutschen da aber viel rum! War das im Buch auch so? Kann mich gar nicht mehr richtig erinnern (also die Häufigkeit dieser intimen Begegnungen, meine ich, weniger die Ausführlichkeit).

Ja, ich finde die Verfilmung von 1985 auch sehr gelungen. Simon Callow spielt da unter anderem mit, und ich erinnere mich gerne an die Badeszene im See. Falls sich die Neuverfilmung eng an die ältere hält, aber die geliebten Schauspieler fehlen, wird es der Film zumindest bei mir schwer haben.
PS: Judi Dench und Maggie Smith aus der 85er Verfilmung wirken schon für sich allein, finde ich .

Bei YouTube kann man die neue Verfilmung (in 10 Teile à 10 Minuten gesplittet) jetzt anschauen.

Ich habe mich daher vor den PC gesetzt, fand es aber anstrengend zuzuschauen. Die Bildqualität ist ziemlich schlecht, irgendwie stellt sich da kein Genießen ein. Das hat aber nichts mit dem Film, sondern mit YouTube zu tun.

Kann mir jemand etwas (mehr) über die Ivory-Version von "Maurice" sagen? Ich mag das Buch sehr gern und bin ziemlich neugierig was die Verfilmung betrifft, aber die DVD ist furchtbar teuer...

Kommt sie (filmisch) an "Room with a view" oder "Howards End" ran?

Ich mag sie ausgesprochen gern. Sie haben kleinere Veränderungen zum Roman vorgenommen, die aber sehr gut reinpassen. Die Darsteller - gerade die drei jungen Männer - sind wunderbar, die Musik ist ausgezeichnet. Für mich eine der schönsten und stimmigsten Romanverfilmungen überhaupt (Aber Maurice ist eben auch einer meiner liebsten Romanhelden). Naturgemäß gibts allerdings weniger Kleider zu bewundern. Aber so wie die anderen Ivory-Verfilmungen sehr gelungen sind, trifft dies auch auf Maurice zu.