Habe mal eine Frage zu Sanditon. Als ich das Romanfragment gelesen habe, hatte ich doch die ersten Seiten Probleme, weil ich es etwas zäh und langatmig fand. Es hat lange gedauert, bis ich mich "eingelesen" hatte und die Charaktere interessant fand. Wie ging's Euch?
Pixie

Ja, der Roman beginnt ganz anders als die anderen, fiel mir auch auf. Sonst ist immer sehr schnell klar, um wen es geht, hier dauert es eine Weile, bis es sich herauskristallisiert, wer die Hauptperson ist/werden wird. Die Perspektive ist nicht eindeutig, vielleicht ist es das, was Du als zäh empfunden hast?!

Man muss aber bedenken, dass diese Kapitel in einem Rutsch geschrieben wurden, nicht überarbeitet oder nach Fertigstellung des Romans nochmal durchstrukturiert und gekürzt, wie die anderen.

Insofern ist da bestimmt viel dabei, was sie später gestrichen hätte oder zusammengefasst.

Ja, mit der Perspektive hast Du absolut recht! Da war sehr viel Vorgeplänkel. Ich wusste nicht, dass JA nicht mehr dazu gekommen war, den Text zu überarbeiten.
Bei anderen Romanen hat sie ja umfangreiche Änderungen vorgenommen. Kann man das heute irgendwie nachvollziehen? Oder sind die Ursprungsfassungen verloren gegangen?
Pixie

Es gibt keine Ursprungsfassungen mehr. Das einzige Beispiel, wo man ein bißchen Einblick in ihre Arbeitsweise bekommt ist das gestrichene Kapitel aus "Persuasion", dass in einigen Ausgaben im Anhang zu finden ist.
Das ist das einzige Beispiel, wo man sieht, wie sie verschiedene Möglichkeiten ausgetestet hat.

Sonst kann man nur spekulieren.

Und: ja, an "Sanditon" hat sie bis kurz vor ihrem Tod geschrieben. Bemerkenswert, denn darin gehts ja in nicht unerheblichem Maß um Hypochonder und "eingebildete Kranke".

Ja, schade, dass SIE nicht eingebildet krank war. Was ist uns durch ihren frühen Tod wahrscheinlich alles entgangen. Ein Jammer!

Habe Sanditon nun endlich auch gelesen Also die vollendete Fassung von Marie Dobbs (oder so ähnlich). Ich fands auch komisch am Anfang, als nur von einem Herrn und einer Dame die Rede war und ich mich die ganze Zeit gefragt habe, ob die beiden nun die Hauptpersonen sind oder ob sie derart unwichtig seien, dass sie nicht namentlich genannt werden... naja, beides richtig... oder falsch, wie mans nimmt.

Habt ihr nur so weit gelesen, wie JA geschrieben hat? Oder den Dobbs-Schluss auch? Wie hat der euch gefallen? [Achtung, nicht weiterlesen, wenn ihr den Schluss nicht kennen wollt] Ich fand ja, dass die "Entführung" von Charlotte durch Sir Edward ein wenig... naja unglaubwürdig erscheint. Einfach ein klein wenig ZU abenteuerlich. Ansonsten war ich eigentlich positiv überrascht. Sonst noch wer?

Ach ja, kann mir jemand sagen, was ein Badekarren ist? Mag peinlich sein, aber ich hab das nicht so ganz kapiert... ist das eine fahrbare Umkleidekabine, die man ins Wasser geschoben hat, so dass man direkt ins Meer konnte, ohne über der Strand laufen zu müssen? So kams nämlich rüber....

Ja genau!!

Die vollendete Version kenne ich nicht, aber was die Entführung betrifft: Angedeutet wird das ja schon, wenn auch auf humoristische Art und Weise, z.B. darin, dass Sir Edward die "falschen" Romanhelden bewundert. Aber warum Charlotte?? Jane Austen's Teil bricht doch da ab, wo sie ihn mit Mss Brereton auf der Bank "erwischt". Wäre doch plausibler gewesen, das weiterzuverfolgen und die beiden durchbrennen zu lassen o.ä.
Naja, ich halte ohnehin nicht viel von diesen Fortführungen, die die ich von den "Watsons" gelesen habe, hat mir gereicht.

Dabei wird die doch so gelobt und die Autorin soll sich so gut wie möglich in die Materie eingearbeitet und an JA's Stil angenähert haben? Ich hab mir deshalb auch Sanditon gekauft und bin schon sehr gespannt. Aber da ich noch Mansfield Park zum Lesen habe, muss Sanditon noch etwas warten. Aber wenn du nicht so davon angetan bist, spricht das in meinen Augen nicht gerade für diese Fortführung. Tja, so hoch steht deine Meinung bei mir im Kurs

_________________

Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Ich glaube, in der "Vanity Fair" Verfilmung von Andrew Davies wird so ein Badekarren in Aktion gezeigt...

Bruki

_________________
"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)

Naja, Du weißt aber auch, dass ich ziemlich pingelig bin, nicht wahr?! Andere stören sich da vielleicht nicht so dran...
Es gibt ja mehrere Fortführungen von den "Watsons", ich weiß leider nicht mehr, welche ich gelesen habe, nur, dass die Ausgabe vom dtv war.
Von "Sanditon" kenne ich keine, wie gesagt.

Ich glaube, da können wir uns so ziemlich die Hand reichen, was pingelig anbelangt. Manche Romanverfilmungen sind für mich zwar nette Filme, aber keine Romanverfilmung, weil sie in meinen Augen den Roman verfälschen oder höchst ungenau wiedergeben. Und nimmt das absolute Überhand, ist der ganze Film für mich gelaufen, auch wenn andere durchaus finden, er sei toll. Kann ich den Roman nicht wiederentdecken, ist für mich alles gelaufen.

_________________

Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Achtung, ich verrate schon wieder was vom Schluss
(Sorry, ich versuche mich zurückzuhalten)

Naja, bei Dobbs wird das schon weiterverfolgt, wenn auch auf eine andere Art und Weise als man erwarten würde. Und dass es Charlotte erwischt, ist ja gerade das, was ich ein wenig kritisiere.


Okay... Jedenfalls kann ich die Vollendung weiter empfehlen, vorausgesetzt Interessierte haben nicht meine Spoiler weitergelesen...
Man merkt richtig, wie Dobbs sich Mühe gegeben hat, wie JA zu schreiben, was ihr grösstenteils ja auch recht gut gelingt. Aber das ist nur meine Meinung

Ach ja, danke Bruki =) Der Film steht shcon längers auf meiner Liste

Es spricht jedenfall sehr für die Autorin, dass es ihr gelungen ist, den Stil von JA zu treffen. Das zeigt mir, dass sie sich wirklich damit auseinandergesetzt hat und es ihr gelungen ist, sich in JA's Stil anzugleichen.

_________________

Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Also ich bin jetzt so etwa in der Mitte des Buches angelangt und wollte fragen wo denn nun JAs Teil aufhört, vielleicht bin ich ja schon drüber ohne es zu merken O___o
Also bis jetzt gefällt mir der Roman sehr gut und Sidney und Charlotte würden meiner Meinung nach ein tolles Paar abgeben
Charlotte selbst ist mir auch sehr sympathisch =)

_________________
Wer anfängt etwas zu sein hat aufgehört etwas zu werden.

Jane Austen hat zwölf Kapitel geschrieben.

Also in meiner Ausgabe steht, dass sie 10 einhalb Kapitel geschrieben hat. Der letzte Austen-Satz sei

Also etwa in der Mitte des 11ten Kapitels. Sorry [schild=11 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=87959978nx19033]*klugscheiss*[/schild] aber ich find das halt wichtig. Oder aber es kann natürlich auch sein, dass das aus meiner Ausgabe nicht stimmt.... hm.

_________________
Diesen Beitrag widme ich Geralt

Scheinbar wurde die Nummerierung für die Fortsetzung geändert?! Denn meine Ausgabe der unvollendeten Werke hat definitiv 12 Kapitel für "Sanditon". Der letzte Satz stimmt aber überein.

*edit: Ich seh grad, dass ich "Sanditon" zweimal hab. Einmal in der Oxford Illustrated Edition (Nachdruck der ersten Veröffentlichung des Gesamtwerks durch R.W. Chapman) und einmal in einem Sammelband von Everyman's Library. Beide haben jeweils zwölf Kapitel für "Sanditon" Darauf würd ich mich jetzt einfach mal verlassen... ?! *auchklugscheiß* *

Oh. Dann verdrück ich mich mal heimlich und leise aus diesem Thread

_________________
Diesen Beitrag widme ich Geralt

Hab den Übergang gar nicht gemerkt also ein Kompliment an Frau Dobbs

_________________
Wer anfängt etwas zu sein hat aufgehört etwas zu werden.

Wann ist Sanditon denn anzusiedeln? Ich dachte immer, Persuasion wäre ihr letzter Roman? Aber da Sanditon nicht vollendet wurde, nehme ich mal an, dass das ihr letzter begonnener Roman gewesen ist?

_________________

Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Ja, sie hat bis vor zwei Monate vor ihrem Tod daran geschrieben, also zu einer Zeit in der sie sehr krank war. Das muss man sich beim Lesen vor Agen halten, finde ich, den schließlich besteht ein Großteil der Komik in dem Verhalten von Hypochondern....

Respekt! Da können sich so einige heutzutage eine ordentlich Scheibe abschneiden. Jetztz bin ich richtig gespannt, Sanditon zu lesen. Fehlen da eigentlich viele Kapitel von JA selbst geschrieben? Und gab es noch Aufzeichnungen, an die sich Marie Dobbs (?) halten konnte oder hat sie sich in den Roman eingefühlt und ihren Schluss geschrieben?

_________________

Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Die geschrieben Kapitel stellen ungefähr ein Sechstel des geplanten Gesamtumfangs dar. (Es hat wahrscheinlich ein Buch vom Umfang von MP werden sollen.) Es bricht da ab, wo sich die Handlung zu entwickeln beginnt. Es gibt schon Ansätze, die man weiterentwickeln kann und sowieso ist ja bei JA meistens in den ersten Kapiteln schon klar, wer wen kriegt. Insofern musste man da wahrscheinlich nicht mehr soooviel spekulieren, obwohl die Fortsetzung allein des Umfangs wegen mehr als nur der "Schluss" ist, denke ich.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass jemand das so gekonnt zu Ende bringt, wie es gedacht war (also qualitativ). Ich habe zwei Vollendungen von den "Watsons" gelesen und die waren beide fürchterlich. Meiner Meinung nach.

Das ist auch meine Befürchtung dabei, aber die Sanditon Ausgabe wurde in den Kritiken die ich gelesen habe so gelobt, dass ich sie mir jetzt doch bestellt habe.

_________________

Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger

Ja! (Ja, ich hab mich wieder eingeschlichen...) Also: Ja! Sanditon ist super zu Ende gebracht worden! Klar an ein paar wenigen Stellen hab ich gedacht na, JA hätte DAS wohl nicht so geschehen lassen... aber im grossen und ganzen muss ich sagen, ich hätte mich mit dem blossen Anfang nicht zufrieden geben können.

Von den schlechten Watson-Fortsetzungen hab ich (hier zB) auch schon gehört. Daher halte ich mich noch zurück, das zu lesen. Naja, irgendwann vielleicht... aber ich glaub auch da kaum, dass ich nur den Austen-Teil lesen und mich dann ohne Vollendung abfinden kann.
Hab ich das richtig verstanden, dass es da verschiedene Enden gibt? Und alle sind schlecht?

_________________
Diesen Beitrag widme ich Geralt

Es ist halt so, dass es von den "Watsons" viel weniger Startmaterial gibt als von "Sanditon". Die Charaktere sind noch nicht so vorgezeichnet, da braucht man viel Eigeninitiative.
Über den geplanten Handlungsverlauf ist einiges bekannt (durch Cassandra), und die Fertigstellungen, die ich gelesen habe, haben sich auch weitestgehend daran gehalten - aber das ist ja auch nicht alles worauf es ankommt.

Dazu kommt, dass meiner Meinung nach in dem erhaltenen Fragment viel steht, was JA später bestimmt gekürzt oder gestrichen hätte, mir zumindest kommt es im Ganzen ziemlich untypisch für sie vor. Es liest sich sehr holprig und seltsam im Vergleich zu den anderen Romananfängen.

"Sanditon" fängt da sehr viel vielversprechender an und ist vielleicht deshalb einfacher fortzuführen?!

Also ich fand "Sanditon" holpriger. Ich kam da gar nicht in die Gänge mit dem Lesen, was bei "Die Watsons" kein Problem war.

_________________
Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!
Albert Einstein

Puhh, ich habe lange mit mir gerungen, aber ich werde "Sanditon" erstmal zur Seite legen.....-ich komme eben auch einfach nicht in die Gänge!
Ich finde es im Gegensatz zu den "Watsons" die ich gerne und zügig gelesen habe, regelrecht anstrengend !
Aber gut, ich habe direkt davor "Stolz und Vorurteil" gelesen - das war vielleicht nun auch nicht so sonderlich klug.....

Hast Du's mittlerweile schon gelesen, Tina? Ich hab grade angefangen und kann das mit dem Holperstart nur bestätigen, aber es schreckt mich nicht ab .

Interessant finde ich mal wieder, wie viele die fertiggestellte Version gar nicht erst lesen und mich würde interessieren, wie die Meinung zu dem Buch wäre, wenn niemand wüsste, dass es nicht von JA selbst beendet wurde...

_________________
Viele Grüße
Bezzy

ihr fandet den anfang echt schleifend??? ich mußte laut lachen und fand zumindest den ersten absatz mal wieder komplett typisch austen. von wegen der umkippenden kutsche (in diesem sinne kann ich die aussage "Holperstart" unterstützen) und so