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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Freitag 3. Juli 2009, 11:33 
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Austenexperte
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Ich finde Ulli spricht etwas Wichtiges an. Diese Zufälle unterstützen ein Nicht-Mögen des Romans bloß, halten aber nicht vom Mögen des Romans grundsätzlich ab.
Mir fallen diese Zufälle auch auf, das mit den Cousins finde ich auch sehr unrealistisch, aber ich denke, es ging dabei darum zu zeigen, wie es Jane ergeht, als sie plötzlich eine "richtige Familie" hat und irgendwo dazugehört und mal abgesehen von dem Verhältnis zu Rochester. Und dass die dann eben wirklich mit ihr verwandt sind, ist zwar sehr unrealistisch, aber sollte eben das noch verdeutlichen, dass Jane nun eben nicht mehr allein in der Welt steht, nicht mehr völlig von Rochester abhängt in Bezug auf menschliche Kontakte.
Auch ihre Erbschaft kann man so verstehen, dass sie damit endlich selbst mal entscheiden kann, sie ist nicht mehr die arme Gouvernante, sondern hat Familie und Geld nun und dennoch bleibt ihre Liebe zu Rochester und sie geht zu ihm zurück.
Sie ist ihm nun ganz ebenbürtig, nicht nur im Geiste, und fast noch überlegen, da er ja nicht sehen kann. Das ist denke ich der wichtige Aspekt bei dieser Episode auch und macht eben das HappyEnd erst möglich, neben dem Tod der Frau.

Und ich muss sagen, ich finds auch unrealistisch, dennoch ist das für mich kein KO-Kriterium, da ich sonst die Geschichte und auch die Art, wie Charlotte Bronte sie ausführt mag. Sie hat eine andere Art als Jane Austen, die Gefühle eher ironisch aus der Außensicht beschreibt. Hier kommt mehr die Innensicht der Figur selbst zum Tragen und ich mag sowas allgemein sehr gerne. Nicht dass ich JA nicht mag, aber mir gefällt beides aus unterschiedlichen Gründen.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Freitag 3. Juli 2009, 11:33 


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Freitag 3. Juli 2009, 20:17 
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Piratensüchtige Administratorin, ebenfalls Seriensuchti mit Mittelalterpräferenz und spätes Girlie
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Eigentlich finde ich Jane Eyre gut.. bis zur ihrer Flucht nach der Hochzeit. Danach wird mir die Handlung zu abstrus, weil sich dann die Zufälle häufen.
Ihr Verhältnis zu Rochester finde ich spannend, das er seine Frau wegsperrt, das gehört zu einem guten viktorianischen Gothic-Roman sicher dazu. ;)
Nur der Abschnitt mit ihrem bigotten Cousin, dem sie ohnmächtig über die Füße fällt, das habe ich immer gerne ausgelassen.
Mich stört auch nicht, dass sie seine Rufe hört. Ist halt eine romantische Note.
Aber nachdem der Roman ja anfangs eher realistisch angelegt war, ist er am Ende halt ein bißchen arg phantastisch.
Und das passiert bei Jane Austen halt nie. Zufälle ja, ungewöhnliche Zufälle sicher auch.. aber bei ihr ist es am Ende halt doch immer recht bodenständig.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 16:29 
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Austenexperte
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Na, ich merke schon, die Wahrscheinlichkeit ist ein harter Brocken. Dann erzähle ich mal eine Geschichte:

Meine Großtante sitzt, hochbetagt, auf Kur im Cafe neben einer ihr völlig unbekannten Dame. Man kommt ins Gespräch, entdeckt schließlich, daß man in der Nachkriegszeit tatsächlich mal in der selben Stadt gewohnt hat. Es ist nicht die Stadt, in der die eine oder die andere heute lebt, es ist auch nicht die Stadt, in der sie sich gegenwärtig aufhalten. Schließlich erzählt diese unbekannte Frau meiner Großtante, daß damals, als beide in der gleichen Stadt lebten, eines Tages ein kleiner Junge auf den Treppenstufen zu ihrem Haus saß. Da das ein paar mal passierte, lud sie ihn schließlich zu sich ein und machte ihm ein Brot. Von da an kam er täglich. Beide Damen gehen ins Detail und schließlich muß meine Großtante entdecken, daß dieser kleine Junge ihr Sohn war.

Wie wahrscheinlich ist es, daß Jahrzehnte nach diesem Ereignis, nach einer Zeit der relativen Völkerwanderung, diese zwei Frauen, die sich nie begegnet sind, im selben Ort zur selben Zeit auf Kur sind, in der gleichen Zeit im Cafe sitzen, noch dazu an Nachbartischen, überhaupt ins Gespräch kommen und dann entdecken, daß die eine den Sohn der anderen bewirtet hat. Mir scheint das der Gipfel der Unwahrscheinlichkeit. Passiert ist es trotzdem.

Zum Thema Wahrscheinlichkeit und Logik ist mir vor einiger Zeit mal ein Abschnitt in einem Buch aufgefallen, in dem sich zwei Filmemacher über eben dieses Thema unterhalten:

Truffaut:
...Wahrend sie (die Kritiker) den Fim anschauen oder auch hinterher, analysieren sie die Handlung und natürlich hält die Handlung einer logischen Analyse nicht stand. Sie sehen häufig Schwächen in dem, was gerade eine Eigenart des Kinos ist, angefangen bei der totalen Gleichgültigkeit der Wahrscheinlichkeit über.

Hitchcock:
Die Wahrscheinlichkeit interessiert mich nicht. Sie ist das Einfachste von der Welt. In "Die Vögel" gibt es doch diese lange Szene in dem Restaurant, wo die Leute über Vögel reden. Unter ihnen ist eine Frau mit einer Baskenmütze auf dem Kopf, die zufällig Vogelspezialistin ist, Ornithologin. Sie ist zufällig da. Selbstverständlich hätte ich ein paar Szenen drehen können, damit ihr Auftreten glaubwürdig wirkt, aber diese Szenen wären völlig uninteressant gewesen.

Truffaut:
Und für das Publikum ein Zeitverlust.

Hitchchock:
...Seien wir doch logisch. Wenn man alles analysieren wollte und alles nach Erwägungen der Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit konstruieren, dann würde keine Spielfilmhandlung dieser Analyse standhalten und es bliebe einem nur noch der Dokumentarfilm.........Von einem Mann der Geschichten erzählt, zu verlangen, daß er der Wahrscheinlichkeit Rechnung trägt, das ist ebenso lächerlich, wie von einem gegenständlichen Maler zu verlangen, daß der die Dinge ganz genau abbildet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 16:34 
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Dass etwas passieren kann oder nicht hat aber noch lange nichts damit zu tun, ob der Zuschauer/Leser es als natürlich oder unwahrscheinlich empfindet ... ich glaube, das ist der Haken an der Sache.

Um zu "Jane Eyre" zurückzukommen: Klar ist es möglich, dass Jane ihre Cousins zufällig trifft, es gibt verrücktere Zufälle. Dass es als unwahrscheinlich oder konstruiert empfunden wird, hat was mit der Qualität und Struktur der Erzählweise zu tun - oder um es vorsichtiger auszudrücken: mit dem Geschmack des Lesers. :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 16:40 
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Austenexperte
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Julia hat geschrieben:
Dass es als unwahrscheinlich oder konstruiert empfunden wird, hat was mit der Qualität und Struktur der Erzählweise zu tun - oder um es vorsichtiger auszudrücken: mit dem Geschmack des Lesers. :wink:


Bzw. der Bereitschaft, diesem Pfad zu folgen. Vielleicht folgt der, der einige Unwahrscheinlichkeiten erlebt hat, auch einfach bereitwilliger, als einer, dem derartig Verrücktes noch nicht passiert ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 17:28 
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Julia hat geschrieben:
Dass etwas passieren kann oder nicht hat aber noch lange nichts damit zu tun, ob der Zuschauer/Leser es als natürlich oder unwahrscheinlich empfindet ... ich glaube, das ist der Haken an der Sache.

Um zu "Jane Eyre" zurückzukommen: Klar ist es möglich, dass Jane ihre Cousins zufällig trifft, es gibt verrücktere Zufälle. Dass es als unwahrscheinlich oder konstruiert empfunden wird, hat was mit der Qualität und Struktur der Erzählweise zu tun - oder um es vorsichtiger auszudrücken: mit dem Geschmack des Lesers. :wink:

Was, wie gesagt, auch daran liegen kann, das die Erzählweise dort plötzlich abbiegt. Die Jahre im Internat sind fast schon eine soziale Analyse der Erziehung in dieser Zeit. Die Zeit bei Rochester ist spannend, weil die Charaktere sich aneinander reiben können und dadurch Spannung in die Geschichte kommt.. der Höhepunkt ist dann die missglückte Hochzeit mit der Flucht und dann... driftet es ab ins Zufällige. Es ist so, als ob ihr nach diesem weitgreifenden Ereignis einfach nichts eingefallen wäre und sie nun in die Kiste der Zufälle greifen muß, damit die Geschichte dann wieder bei Rochester enden kann.
Jane Austen wäre das wohl nicht passiert. ;D
Selbst wenn sie beispielsweise bei P&P auf den Zufall verzichtet hätte, Darcy und Elizabeth in Pemberley aufeinander treffen zu lassen, hätte sie weitere wahrscheinliche Möglichkeiten gehabt, die zwei wieder zusammen zu bringen.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 19:35 
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Ich denke, die Episode mit den Cousinen und auch St-John hat einen tieferen Sinn, nämlich auch dessen Verständnis von Heirat, Ehe, LIebe dem von Jane gegenüberzustellen. Erst durch St. John wird Jane wieder klar, wie tief ihre Liebe zu Rochester war und dass es nicht gut ist, eine solche Liebe einfach so zu vergessen wie St.John es versucht bei seiner großen Liebe.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Charlotte Bronte hier noch eine andere Weltsicht zeigen wollte und dass sie dies vielleicht überzeugender hätte machen können, ist eine Sache, dass sie da gar nicht genau wusste, wie weitermachen, halte ich jedoch für eine böse Unterstellung.

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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 20:29 
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Austenexperte
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Kerstin hat geschrieben:

Jane Austen wäre das wohl nicht passiert. ;D


Jane Austen ist ja nun nicht das Maß aller Dinge. Sie konnte wahrlich eine ganze Menge, aber nun nicht alles. Sie als Maßstab zu nehmen, um andere herabzusetzen - ich weiß nicht...


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 20:34 
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Becci hat geschrieben:
Erst durch St. John wird Jane wieder klar, wie tief ihre Liebe zu Rochester war und dass es nicht gut ist, eine solche Liebe einfach so zu vergessen wie St.John es versucht bei seiner großen Liebe.


Ist diese große Liebe nicht eine Erfindung der Mini-Serie?

Ich habe über die Bedeutung dieses Abschnittes nie nachgedacht. Für mich ist sie einfach an einem Ort, an dem sie angenommen, gemocht und respektiert wird und zwar ganz unabhängig von irgendwelcher gesellschaftlichen Position und Reichtum. Sie darf sie selbst sein und ist damit Teil dieser Familie, die sich dann auch noch tatsächlich als blutsverwandt herausstellt. Aber auch vor dieser Erkenntnis waren diese Geschwister mehr Familie, als die, bei der sie aufwuchs.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Samstag 4. Juli 2009, 23:17 
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Ulli hat geschrieben:
Kerstin hat geschrieben:

Jane Austen wäre das wohl nicht passiert. ;D


Jane Austen ist ja nun nicht das Maß aller Dinge. Sie konnte wahrlich eine ganze Menge, aber nun nicht alles. Sie als Maßstab zu nehmen, um andere herabzusetzen - ich weiß nicht...

Ich habe damit nicht die Bronte Schwestern herabsetzen wollen, aber Meli hatte sie schon als Vergleich genommen, indem sie die Zufälle in P&P heranzog.
Mal davon abgesehen dürfte wohl klar sein, dass diese Bemerkung mehr ironischer Art war.

Ich fand Jane Eyre wirklich gut.. nur die Episode rund um ihren Cousin war mir immer suspekt. Das mit den losen Enden, die Julia beschreibt, ist schon ziemlich treffend.
Grüße
Kerstin

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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Sonntag 5. Juli 2009, 10:23 
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Austenexperte
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Ulli hat geschrieben:
Becci hat geschrieben:
Erst durch St. John wird Jane wieder klar, wie tief ihre Liebe zu Rochester war und dass es nicht gut ist, eine solche Liebe einfach so zu vergessen wie St.John es versucht bei seiner großen Liebe.


Ist diese große Liebe nicht eine Erfindung der Mini-Serie?

Vielleicht, aber solche Fragen kann man sich bei manchen JA-Büchern auch fragen. Gerade die Beziehung von Marianne und Colonel Brandon wirkt doch im Buch mehr wie eine Vernunftsehe und nicht wie eine Liebesheirat wie es in den Filmen immer sterilisiert wird. Nicht dass ich bezweifel, dass sie sich lieben, aber ich meine, aus den Andeutungen JAs wird in den Filmen auch immer mehr gemacht, daher ist dieses Argument für mich ein zweischneidiges Schwert.

Was ich meinte, ist auch mehr, dass man klar feststellen kann, dass in St.John sich eine Lebenseinstellung und Religiösität zeigt, die schon bei Helen ansatzweise vorhanden war. Das Thema der Relisiösität, welches durch Helen und Mr. Brocklehurst am Anfang eingeführt wird, findet hier seine Fortsetzung.
Auch steht St. John Rochester dagegen gegenüber, dass für ihn Jane eben kein "equal" ist. Er würde nicht mit ihr als seiner Schwester reisen, nur mit ihr als seiner Frau, was sie von ihm abhängig macht. Er versucht Jane, auch wenn er sie respektiert, einen Lebensstil aufzudrücken, während Rochester ihre Meinung weitaus mehr schätzt.
Und ihre Erbschaft ist auch wichtig, um mit Mr. Rochester auf gleicher Ebene sein zu können. Bei seinem ersten Antrag war sie noch von ihm abhängig, in sozialen Kontakten, die sie hatte, und von der finanziellen Seite her. Am Ende des Romans hat sie soziale Kontakte in den Rivers, die über ihren Kontakt zu ihm hinausgehen und ist ihm finanziell gleichgestellt.
Und ähnliches sagt auch die Sekundärliteratur, hab da gerade nichts hier, aber ich kann da gerne noch mal einen Blick reinwerfen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Sonntag 5. Juli 2009, 11:53 
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Fanfictionautorentraum
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Ulli hat geschrieben:

Ist diese große Liebe nicht eine Erfindung der Mini-Serie?



Nein Miss Rosamund Oliver kam im Buch auch als die Frau vor die St. John liebte und für die St. John starke Gefühle hegten die ihm allerdings zu unrein waren da sie wohl auch sexueller Natur waren ,wenn ich dass richtig verstanden habe.

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"Once you've ruled out the impossible, whatever remains, however improbable, must be true"
~Sherlock Holmes in Sign of the Four by Sir Arthur Conan Doyle ~


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 12:31 
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Austenfrischling
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Bei den Werken der Bronte Schwestern bekomme ich den Eindruck das sich dort die Schattenseiten des englischen Landlebens abspielen, die Atmosphäre erinnert so ein bißchen an die Geschichten von Charles Dickens. Wohin gegen Jane Austens Werke sich wohl auf der Sonnenseite des englischen Landlebens abspielen tun.

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Vertrauen gewinnt man durch Taten, nicht durch Worte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 1. Mai 2013, 12:49 
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Der Biber hat geschrieben:
Bei den Werken der Bronte Schwestern bekomme ich den Eindruck das sich dort die Schattenseiten des englischen Landlebens abspielen, die Atmosphäre erinnert so ein bißchen an die Geschichten von Charles Dickens. Wohin gegen Jane Austens Werke sich wohl auf der Sonnenseite des englischen Landlebens abspielen tun.


Wirkt schon so. Die Atmosphäre ist definitiv trister. Aber auch bei JA gibts viele Mädels, die zB ihren Familien eine finazielle Last sind (da ewigs unverheiretet oder da bei weitem kein Einzelkind), aus armen Verhältnissen kommen oder die sich ihren Ruf ruinieren, weil sie die Finger nicht von Männern lassen können, mit denen sie nicht verheiratet sind. Der Unterschied liegt vielleicht darin, dass Austen'sche Heldinnen mehr Glück haben bzw für charakterliche Weiterentwicklung mir rosigeren Zukunftsaussichten belohnt werden, während Brontë'sche Figuren mehr auf sich nehmen, mehr kämpfen müssen und ihnen dabei mehr Steine in den Weg gelegt werden? Naja, ich habe bloss Jane Eyre gelesen und eine der Sturmhöhen-Verfilmungen gesehen, vielleicht ist das nicht die beste Grundlage für einen Vergleich, was?

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Diesen Beitrag widme ich Geralt


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Dienstag 16. September 2014, 09:45 
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Austenfrischling
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Ich habe jetzt zum ersten Mal einen Roman von Charlotte Bronte gelesen - Jane Eyre und fand und finde ihn grossartig. Aber ich muss gestehen, da ist eines, was ich nicht verstehe. Ich hoffe ihr könnt mir ein wenig auf die Sprünge helfen :)

Und zwar geht es um den ersten Heiratsantrag von Mr. Rochester. Er fängt an, dass sie gehen muss, dass sie eine neue Stelle haben muss, dass sie ihn verlassen muss. Und nachdem ihre Gefühle so über ihn hereinbrechen, sagt er auf einmal: welche Braut, ich habe keine Braut. Und er macht Jane einen Antrag Häää? Hatte er jetzt eigentlich gar nicht vor Blanche zu heiraten und wollte sie nur aus der Reserve locken? Oder hatte er doch vor Blanche zu heiraten und war so übermannt von Janes Gefühlen, dass er sich "spontan" für sie entschieden hat?

Bitte helft mir da mal Klarheit reinzukriegen - ich bin etwas verwirrt :D


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. September 2014, 06:05 
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Hallo Sempra :)

Mr. Rochechester war nie an Blanche Ingram interessiert. Er wollte von Anfang an nur Jane eifersüchtig machen. Und da er wusste, dass Blanche nicht wirklich ihn selbst sondern nur sein Geld wollte, hatte er keinerlei Gewissensbisse bei seinem Handeln.

Dieses Zitat aus der Szene, die du erwähnt hast, zeigt es doch ganz gut:

"What love have I for Miss Ingram? None: and that you know. What love has she for me? None: as I have taken pains to prove: I caused a rumour to reach her that my fortune was not a third of what was supposed, and after that I presented myself to see the result; it was coldness both from her and her mother. I would not—I could not—marry Miss Ingram. You—you strange, you almost unearthly thing!—I love as my own flesh. You—poor and obscure, and small and plain as you are—I entreat to accept me as a husband."

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Wir waren sprachlos und wir haben seitdem von nichts anderem mehr gesprochen.

Miss Bates / Emma


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. September 2014, 06:51 
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Austenfrischling
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Das ist dann aber doch ganz schön fies Jane so zu veräppeln. Wenn er sie so liebt, wieso quält er sie dann so :(


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. September 2014, 18:57 
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Wohnort: Wo die Messer und Schwerter herkommen
Sempra hat geschrieben:
Das ist dann aber doch ganz schön fies Jane so zu veräppeln. Wenn er sie so liebt, wieso quält er sie dann so :(

Ich befürchte, dass ist sein schräger Sinn für Humor. Er zeigt seine Liebe ja auch meistens auf eine etwas ruppige Art.

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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. September 2014, 18:58 
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Ich denke auch, dass die Tatsache, dass er sagt sie müsse ihre Stelle hinterlassen eher ein Kommunikationsproblem zwischen Jane und Rochester zeigt. Denn als seine Frau müsste sie ihre jetztige Stelle ja verlassen...

(oder könntest du gerade sagen in welchem Kapitel die Stelle ist, die du meinst?)

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Zita-Bekehrerin (direkt/indirekt): Angelika - Kerstin - Aslan - Magdalena - Sachmet - Udo


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 17. September 2014, 20:38 
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Sempra hat geschrieben:
Das ist dann aber doch ganz schön fies Jane so zu veräppeln. Wenn er sie so liebt, wieso quält er sie dann so :(


Das dürfte eine zentrale Frage an den Roman sein. :wink:

Ich verstehe die Stelle auch so, wie Katharina & Fiora sie interpretiert haben. Allerdings glaube ich an kein "Kommunikationsproblem", denn wie soll Jane denn wissen, dass er IHR einen Antrag macht, wenn er - nachdem er demonstrativ mit Blanche herumgeturtelt hat - nur davon spricht, dass er bald heiraten wird und Jane ihre Stellung als Gouvernante aufgeben muss (was üblich war, wenn ein "alleinerziehender" Vater sich wieder verheiratete)? Ein sehr merkwürdiger Heiratsantrag!! Dass Jane ihn akzeptiert ist eine Tatsache für ihn, ohne dass er sie gefragt hat und gleichzeitig führt er sie absichtlich in die Irre. Dagegen ist Mr Collins ja ein Bündel an Respekt. ;D


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Donnerstag 18. September 2014, 07:58 
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Austenfrischling
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Ich danke Euch. Jetzt ist es mir plötzlich total klar geworden.

Er ist extrem unsicher seinen Gefühlen zu vertrauen, weil er damit schon so übel auf die Nase gefallen ist. Also testet er.

Er hat Blanche getestet mit dem Gerücht, er sei gar nicht so reich – und sie ist durchgefallen.

Und jetzt hat er Jane getestet mit der Aussage, sie müsse gehen. Ich vermute mal, dass er mit der Heftigkeit ihrer Gefühle dann doch nicht gerechnet hatte. Denn ich hatte schon das Gefühl, dass der Antrag nicht geplant war, sondern es eher spontan über ihn kam, weil sie ihn in seinen Hoffnungen so bestätigt hatte.

Damit kann ich jetzt jedenfalls leben und bin nicht mehr verwirrt :D


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 29. April 2015, 14:59 
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Austenexperte
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Wohnort: Sachsen
Nachdem es schon sehr viele Jahre her ist, daß ich "Wuthering Heights" gelesen habe und ich auch nicht mehr all zuviel von den Einzelheiten der Handlung wusste, habe ich mir gestern im Auto eine 1 Stunden Hörspieladaptation aus dem Jahre 1939 aus Hollywood angehört. (Sicher angelehnt an die Verfilmung mit Laurence Olivier, die ich nicht gesehen habe.) Angehört habe ich es mir eigentlich mehr wegen Barbara Stanwyck, der ich stundenlang zuhören könnte, wenn es nicht gerade ein Film Noir ist, die haben mich noch nie wirklich begeistert.
Aber was ich eigentlich sagen wollte: in der letzten Zeit habe ich manchmal überlegt, ob ich mich mal wieder an einem Buch der anderen Bronte's versuchen sollte (abseits von Jane Eyre), ich hatte eben auch an Sturmhöhe gedacht, was ja schließlich auch in meinem Bücherregal wohnt. Aber nun habe ich eher keine Lust mehr, mir die Misere von Cathy und Heathcliff und der Anderen nochmal zu Gemüte zu führen.
Irgendwie kann ich mit der Art der Bronte- Schwestern, wie sie mit Leidenschaften umgehen, nicht wirklich was anfangen. Nach spätestens fünf Minuten Frohsinn :wehe: gibt es irgendwas, was die Situation wieder rumreißt. :gnade: Das Leben ist manchmal schon schwierig genug, da muß ich mir nicht noch meine Freizeit verdunkeln.

Musste ich mal loswerden :tongue:

Elanor

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[During the 1960s] I think there was more sex in those old films than in all that thrashing around today. I'm tired of sex scenes.
Claudette Colbert

sadly enough, this is more than true in our times


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 29. April 2015, 15:48 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
Beiträge: 4781
Ich hab letztes Jahr erstmals Anne Brontes "Die Herrin von Wildfell Hall" gelesen, das fand ich überraschend anders (vom Ton her), auch wenns auch da um zumindest eine ungesunde Mann-Frau-Beziehung geht. Das habe ich aber im Vergleich zu v.a. "Sturmhöhe" als vergleichsweise ausgewogen empfunden. Vielleicht wäre das ja noch einen Versuch wert? :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Charlotte, Emily und Anne Bronte
BeitragVerfasst: Mittwoch 18. Mai 2016, 08:18 
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Registriert: Mittwoch 9. April 2008, 15:07
Beiträge: 3093
Es gibt eine offenbar gute Neuübersetzung von Wuthering Heights. Hier wird Bronte als düstere Wiedergängerin von Austen gedeutelt. Ansonsten ist der Artikel aber ganz ok, scheint mir als Laie.


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