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BeitragVerfasst: Freitag 22. Januar 2010, 17:57 
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Austenbegeistert
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Elanor hat geschrieben:
Er, der aus der Ferne zwei Jahre lang Molly angeschmachtet hat :minne: (endlich mal eine Gelegenheit für diesen hübschen Smiley) läuft nun mit fliegenden Fahnen zu Cynthia über. Die scheint mir mal wieder sehr naiv, was ihre Wirkung auf Andere angeht und tut mir soch leid, da sie sich das Ansehen von Mr Gibson verscherzt, an dem ihr viel liegt, wie sie ja Molly gegenüber immer wieder sagt.

Cynthia kann sich jungen Männern gegenüber anscheinend gar nicht anders verhalten. Sie überlegt wohl auch gar nicht, was sie da anstellt. Wahrscheinlich hat sie gelernt nur durch ihre Schönheit und Koketterie Zuneigung zu bekommen.

Zitat:
Osborne erfährt, das es doch besser gewesen wäre, gleich etwas über seine Heirat zu erzählen, denn nun wird es ihm wieder schwerer, da sein Vater im Bezug auf Rogers "Verlobung" von ihm eine sehr vorteilhafte Verbindung erwartet. Er hat sich da ganz schön in die Enge manövriert, eine klärende Aussprache mit dem Squire wird eigentlich unmöglich: armer Kerl

Das habe ich die ganze Zeit nicht so emfunden. Der Squire hat doch sozusagen ein "gutes Herz". Mir ist immer danach, Osborne (diese Schnarchnase) mal ordentlich zu schütteln!! :bash ...oder so....

Zitat:
... Molly habe etwas mit Mr Preston, hier wird auch Einiges an Tratsch über ihn angedeutet, der ihn nicht in vorteilhaftes Licht rückt. Sympatisch wird er ja eh nicht beschrieben von Gaskell.

Mr. Preston bleibt für mich geheimnisvoll. Er ist ja kein "Bösewicht" und ich kann mir vorstellen, dass er, durch eine andere Brille gesehen, gar nicht so unangenehm wäre. 8)


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Verfasst: Freitag 22. Januar 2010, 17:57 


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BeitragVerfasst: Freitag 22. Januar 2010, 21:36 
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Mir ist im 35. Kapitel noch eine kleine Stelle aufgefallen. Mr. Gibson sagt:
"Die Schwarzen sind meines Wissens nicht gerade berühmt für ihre Fähigkeit, vernünftig zu denken...."
Ungewöhnlich, dass ausgerechnet von Mr. Gibson zu hören. Nun kann man ja leicht erklären, dass solches Denken damals halt noch recht verbreitet war usw. Klar. Aufgefallen ist es mir aber auch, weil man sowas bei Jane Austen interessanterweise nie liest. Oder?

Mr. Coxe kam auch mir vor wie Mr. Collins: Kriegt er nicht die eine, nimmt er halt die andere...

Zitat:
Das habe ich die ganze Zeit nicht so emfunden. Der Squire hat doch sozusagen ein "gutes Herz". Mir ist immer danach, Osborne (diese Schnarchnase) mal ordentlich zu schütteln!! :bash ...oder so....

Ich weiß nicht so recht, wie ein Squire im Vollbesitz seiner Kräfte auf Osbornes Geständnis reagiert hätte. Ich fürchte eher, dass er ihn tatsächlich zum Teufel geschickt hätte. Aber es stimmt schon: Osborne ist sehr zögerlich. Wenn er ohnehin mit dem Schlimmsten rechnen muss, kann er es ja auch gleich hinter sich bringen.

Zitat:
... Molly habe etwas mit Mr Preston, hier wird auch Einiges an Tratsch über ihn angedeutet, der ihn nicht in vorteilhaftes Licht rückt. Sympatisch wird er ja eh nicht beschrieben von Gaskell.

Cynthia erklärt ja zum ersten Mal ein wenig, indem sie sagt (im 37. Kapitel), dass die Ursache des Ganzen Geldgeschichten seien. Ich finde auch, dass Mr. Preston recht böse dargestellt wird - oder jedenfalls wie ein Mann, der Böses im Schilde führt. Warum sonst sollte er Cynthia einen so grausigen Schrecken einjagen?


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BeitragVerfasst: Freitag 22. Januar 2010, 21:38 
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Austenexperte
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Camille hat geschrieben:
Zitat:
Osborne erfährt, das es doch besser gewesen wäre, gleich etwas über seine Heirat zu erzählen, denn nun wird es ihm wieder schwerer, da sein Vater im Bezug auf Rogers "Verlobung" von ihm eine sehr vorteilhafte Verbindung erwartet. Er hat sich da ganz schön in die Enge manövriert, eine klärende Aussprache mit dem Squire wird eigentlich unmöglich: armer Kerl

Das habe ich die ganze Zeit nicht so emfunden. Der Squire hat doch sozusagen ein "gutes Herz". Mir ist immer danach, Osborne (diese Schnarchnase) mal ordentlich zu schütteln!! :bash ...oder so....

Ich hatte glaub ich auch schon mal geschrieben, daß man die alle mal an die Hand nehmen und an einen Tisch setzen, damit die endlich miteinander reden.
So ein gutes Herz der Squire auch hat, ich glaube nicht, daß er es mit seinem Erwartungsdruck Osborne jemals leicht gemacht hat.
Mir gefallen eigentlich beide sehr gut, ich bin gespannt, wo das noch endet...

Nochmal zu Mr. Preston (ich hab schon etwas weiter gelesen) Er gewinnt nicht wirklich, zumindest scheint er sehr unsensibel zu sein um es mal wohlwollend auszudrücken (am Ende von Kap.43)

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BeitragVerfasst: Sonntag 24. Januar 2010, 11:49 
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Austenbegeistert
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Udo hat geschrieben:
Mir ist im 35. Kapitel noch eine kleine Stelle aufgefallen. Mr. Gibson sagt:
"Die Schwarzen sind meines Wissens nicht gerade berühmt für ihre Fähigkeit, vernünftig zu denken...."
Ungewöhnlich, dass ausgerechnet von Mr. Gibson zu hören. Nun kann man ja leicht erklären, dass solches Denken damals halt noch recht verbreitet war usw. Klar. Aufgefallen ist es mir aber auch, weil man sowas bei Jane Austen interessanterweise nie liest. Oder?

Mir war die Stelle gar nicht so bewusst, deshalb hab ich sie geich noch mal nachgelesen und irgendwie hat mich das dann an die Stelle ziemlich am Anfang erinnert, als Mr.Gibson Miss Eyre (der Name ist einfach zu gut :lach: ) anweist, Molly nur das allernötigste beizubringen. Da würde mich jetzt wirklich interessieren, ob Elizabeth Gaskell irgendwelche Hintergedanken bei hatte, oder ob es ihr gar nicht so bewusst war, weil aus der Zeit heraus.
Und stimmt, bei Austen liest man das nicht. Das finde ich gerade so interessant an den Büchern, das sie gerade in so einer "aufregenden" Zeit gelebt hatte und trotzden alles hübsch sauber außen vorlässt.

Als des Herrrn Kronanwalts Besuch angekündigt wird, geht natürlich gleich das Geklatsche los:
Zitat:
"Das ist nun wirlich eine sehr achtbare Verwandtschaft; ich frag' mich nur, wieso wir bisher so wenig davon gehört haben", meinte Mrs. Goodenough. "Auf den ersten BlicK hätte ich nicht gedacht, dass Mrs. Gibson zu der Sorte Mensch gehört, die ihre feinen Verwandten unter den Scheffel stellt; bei so was drehen wir doch alle gern die gute Stoffseite nach außen.

So. Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Sie legt doch soviel Wert auf ihre guten Beziehungen nach Cumnor Towers, wieso erwähnt sie diese Verwandtschaft nicht im Ort und prahlt unauffällig, wie sie es mit ihrem feinen Gespür sonst immer tut?

Und noch eine Frage:
In Kapitel 39 (greif ich da jetzt vor?) darf Cynthia endlich doch nach London zu Mr Kirkpatricks Familie fahren. Im Gespräch mit Molly sagt sie ja dann so intelligent und scharfsinnig, dass ein Provinzstädtchen eben ein Provinzstädtchen sei und London eben London. :D
Und sie singt:
Zitat:
"Monsieur de la Palisse est mort
En perdant sa vie;
Un quart d'heure avant sa mort
Il étaient en vie."

(Im Anhang ist das übersetzt und es wird erklärt, dass das ein Spottvers auf den Mann ist.
) Ich habe jetzt den Zusammenhang mit London und der Provinz nicht kapiert,
also hab ich bei Wikipedia nachgeguckt:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Lapalissade (Ist aber alles französisch)
Soweit ich das verstanden habe, hat der Mann unwissentlich einer ganzen Gattung seinen Namen geliehen, der Artikel ist echt interessant,
aber den Zusammenhang habe ich jetzt noch immer nicht ganz verstanden.

:offtopic: Das finde ich soo schade, dass man einfach viele Anspielungen nicht mehr aus der heutigen Zeit heraus versteht, wenn man kein Fachmann ist. Ist jetzt ein komischer Vergleich, aber vielleicht kapiert in hundert Jahren auch kein Mensch mehr Asterix und Obelix oder Harry Potter? Also nicht die Geschichte, da sind wir ja auch in der Lage, das zu verstehen, sondern einfach die feinen Anspielungen... ;(

Oh. Das wurde jetzt aber sehr lang :lach: tut mir Leid, wenn ich mal dabei bin...


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BeitragVerfasst: Sonntag 24. Januar 2010, 18:39 
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Irisa hat geschrieben:
Mir war die Stelle gar nicht so bewusst, deshalb hab ich sie geich noch mal nachgelesen und irgendwie hat mich das dann an die Stelle ziemlich am Anfang erinnert, als Mr.Gibson Miss Eyre (der Name ist einfach zu gut :lach: ) anweist, Molly nur das allernötigste beizubringen. Da würde mich jetzt wirklich interessieren, ob Elizabeth Gaskell irgendwelche Hintergedanken bei hatte, oder ob es ihr gar nicht so bewusst war, weil aus der Zeit heraus.

Ja, das mit der Bildung war auch so eine Stelle, die nicht so ganz zu Mr. Gibson zu passen scheint. Das hatten wir hier ja zum Teil als Scherz gedeutet - aber ich bin mir da nicht so sicher. Vielleicht wollte Gaskell ihrem Mr. Gibson ein oder zwei Ecken und Kanten verpassen?

Zitat:
So. Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Sie legt doch soviel Wert auf ihre guten Beziehungen nach Cumnor Towers, wieso erwähnt sie diese Verwandtschaft nicht im Ort und prahlt unauffällig, wie sie es mit ihrem feinen Gespür sonst immer tut?

Ist mir gar nicht so aufgefallen. Aber stimmt: Eigentlich hätte sie die noblen Verwandten längst mal erwähnen müssen. Auch im Gespräch Mr. Gibsons mit dem Squire, als er Cynthias Verwandtschaft erläutert, spielen sie ja keine Rolle.

Zitat:
In Kapitel 39 (greif ich da jetzt vor?).....

Wenn wir jetzt vier Kapitel pro Woche machen wollen, müsste es ab heute mit Kapitel 40 bis 43 weitergehen.


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BeitragVerfasst: Dienstag 26. Januar 2010, 22:54 
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Mal ein allgemeiner Eindruck: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich die Erzählstimme unterscheidet von der bei Jane Austen. Vielleicht täusche ich mich ja, oder bilde mir das nur ein, aber mir scheint, dass Gaskell mehr aus der Sicht einer Frau schreibt. Bei Austen hatte ich nicht so das Gefühl (klingt jetzt komisch, weil sie ja eine Frau war, und ich will auch nicht behaupten, sie hätte "wie ein Mann" geschrieben). Richtig beschreiben kann ich das nicht, es ist nur so, als ob die Erzählstimme "mitfühlender" wäre, weniger neutral.
Oder ist das jetzt einfach Quatsch? Kann gut sein....


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BeitragVerfasst: Mittwoch 27. Januar 2010, 17:07 
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Udo hat geschrieben:
Mal ein allgemeiner Eindruck: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich die Erzählstimme unterscheidet von der bei Jane Austen. Vielleicht täusche ich mich ja, oder bilde mir das nur ein, aber mir scheint, dass Gaskell mehr aus der Sicht einer Frau schreibt. Bei Austen hatte ich nicht so das Gefühl (klingt jetzt komisch, weil sie ja eine Frau war, und ich will auch nicht behaupten, sie hätte "wie ein Mann" geschrieben). Richtig beschreiben kann ich das nicht, es ist nur so, als ob die Erzählstimme "mitfühlender" wäre, weniger neutral.
Oder ist das jetzt einfach Quatsch? Kann gut sein....

Ich finde deinen Eindruck sehr interessant. Das mitfühlendere Erzählen scheint mir auch so, obwohl auch JA nicht neutral ist, ich erinnere an den MP Groupread :aetsch:
Mir ist auch aufgefallen, daß sich die Stile unterscheiden. Allerdings finde ich vorallem, daß JA Erzählen chronologischer vorgeht, als das von Gaskell. Da weiß man beim Beschreiben einzelner Stimmungen und Ereignisse nicht so ganz genau, wann das eigentlich genau ist. Bei einer Episodenerzählung wie Cranford ist das ja recht egal. Aber hier ist es mier auch besonders stark aufgefallen. Und irgendwie stört es mich etwas. Also z.B. Gefühle und Empfindungen werden sozusagen im Paket beschrieben, als ob sie im Kapitel soundso zum ersten mal auftauchen, dabei ist da die ganze Sache schon kurz vor dem Überkochen, um dann am Ende des Kapitels ganz dramatisch zu werden. Das ist jetzt stark übertrieben pauschalisiert, aber mein Eindruck. Irgendwie liest sich JA's Stil da wesentlich angenehmer.

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Januar 2010, 12:23 
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Elanor hat geschrieben:
Das mitfühlendere Erzählen scheint mir auch so, obwohl auch JA nicht neutral ist, ich erinnere an den MP Groupread :aetsch:

Ja, ja, ich hatte auch schon überlegt, MP als Ausnahme zu nennen...

Zitat:
Allerdings finde ich vorallem, daß JA Erzählen chronologischer vorgeht, als das von Gaskell. Da weiß man beim Beschreiben einzelner Stimmungen und Ereignisse nicht so ganz genau, wann das eigentlich genau ist. (...) Also z.B. Gefühle und Empfindungen werden sozusagen im Paket beschrieben, als ob sie im Kapitel soundso zum ersten mal auftauchen, dabei ist da die ganze Sache schon kurz vor dem Überkochen, um dann am Ende des Kapitels ganz dramatisch zu werden.

Gaskell neigt vielleicht ein wenig zum unnötig-in-die-Länge-ziehen? Das Buch ist ja auch so schon ganz schön lang... JA ist dagegen in der Erzählweise stringenter und stilistisch viel ökonomischer, sie kann mit ganz wenigen Worten ganz viel aussagen, wo Gaskell lang beschreiben muss.
Was Du schreibst in Bezug auf die beschriebenen Gefühle, so fällt mir das besonders bei Cynthia auf. Ihre Empfingungen für oder gegen Mr. Preston werden ja immer und immer wieder angedeutet. Das steigert einerseits die Spannung, andererseits fing es mich schon leicht zu nerven an. Gut, dass jetzt in Kapitel 42 endlich alles rauskommt... Mr. Preston ist also quasi verlobt mit Cynthia! Und er ist zwar kein netter Mensch, scheint aber doch echte Gefühle für sie zu haben - macht ihn das nicht gleich etwas weniger böse?
Zugleich bekommt Cynthia bei mir zumindest ein paar Punkte Abzug. Auf mich wirkt sie hier übertrieben theatralisch/melodramatisch. Das mag daran liegen, dass der ganze "Skandal" mir heutzutage nicht so arg vorkommt, wie es damals gewesen wäre. Oder daran, dass ich nach all dem Brimborium irgendwie viel Schlimmeres erwartet hatte. Bei Jane Austen tun die Bösewichter (etwa Wickham und Willoughby, die ja ähnliche Frauenhelden wie Mr. Preston sind) doch deutlich schlimmere Sachen...


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Januar 2010, 15:43 
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Austenbegeistert
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Udo hat geschrieben:
Gaskell neigt vielleicht ein wenig zum unnötig-in-die-Länge-ziehen? Das Buch ist ja auch so schon ganz schön lang... JA ist dagegen in der Erzählweise stringenter und stilistisch viel ökonomischer, sie kann mit ganz wenigen Worten ganz viel aussagen, wo Gaskell lang beschreiben muss.


Ich denke, das kommt auch daher, dass Gaskell "Wives & Daughters" als Fortsetzungsroman schrieb, d.h. sie musste regelmäßig neue Kapitel liefern und das zu festen Terminen. Jeden Monat ein paar neue Kapitel, die dann sofort im Cornhill Magazine gedruckt wurden. Das ist eine völlig andere Herangehensweise als Jane Austen sie sich erlauben konnte. Gaskell konnte W&D noch nicht einmal fertigstellen, sie starb ja vorher. Der letzte Teil wurde dann von Frederick Greenwood geschrieben. Vieleicht hätte Gaskell die ganzen Teile für eine Buchpublikation noch einmal überarbeitet, wenn sie die Gelegenheit dazu gehabt hätte.

Zitat:
Gut, dass jetzt in Kapitel 42 endlich alles rauskommt... Mr. Preston ist also quasi verlobt mit Cynthia! Und er ist zwar kein netter Mensch, scheint aber doch echte Gefühle für sie zu haben - macht ihn das nicht gleich etwas weniger böse?


Er wird zwar ein wenig als Weiberheld beschrieben, aber seine Gefühle für Cynthia scheinen nach den paar Jahren immer noch da zu sein. Immerhin weiss Molly jetzt, weshalb sie sich dem ganzen Getratsche ausgesetzt hat...

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Januar 2010, 22:04 
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Armin hat geschrieben:
Ich denke, das kommt auch daher, dass Gaskell "Wives & Daughters" als Fortsetzungsroman schrieb, d.h. sie musste regelmäßig neue Kapitel liefern und das zu festen Terminen.

Das ist eine gute Erklärung. Und das würde auch erklären, warum das Buch etwas langatmig ist, wenn man annimmt, dass Gaskell nach der Anzahl der Kapitel bezahlt wurde...


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BeitragVerfasst: Montag 1. Februar 2010, 22:19 
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Ich mach mal weiter:
Bezeichnend finde ich die Überschrift des 44. Kapitels: Molly Gibson eilt zu Hilfe
Irgendwie hat sie sich da mächtig übernommen, und Cynthia, die nicht aus noch ein weiß, lässt sich gern helfen, was Molly dadurch für Schwierigkeiten haben wird, das scheint Cynthia sich nicht vorstellen zu wollen oder können. Und Molly ahnt auch nicht, was auf sie zukommen wird.
Interessant finde ich die Darstellung von Mr. Preston, gekränkt, verletzt, scheinbar doch verliebt in Cynthia, enttäuscht über ihre Ablehnung, es spielen da ja eine Menge verschiedene Gefühle rein, die Gaskell hier auch mal meiner Meinung nach gut beschreibt.
Auch wie sich durch Mollys doch naive Verhaltensweisen und ihren Wunsch, die ungeliebte Aufgabe schnell hinter sich zu bringen, sie sich in eine Situation manövriert, die ihr nicht gerade leicht werden wird. :wall:
Molly ist wirklich sher naiv hier dargestellt, trotzdem muß man sie mögen. Wie sie auch an ihrem Versprechen festhält, alles zu erledigen, auch wenn sie eigentlich nicht weiß, wie. Cynthia ist froh, nach London flüchten zu können, wird sie überhaupt wieder auf der Bildfläche erscheinen? Soweit bin ich noch nicht mit lesen, aber ich hab da so meine Zweifel.
Der Klatsch und Tratsch bzw. die Ausbreitung des selben ist ganz gut dargestellt und das Miss Browning Mr. Gibson einweiht finde ich sehr gut, auch wenn sie, wie alle anderen auch von Mollys "Schuld" überzeugt ist.

Elanor

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BeitragVerfasst: Mittwoch 3. Februar 2010, 20:59 
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Elanor hat geschrieben:
Irgendwie hat sie sich da mächtig übernommen, und Cynthia, die nicht aus noch ein weiß, lässt sich gern helfen, was Molly dadurch für Schwierigkeiten haben wird, das scheint Cynthia sich nicht vorstellen zu wollen oder können. Und Molly ahnt auch nicht, was auf sie zukommen wird.

Mollys Motivation wird ja im 44. Kapitel in einem sehr, sehr langen Satz erklärt. Letztlich ist es offenbar die Rücksicht auf Gefahr und Schande für Cynthia, die sie handeln lässt. So edelmütig das ist, finde ich auch, dass sich Molly naiv verhält. Eigentlich hätte ihr gesundes Empfinden für Richtig und Falsch ihr sagen müssen, dass sie einen Fehler begeht. Aber sie ist halt eine gute Seele....

Zitat:
Interessant finde ich die Darstellung von Mr. Preston, gekränkt, verletzt, scheinbar doch verliebt in Cynthia, enttäuscht über ihre Ablehnung, es spielen da ja eine Menge verschiedene Gefühle rein, die Gaskell hier auch mal meiner Meinung nach gut beschreibt.

Das finde ich auch gut beschrieben. Preston ist nicht so 100% im Unrecht, wie es schien. Gut, dass mit den Briefen ist nicht fein. Und dass er sie "zwingen" will, ihn leiden zu können, zeugt auch nicht von der rechten Denkweise. Aber immerhin steht ihm dasselbe Maß an Dusseligkeit zu wie allen verliebten Menschen. Sogar Molly tut er ja "beinahe leid". Dumm nur, dass es bei Mr. Preston dann gleich in Rachegefühle umschlägt.... Das ist insgesamt eine der besten Szenen des Buches, finde ich. Sie erinnert mich ein wenig an Elizabeth Bennets Gespräch mit Lady Catherine de Bourgh, wobei Lizzie ja viel bessere Voraussetzungen hat. Immerhin: Molly hat den Geistesblitz mit Lady Harriet.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 4. Februar 2010, 14:06 
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Austenbegeistert
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@Udo: An die Lizzie-Lady de Bourgh Szene musste ich auch denken. :D
Ich finde, dass sie sich in der Szene zum ersten Mal wieder außerordentlich intelligent schlägt, und aus ihrer passiven Rolle fällt. Da hab ich mal wieder gesehen, dass sie auch lebhaft sein kann und eigentlich kein Mauerblümchen ist. :)


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BeitragVerfasst: Sonntag 7. Februar 2010, 20:19 
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Austenbegeistert
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Als Mauerblümchen habe ich Molly eigentlich nie gesehen, aber im Vergleich mit Cynthia zieht sie halt den Kürzeren. Cynthia wird ja immer wieder als natural coquette beschrieben, wenn sie in Gesellschaft des männlichen Geschlechts ist.
Molly hat Mr. Preston jedenfalls geschlagen, auch wenn sie es noch nicht weiß. Sie hat sich sogar seine Bewunderung erstritten. Dumm nur, dass der Tratsch jetzt erst richtig losgehen wird...

Im nächsten Kapitel (45) erntet Cynthia dann die Früchte von Mollys Erfolg, nutzt aber doch die erste Gelegenheit zu Flüchten. Aber gut, die reiche Verwandschaft sollte man ja immer bei Laune halten...;)
Aber warum lässt sich Molly nur immer überreden, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht möchte und gutheißt? Cynthia ist jetzt glücklich aus der Geschichte mit Mr. Preston raus, von der aber sonst niemand etwas wusste. Dafür gerät Molly jetzt in den Augen der Leute immer mehr in eine Geschichte mit Mr. Preston, die es garnicht gibt! Wenn ich in W&D irgendeine Parallele zu den Romanfiguren von Jane Austen ziehe, dann fällt mir da eigentlich immer Anne Elliot ein.
Ein anderes Geheimnis kehrt jetzt auch zu Molly zurück: Osborne Hamley zieht Molly jetzt ins Vertrauen, was seine Ehe angeht. Die Frage die sich mir immer noch stellt, ist, warum er nicht endlich seinen Vater ins Vertrauen zieht...

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BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Februar 2010, 15:45 
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Dann sind wir jetzt also bei Kapitel 45 - 48...

Armin hat geschrieben:
Aber warum lässt sich Molly nur immer überreden, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht möchte und gutheißt?

Eigentlich ganz schön dreist, dachte ich beim Lesen so bei mir, von Cynthia, von Molly jetzt auch noch die Geldübergabe zu erbitten. Damit nutzt sie Mollys Freundlichkeit vielleicht doch über Gebühr aus.

Zitat:
Ein anderes Geheimnis kehrt jetzt auch zu Molly zurück: Osborne Hamley zieht Molly jetzt ins Vertrauen, was seine Ehe angeht. Die Frage die sich mir immer noch stellt, ist, warum er nicht endlich seinen Vater ins Vertrauen zieht...

Vielleicht nur, weil dann für einen wichtigen Handlungsstrang des Buches die Luft raus wäre? Im 45. Kapitel hat man außerdem ja das Gefühl, dass es Osborne so schlecht geht, dass ihm die Kraft für eine Auseinandersetzung mit seinem Vater fehlen könnte.
Hier kommt irgendwie alles zusammen: Osborne schwächelt, Cynthia gehts besser, Mr. Prestons Bedeutung für die Geschichte sinkt, Molly rutscht ab und Mrs. Gibson schmiedet offenbar schon Pläne für die neue, bessere Zukunft Cynthias in London. Gaskell scheint die Fäden noch ganz gut in der Hand zu haben: Eine von zwei dramatischen Geschichten ist fast erledigt, dafür wird Molly als Objekt eines Skandals richtig wichtig. Eigentlich folgerichtig, denn sie war ja auch in den Hintergrund getreten, als Cynthia auf der Bühne auftauchte.


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. Februar 2010, 13:43 
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Austenbegeistert
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Udo hat geschrieben:
Armin hat geschrieben:
Aber warum lässt sich Molly nur immer überreden, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht möchte und gutheißt?

Eigentlich ganz schön dreist, dachte ich beim Lesen so bei mir, von Cynthia, von Molly jetzt auch noch die Geldübergabe zu erbitten. Damit nutzt sie Mollys Freundlichkeit vielleicht doch über Gebühr aus.

Ich würde sagen Molly ist charakterlich so ganz das Gegenteil der Kirkpatrick-Damen. Diese sind beide vor allem egoistisch, während Molly uneigennützig handelt. Es wirkt zwar erstmal naiv und man ärgert sich, dass sich Molly so benutzen läßt aber es ist auch mehr als nur Freundlichkeit, eher der Wunsch zu helfen.

Zitat:
Hier kommt irgendwie alles zusammen: Osborne schwächelt, Cynthia gehts besser, Mr. Prestons Bedeutung für die Geschichte sinkt, Molly rutscht ab und Mrs. Gibson schmiedet offenbar schon Pläne für die neue, bessere Zukunft Cynthias in London. Gaskell scheint die Fäden noch ganz gut in der Hand zu haben: Eine von zwei dramatischen Geschichten ist fast erledigt, dafür wird Molly als Objekt eines Skandals richtig wichtig.

Molly rutscht ja nicht wirklich ab, nur in den Augen der tratschenden Nachbarn. Und ich finde es spricht auch gegen ihre scheinbare Naivität, dass es ihr egal ist, was diese über sie denken.


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BeitragVerfasst: Sonntag 14. Februar 2010, 13:59 
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Camille hat geschrieben:
Molly rutscht ja nicht wirklich ab, nur in den Augen der tratschenden Nachbarn. Und ich finde es spricht auch gegen ihre scheinbare Naivität, dass es ihr egal ist, was diese über sie denken.


Das finde ich auch sehr stark von ihr, daß sie das so durchstehen will, ohne selbst etwas zur Aufklärung beizutragen, sich sozusagen reinzuwaschen.
Auch das Verhalten ihres Vaters finde ich erstaunlich positiv, er stärkt ihr den Rücken auch wenn er nicht mit Allem, vorallem der Geheimhaltung einverstanden ist. Aber da er einiges ahnt, ist es ihm nicht so wichtig, die Einzelheiten zu erfahren. Aber gut, daß er Molly nicht in irgendeine Richtung drängt.

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BeitragVerfasst: Montag 15. Februar 2010, 10:16 
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Also ich habe Mollys Verhalten in der "Affäre" eher als naiv gesehen. Klar zeigt das auch ihre Gutherzigkeit, ihr Helfersyndrom und ihre aufrichtigen Gefühle für Cynthia. Aber sie weiß doch eigentlich auch, dass das, was da von ihr verlangt wird, eigentlich nicht richtig ist - und tut es also wider besseren Wissens. Einem Mann in der Öffentlichkeit einen Brief zuzustecken, dabei schlecht um Heimlichkeit bemüht, das scheint kein geringes Vergehen gewesen zu sein. Im Zusammenhang mit ihren Treffen an öffentlichen Orten mit Mr. Preston wird das nicht ganz zu Unrecht für Gerede gesorgt haben. Und wie vernichtend so ein Gerede für den Ruf einer jungen Frau sein konnte, dass war Molly offenbar nicht hinreichend klar. Mr. Gibson und Lady Harriet haben das offenbar anders gesehen.


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2010, 17:41 
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Wie sieht es aus?
Machen wir morgen weiter mit Kap 49 bis 52? Endspurt! Es sind nur noch 12 Kapitel, d.h. drei Wochen...


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2010, 17:46 
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Gerne,
auch wenn ich zugeben muß, daß ich inzwischen schon zu Ende gelesen hab. Ich werd aber sicher erst am Montag was dazu schreiben können, morgen bin ich nicht da,

Elanor

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BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2010, 17:51 
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Elanor hat geschrieben:
Ich werd aber sicher erst am Montag was dazu schreiben können...

Na ja, auf einen Tag kommt es jetzt sicher auch nicht mehr an... :wink:


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BeitragVerfasst: Montag 22. Februar 2010, 13:06 
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Die Cumnors tauchen mal wieder auf dem Land und damit auch in der Geschichte auf.
Der schwatzhafte Lord erzählt den neuesten Dorftratsch und so kommen die Verdächtigungen über Molly auch auf Cumnor Towers an. Dabei entpuppt sich Lady Harriet als Mollys Fürsprecherin. Ich finde es gut, wie sie, die sowas ja nicht nötig hat, an Mollys Schicksal Anteil nimmt und Schritte zu ihrer Verteidigung ersinnt, die eigentlich nicht viel Mühe sind, aber der klatschsüchtigen Dorfgemeinschaft genügen, um Molly zu rehabilitieren. Sehr gut beschrieben finde ich auch, wie Mr. Preston von ihr in die Enge getrieben wird, obwohl ich zugeben muß, daß er mir schon ein wenig Leid tut, wie er da von einem Familienmitglied des Arbeitgebers einem peinlichen Verhör unterzogen wird und ihm nun auch noch die kleine Rache des verschmähten Verlobten genommen wird.
Inzwischen kommt Cynthia nach Hause und wird "in die Enge getrieben", wie es so schön in der Überschrift des 50. Kapitels heißt. Nicht nur, daß sie einen, in den Augen ihrer Mutter, vielversprechenden Heiratsantrag abgelehnt hat; ihre Mutter, die nach Cumnor Towers eingeladen war, fühlt sich ihrerseits wegen der Verlobung mit Mr. Preston, von der sie ja garnichts wußte, in die Enge getrieben. Schön, wie Mrs. Gibson sich hier jedesmal selbst gemeint fühlt, wenn Lady Cumnor gegen die Welt allgemein ihre Kritik anbringt :fies_sei:
Allerdings kann einem Cynthia nun auch wieder Leid tun, wie sie von ihrer Mutter runter geputzt wird und ein paar Minuten später auch von ihrem Stiefvater gerügt, ob der ehemaligen Verlobung mit Mr. Preston und dem ganzen Verhalten in der Auflösungsphase und wie sie Molly hineingezogen hat. Aber sie macht endlich klar Schiff, schreibt Roger und bittet um die Auflösung der Verlobung und hat ein klärendes Gespräch mit ihrem Stiefvater. Der entpuppt sich dabei als erstaunlich verständnisvoll.
Kurz darauf kommt die nächste schockierende Nachricht, Osborne Hamley ist tot. Molly ergreift die Initiative und reitet mit dem Boten zurück nach Hamley, um für den alten Squire zu einer Stütze zu werden.
Und außerdem gibt es da ja noch Osbornes Geheimnis, das sie nun zuerst dem Vater anvertraut, um Rat zu bekommen, wie sie dem Squire davon erzählen können. Und gemeinsam erbringen sie diese schwere Aufgabe am nächsten Morgen auch. Der arme Squire ist am Boden zerstört, daß er so im Unfrieden mit seinem Sohn gelebt hat und malt sich aus, daß er die Nachricht von der Heirat von IHM sicher wohlwollend aufgenommen hätte. Molly wächst mal wieder über sich hinaus (klassisches Helfersyndrom) hoffentlich verkraftet sie das alles. Immerhin erklärt sie sich ja auch noch bereit, an Osbornes Frau zu schreiben.
Die Dramatik in den vier Kapiteln ist beträchtlich und hat mich zum immer schneller weiterlesen verführt, was zwischendrin im Buch stellenweise eher mühselig war. Aufs Ende muß ich ja nun nicht mehr gespannt sein, da ich schon fertig bin, aber hier hat EG ja mal ordentlich Spannung aufgebaut, die sicher die ersten Leser damals ordentlich auf das nächste Kapitel warten ließ :lechz: ;D

Elanor

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BeitragVerfasst: Montag 22. Februar 2010, 13:18 
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Schöne Zusammenfassung :danke:
Elanor hat geschrieben:
Sehr gut beschrieben finde ich auch, wie Mr. Preston von ihr in die Enge getrieben wird, obwohl ich zugeben muß, daß er mir schon ein wenig Leid tut, wie er da von einem Familienmitglied des Arbeitgebers einem peinlichen Verhör unterzogen wird und ihm nun auch noch die kleine Rache des verschmähten Verlobten genommen wird.

Mir tut Mr. Preston da auch irgendwie leid, zumal er im ganzen Buch irgendwie keine positive Figur ist. Eher eine Randfigur und Mittel zum Zweck um in der Geschichte einen bestimmten Handlungsstrang voranzutreiben. Vielleicht hätte er eine interessantere Romanfigur sein können, wenn E.G. ihm etwas mehr Raum gegeben hätte...


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BeitragVerfasst: Montag 22. Februar 2010, 19:14 
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Ja, ich finde auch, dass das Tempo jetzt (endlich?) deutlich anzieht. Lady Harriet erweist sich als sehr klarsichtig, sie ahnt gleich, was Sache ist, bringt die Wahrheit entschlossen ans Licht und startet die nötige Rettungsaktion für Molly. Damit zeigt sich auch, wie wichtig es war, dass sie so lange weg war. Gaskell lässt ihre Figuren auch relativ geschickt auf- und abtreten, es wirkt eigentlich nicht zu gewollt/konstruiert.
Lustig, wie Mrs. Gibson sich auf Cumnur runterputzen lässt - und dann feststellt, dass es ja immerhin eine Ehre ist, von einer Gräfin runtergeputzt zu werden. Wenn es nicht um ihre Eitelkeit ginge, könnte man sagen, dass sie geschickt aus schlimmen Lagen das Beste macht.

Camille hat geschrieben:
Mir tut Mr. Preston da auch irgendwie leid, zumal er im ganzen Buch irgendwie keine positive Figur ist. Eher eine Randfigur und Mittel zum Zweck um in der Geschichte einen bestimmten Handlungsstrang voranzutreiben. Vielleicht hätte er eine interessantere Romanfigur sein können, wenn E.G. ihm etwas mehr Raum gegeben hätte...

Hat ihm wie Mr. Darcy und Henry Crawford nur die richtige Frau gefehlt, die ihn auf den rechten Weg gebracht hätte? Wie er hier gegenüber Lady Harriet doch überraschend schnell seine Schande preisgibt, scheint mir auch fast darauf hinzudeuten, dass es so schlimm um ihn nicht steht.


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BeitragVerfasst: Sonntag 28. Februar 2010, 11:34 
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Die Verhältnisse klären sich jetzt zügig. Aimée taucht überraschend auf. Das ist ganz gut beschrieben, finde ich, wie der Squire sich erst an den Gedanken an eine französische Schwiegertochter gewöhnen muss - die er zunächst ja am liebsten rasch wieder loswerden möchte. Das zeigt immerhin, dass er wohl daneben liegt, wenn er meint, er wäre freundlich mit Osborne umgegangen, wenn der nur offen gewesen wäre. Vielleicht hatte Osborne also Recht, als er seine Familie verschwieg? Vermutlich wäre er doch vom Hof gejagt worden....


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BeitragVerfasst: Sonntag 7. März 2010, 14:04 
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Ich muss jetzt leider dreifachposten, um den Thread wieder nach oben zu kriegen, sorry.
Eigentlich wären ja jetzt die letzten vier Kapitel dran. Aber nachdem wir die letzten vier schon nicht besprochen haben, ist das wohl witzlos, oder? Oder will noch jemand was loswerden? Oder wollen wir den Groupread zumindest mit ein paar Gesamteindrücken zum Buch beenden?


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BeitragVerfasst: Sonntag 7. März 2010, 21:01 
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Gesamteindruck wäre nicht schlecht denk' ich, bzw. noch den Rest zusammenfassen.

Mach ich aber erst morgen, jetzt hab ich nicht so viel Zeit, wie ich dem gern zukommen lassen möchte.

Elanor

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BeitragVerfasst: Dienstag 9. März 2010, 15:06 
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So, gestern hatt' ich auch nicht genug Ruhe und Zeit dafür, also heute, mußte erstmal das Buch wieder aus dem Regal holen :D
Insgesamt fand ich das sehr angenehm, daß der Roman ab dem Bekanntwerden von Cynthias Geheimnis deutlich an Fahrt gewinnt. Bei Cranford, das ja die ganze Zeit ruhig dahinplätschert, passt das ganz gut (hier sind ja viele einzelne kleine Geschichten geschildert), auch für den Anfang eines Buches finde ich ein paar ruhige Kapitel am Anfang ganz angenehm, sozusagen zum Kennenlernen der wichtigsten Personen. Hier fand ich zog es sich ganz schön lange hin, ehe die Handlung in Schwung kam. Es passierte stellenweise sehr wenig pro Kapitel. Nun ist das ja eigentlich sehr realistisch in dem Sinn, daß das Leben damals sicher viel langsamer war als heutzutage, die holde Weiblichkeit wird auch nicht sooo viel Abwechslung gehabt haben, aber für die Entwicklung einer Geschichte find ich es nicht so günstig.
Wenn ich es mit MP vergleiche, das wir ja zuvor gelesen haben, vom Umfang her ist es ja auch zu vergleichen und wir hatten ja auch ein paar Parallelen entdeckt: ich finde Gaskells Buch wesentlich weniger fesselnd und das trotz der Tatsache, daß ich MP schon viel häufiger gelesen habe.
Ich hoffe, daß das Buch beim zweiten Lesen noch etwas gewinnt. Vielleicht hat die Tatsache, daß ich normalerweise Bücher ohne größere Pausen durchlese. Diese vielen Pausen, um nicht zu sehr vorwegzueilen, war etwas ungewohnt.
Daß dem Buch das eigentliche Ende fehlt, finde ich nicht so schlimm, da die Tendenz ja da ist: Molly und Roger werden sich kriegen :biggthumpup:
In den letzten Kapiteln fand ich gut dargestellt, wie sich der Squire ind seine Schwiegertochter über die Liebe zum Enkel/Sohn langsam annähern. Auch wird klar, daß er Molly als Schwiegertochter akzeptieren wird, selbst wenn er ja einmal andere Pläne gehabt hat. Gut fand ich auch die Befangenheit von Molly geschildert, als sie merkt, daß Andere da etwas zwischen ihr und Roger vermuten.
Wie sie nur mit verhaltenem Winken aus der Ferne voneinander Abschied nehmen :hearts:

Ich werde das Buch jetzt eine Weile ruhen lassen und mir es vielleicht in einem Jahr mal wieder vornehmen und es dann im Ganzen lesen, nicht so häppchenweise.
Die DVD werd ich mir bei Gelegenheit auch mal gönnen, wenn ich im BBC- Shop mal wieder was bestelle, aber das eilt nicht so.

Elanor

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BeitragVerfasst: Mittwoch 10. März 2010, 17:07 
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Elanor hat geschrieben:

Ich werde das Buch jetzt eine Weile ruhen lassen und mir es vielleicht in einem Jahr mal wieder vornehmen und es dann im Ganzen lesen, nicht so häppchenweise.


Das mit dem häppchenweise Lesen hat bei mir sowieso nicht geklappt und so war ich schon vor ein paar Monaten damit durch. Wenn ich mich dann dazu zwingen soll, die letzeten Kapitel nochmal zu lesen, dann wird das nichts. Vor Allem, da mir jede Menge anderes Zeug dazwischen kommt... ;)

Das Ende bleibt ein wenig offen, also lassen wir Roger ein wenig im Regen stehen und stellen uns lediglich vor, wie Molly ihren Roger doch noch bekommt. Der Rest hat sich ja in Friede, Freude, Eierkuchen aufgelöst. Cynthia hat reich geheiratet, der Squire ist in seinen Enkel vernarrt und auch die Schwiegertochter wird nicht nur geduldet.

Von den beiden Romanen Elisabeth Gaskells, die ich bis jetzt gelesen habe, ist mir North and South lieber, auch wenn mir dort manchmal eine weinerliche Gottergebenheit ziemlich auf den Keks geht. Wann, und ob die Ehefrauen und Töchter es auf die "Wieder Lesen Liste" schaffen, ist bei mir noch ungewiss.

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Grüsse, Armin

"He has got no good red blood in his body," said Sir James.
"No. Somebody put a drop under a magnifying-glass and it was all semicolons and parentheses," said Mrs. Cadwallader.

George Eliot, Middlemarch

Avatar: Mid on Halfpay, by C. Hunt, National Maritime Museum, aus Michael Lewis, A Social History of the Navy 1793-1815


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BeitragVerfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:36 
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Tja, im Grunde müsste das Buch ganz kurz vor dem Schluss gewesen sein, als Gaskell starb. Was mich leicht irritiert ist nur, dass Roger wieder auf lange Fahrt geht, bevor er Molly direkt seine Gefühle gestehen kann. Das könnte darauf hindeuten, dass der Roman noch ein Weilchen laufen sollte. Aber was soll denn noch passieren, nachdem alle Verwicklungen aufgelöst sind? Im Film wird das ja so gelöst, dass Roger plötzlich doch noch da ist. So kommen sie zusammen und am Ende sieht man sie gemeinsam durch Afrika streifen. Na ja...

Ganz gut gemacht fand ich hier gegen Ende den 2. Besuch auf Cumnor Towers: Der Roman fing an mit der schüchternen Molly, der kleinen grauen Maus sozusagen, und endet mit dem Auftritt einer Molly, die so verändert ist, dass es Roger sofort auffällt.

Insgesamt fand ich den Roman ganz gut. Nachdem ich mich reingelesen hatte, wollte ich auch unbedingt wissen, wie es weitergeht - irgendwie hat er mich also wohl gepackt. Am Ende bin ich aber doch ganz leicht enttäuscht, weil meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt wurden. 200 bis 300 Seiten weniger, denke ich, hätten dem Buch ganz gut getan.

Und was ich mich nach wie vor frage: Warum heißt das Buch "Frauen und Töchter"? Werden damit Mrs. Gibson und ihre beiden Töchter bezeichnet? Oder geht es um Töchter, die Frauen werden bzw. sind? Den Titel finde ich merkwürdig.


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