Ich hoffe mal, dass mein poste hier reinpasst, wollte nicht extra einen neuen Thread aufmachen ...
Im Groupread wurde angesprochen, dass eigentlich Elinor besser zu Brandon passen würde. Das dachte ich anfangs auch, bis ich mir die einzelnen Paare in JAs Romanen näher ansah und bemerkte, das JA wohl ein Faible für die perfekte Harmonie hat. Ich finde doch, dass alle sehr gut zueinander passen, sowohl in ihrer Ähnlichkeit, als auch im oberflächlichen Gegensatz, der genauer betrachtet doch wieder zusammenpasst und ein vollständiges Bild bringt.
-Elinor und Edward: beide ruhig, besonnen, eher abwartend, verstandesbetont
-Marianne und Brandon: beide lieben die Künste (Musik, Literatur). Sie ist leidenschaftlich und spontan, er trägt seine Gefühle zwar nicht nach aussen, liebt aber Frauen die das tun.
-Emma und Knightley: Sie sucht oder braucht den Oberlehrer (war ihr der Vater zu wenig erzieherisch?) und Knightley ist genau das, indem er sie kritisiert und vielleicht als einziger ihre Schwächen offenlegt. Er liebt Emma, wie sie ist, aller Kritik zum Trotz.
-Lizzy und Darcy: aller äusserer Unterschiede zum Trotz passen auch diese beiden perfekt. Er sucht eine gebildete und belesene Frau und Lizzy vermittelt ihm gerade dieses Bild, als sie liest, statt dem Kartenspiel zu frönen. Er will keine langweilige, angepasste Gattin und wir wissen, dass Lizzy ihren eigenen, trotz allem damenhaften Kopf hat. Eben weil auch Darcy sie so liebt wie sie ist, ist auch er der richtige für sie. Einer, der ihr Kontra geben wird, sie dennoch ihren Weg gehen lässt, soweit man das zu dieser Zeit sagen konnte
-Jane und Bingley: beide gut gelaunt, beide zu gut für diese Welt
-Fanny und Edmund: Sie sind sich sehr ähnlich in ihren Ansichten und ihrer Moral. Natürlich hat ihm der exotische Papagei in Form einer Miss Crawford gefallen, welcher Mann wäre davor gefeit, doch letztlich wählt auch er die Eine, die zu ihm passt und ihn ergänzt
-Anne und Wentworth: nun, sie waren von Anfang an füreinander bestimmt, mussten aber erst ihre eigenen Erfahrungen machen und am Leben reifen, um sich dessen sicher zu sein.
Und so weiter und so fort.
Auch die negativen Paare passen zusammen und scheinen füreinander gemacht, auch wenn man für manche fast Mitleid empfinden möchte.
Ich bin mir sicher, dass Jane Austen einen diebische Freude daran hatte, genau die entsprechenden Charaktere zusammenzubringen. Selbst die Bennets ergänzen sich auf eine allzu köstliche Art und Weise. Wäre Bennet nicht so ironisch, sarkastisch und in mancher Hinsicht gleichgültig, würde er ihr sicher eines Tages den Hals umdrehen. Wie soll man auch mit so einer Frau umgehen, wenn man sich in eine schillernde Schmetterlingspuppe verliebt hat, die sich nach dem "Schlüpfen" als nervende Motte entpuppt?
Wirklich interessant finde ich, dass auch unsere Helden erst zueinander finden müssen oder sich aus den Augen verlieren. Aber gut, Jane Austen geht es eben mehr um die Arbeit ihrer Heldinnen an sich, darum ihnen Einsichten zu vermitteln, um sie schlußendlich für die Liebe empfänglich zu machen. Gut, Marianne Dashwood hat Liebeskummer (den falschen), Elinor leidet wegen Edward-Lucy, Anne Elliot leidet und Lizzy auch (zumindest kurzzeitig), aber es ist nicht die erste Liebe an sich von der uns Jane Austen erzählt, sondern die innere Reife, das Überwinden von Schwierigkeiten. Die Liebesgeschichte, so man davon sprechen kann, ist nur Mittel zum Zweck. Nichtsdestotrotz wartet für die erfolgreiche Heldin am Ziel die Belohnung, nämlich die Liebe; im Gegensatz zu jener, die nicht an sich und ihren Einsichten gearbeitet hat, auf die zwar eine Ehe wartet, aber eben keine liebevolle, keine gehaltvolle.
Wäre es nicht wunderbar sagen zu können, wenn wir nur tüchtig an uns arbeiten, käme die Liebe von ganz allein?
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit