Julia hat geschrieben:
Es klingt so, als hättet Ihr sehr unterschiedliche Auffassungen von "romantisch". Nebel und Morgentau sind da für mich auch nicht die entscheidenden Faktoren.
Leider warst du nicht im Chat, denn wir haben genau das festgestellt. Romantik wird immer mit diesem "Rosamunde Pilcher Kitsch" gleichgesetzt. Das hat etwas sehr negatives. Aber Jane Austen Romane sind durchaus romantisch, weil der "Held" Dinge aus Liebe tut und stellenweise als Ritter mit weißem Pferd auftaucht ( auch wenn der Vergleich wieder in die Ritterromantik rutscht.
)
Ich persönlich fand den zweiten Antrag in der Verfilmung von 2005 auch zu überfrachtet. Das hatte mit der romantischen Situation im Buch nichts mehr zu tun und vor allem war auch noch der Inhalt verdreht worden. Im Buch fragt Darcy schließlich erst mal nach, ob ein zweiter Antrag vielleicht doch Gnade finden würde. Da war die 1995er Version deutlich näher am Buch, so ganz ohne den Nebel.
Bei Brandon hat man wenigstens einen Vorlauf, er verliebt sich in Marianne, aber als er merkt, dass sie einen anderen bevorzugt, zieht er sich zurück. Aber damit gibt er wohl seine Gefühle nicht auf, das merkt man, als sie krank wird und er, weil er nicht so richtig weiß, wie er helfen soll, sich anbietet, ihre Mutter zu holen.
In Mansfield Park hatte ich immer das Gefühl "es ergibt sich halt so". Wobei es eigentlich die gleiche Konstellation ist wie in S&S. Eine Person liebt eine andere, kann es ihr aber nicht gestehen. Diese Person verliebt sich in jemand Unpassenden und irgendwann merken sie, ach, das ist der/die Falsche, schauen wir uns also mal in der Umgebung um und siehe da, da ist jemand, der uns liebt. Vielleicht liegt es an Fannys Passivität ( die ja als Frau ohnehin deutlich beschränkter ist in ihren Möglichkeiten), dass man Brandon etwas positiver sieht.
Zitat:
Wentworth´ Brief habe ich mir gerade auch noch mal durchgelesen. Und ja, ihr habt Recht, da geht der Mann in die Vollen. Die ganze Szene fand ich dagegen wieder nicht so romantisch. Versetzt euch mal in seine Lage: An einem kleinen Schreibtisch hockend, vor vielen Leuten und unter enormem Zeitdruck muss er da in höchster Not was schreiben - das ist Stress, nicht Romantik. Aber ich finde auch, dass da sehr viel an unterdrückten Emotionen rüberkommt - das wäre eine der Szenen gewesen, die wir im Chat hätten diskutieren können, wenn sich mein Vorschlag durchgesetzt hätte, über die Erotik in Austens Romanen zu reden.
Das können wir ja noch nachholen!
Dafür, dass er wenig Zeit hatte, war er aber sehr blumig bei seiner Wortwahl.
Ich hatte eher den Eindruck, er hatte bemerkt, dass ihm die Frau, die er noch immer liebt, schon wieder abhanden kommt. Und das er sich endlich den Ruck gibt, ihr das zu sagen, was er ihr schon viel länger sagen wollte. Bei manchen Männern geht das wohl nur unter Druck!
Ich frage mich, wie stürmisch die Liebe vor sieben Jahren war, denn augenscheinlich ist Wentworth ein sehr leidenschaftlicher Mensch. So, wie er Anne erst liebte, hat er sie verachtet, weil sie nicht wagte, mit ihm zu gehen. Das er das nach sieben Jahren noch immer nicht verwunden hat, ist schon ein wenig überraschend. Genug Ablenkung sollte er doch gehabt haben.